Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Winterkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen”des Career Center der Humboldt Universität.
Portraitiert von Janosch Werzl.
Es ist nicht unbedingt einfach sich morgens um acht in einem Café zu treffen, wenn man sich nie über Namen oder genauen Ort desselben verständigt hat. So kommt es, dass ich eine Weile alleine in meinem Stammcafé sitze, bis ich Irina Tkachenko endlich per digitaler Textnachricht dorthin gelotst habe. Im Gegensatz zu mir scheint sie ausgeschlafen & an frühmorgendliche Termine gewöhnt. „Morgens um die Zeit bin ich meistens arbeiten. Ich fange lieber früh an und habe dafür nachmittags Zeit.“
Sie ist „Bürostudentin“ in einer Anhängselfirma der Charité. Wir stellen uns abwechselnd gegenseitig Fragen; im Gegensatz zu mir braucht sie nicht so lange zu überlegen, um zu antworten. Irina studiert Slawistik und Geschichte. „Im wievielten Semester? Oh nein, das will ich nicht sagen!“
Groß ist sie, in warmen Tönen gekleidet & auch ihr erster Gang ist der, zur Kaffee-Bar, auch wenn sie nicht so aussieht, als hätte sie ihn unbedingt nötig; eine angenehme Erscheinung. „Meine Lieblingsgeschichte, als ich klein war? Der alte Mann mit der Hose. Nein. Der alte Mann mit der karierten Hose hieß es. Da ging es um einen kleinen Jungen, zehn oder elf Jahre alt, der sich in eine Studentin verliebt. Er glaubt, sie muss entführt werden. Deshalb verkleidet er sich als alter Mann mit so einer karierten Hose und einem komischen Jackett und spioniert sie aus.“ Ihre nächste Lektüre wird wahrscheinlich „diese neue Goebbels-Biographie“ sein. „Davon habe ich Auszüge gelesen, die fand ich ganz interessant.“
Ihren Lebensabend möchte sie ganz gerne „irgendwo an einem Meer oder Ozean“ verbringen. Am liebsten in Kombination mit Wärme, Sand und Palmen. „Da wo ich herkomme, ist es zwar warm, aber das Meer ist ungefähr 100 km weit entfernt. Dorthin möchte ich auch nicht zurück. Grundsätzlich nicht.“
Ihren Kaffee hat sie schon ausgetrunken. Ich stürze den Rest von meinem zusammen mit dem verbliebenen Croissant herunter und jeder geht seines Weges, hinaus in den jungen Tag. Ich bin schon wieder spät dran, gehe hastiger. Sie muss auch los, ihre Ruhe scheint allerdings von einem eindeutig besseren Zeitmanagement zu zeugen.