Von HU-Gastblogger Steffen Bollmann
Wie, man ist nur wenig entfernt vom glitzernden, uncharmanten, geschäftigen, hektischem und lautem Potsdamer Platz?
Hier, nahe des Freien Museums, jedoch ist es anders; klar hektisch und laut auch, es ist ja schließlich Berlin. Und wie typisch für Berlin, gibt es viel zu entdecken. Nur einen Hauseingang hinein und wieder ist es völlig anders; ruhig plötzlich, grün, düster, verfallen, neue Fassaden neben alten, von denen der Putz blättert, Kita neben Hotel, eine Kirche, Künstlerateliers; je nachdem, welcher Hauseingang gewählt wird.
Ein wenig wie ein Schulausflug ist es, der heute in die Potsdamer Straße führt. Und so folgt man der „Lehrerin“, die zu allen referierten Themen etwas zu wissen scheint. Themen, welche die Teilnehmer der Begehung frei nach Belieben und Interesse wählen konnten, wie etwa Quartiersmanagement, Existenzgründerinnen oder Prostitution an der Potsdamer Straße.
Diese Themen, welche den Nachmittag hier interessant machen, sind so verschieden wie die Teilnehmer: die Geschichte des ehemaligen Sportpalastes, des Hauses Vaterland, Thomas Mann und sein Verleger, Gebärdensprache.
Und so zieht der Trupp durch die Potsdamer Straße, beäugt das ihm bis dahin nicht bekannte und wird beäugt von denen, die hier leben und vielleicht trotzdem vieles von dieser Straße nicht wirklich kennen; sollen doch auch sie einmal mitkommen!
In der Sonne bleibt man stehen und referiert; oder sitzen und lauscht. Langsam kommen Gespräche auf, je nachdem wie das Thema des Anderen interessiert. Interessant auch die Zusammensetzung der Gruppe; der Eine spricht mit einer fürs Vorsprechen gemachten Stimme, andere wirken eher schüchtern. Die Eine wundert sich, warum die Leute so wenig lächeln, andere haben ständig Nachfragen für den Referierenden.
Zwischendurch wird kurz pausiert. Zeit sich das Freie Museum anzuschauen, Fotos zu machen, mit Coke-Deckeln Dame zu spielen, einen Kaffee zu trinken und sich bei einem heftigen Regenschauer auf das Vordach gemütlich im Trockenen zu wissen.
Anschließend geht man weiter die Straße entlang, lernt Neues kennen, unterhält sich, genießt die Sonnenstrahlen und stellt fasziniert fest, dass Berlin so verschieden und immer wieder neu ist, wenn man mit offenen Augen, Ohren und Geist durch diese Stadt geht.