Von Gastblogger Volker Thomas
Das Haus liegt mittendrin im Kiez, bis zum Potsdamer Platz ist es nicht weiter als bis zum Nollendorfplatz und zum Park am Gleisdreieck. Zwischen diesen Koordinaten spielt sich das Leben rund um die „Potsdamer Straße“ ab: Hotels, Restaurants, Bars, Jugendherbergen und Luxusappartements, Galerien und eine bunt gemischte Bevölkerung. Für alle ist sie da: die Evangelische Elisabeth-Klinik, ein Haus, das 2012 seine 175-Jahr-Feier beging. Damit ist es – nach der Charité – die zweitälteste Klinik in Berlin.
Expansion
Schon immer wurde umgebaut und erweitert. Im Sommer 2010 wurde die Plastische und Handchirurgie als neue Fachabteilung am Standort etabliert, zum Jahreswechsel 2010/2011 wurde die Abteilung für Unfallchirurgie um die Fachrichtung Orthopädie erweitert. Im OP Bereich ging im Mai 2014 ein vierter OP Saal in Betrieb, um den steigenden Patientenzahlen gerecht zu werden. Im Jahr zuvor wurde ein ambulanter Eingriffsraum für Patienten, die nicht stationär aufgenommen werden müssen, in Betrieb genommen.
Der Neubau des Seniorenstifts wurde im Januar 2014 erstmals bezogen und derzeit wohnen 75 Pflegebedürftige Senioren im Alters-und demenzgerechtem Neubau.
Dass die Klinik schon lange bei der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße Mitglied ist, hat nicht nur historische Gründe. Berit Rossig, Assistentin der Geschäftsführung, sagt „Wir wollen, dass sich im Kiez etwas bewegt, wir möchten, dass sich die Wohnqualität verbessert und sich die Bewohner wohl fühlen“. Die vielen Spielcasinos, das große LSD-Haus und der Straßenstrich – trübt das Image des Viertel wesentlich. Positiv findet sie, dass an der „Potse“ Galerien aufmachen, sich der Hinterhof vom „Tagesspiegel“-Gebäude belebt und dass sie wieder in den kleinen Park am Magdeburger Platz gehen kann. Aber die Klinik liegt nun mal dort, wo das Leben spielt, im Kiez, mit all seinen Facetten.
Anlaufstelle
345 Mitarbeiter sind im „Elisabeth“ beschäftigt: Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Haustechniker und die Verwaltung. Neben den fünf Fachabteilungen, die die Elisabeth Klinik vorhält, bietet sie die komplette Notfallversorgung. Die Rettungsstelle ist Anlaufstelle für Verunfallte und akut Kranke rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Durchschnittlich suchen 45 Patienten am Tag Hilfe in unserer Rettungsstelle.
„Während der Ferienzeit, an Feiertagen und an den Wochenenden ist der Andrang jedoch besonders hoch, da die Niedergelassenen Ärzte nicht zur Verfügung stehen“, sagt Berit Rossig.
„Und dann natürlich solche Fälle wie der Koch mit dem gespaltenen Daumen aus dem Hotel nebenan.“ Das ist noch einmal eine besondere Klientel: Arbeitsunfälle, Schul- oder Kindergartenunfälle – diese werden aufgrund einer alles wird über eine besondere Zulassung der Berufsgenossenschaften betreut. Für diese Patienten ist das „Eli“, wie die Klinik von den Mitarbeitern liebevoll genannt wird, erste Anlaufstelle für Berufsunfälle.
Spezialisierung
Die Evangelische Elisabeth Klinik ein sogenannter „Grundversorger “, mit einigen hoch spezialisierten medizinischen Dienstleistungen. Da ist zum einen die Abteilung für Lasermedizin, die zu den führenden Einrichtungen dieser Art in Deutschland gehört. Hochtechnisiert, ist sie national und international tätig mit einem ihr eigens angeschlossenen Forschungslabor und Ambulanzzentrum. Hier werden insbesondere Gefäßerkrankungen, wie Morbus Osler, Hämangiome oder Feuermale, aber auch Urogenital-und proktologische Erkrankungen, Tumorleiden und Atemwegserkrankungen behandelt. Bei Operationen mit Lasertechnik profitiert der Patient im besonderen Maße, da das kranke Gewebe vollflächig und ohne Rückstände entfernt wird. Ein weiterer Grund ist, dass das gesunde verbleibende Gewebe durch die Feinheit der Schnitte maximal geschont wird.
Die Allgemein -und Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) führt eine Vielzahl von Behandlungen und Operationen durch. Sie behandelt Leistenbrüche, Blinddarmentzündungen und Schilddrüsenprobleme. Kleinere Eingriffe wie das Entfernen von Blutergüssen und Abszessen gehören zum Spektrum der Chirurgie. Der eigentliche Schwerpunkt besteht in Operationen des Bauchraumes, wie sie bei Tumoren oder Verwachsungen notwendig wird.
Operative Eingriffe am Darm waren lange Zeit mit einer hohen Belastung für den Patienten verbunden. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben mittlerweile zu einem Umdenken bei den Spezialisten und zur Entwicklung einer neuen Methode geführt. Das Resultat heißt FAST-TRACK-Chirurgie – auch „sanfte Darmchirurgie“ genannt.
FAST-TRACK-Chirurgie ist mehr als ein neues, modernes Operationsverfahren. Vielmehr handelt es sich um ein Behandlungskonzept, das alle Phasen der Therapie und Pflege umfasst. Deshalb arbeiten Chirurgen, Anästhesisten, Intensivmediziner und Pflegemitarbeiter der Evangelischen Elisabeth Klinik im FAST-TRACK-Programm eng zusammen.
Diese oder die sogenannten minimal-invasiven Operationsmethoden, auch Schlüssellochchirurgie werden in der Elisabeth Klinik regelmäßig angewandt
Die Orthopäden und Unfallchirurgien vom „Eli“ versorgen Erkrankungen und Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates. Dies kann z. B. der Gelenkersatz an Hüft-, Knie- oder Schultergelenk nach einem Unfall oder natürlichem Verschleiß sein. Aber auch bei der „Volkskrankheit“ Rückenschmerzen wird mit hoher Kompetenz geholfen. Die Ev. Elisabeth Klinik ist Partner der gesetzlichen Versicherung zur sogenannten ‚Integrierte Versorgung‘. Patienten, denen eine Implantation eines künstlichen Gelenkes bevorsteht, können an diesen Programm teilnehmen und davon profitieren, schnell und umfassend behandelt zu werden, ohne lange Wartezeiten auf einen OP Termin oder auf die dazugehörende Anschlussheilbehandlung.“
In der Plastischen und der Handchirurgie werden Patienten mit sichtbar gestörten Körperfunktionen etwa nach Unfällen oder schweren Erkrankungen behandelt. Diese Abteilung ist spezialisiert auf den Wiederaufbau der weiblichen Brust nach Brustkrebserkrankung. Die Rekonstruktion von Körperteilen nach Verbrennungen und Verbrühungen ist ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung. Die Handchirurgie ist eine besondere Fachrichtung, da man nach einer abgeschlossenen sechsjährigen Ausbildung zum Chirurgen, Plastischen Chirurgen oder Orthopäden eine zusätzliche dreijährige Weiterbildung in der Handchirurgie nachweisen muss, einen detaillierten Operationskatalog vorlegt und eine mündliche Prüfung besteht. Somit dauert die handchirurgische Ausbildung mindestens neun Jahre. Diese Besonderheit liegt in der komplexen Anatomie der Hand. Nerven, Sehnen Muskeln und Knochen liegen sehr eng beieinander, kleinste Verletzungen können unbehandelt große Einschränkungen nach sich ziehen. „Unsere Ärzte besitzen eine handchirurgische Zusatzausbildung“, erläutert Rossig.
Die Innere Medizin ist ein Querschnittsfach, das an alle medizinischen Disziplinen angrenzt. Modernste Medizintechnik und ein kompetentes Team ermöglichen ein umfassendes Diagnose- und Behandlungsspektrum. Die Schwerpunkte sind die Diagnose und Therapie von Herz- /Kreislauf- und Gefäßerkrankungen. Erkrankungen des Verdauungstraktes einschließlich der Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Durchgeführt werden alle gängigen Endosographischen Untersuchungen wie die Magen- oder Darmspiegelung. Besonders schonend ist die Kapselendoskopie, bei der der Patient eine winzig kleine Kamera in Form einer Kapsel schluckt. Diese sendet über einen Zeitraum von 6-10 Stunden zwei Bilder pro Sekunde. Die Ernährungsmedizin ist ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung. Hier geht es unter anderem darum, wie kranke Menschen bestmöglich ernährt werden können, um die Genesung zu unterstützen und dauerhaft zu erhalten.
Das „Eli“ ist Teil eines großen Ganzen, der Paul-Gerhardt-Diakonie. Zu dem nach dem Kirchenlieder-Dichter benannten Verbund gehören das Ev. Krankenhaus Hubertus und das Martin-Luther-Krankenhaus, die Ev. Lungenklinik Berlin und das Ev. Waldkrankenhaus Spandau. Dazu kommen noch weiter Kliniken und Seniorenstifte in Berlin und Sachen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.
„Alles zusammen genommen“, sagt Berit Rossig, „halten wir mehr Patientenbetten als beispielsweise Helios in Berlin vor. Für unsere Häuser steht der Gedanke der Menschlichkeit im Vordergrund, die evangelische Seelsorge, ein ethisches Fundament, das sich von dem reinen Profitdenken der Gesundheitskonzerne abhebt.“ Natürlich müssen sie auch wirtschaftlich arbeiten, aber da gibt es doch noch ein paar Unterschiede. Etwa wenn die Pfarrerin mal vorbeischaut oder eine der Krankenschwestern sich mehr Zeit für einen Patienten nimmt. Ehemalige Patienten bedanken sich oft für die freundliche und warmherzige Klinikatmosphäre.
Wie der irische Radioreporter, der mit einem Messer im Bauch eingeliefert wurde. Er war bei einer Schlägerei von Jugendlichen dazwischen gegangen. Die Ärzte der Rettungsstelle reagierten schnell und konnten ihm helfen, die Verletzung heilte ohne Probleme aus – und der Reporter kam wieder. Diesmal mit einem Mikrophon und einem Aufnahmegerät. Er wollte die ganze Story, die er in der Klinik erlebt hatte, von der Aufnahme über die OP bis zum Wachwerden im Krankenbett akustisch nachstellen. Seine Reportage lief auf dem irischen Sender RTE und war im Deutschlandradio zu hören.