Am 20. Juli 1944 wurde Claus Graf Schenk von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und Friedrich Olbricht im Hof des Bendlerblocks in der heutigen Stauffenbergstraße in Tiergarten exekutiert und auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in der Großgörschenstraße bestattet. Doch bereits am nächsten Tag befahl Himmler die Leichen zu exhumieren und zu verbrennen. Dann wurde ihre Asche über Berliner Rieselfelder verstreut.
Vom 7. August 1944 bis Januar 1945 fanden die Schauprozesse nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 im Kammergericht am Kleistpark in Schöneberg unter der Leitung von Roland Freisler, Richter am sogenannten Volksgerichtshof, statt. Bereits am 8. August 1944 wurde das Todesurteil gegen acht Beteiligte gefällt: Generalfeldmarschall von Witzleben, die Generäle von Haase, Hoeppner, Stieff, die Offiziere Graf Yorck von Wartenburg, Bernhardis, Klausing, von Hagen.
Der Volksgerichtshof war 1934 zur Verhandlung von Hochverrats- und Landesverratssachen eingerichtet worden. Ansässig in der Bellevuestraße am Potsdamer Platz waren die Urteile auch in Kleinigkeiten gnadenlos. Richter Roland Freisler allein verhängte 2600 Todesurteile zwischen August 1942 bis zum Februar 1945. Das waren im Durchschnitt täglich drei – mit Vorbereitung, Verhandlung und Abfassung des Urteils.
Doch die Schauprozesse gegen die Männer vom 20. Juli verlegte das Gericht von der Bellevuestraße in das Gerichtsgebäude in der Elßholzstraße. Einer der wichtigen Gründe war die Größe des Raums. So konnten sowohl mehr JournalistInnen als auch Soldaten usw das Verfahren live verfolgen.
„Im Gerichtsgebäude an der Elßholzstraße in Berlin-Schöneberg haben die „Wochenschau“-Leute ihre Apparate aufgebaut, sie filmen vor allem durch ein Loch in der Tür hinter der Richterbank,“ beschrieb der Tagesspiegel in dem Artikel „Bilder einer Hinrichtung“ vom 16. Juli 2014 die Szenerie. „Neun Kameramänner, 60000 Meter Film, nach dem Zusammenschnitt noch 14000. Ein paar davon sind erhalten, sie zeigen die Szenen vor Gericht. „Dem Tonmeister“ war es nicht möglich gewesen, „den Ausgleich zwischen der schreienden Stimme“ des Volksgerichtshofpräsidenten Roland Freisler und den leisen Stimmen der Angeklagten herzustellen, berichtete der Chefkameramann Erich Stoll in den 50er Jahren. Die Aufnahmen könnten deshalb „technisch nur als ungenügend bezeichnet werden“.
Gebaut zwischen 1910 und 1913 wirkt das Gebäude auch heute noch massiv in seiner Architektur und die Geschichte ist eine noch heute zu tragende Bürgschaft. „Ich überlege oft, welche furchtbaren Entscheidungen wohl damals in meinem Dienstzimmer gefällt wurden,“ sagte mir Ulrich Wimmer, Richter und Pressesprecher der Berliner Zivilgerichte am Kammergericht in der Elßholzstraße, im Jahr 2010. „Das Kammergericht ist von der Architektur her sehr mächtig und als Mensch fühlt man sich erstmal sehr klein. Doch das ist nicht mehr das Verständnis von Justiz heute.“ Statt Urteilen befürworten die RichterInnen und AnwältInnen in vielen Fällen das Mediationsverfahren, also Gespräche statt Gerichtsverfahren, Einigungen auf ein Vorgehen, das beide als gerecht empfinden.
An die jüdischen RichterInnen, die erst ihre Arbeit verloren und dann ermordet wurden, erinnern die Stolpersteine vor dem Eingang in der Elßholzstraße.