Die Handwerker mit Engagement für den Kiez

Von HU-Gastbloggerin Antonia Losch

Seit 2006 gibt es die Kiezhandwerker in Tiergarten Süd. „Zuerst wollten wir einfach ein Nachmittagsangebot für Jugendliche anbieten. Eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung – das war die ursprüngliche Idee,“ sagt Marco Limberg. Angeboten wurden handwerkliche Tätigkeiten. Nach erfolgreicher Mitarbeit erhielten die Jugendlichen eine Belohnung. Das Projekt sprach sich schnell rum, Jugendliche kamen und einige wollten ihre durch richterliche Weisung auferlegte Freizeitarbeit ableisten.

Dank einer Umstrukturierung und der Zusammenarbeit mit der Jugendgerichtshilfe ist dies seit 2007 möglich. Das Ableisten der Freizeitarbeit in Form von begleiteter handwerklicher Tätigkeit ist die Basis des sozialpädagogischen Projektes. „Die Jugendlichen haben Murks gemacht und können nun der Gesellschaft etwas zurückgeben,“ ist Marco Limberg überzeugt. Es werden Bänke erneuert (z.B. die Bank Pohlstr/Ecke Körnerstr), Räume saniert, Grünflächen gepflegt, der Familiengarten wird umgestaltet und zerstörte Dinge der Allgemeinheit wieder erneuert. „Die Jugendlichen lernen, was es bedeutet, etwas mit den eigenen Händen zu machen,“ fügt er hinzu.

Die jugendlichen Kiezhandwerker sind im Schnitt zwischen 16 und 18 Jahre alt, doch das Spektrum reicht von 14 bis 23 Jahren. Durch ihre Mitarbeit erhalten sie einen Einblick in verschiedene handwerkliche Tätigkeiten. Dies ist mitunter auch eine Inspiration für die eigene Berufswahl. Angeboten werden die Bereiche Holz, Metall, Garten- und Landschaftsbau und Malerei. „Wenn die Jugendliche 10 Termine á 4-6 Stunden mitmachen, sind sie quasi schon sowas wie „Minihandwerker“.“, so Michael Fleich, der Chef des Vereins KIDZ e.V. unter dessen Trägerschaft das Projekt läuft.  

Im Kiez sind die Handwerker bereits bekannt, neue Aufträge und Anfragen bekommen sie ständig. Die Projekte sind stets gemeinnütziger Natur, denn der Kiez und die Gemeinschaft sollen etwas davon haben. Momentan wird das Elterncafé der Allegro-Grundschule gemalert. Im Familiengarten wurde eine Wand gebaut und der Lehmofen repariert. Weitere Aufträge sind schon auf der Warteliste. Die Materialkosten für den jeweiligen Auftrag trägt das Projekt zum Großteil selbst.

Nachdem das Projekt in Tiergarten Süd so gut angekommen ist, wurden weitere Stationen aufgebaut. André Schmidt, der zusammen mit Romy Henkelmann für das Organisatorische zuständig ist, erklärt mir: „Wir haben momentan drei Standorte. Hier im Tiergarten Süd, im Wedding am Nauener Platz im Haus der Jugend und am Gesundbrunnen bzw. an der Voltastr im Jugendzentrum Olof Palme. In letzterem werden momentan Gartenmöbel geschliffen und lackiert. Danach wurden wir schon von einem Theaterprojekt des Hauses für den Kulissenbau angefragt.“ Die Freizeitarbeit findet an 3 Tagen der Woche statt.

Im Hintergrund des Projekts steht eine Menge Organisation und Pädagogik. Die Jugendlichen werden durchgehend begleitet. Dies ist eine Besonderheit des Projektes. Verbindlichkeiten, Gespräche und das Austragen von Konflikten ist den drei Pädagogen André Schmidt, Marco Limberg und Romy Henkelmann sehr wichtig. „Das Projekt ist sehr bekannt, viele kennen es und eine Menge Jugendlicher fragen danach. Es funktioniert einfach“, so Marco Limberg. „Wir haben auch trotz mancher Reibereien bisher nur gute Abschiede gehabt. Die Jugendlichen grüßen uns auf der Straße und kommen auch ab und zu mal wieder vorbei.“ Wer einfach mal so eine Runde mithandwerkern möchte, ist herzlich willkommen.

Die Gelder für das Projekt im Tiergarten Süd fließen momentan direkt aus Brüssel, doch die Finanzierung läuft im Juni aus. Wie es weitergeht ist noch unklar. „Als Träger sind wir ständig auf der Suche nach einer langfristigen Finanzierungsmöglichkeit.“, erklärt mir Michael Fleich.

Die Kiezhandwerker sind nur eins der Projekte von KIDZ e.V.. Unter anderem bietet der Verein Familienhilfen im Bedarfsfall an. „Früher war das schwer zu erklären, was wir machen,“ sagt Michael Fleich. „Heute kennt jeder die Supernanny.“ Obwohl alle Eltern immer das beste für ihre Kinder wollen, ist manches Mal eine zusätzliche Hilfe nötig. Diese wird von den 14 Sozialpädagogen bei KIDZ e.V. angeboten.

In der Kurfürstenstraße gibt es darüber hinaus noch ein Gruppenangebot für Grundschüler. Die Verbindlichkeit einer festen Gruppe bildet den Rahmen, um den Kindern soziales Gruppenverhalten beizubringen.

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