Homo gleich deutsch, migrantisch gleich homophob? Das kann’s nicht sein.

Am Sonntag hat die amerikanische Philosophin Judith Butler (54), den Zivilcourage-Preis des Berliner CSD e.V. abgelehnt. Judith Butler, die an der European Graduate School und an der University of California, Berkeley lehrt beschäftigt sich schwerpunktmässig mit den Themen Macht, Gender, Sexualität und Identität.

Ihre Ablehnung begründete sie damit, dass auf dem CSD die Interessen von doppelt-diskriminierten – wie zum Beispiel lesbischen oder schwulen Migrantinnen und Migranten – zu wenig beachtet werden. Außerdem kritisierte sie die Tatsache, dass Homophobie und Transphobie routinemäßig zu sehr mit einem migrantischen Umfeld in Verbindung gebracht werden. „In diesem Sinne muss ich mich von der Komplizenschaft mit Rassismus, einschließlich anti-muslimischen Rassismus, distanzieren,“ sagte Judith Butler.

Als mögliche Gewinner eines Preises für Zivilcourage nannte Judith Butler die Organisationen LesMigraS, SUSPECT und ReachOut und GLADT.

Der in der Kluckstraße ansässige Verein GLADT e.V. ist die einzige unabhängige Organisation türkeistämmiger Lesben, Schwuler, Bi- und Transsexueller und Transgender (LSBTT) außerhalb der Türkei. Zur regelmäßigen Arbeit gehört Erstberatungsstelle zu den Themen Coming Out, Familie, Ausländer/innen- und Lebenspartnerschaftsrecht, Sucht, Gesundheit, Gewalt, Diskriminierung an. GLADT e.V. engagiert sich auf unterschiedlichen Ebenen gegen Rassismus, Sexismus, Trans*- und Homophobie sowie andere Formen der Diskriminierung. Vor kurzem hat der Verein Handreichungen veröffentlicht zum Thema: „Sexismus & Homophobie in der Arbeit mit (nicht nur) männlichen Jugendlichen“ .

In einer heute veröffentlichten Erklärung begrüßt GLADT die Entscheidung von Judith Butler. „Ob es um den Einwanderungs- und Integrationsdiskurs in Deutschland geht oder um die Auslandseinsätze der Bundeswehr im Irak oder in Afghanistan: Immer geht es offiziell auch um uns,“ schreibt Tülin Duman, Geschäftsführerin von GLADT. „Als Frauen und queere Menschen sollen wir verteidigt werden gegen die sexistischen und homophoben Muslime und Migrant_innen. Einige feministische und schwule Aktivist_innen sind Teil einer Maschinerie, die die Welt gern in zwei Blöcke teilen würde: Hier die Guten, dort die Bösen.

Unsere Welt lässt sich nicht teilen – so wenig wie sich unsere Erfahrungen teilen lassen in Sexismus/Homophobie oder Rassismus. Von Butlers Rede bei der Abschlusskundgebung des CSD und ihrer Ablehnung des Zivilcourage-Preises geht das wichtige Signal aus, Mehrfachzugehörigkeiten und Mehrfachdiskriminierung in den Fokus zu nehmen. Nur so werden wir wirksame Arbeit leisten können, die in einer globalisierten Welt und in komplexer gewordenen Gesellschaften funktioniert. Homo gleich deutsch, migrantisch gleich homophob lässt sich heute niemandem mehr verkaufen.“

GLADT e.V. ist in der Kluckstraße ansässig, die zum QM-Gebiet Madgeburger Platz gehört. Dort befindet sich neben Jugendeinrichtungen von Fipp e.V. und dem Stadtteilverein Tiergarten e.V. auch KomBi, eine Berliner Bildungseinrichtung zu Diversity, Gender und Sexueller Identität.

Am Tag des CSDs wurde hier an diesem Ort der Familiengarten eröffnet, ein Begegnungsort für Menschen unterschiedlichster Herkunft und Orientierung.

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