Kiezbündnis rettet Jugendteam

Sie gingen auf die Straße, demonstrierten beim Jugendhilfeausschuss und schrieben Protestbriefe: AnwohnerInnen, QuartiersrätInnen, QuartiersmanagerInnen, Gewerbetreibende und Jugendhilfeträger wollten Entscheidung des Bezirks Berlin-Mitte zur Beendigung der Jugendarbeit nicht akzeptieren.

Dieses breite Bündnis in Tiergarten-Süd hat erfolgreich die Schließung des Jugendteams und Mädchentreffs in der Pohlstraße 11 in Tiergarten Süd verhindert.

Die Situation:
In Tiergarten-Süd leben rund 1.900 Kinder und Jugendliche. Der Kiez ist ein Gebiet mit schwieriger sozialer Struktur. 56% der Menschen haben einen Migrationshintergrund. Seit 10 Jahren ist Tiergarten-Süd Quartiersmanagementgebiet.

Es zwei Träger, die sich in ihren Angeboten für Kinder und Jugendliche ergänzen. Fipp e.V. bietet offene Kinderarbeit in der Kluckstraße 11. Der Stadtteilverein Tiergarten e.V. betreibt Jugendarbeit in der Kluckstraße 11 und Pohlstraße 11. An beiden Orten gibt es Angebote für gemischte Jugendgruppen. In der Pohlstraße gibt es den einzigen Mädchentreff im Gebiet und es findet regelmäßig ein Elterncafé statt.

In den letzten Jahren haben beide Einrichtungen wesentlich zur sozialen Stabilisierung der jungen Generation in Tiergarten Süd beigetragen.

Die drohende Schließung:
Anfang November kam die Hiobsbotschaft, dass die Jungendeinrichtung des Stadtteilvereins Tiergarten geschlossen werden sollten. Die Mittel für Jugendarbeit in Tiergarten Süd sollten um 42% von 142 T€ auf nur 82 T€ gekürzt werden.

Jedem hier war klar, dass dies die langfristig aufgebaute Strukturen zerstören würde. Die Jugendlichen hätten nicht nur weniger Treffpunkte und würden auf die Straße ausweichen müssen, sondern auch weniger Chancen, sich eine erfolgreiche Bildungsbiografie aufzubauen.

Protestbriefe:
Anwohner Josef Lückerath war entsetzt über die Mittelkürzungen:  Aus humanistischer Sicht ist dies eine Missachtung der Rechte der Kinder und Jugendlichen, weil ihnen die Möglichkeiten zur Entwicklung der geistigen Flexibilität, des Sozialverhaltens und der Persönlichkeit genommen wird.

Der Quartiersrat Magdeburger Platz argumentierte:
Es ist zu befürchten, dass bei fehlenden Angeboten der offenen Jugendarbeit in Tiergarten-Süd die Prozesse der sozialen Stabilisierung des Stadtteils schweren Schaden erleiden werden.


Fipp e.V., Stadteilverein, Quartiersmanagement und Zwölf Apostel Gemeinde protestierten in einem gemeinsamen Schreiben:
Eine Reduzierung der Mittel in der Kinder- und Jugendarbeit und damit einhergehende Schließungen von vorhandenen Einrichtungen sind aus unserer Sicht nicht zu verantworten.

Der Vorstand der IG Potsdamer Straße machte sich Sorgen:
Das Mediennetzwerk °mstreet setzt sich dafür ein, dass dieser Kiez als Medienstandort und neues Viertel für Kunst- und Kultur im Gespräch ist und nicht als Problemkiez in die Schlagzeilen gerät. Engagierte und intelligente Jugendarbeit wie sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendteams und des Mädchentreffs leisten, ist ein wichtiger Teil auf dem Weg zu einer anderen Wahrnehmung des Quartiermanagement Gebietes Tiergarten Süd.

Die frohe Botschaft:
Am 3. Dezember fand dann die entscheidende Sitzung des Jugendhilfeausschuss der BVV statt. Aufgrund der Proteste hatte das Jugendamt Änderungen an ihrer Liste der zu fördernden Träger vorgenommen. Der Vorschlag war, dass dem Jugendteam zwar die Mittel gekürzt werden sollten, es aber weiter in der Pohlstraße bestehen bleiben kann. Zunächst für zwei weitere Jahre.

Der Jubel war groß.
„Unsere gute Arbeit hat sich durchgesetzt, deshalb sind wir mit einer Kürzung statt einer Kündigung fröhlich und glücklich vorerst aus dem Wirbel raus,“ bedankte sich Mitarbeiterin Leyla Tuncel vom Jugendteam/Mädchentreff. „Danke euch allen für euer Engagement ihr wart alle Klasse.“

Ein frohes Neues Jahr 2010 kann nun auch für die Jugendlichen in Tiergarten Süd beginnen.

Weitersagen! Danke.
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