von HU-Gastbloggerin Carina
Meine ersten Eindrücke von der Kurfürstenstraße waren zunächst virtueller Art. Mit der modernen Technik ist alles möglich. In Sekundenschnelle kann man sich online an einen Ort begeben, denn google maps eröffnet neue Horizonte. So öffnete ich ein neues Fenster und suchte nach den Begriffen Kurfürstenstraße und Berlin. Eine Übersichtskarte der Umgebung war zu sehen und verschaffte mir einen groben Eindruck. Nach dem Aktivieren der streetview – Option begann mein digitaler Spaziergang entlang der Kurfürstenstraße.
Plötzlich befand ich mich in einer Wohn-gegend und lief virtuell über das Kopfstein-pflaster bis zur Ecke Potsdamer Straße. Dort werden die weichen Steine der Straße von glatten asphaltierten Flächen verdrängt. Das Straßenbild wird lebendiger und Auf-nahmen von Geschäften wie Woolworth, einem Erotikkaufhaus oder einem türkischen Supermarkt sind zu sehen.
Nach diesen eher oberflächlichen Impressionen wollte ich mich von der Realität überzeugen und fuhr mit der U1 in Richtung Kurfürstenstraße. Kaum angekommen, erkannte ich schon die Geschäfte und Straßenzüge wieder. Ein wenig enttäuscht darüber, wie gut man sich online schon vorinformieren kann, begann ich mich umzuschauen. Auf den ersten Blick erscheint alles gleich. Doch ein zweiter Blick lohnt sich, oder besser ein dritter! Denn die ursprünglichen Hinterhöfe und interessanten Ecken kann man nicht mit der Kamera erfassen. Diese sind nur für diejenigen zugänglich, die sie auch entdecken wollen. So finden Kunst- und Kulturbegeisterte in den Hinterhöfen der Kurfürstenstraße 12 und 13 die Ausstellungsräume der Galeristin Giti Nourbakhsch. Außerdem ließ sich dort die Galerie Sommer&Kohl in einer ehemaligen Bettfedermanufaktur nieder.
Sucht man weiter, entpuppen sich auch die grauen Fassaden zu bunten Schmetterlingen, denn beeindruckende Galerien und Kunstoasen verstecken sich in Kellergewölben oder in den höheren Etagen der Wohnhäuser.
In den Räumen der Tanya Leighton Galerie, Reception, Galerie Listros oder des angesagten, alternativen OFF-SPACE U37 präsentieren renommierte, internationale und nationale Künstler ihre Werke zeitgenössischer Kunst. Hier treffen die verschiedensten Stile von Malerei, Skulptur und Fotografie, bis hin zur Illustration und Installation aufeinander.
Warum die Kunstszene sich immer mehr in diese Richtung bewegt, lässt sich nur erahnen. Kunst sucht das Unfertige, Kontroverse und Skurrile. Da bleibt nur zu hoffen, dass dieser künstlerischen Wandel und der daraus entstehende Austausch auf interkultureller Ebene, früher oder später auch das Rotlicht- Milieu verdrängt.
mmm…entpuppen sich auch die grauen Fassaden zu bunten Schmetterlingen…das gefällt mir. sehr.