1907 – irgendein Tag: ein 6jähriges Mädchen tritt aus dem Haus Nr 45 auf die belebte Potsdamer Straße. Der Verkehr braust an ihr vorbei, die Straße ist die wichtigste Ausfallstraße Berlins nach Süden. Gleich wird auch ihre Mutter herunter kommen. Marlene nutzt die Zeit für einen Kurzbesuch im Geschäft des königlichen Hof-Schlächtermeister Wilhelm Krienelke. Dort fällt immer ein leckeres Berliner Würstchen für sie ab.
Ihre Mutter möchte am Potdamer Platz einkaufen. Sie gehen die Potsdamer Straße entlang, überqueren den Landwehrkanal. Am Filmhaus – Deutsche Kinemathek kommen sie nicht vorbei. Es existiert noch nicht. Und Marlene ahnt noch nicht im Entferntesten, dass sie lange Zeit später als „große Deutsche“ geehrt wird.
2010 – 2. Februar: Große Ehrung von Marlene Dietrich. Viele Schaulustige, Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit und Berlinale Festivaldirektor Dieter Kosslick haben sich auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße 2, gegenüber des Filmhaus – Deutsche Kinemathek versammelt. Symbolisch wird dort zu Ehren deutscher Filmgrößen der „Boulevard der Stars“ eröffnet.
Dieser erste Stern trägt Marlene Dietrichs Namen, ihre Lebensdaten und ihr Autogramm. Durch ein Hologramm sieht man die Künstlerin, im Hintergrund die Potsdamer Straße. Sie selbst würde sie nicht wieder erkennen.
103 Jahren Unterschied. Viel ist passiert. Unter anderem sind alle Hausnummer verändert worden. Aus dem Haus Potsdamer Straße 45 ist die Nummer 116 geworden. Vor einigen Jahren hat der Künstler Rolf Hemmerich, der einige Jahre dort wohnte und noch immer ein Atelier in den U-Bahnbögen Pohlstraße 11 hat, eine Gedenktafel für Marlene Dietrich dort angebracht.
Was ist geblieben?
Die Fleischerei. 1973 übernahm Fleischermeister Otto Staroske das Geschäft, inzwischen wird es von seinem Sohn Jörg geführt. Der Mittagstisch ist legendär und wird immer im voraus auf der Webseite angekündigt. Am Montag, den 15. Februar 2010 gibt es unter anderem Spaghetti Bolognese ( € 4,20) und Schweinerückensteak in Pfefferrahmsauce, mit Kaisergemüse und Salzkartoffeln (€ 5,20).
tja, der Süddeutschen Zeitung gefällt der Boulevard der Stars nicht. Unter der Überschrift „GEGENSCHUSS Hässliche Himbeerfarbigkeit“ heißt es unter anderem:
„Dieses ungefüge Plattenmöbel steift sich an vorderer Seite auf (warum nur?) wie ein Wellenbrecher.“
Der ganze Artikel hier:
http://www.sueddeutsche.de/S5B38m/3230105/GEGENSCHUSS-Haessliche-Himbeerfarbigkeit.html