Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Winterkurses „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Center der Humboldt Universität.
Januar 1989, Ost-Berlin: Henrik wird geboren. Lange bevor sein Bewusstsein einsetzt, ist die Mauer gefallen. Familienhintergrund: Eltern in der ostdeutschen Punkbewegung aktiv, Onkel DJ auf einer der ersten Loveparades. „Die Musik liegt mir im Blut“, sagt Henrik. Er hat sich also kurzerhand selbst beigebracht, Musik so zu mixen, dass sie die von ihm präferierten Merkmale erhält: nur ein paar Regler adaptieren, und schon verwandelt sich jeder Titel in herrlichsten Britpop! So einfach ist das.
In anderen Lebensbereichen handelt Henrik ähnlich pragmatisch. „Eine Tür geht zu, eine andere auf!“, so läuft das bei ihm. Als seine Agentur ihm das Angebot unterbreitet, in Italien an seiner Modelkarriere zu arbeiten, hatte er soeben Absagen für seinen Studienplatz erhalten. Also auf nach Mailand, um dort über den Catwalk zu stolzieren. Er lebte für ein Jahr in einer Model-WG, glamourös war das kein bisschen, resümiert er. Anschließend nach Shanghai, um dort zu modeln, das wollte er nicht, und lehnte das Angebot ab. Lieber wieder zurück nach Berlin! Henrik klagte sich in seinen Studienplatz ein, und begann Biologie in seiner Heimatstadt zu studieren. „Weil ich darin in der Schule am besten war!“, begründet er die Entscheidung. Chemie als Nebenfach, „das hasste ich ja!“, sagt er lachend. Aber bestanden hat er am Ende dann doch alle Prüfungen.
Nun widmet er sich seinem Lieblingszweig der Biologie, der Paläobiologie, in der man sich mit der biologischen Erforschung ausgestorbener Lebewesen befasst. Diese Disziplin entpuppte sich, nachdem Henrik seine anfängliche Skepsis überwunden hatte, als interessantes Sujet, und erschließt ihm außerdem ein neues Berufsfeld: Ölkonzerne nehmen die Dienste von Paläobiologen gerne in Anspruch, um festzustellen, an welchen Orten es sich lohnt, noch tiefer nach Öl zu graben. Das erkennt der Fachmann nämlich an den Fossilien, die an betreffenden Stellen gefunden werden. „Ich bin kein Weltverbesserer“, sagt Henrik, wie immer, pragmatisch: „Der Verdienst muss stimmen.“ Ganz unter uns: er wählt trotzdem nicht die FDP. Und sein Faible für trashige Hits aus 80ern und 90ern unterläuft ein bisschen den Pragmatismus, mit dem er sonst sein Leben bestreitet. Sein Lieblingstitel aus dieser Sparte: „Saturday Night“ von Whigfield.
Portraitiert von Angela