Wie im Wunderland

Dieser Artikel entstand im Rahmen des Sommerkurses 2012 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen”des Career Center der Humboldt Universität

Hat man bei ihrer Berufsbezeichnung doch unweigerlich den ausgefallen verkleideten Johnny Depp mit großem lila Hut vor Augen, hat Fiona Bennett sonst doch recht wenig mit dem verrückten Hutmacher aus Alice im Wunderland zu tun. Obwohl ihr kleiner Laden samt Showroom in der Potsdamer Straße für so manche Dame und manchen Herr doch das ein oder andere von einem Wunderladen zu haben scheint.

Fallen in dem beinahe erdrückenden Weiß, das Boden, Türen, Wände und Vorhänge ziert, die  eigentlichen Stars gar nicht auf. Die mal mehr, mal weniger bunten Hüte, Kopfbedeckungen und Mützen ziehen jedoch, sobald sie erst einmal entdeckt worden sind, die Blicke immer wieder auf sich.

© Fiona Bennett

Ihre Kindheit in Brighton und ihr Jugend und ihr Heranwachsen in Berlin seien auf künstlerische Art in ihre Arbeiten mit eingeflossen. Nachdem sie bis 2009 einen Laden in den Hackeschen Höfen betrieb, zog es sie jedoch recht schnell in ein ganz anderes Gebiet, weg vom Klientel der Fastfood essenden Jeanshosen- und Turnschuhträger, hin zur aufstrebenden Kulturszene rund um die Potsdamer Straße. Vor allem die vielen Galerien machen den Kiez der Potsdamer Straße für Fiona Bennett zu einem interssanten Ort.

Und auch wenn es ein wenig verstörend erscheint, dass neben einem Laden mit bis zu 3000 Euro teuren Hüten nur einen Steinwurf entfernt die Prostituierten ihr Geld auf dem Straßenstrich verdienen, passt sich der Laden von Fiona Bennett nahtlos in das Gesamtbild der Umgebung.

So fungiert ihr Laden in seiner neuen Behausung jedoch nicht nur als Anziehungspunkt für die deutsche oder auch internationale Prominenz. Schon die Köpfe von Anna Loos, Beth Ditto, Vivienne Westwood, Eva Padberg, Brad Pitt und sogar Renate Künast schmückten Fiona Bennetts Kreationen. Sondern auch der ein oder andere Tourist steckt schon mal seinen Kopf zu Ladentür herein. Oder aber er beobachtet das handwerkliche Treiben im extra dafür eingerichteten Showroom direkt von dem Fußgängerweg aus.

Etwas zu sehen gibt es bei Fiona Bennett immer. Ob es nun „der Vogel“ – ein monströses Kunstwerk hutmacherischer Kunstfertigkeit – oder einer ihrer zeitlosen Klassiker ist, so manche Kreation würde sogar für die Hüte liebende Queen ein Wagnis darstellen. Doch nicht nur einem bestimmten Personengruppe soll das Tragen von Hüten vorbehalten bleiben, Fiona Bennett möchte es wieder en vogue werden lassen. Es gehört zwar eine gehörige Portion Mut dazu, doch jede Frau und jeder Mann kann einen Hut tragen. So etwas wie den „Vogel“ würde sie aber auch einem Hutanfänger nicht zumuten wollen.

Obwohl man meinen könnte, Fiona Bennett wäre in einer der größeren Modemetropolen wie London oder Paris besser aufgehoben, scheint es ihr in Berlin dennoch zu gefallen. Und so trägt sie auch dazu bei, der Potsdamer Straße ihr buntes Antlitz voller Leben und Widersprüche zu verschaffen. Und nicht nur das: Fiona Bennett hält ein aussterbendes Handwerk in einer eindrucksvoll Weise am Leben, das auf den ersten Blick recht wenig und dann doch so manche Parallele zum verrückten Hutmacher aufzuweisen scheint.

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