Geschrieben von Gastbloggerin Christina Hirsch
Ebe Ano bedeutet „wo es passiert“. Doch was passiert hier genau? Valentin Nnamani, der Koch des Hauses, kennt die Antwort. Die Leute kommen zusammen, entspannen sich, genießen das Essen, reden und fühlen ein Stück zu Hause, weit weg von zu Hause.
Er und seine Partnerin Antonella haben sich mitten im Kiez, in der Pohlstraße Ecke Potsdamer Straße, ein kleines nigerianisches Paradies aufgebaut. Von außen unscheinbar, nur ein paar Tische und Stühle machen auf das Restaurant aufmerksam. Doch sobald ich die Tür durchschreite, befinde ich mich in einer anderen Welt, einem liebevoll gestalteten Ort, geschmückt mit traditioneller und moderner afrikanischer Kunst, Figuren, Trommeln und Bildern.
Ein veganes Abenteuer mit Happy End
Die anderen Gäste grüßen freundlich und ich nehme Platz an einem der dunklen, schweren Tische. Sogleich begrüßt mich Antonella, die freundliche, gleichzeitig resolute Italienerin. Vorsichtig beginne ich das, was ich mein „übliches Prozedere“ nenne.
Ich bin ein etwas schwieriger Gast. Ich esse nur vegan. Dieser Satz bringt viele in Verlegenheit, oft auch in Ratlosigkeit. Nicht so bei Antonella. Das ist gar kein Problem! Sie können sich aussuchen, ob Sie unsere Speisen vegan, mit Fisch oder mit Fleisch haben wollen. Milchprodukte wie Butter und Sahne, Eier sowie Brot kommen in der nigerianischen Küche nicht vor, erfahre ich später.
Hier bin ich in guten Händen! Entspannt lehne ich mich zurück und freue mich auf die Bestellung. Yam mit Spinat und Bohnen, dazu Kochbananen. Eine Riesenportion, die selbst kräftige Männer sättigen soll. Das freut mich, als Veganerin bin ich mit Riesenappetit ausgestattet.
Nigerian Soul food
Später bekomme ich auch die Möglichkeit, mit Valentin, dem Chefkoch des Hauses zu reden. Er ist sehr höflich und humorvoll. Gleichzeitig ist es so, als ob ich einen stillen Vulkan interviewe. Valentins bewegtes Leben hat ihn geprägt. Ein hart arbeitender Mensch, von seinen Gästen ständig gefragt, von Sonntag bis Sonntag.
Was bedeutet „Soul food“ für ihn? Es ist Essen, wie ich es aus Nigeria kenne. Kein Fertigessen, wir bereiten es traditionell zu. Und Antonella ergänzt: Nigerianische Hausmannskost. Essen, wie zu Hause. Passend dazu der Slogan des Restaurants: Home, far away from home.
Die Welt zu Hause im Ebe Ano
Doch wer glaubt, im Ebe Ano treffe sich allein die nigerianische Community, irrt. Hier gehen Menschen aus ganz Afrika ein und aus. Auch die Europäer mischen sich darunter, von überall, sogar aus Norwegen und Finnland. Nicht verwunderlich, dass auch Botschaftsbeamte hier speisen, um sich an ihre Heimat zu erinnern oder Nigeria neu kennen zu lernen.
Doch wie ist es nun um die Nigerianische Küche bestellt? Ich persönlich bin positiv überrascht, vor allem die relativ große vegane Auswahl macht mich neugierig. In Nigeria versuchen wir, alles, was das Haus zu bieten hat, in einer Mahlzeit zu servieren, erklärt Valentin. Reis, Yam oder Kochbananen, Gemüse, Fleisch oder Fisch wird gleichzeitig auf den Tisch gebracht.
Wie in den meisten Kulturen auch, hat die Verwendung von Fleisch vor allem mit dem Status einer Familie zu tun. Wer sich etwas leisten kann, zeigt dies auch seinen Gästen. Doch wir haben uns an die Wünsche der deutschen und europäischen Gäste angepasst. Wer möchte, kann die Gerichte vegan bekommen.
„Nollywood“ – Soul food der anderen Art
Beim Thema „Sould food“ geht es natürlich auch darum, die Seele der Gäste zu verköstigen. Kochen mit Herz, die Leidenschaft von Valentin und Antonella für ihr Restaurant bleibt nicht verborgen. Die Gäste können es schmecken.
Wem das an Emotionalität noch nicht ausreicht, kann sich die Höhen und Tiefen des Lebens im großen Flachbildschirm anschauen. Hier laufen oft nigerianische Filmproduktionen aus „Nollywood“, wie die Videofilmindustrie rund um die Hauptstadt Lagos auch genannt wird. Mit Geschichten aus dem Leben, die an Seifenopern erinnern, treffen sie den Geschmack des nigerianischen Publikums und führen seit Jahren zu einem Boom.
Schließlich bleibt noch der Hinweis auf ein internationales Sprichwort: Du bist, was du isst. Auch in Nigeria ist es weit verbreitet. Schau mich an. Wenn ich dir sagen würde, wie alt ich bin, würdest du mir nicht glauben. Das hat mit dem Essen zu tun, lässt Valentin durchblicken. Das glaube ich gerne und genieße eine Portion junges Gemüse zum Nollywood-Showdown.
http://www.youtube.com/watch?v=AXwwA_qsPcs