…. ein Portrait von HU-Gastblogger Henrik
Mehr als 250 pedalbetriebene Taxis rollen durch Berlin. Ihre Fahrer erleben die Stadt anders als Fussgänger oder Autofahrer. Einer von ihnen ist Helmut Millan aus Mitte. Er fährt seitmehr als 14 Jahren Rikscha-Taxi in der Hauptstadt. Hierher verschlagen hat den gebürtigen Schwaben aus Ulm vor fast 30 Jahren die Liebe: „und dann bin ich da geblieben“ sagt er.
Mittlerweile ist der 54 jährige verheiratet und hat einen 6 jährigen Sohn, welcher öfters mit der Rikscha in die Kita gebracht wird, was er „sehr genießt“. Denn Papa ist Gründer sowie Geschäftsführer bei Berlin Rikscha Tours, „einem der führenden Anbieter für Stadtrundfahrten „ aus Berlin Mitte. Er fährt Touristen und Berliner bis zu 19 Stunden täglich sicher und gemütlich durch den Großstadtdschungel, getreu dem Motto: „Der Luxus der Langsamkeit“.
Angefangen hat der gelernte Einzelhandelskaufmann dabei nach einem Bandscheibenvorfall 2000 im Velo-Taxi, allerdings sind chinesische Rikschas „schneller, leichter zu warten, sie sind wendiger, besitzen eine Federung sowie einen Rundumblick“.
Seine Lieblingsstrecke verläuft durch den idyllischen Tiergarten, hier kann man abseits der lauten Strassen die Natur genießen und auch mal mit den Gästen reden während der Fahrt. „Wenn man nicht mit den Gästen ins Gespräch kommt hat man den falschen Beruf“ sagt der ausgebildete Stadtführer. Sogar seine Frau Alexandra lernte Helmuth über einen Fahrgast in seiner Rikscha indirekt kennen.
Auch im Fernsehen war er schon zu sehen, bei einem Kurzauftritt im ZDF Film Bella Familia an der Seite von Andrea Sawatzki. Seine Passion gilt aber nicht dem Film, sondern dem Reisen: Er lebte zeitweise in Australien und hat mit der transsibirischen Eisenbahn China erreicht, wo er fast ein Jahr lang blieb und die Menschen sowie ihre Kultur zu schätzen lernte. „Vor allem das Essen hat mich stark geprägt“ sagt er. Sein Favorit: Chau-Tse. Von exotischeren Speisen wie Tiger-Phönix-Suppe (Suppe mit Katzenkopf), lies er dann aber doch lieber die Finger … und „down under“ kostete er unter anderem Känguru und Krokodil.
Auch wenn er am liebsten noch den Rest der Welt erkunden würde, vor allem Afrika und Südamerika, schlägt sein Herz ganz und gar für Berlin. Er engagierte sich im Bürgergremium Quartiermanagement Tiergarten Süd und ist aktives Mitglied in der Interessengemeinschaft Potsdamer Strasse sowie der IG Friedrichsstrasse. Dabei steht er der Modernisierung des Viertels durchaus positiv gegenüber, es entstehen ja schließlich auch „sehr schöne und viele neue Bauten hier“.
Privat schiebt er eher eine ruhige Kugel, vorzugsweise in einer Snooker-Bar. Seit 1985 spielt er erfolgreich diese Variante des Billards, war sogar schon bei verschiedenen nationalen Meisterschaften dabei. Der Snooker-Tisch dürfte neben diversen Büchern und seiner Familie übrigens auch keinesfalls auf einer einsamen Insel fehlen.