Vom ersten Telefonbuch zum Gewerbehof

Von HU-Gastblogger Nico Januszewski

Claus Clausnitzer betreut den Gewerbehof 66 Bülowbogen seit mittlerweile 26 Jahren. Dabei kam der 59 jährige erst über die Empfehlung eines Bauarbeiters an den Verwal-terposten, der ihn bis heute jeden Tag zu einen viel beschäftigten Mann macht.

Aber zunächst zur Geschichte. Der Gewerbehof war lange Zeit Sitz der Druckerei Pass&Gerleb, genauer gesagt von 1886 bis 1943. Hier wurden nicht nur die ersten Telefonbücher Deutschlands gedruckt sondern ab 1922, bedingt durch die steigende Inflation, auch Geld. Zerstört durch die Nationalsozialisten, die die Druckmaschinen einfach auf den Hof warfen und durch die Bombardements der Alliierten wurden die Höfe am Bülowbogen, oder das was von ihnen übrig war, lange nur als Lager genutzt. Erstaunlicherweise gingen nur rund 80-100 Quadratmeter komplett verloren. Ein Zwischenlager war durch Bomben beinahe komplett zerstört worden, andere Teile der Gebäude waren teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Fenster fehlten, Heizungen waren nicht mehr funktionsfähig. Erst langsam begann der Wiederaufbau.

Gewerbehof Bülowbogen 66

Gewerbehof Bülowbogen 6

Betritt man heute den Gewerbehof so lässt sich die Zerstörung nicht mehr erahnen. Der fehlende Zwischentrakt wurde wieder aufgebaut, wenn auch behutsam, Stück für Stück. „Wir versuchen Nutzungskonzepte gemeinsam mit den Mietern zu entwickeln“, so Clausnitzer. Und so verwundert es auch nicht, dass viele Gewerbe schon lange ansässig sind, einige bereits seit 1989. „Seit 1993 haben wir den Fokus auf die Kreativwirtschaft gelegt“, so Clausnitzer. Unterstützt wird sein Bestreben unter anderem durch das Mediennetzmerk mstreet, welches über 400 Unternehmen und Medienschaffende rund um die Potsdamer Strasse vernetzt.

Es überrascht nicht, dass der gesamte Bülowbogen 66 langfristig vermietet ist. Einige Firmen haben über 1000 Quadratmeter der über 10.000 zu Verfügung stehenden Nutzfläche angemietet, einige haben kleine Flächen angemietet. Alles Teil des flexiblen Nutzungskonzeptes. „Wir haben ein gutes Verhältnis mit unseren Mietern“, dies sei ihm persönlich ein wichtiges Anliegen, so Clausnitzer. Auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten war die Nachfrage ungebrochen, häufig muss Clausnitzer Anfragen ablehnen, oder die Interessenten auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten. Es könnte nicht besser laufen.

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