Nun haben die Planungen für den Gleisdreieck Park auch die Quartiere Tiergarten-Süd und Schöneberg Nord an der Potsdamer Straße erreicht. Während auf dem Kreuzberg zugewandten Teil bereits gebaut wird, hat im November die Bürgerbeteiligung für die westliche Parkseite begonnen.
Viel Andrang war beim Termin im November, an dem VertreterInnen des Planungsbüros Loidl ihre Planungen vorstellten. Doch die Aussicht auf eine große zentrale Wiese (die Schöneberger Wiesen), Spielflächen, Spielplatz, „Marktplatz“ für verschiedene Nutzungen, Beachvolleyballfelder und Open-Air-Kino am Tunnelmund stellten die AnwohnerInnen nicht zufrieden.
Teilweise sehr emotional und laut diskutierten die Pflanzen-, Hunde- und Kinderliebhaber an diesem Abend. Etwas dezenter und per schriftlicher Stellungnahmen meldeten sich der Quartiersrat Magdeburger Platz (Stellungnahme) und die IG-Potsdamer Straße zu Wort.
Aus der Veranstaltung und den Stellungnahmen lassen sich zu diesem Zeitpunkt folgende Forderungen zusammen fassen:
Die Artenvielfalt ist prächtig und soll unbedingt erhalten bleiben
Es muss einen Hundeauslaufplatz geben
Für RadfahrerInnen ist ein komfortables Wegenetz zu schaffen
Auch die Senioren möchten den Park nutzen
Ganz zu schweigen von den Kindern
und die auf sie aufpassenden Eltern
Einige Fragen konnten von den PlanerInnen an dem Abend gar nicht überzeugend beantwortet werden. So ist die vorgesehene Bebauung an der Flottwellstraße noch völlig ungeklärt. Die Planungen für neue S-Bahn-Linien (S 21, Stadtbahn) sind mehr als vage.Der Streit über die im Stadtteil fehlenden wettbewerbstauglichen Sportflächen geht weiter. Dabei wären viele der AnwohnerInnen nur zu glücklich, wenn diese auf dem Tempelhofer Feld eingerichtet würden.
Erleichterung gab es für die Kleingartenkolonie POG. Wenn sie sich dem Park-Publikum öffnen, so hieß es, scheint ihr Erhalt gesichert zu sein.
Eine detaillierte Beschreibung der Veranstaltung findet sich in den Artikel Vom 4. Planungsforum zum Gleisdreieck-Park auf dem Landwehrkanal Blog.
Nun heißt es wachsam sein, damit die Wünsche auch wirklich in den Planungen einfließen. Alle, die sich an den weiteren Diskussionen aktiv beteiligen möchten, können dies zwei Mal im Monat tun:
Jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat trifft sich die AG Gleisdreieck im Gemeindesaal Wartenburgstraße 7 in Kreuzberg. Norbert Rheinländer, Anwohnervertreter auch bei den offiziellen Planungstreffen unter Senats- und Bezirksbeteiligung, rief zur Unterstützung auf. So wie die Planung bisher lief ist deutlich, dass die Arbeitsgemeinschaft bei Entscheidungen von offizieller Seite nicht genug mit einbezogen werde.
Wer sich zumindest informieren möchte, findet kontinuierliche Berichte und kritische Stellungnahmen auf dem Gleisdreick Blog.
Wer die Planungen des Planungsbüro Loidl einsehen möchte, kann dies bei Grün Berlin tun.
Der Start für die Umgestaltungsarbeiten ist für Frühjahr 2010 geplant. Bereits im Herbst 2010 soll die Eröffnung gefeiert werden. Da können alle gespannt sein, was dem Gleisdreieck bis dahin blüht.
Gut, dass die Diskussion um den Gleisdreieck-Park nun auch die die westlich an das Bahngelände angrenzenden Stadtteile erreicht hat. Zum Thema Sport, das wohl mit der größten Leidenschaft diskutiert wird, gibt es Neues auf gleisdreieck-blog.de. Siehe:
http://gleisdreieck-blog.de/2009/12/17/kein-fusball-im-gleisdreieck-park/
Auf einen Satz, in dem Bericht vom 29. 11. 09 möchte ich genauer eingehen, weil er ein etwas falsches Bild vermittelt. :
! . . . So ist die vorgesehene Bebauung an der Flottwellstraße noch völlig ungeklärt. Die Planungen für neue S-Bahn-Linien (S 21, Stadtbahn) sind mehr als vage . . . „ heißt es da.
Die Bebauung an der Dennewitz- und Flottwellstraße ist nicht völlig ungeklärt, wie du schreibst. Es gibt einen städtebaulichen Vertrag, den das Land Berlin 2005 mit dem Grundstückseigentümer VIVICO abgeschlossen hat. Darin sind vier Bauflächen festgelegt, unter anderem eine Baufläche, die in dem Vertrag „Flottwellpromenade“ genannt wird, die im Süden an der Kurfürstenstraße beginnt – also da wo das 90-Grad ist – und im Norden am Kanalufer endet. Die GFZ (Geschossflächenzahl) beträgt 3,5. Also 3,5 m² Nutzfläche pro m² Grundfläche. Da ist ein sehr hoher Wert für die bauliche Dichte, im Prinzip könnten damit Hochhäuser gebaut werden. Wie die Bebauung aussehen wird, das ist noch unklar, aber das Baurecht existiert. Ein kleine Unwägbarkeit gibt es noch. Der gültige Flächennutzungsplan sieht hier keine Baufläche, sondern Grün vor. Dieser Widerspruch würde es den Naturschutzverbänden (wenn sie taff genug wären) ermöglichen, gegen die Baufläche vor Gericht zu ziehen. Wahrscheinlich würden sie mit einer solchen Klage, die Bebauung allenfalls verzögern. Das Land Berlin würde dann eben nachträglich den Flächennutzungsplan ändern.
Hier der Link zum städtebaulichen Vertrag von 2005:
http://www.berlin-gleisdreieck.de/grafik2/donwload/Rahmenvertrag060505.pdf
Auch die geplanten Bahnlinien der neuen S-Bahnlinien S21 und der Regionalbahn von Berlin über Steglitz und Zehlendorf nach Potsdam, sind nicht vage. Sie sind offiziell festgestellte Bahntrassen und damit rechtlich verbindlich für jeden, der planerisch mit dem Gelände umgeht. Der Beachvolleyballplatz befindet sich auf diesen geplanten Bahntrassen und hat des halb keinen unbefristeten, sondern einen auf 10 Jahre befristeten Vertrag. Verkehrspolitisch sinnvoll sind sicher beide Bahntrassen. Fraglich ist, wann sie finanziert werden können. Für die S21 sind zahlreiche, sich überkreuzende Brückenbauwerke vorgesehen. Hier ist eventuell noch eine Planänderung vorstellbar, die den Verlauf der Trassen vereinfacht und damit kostengünstiger macht. Für die Regionalbahn nach Potsdam, manchmal auch Stammbahn genannt, ist keine andere Trassenführung mehr vorstellbar, denn es wurden schon Teile dieser Strecke gebaut. Der unterirdische Anschluss an die vorhandene Bahnstrecke, die kurz südlich des U-Bahnhofs Gleisdreieck im Tunnel verschwindet, wurde in den Jahren zwischen 1993 und 1998 gebaut. Diese Bauwerke, die seitdem unterirdisch im Potsdamer Güterbahnhof liegen, sollen mehr als 20 Millionen Euro gekostet haben. In der Potsdamer Presse ist schon mal gefordert worden, das Land Berlin müsse die Summe zurückbezahlen, wenn die Bahnstrecke nicht realisiert wird.