Interview mit Ilona Maennchen, von freiberuflichen zur sozialen Perspektiven.
Von HU-Gastbloggerin Elsa
Als vielfältige Künstlerin in ihrem Beruf verkörpert Ilona Maennchen heutzutage ein ausgezeichnetes Beispiel von einer kreativen Berufstätigen in Berlin: freiberuflich, anpassungsfähig, teamfähig, von lokalen Berliner Projekten zu internationalen Bühnenmalereiprojekten, von Kunstwerken zu sozialen Medien. Sie definiert ihren Beruf unter Freelance Kommunikation Designerin. Ihr Unternehmen nennt Sie Art&Scenography-Designund beschreibt ihre Beschäftigung als „unique creator Design“.
Neulich hat Ilona Maennchen an der Aktion „mein Kiez“ der KinderKUNSTmagistrale teilgenommen, die von Gabriele Hulitschke konzipiert und geleitet wurde. Mit der Klasse S6 der Allegro Grundschulein der Lützowstraße gestaltete sie einen Workshop zum Thema: Variete Wintergarten gestaltet. Sie strebt an, in ihrem Berufsfeld eine Transparenz zu finden, zwischen Kunst und wirtschaftlichem Austausch. Dementsprechend interessiert sie sich auch für Crowdfunding, wo sie auch bestens vernetzt ist:
“I am working in the field between culture and art´s. Cooperation between art and economic aim. If we can try to change something than we have to be open to each other.”
Kann man eigentlich ihren Beruf unter einem Begriff gut beschreiben? Was machen Sie in ihrem beruflichen Alltag ?
Ilona Maennchen> Generell ist es eine Richtung, ich habe diesen Beruf gewählt, weil er meine Interessen vereint. Es ist ein Beruf, der heute sehr vielseitig sein muss und auch außerhalb des Theaters überall präsent ist. Ich würde den Begriff „Kommunikation Designerin“ wählen. Diese Fachrichtung wird spezifisch an der Hochschule gelehrt und überschneidet sich mit fachlichen Themen der Scenography. Aktuelle Themen aus Politik, Gesellschaft, Bildung,Geschichte aus der Vergangenheit wie Gegenwart reflektieren visuelle Präsenz. Inhaltlich befasst sich Kommunikationsdesign, Szenendesign und andere Designrichtungen mit Zeitgeschehen, Ökonomie und Gesellschaft und deren Produkten. Dafür finde ich Kommunikations-Design das richtige Wort, weil man generell in dem Beruf sehr gut kommunizieren sollte. Deswegen liebe ich den Begriff auch.
In meinem beruflichen Alltag bin ich daher sehr viel unterwegs. Ich laufe herum, sehe was, und ich frage. Aus den enstehenden Gesprächen biete oder empfehle ich meine Leistungen an, in Verbindung anderer Kollegen, aus meinem Netzwerk. Der freie Markt ist bei der Vielfältigkeit meiner Arbeit vorteilhaft. Nach internationalen Erfahrungen habe ich mich in Berlin etabliert und habe mich auf spezifische Marktbedürfnisse und kulturelle Ereignisse fixiert. Der globale Austausch ist in Berlin mehr denn je präsent und reflektiert stark die Kultur und Kreativwirtschaft.
Können Sie mehr über Art&Sccenography Design erzählen? Was bedeutet der Begriff unique`- creator- design´ genau?
IM> Ich beschreibe meine Beschäftigung mit den Begriffen Art & Scenography Design – ich kümmere mich um Kunst und die Gestaltung. Ich habe darüber schon viele Diskussionen gehabt. Vor zehn Jahre haben Leute gesagt: “nein, es ist viel zu lang, es muss kurz und knapp sein!” wie Grafiker und Kommunikations Designer. Ich habe gesagt: “ das sagst du, aber ich mache es trotzdem!”. Jetzt bin ich mit diesem Namen bekannt. “Unique” bezeichnet für mich “Einmaligkeit”, es ist mein Steckenpferd, meine Identität. Ich mache etwas spezifisch nur für diese Person oder jene Person. Genauso habe ich es auch bei den Kindern gemacht. Ich habe die Kinder in ihrer eigenen Kreativität unterstützt und nicht mit meiner Erwachsenen-Philosophie beeinflusst. Die Kinder verkörpern unsere Nachkommen, die auch in ihrer Welt ihre Fantasie haben und genau diese sollten wir unterstützen und ans Licht bringen.
Mit dem sozialen Projekt kindermagistrale sind Sie heute aktiv in dem sozialem Leben im Potsdamer Straßen Kiez. Sie haben in der Allegro Grundschule einen Workshop Variete Wintergarten geführt. Können Sie uns darüber mehr sagen? Was ist Kinderkunstmagistrale? Was für Projekte werden damit geführt?
IM> Geschichtlich war diese Straße bekannt für Medien und Kunst, und das trifft auch heute noch zu. Eine Kunst-Kollegin hat für die kindermagistrale begleitend Kunstprojekte für Kinder entwickelt , welches sich nach der 2. Kunstmagistrale, zur selbstständigen Kinderkunstmagistrale fest etabliert wurde. Es geht darum, Kinder aus dem Kiez zu unterstützen, also hauptsächlich deren Kreativität zu fördern um dieses Potenzial weiter zu entwickeln. Diese Ausschreibungen finden einmal bis zweimal pro Jahr statt, von kleinen bis zu großen Aktionen; einmal im Winter und einmal im Sommer. Die Ergebnisse werden dann in öffentlichen Räumen des Kiezes ausgestellt. Die Kinder da abzuholen, wo sie sich angezogen fühlen oder auch etwas Neues entdecken möchten. Die Kollegin lädt immer neue Künstler dazu und auch Leute, die schon mal mitgemacht haben. Aber jedes mal werden neue Inhalte und Konzepte erarbeitet.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, über das Theater Wintergarten an der Potsdamer Str. mit den Kindern zu arbeiten?
IM> Das Projekt, was wir jetzt mit der Grundschule Allegro abgeschlossen haben bezieht sich auf das aktuelle Programm des Variete Wintergarten, in dem gerade „Breakin‘ Mozart“ gezeigt wird. Es war ein Thema, bei dem wir uns gut gut vorstellen konnten, mit den Kindern der Grundschule mitzuarbeiten, dieses Schulprojekt wurde mit der Fachlehrerin für Kunst und Deutsch zusammen erarbeitet.
Wir waren sehr frei mit der Gründung des Projektes und hatten uns im ersten Gespräch geeinigt, dass wir keine Kopie von dem Stück Mozart machen wollten, sondern eine neue Interpretation durch die Perspektive der Kinder darstellen möchten. Wir haben den Kern herausgeholt, um einen pädagogischen Inhalt zu schaffen. Um den Kindern zu zeigen, wo die Musik ursprünglich herkommt, was in der Vergangenheit war und was Heute ist. Wie wird der Begriff Moderne Musik und deren Rhythmen interpretiert und wie war es Damals und mit welchem Instrumenten gespielt wurde. Dabei haben wir stets den Dialog geführt, zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
In der ersten Stunde wurden Begriffe von den Kindern gesammelt, ihre Wahrnehmung des Stückes. Gegenfragen zu Charakterrollen gestellt anhand von Erläuterungen und aus erlernten Unterrichtsstunden. Wir haben auch Notizen gemacht. Begleitend auf der Tafel konnten die Kinder die Begriffe lesen und schreiben lernen. Gleichzeitig erfuhren Sie Begrifflichkeiten und deren Hintergründe im Zusammenhang des musikalischen Show-Konzeptes. Durch einen Besuch des Wintergartens wurden diese Begriffe mental wie real Live erlebt. Dadurch wurde der Lerneffekt klarer.
Was ist ihre Verbindung zum Potsdamer Kiez? Welche Bedeutung hat diese berlinische Umgebung für Sie?
IM> Der Potsdamer Kiez liegt nahe meines Wohn- Atelier; eigentlich Vis-à-vis vom Hauptbahnhof. Viele Galerien und Theater sind im Bezirk Mitte. Im Vergleich zu anderen Bezirken in Berlin, gibt es sehr viel verschiedene Gruppen von Kreativen Netzwerken. Neukölln ; empfinde ich eher als junge Künstlerszene und hier im Potsdamer Kiez eher als älter etablierte Szene.
Wie / Warum / und Wann sind Sie auf die Idee gekommen, in Sozial und- Kulturbereich zu arbeiten?
IM> Ich glaube, das bringt die Stadt mit sich. Ich bin ein Mensch, der keine Klassifizierung mag. Es hat mich schon in England gestört: die Klassifizierung, dieses Klassensystem. Wir sprechen und denken ähnlich, je nach unserer Erfahrung. Sozial heißt für mich auch , Kommunikation anzuwenden. So bedeutet sozial letztendlich Kommunikation. Berlin reflektiert starke Gegensätze. Daraus entstehen viele kreative Programme mit unterschiedlichen Ansätzen. Wobei es in Berlin gerade so ist, dass die Künstler, egal ob es Designer oder Freikünstler sind, immer erst mal unterfinanziert werden oder sogar umsonst arbeiten sollen! Als freiberufliche Designerin wird es immer schwieriger sich allein auf dem Markt zu etablieren. Junge Leute, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben, liefern Top Arbeit; bekommen jedoch dafür meist kein Zeugnis, kein Geld, und das nennt sich dann einfach Sozialdefizit. Ob das politisch geregelt ist; stellt sich die Frage?!
Außerdem entwickeln sich neue soziale Perspektiven in meinem Beruf ; durch Crowdfunding ergeben sich neue Finanzierungsmöglichkeiten kreative Projekte in der crowd werden von Kunstinteressierten wie Mitstreitern finanziert und zugleich öffentlich präsent. Neue Vernetzungen sind daraus entstanden. Ich gehe regelmäßig auf politische Veranstaltungen,welchen sich mit Themen des kreativen Beruf ´s auseinandersetzen. Das Bundesministerium für Wirtschaft bietet diesbezüglich stets interessante Events an, an dessen Ich aktiv teilnehme und mich unter anderen mit Politikern und Besuchern unterhalte und austausche. Eine Innovation wäre, vermehrt verschiedene Berufsgruppen,mit Unternehmen verknüpft mit Künstlern und Wissenschaftlern,am gemeinsamen Tisch sitzend, Visionen von Zukunftsperspektiven kollektive und kreative Prozesse, gemeinsam zu entwickeln.
Vor einigen Jahren war ich in einer kreativen Genossenschaft aktiv, welche im NGO- und im Kulturbereich Projekte entwickelt hat. Dabei habe ich neue Kontakte aus den Bereichen des Management so wie aus Organisation des Kulturbereiches gewonnen und mein Netzwerk im Sozialbereich erweitert. Heute gehört das Thema in meinem Beruf dazu. Nicht nur Unikate Werke zu verwirklichen, sondern auch immer daran zu denken, was sinnvoll für die Gesellschaft wäre. Ich finde es wichtig, einen Austausch mit jungen Leuten über diesen Beruf zu haben bzw. sie zu informieren, wie es funktioniert und so weiter. Durch das Ergebnis mit dem Kinderprojekt erscheint der sozialen Aspekt der Aktion sehr erfolgreich, wenn die Eltern das sehen und darüber denken: „Wow! das ist mein Kind! Es kann das machen, es ist fähig!“ Ihnen ein Wertegefühl zu übermitteln, durch Austausch, das ist was ich unter Sozialengagement begreife.
Was hat diese Erfahrung mit Ihnen gemacht ? Wie verändert diese Erfahrung die Wahrnehmung ihres Berufes?
IM> Man muss sich vernetzen, um mit den anderen zu kooperieren. Der Aspekt des Austausches beeinflusst viel in der Wahrnehmung meines Berufsfeldes. Es erinnert mich, wie wichtig die Kommunikation und deren Austausch in meinem Beruf ist, aber auch in der Gesellschaft. Ich habe schon früher abgelehnt, für riesige Institutionen zu arbeiten. Der Aspekt der erfolgreichen Karriere durch die Vorstellung von sich selbst, deren Eliten Namen zu machen, interessiert mich gar nicht. Diesen Unterschied zwischen Menschen möchte ich nicht. Für mich ist jeder gleich, ob er Politiker ist oder nicht. Man kann jeden respektieren da wo er ist. Das ist für mich der Grund, mich immer noch sozialen Projekten zu widmen. Ich empfinde es als einen wesentlichen Faktor für die Zukunft. Und es hat sehr viel mit der Crowdfunding zu tun. Daraus hat sich die ´Crowd ´entwickelt. Sich selbst mit anderen Interessierten in veränderten wirtschaftlichen Prozesse zu etablieren.Und daraus etwas neues Nachhaltiges für die Zukunft zu entwickeln.
Da Sie gerade Crowdfunding erwähnen, wie gehen Sie mit neuen Medien und Sozialmedien um? Seit wann arbeiten Sie damit?
IM> Seit Jahren. 1997/98, habe ich damit angefangen mich damit auseinanderzusetzen. Unter anderen habe ich mit der Firma IKOSOM , Institut für Kommunikation, in sozialen Medien kooperiert. Zudem habe ich auch Kurse über Medienkommunikation in der HTWHochschule für Technik und Wirtschaft besucht. Medienkommunikation ist Heute ganz wichtig. Ein Kontakt zu einer damaligen Dozentin,erwies sich, das diese Form von Refinanzierung ,über crowdfunding Portale, sehr gut funktioniert und auch etabliert hat. Aus der Community entstand eine Plattform, diese Plattform heisstUNUNI.TV Crowd University for modern life. Dies ist eine Organisation, die sich als Netzwerk-Unternehmen versteht und Weiterbildung durch Soziales Netzwerke voranbringt und klassische Bildung hinterfragt. Daraus sind viele Online-Konferenzen überGoogle Hang Out ,weniger,Skype.,entstanden. Unter anderem absolviere ich gerade Online-Kurse aufCoursera.org über Digitalen Medien und Mediengestaltung. Das ist der Trend der Zeit und man muss damit umgehen.
Wie sieht es bei Ihnen privat mit Sozialnetzwerken aus? Haben Sie bestimmte Strategien, Prinzipien?
IM> Ich bin überall auf Social Networking. Mit meinem Namen verstecke ich mich uberhaupt nicht. Ich habe auch eine Online-Library, wo ich meine Bücher, meine Bookmarking habe. Ich muss für meinen Beruf immer wissen, was es an neuen Material gibt – was wird gerade recyclet? Und was ist nicht? Was kostet was wo? Es ist wie eine riesige Datenbank. Es gibt Firmen, die Datenbanken verkaufen. Sie sehen nur Profit als Ziel, aber nicht das wofür es gedacht ist zur Information. Deswegen sind Sozialen Medien wichtig, um das aufzulösen, mit dem falschen Gedanken, Datenbanken zu mißbrauchen. Um mehr Transparenz und Vertrauen für Sicherheit zu kommunizieren eignen sich soziale Plattformen sehr gut um jeden Bürger daran teil zu haben. Das ist genau dieser politische Prozess in der Gesellschaft, in dieser Kommunikation, die sich stetig verändert und unserer Erde verändert. Wir leben heute in einer Gesellschaft, die wirklich alles hat, und es darum geht, Nachhaltige Prozesse zu steuern und langfristig zu erhalten und nicht die Umwelt zu verschmutzen.Wir haben Heute eine globale Möglichkeit diese Prozesse, Durch die veränderten Technologien, die wir entwickelt haben, über die Generationen hinaus,zu nachhaltigen Entwicklungen zu führen. Diese Freiheit genießt jedes Land , ein Visa zu beantragen, das war vor hundert Jahren nicht vorstellbar. Mit den digitalen Prozessen kann man heute fast alles erledigen.
Sie haben eine “Ausbildung” über Crowdfunding absolviert. Anscheinend interessieren Sie sich für Crowdfunding? Was bedeutet es für Sie? Auf ihreLinkedin Profile steht “My aim is to get more transparency between art and economic exchange.” Erlaubt Crowdfunding für sie diese Transparenz zu schaffen?
IM> Um Crowdfunding gut zu repräsentieren sollte man klar und transparent das Projekt zeigen, und genau wissen was man erreichen möchte. Es sollte griffig und nachvollziehbar sein um den Interessenten die Botschaft klar zu kommunizieren. Vor allem sollte es Nachhaltigkeit sein. Heute will die Gesellschaft mitentscheiden und an Veränderungsprozessen der Zukunft teilhaben. Deswegen finde ich Crowdfunding interessant: eine Veränderung, ich liebe das! Meine Gedanken sind für die Zukunft, dass man einander mehr zu hört, auch auf internationalen Ebenen. Crowdfunding baut einen Weg dahin, die Zeit zu nehmen, sich auszutauschen.
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.