Blick über den Tellerrand

Von HU-Gastblogger Lea Drasdo

Es muss eindrucksvoll aussehen, wenn schrill geschminkte Nonnen des Aids-Präventions-Ordens der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz zusammen mit Franziskanerinnen und Kirchenfernen die Zuschauenden der Zwölf Apostel-Kirche im Rahmen des Schwul-Lesbischen Stadtfestes mit einer Andacht beglücken.

Rogate Initiative: Angesiedelt an die Zwölf-Apostel-Kirche

Dass solch ein bunter Mix überhaupt möglich ist, verdankt die Gemeinde vor allem der Rogate Initiative. Der 2009 gegründete ökumenische Verein möchte nach eigenen Angaben vor allem: Bewegung bringen in die ökumenische Andachtsarbeit der Hauptstadt,  für soziale Projekte im Schöneberger Kiez sorgen, gegen Hassgewalt wie Homophobie eintreten und übergemeindlich-überkonfessionell nachhaltig mit Katholiken und Protestanten sowie kirchenfernen Menschen zusammenarbeiten.

Edmund Mangelsdorf, erster Vorsitzender der 16-Personen starken Rogate Initiative, beschreibt: „Ich wünsche mir, dass Menschen zu uns kommen, mit uns arbeiten und in aller Freiheit ihren Glauben leben können.“

Zusätzlich setzt sich die Rogate Initiative für Gewaltprävention ein und versucht in Schönebergs sozialem Brennpunkt durch gemeinnützige Arbeit den ansässigen Menschen Hilfestellungen zu geben.

Angefangen hat alles mit Bruder Franziskus, der  als Liturg mit neuen Ideen die  Zwölf-Apostel-Gemeinde in Berlin Schöneberg fesselte. „In der evangelischen Kirche, die ja oftmals in alten Strukturen verharrt, ließ Bruder Franziskus uns durch seine Impulse aufhorchen“, erzählt Edmund Mangelsdorf: „Bruder Franziskus steckte voller Ideen und wollte als erstes Andachten in Verbindung mit dem Kirchenmusiker liturgisch feierlicher gestalten und die Bibel im Gottesdienst auch in anderen Sprachen zu Gehör bringen lassen. Dies hat vielen Menschen gut gefallen und so beschlossen wir zur Fortführung der Arbeit die Rogate Initiative zu gründen.“

Angefangen mit der Andachtsarbeit verfolgt die ehrenamtliche Rogate-Initiative, die an der Zwölf-Apostel-Kirche beherbergt ist, aber auch politische und soziale Ziele. Neben Andachten zum Motzstraßenfest und Kundgebungen bei Gewalt gegen Homosexuelle unterstützt Rogate die seit zwanzig Jahren existente Mittwochsinitiative, die Drogenprophylaxe und Aids-Prävention sowie Gespräche mit Prostituierten und Drogenabhängigen anbietet.

Schwestern der Perpetuellen Indulgenz

Durch überkonfessionelle Arbeit entstehen jedoch auch Differenzen. So gab es zum Beispiel protestantische Hardliner, die mit der neuen Form des Gottesdienstes Probleme hatten. Mangelsdorf erklärt dazu: „Man muss das, was wir tun, ja nicht mögen, aber man muss dann auch nicht dagegen agieren und kann unsere Arbeit als buntes Spektrum auch einfach zulassen.“

Für die Zukunft der Rogate Initiative hofft Edmund Mangelsdorf auf mehr Sponsoren, die Projekte wie die zusätzlich geplante Essensausgabe in Zusammenarbeit mit der Berliner Tafel unterstützen.

Außerdem hat Bruder Franziskus das Rogate Kloster St. Michael gegründet, das für alle Konfessionen in Deutschlands Hauptstadt offen sein soll.

Edmund Mangelsdorf wünscht sich, dass die Menschen merken, dass es bei Rogate noch mehr gibt, als in manchen Kirchen angeboten wird: „Es ist uns besonders wichtig, dass die Menschen erkennen, dass  man auch, wenn man aufgrund von vielleicht verständlichen Vorbehalten keiner Kirche angehören will, den Glauben nicht generell aufgeben sollte.“

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