Gruß an Frank Wedekind zum 150. Geburtstag

MaggikrautWas dem Einen fehlt, das findet
In dem Andern sich bereit;
Wo sich Mann und Weib verbindet
Keimen Glück und Seligkeit.

Alles Wohl beruht auf Paarung;
Wie dem Leben Poesie
Fehle Maggi’s Suppennahrung
Maggi’s Speise-Würze nie! –

So dichtete der Frank Wedekind im Alter von 22 oder 23 Jahren im Auftrag von Julius Maggi.

20 Jahre später paarte Wedekind sich mit mit der Schauspielerin 22 Jahre jüngeren Schauspielerin Tilly Newes, die durch Hauptrollen in seinen Dramen – besonders in der Rolle der Lulu – bekannt wurde. Sie heirateten im Mai 1906. Ihre erste Tochter, Pamela, kam im Dezember 1906 in Berlin auf die Welt. Das Paar bewohnte damals eine Wohnung in der Kurfürstenstraße 125.

Kurfuerstenstrasse 125 heute

Kein Zeichen mehr an die Familie Wedekind oder das Haus, in dem sie wohnten.

Es ist nicht verbrieft, ob Frank Wedekind während seiner Sesshaftigkeit in der Kurfürstenstraße von 1906 – 1908 oder auch später Julius Maggi in Berlin wieder begegnete. Seit 1898 war die Geschäftsleitung Deutschland in der Bülowstraße 57 (später 56) untergebracht. 1911 wurde das Verwaltungsgebäude in der Lützwostraße 102 – 104 fertig gestellt.

Maggihaus_Luetzowstrasse_Collage_klein

Von November/Dezember 1886 bis Juli 1887 hatte Wedekind für die Firma Maggi in der Schweiz gearbeitet. Damals bestand der Berliner Ableger von Maggi noch nicht, doch inseriert in Berliner Zeitungen wurde dennoch.

Der Industrielle Maggi hatte die Werbewirksamkeit von Poesie, die zu dieser Zeit dem Bildungsbürgertum als Massenmedium galt, erkannt. Als Gelderwerb war Wedekind diese Tätigkeit willkommen und er machte sich seinen Spaß mit diesen Texten, die er marktgerecht und im Akkord verfasste. In Versform lieferte er die Werbung nur zwei Mal. Seine 160 Texte sind eine Melange an Kitsch, Information und Werbung.

Der deutsche Geist ist ein edler Geist: Er manifestiert sich nicht nur in der Philosophie, sondern auch in den Heldenthaten deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Der deutsche Geist ist ein Heldengeist. Wahrheit und Treue sind seine Grundpfeiler; und die selbstlos geliebte Idee verleiht ihm nicht geringere Kraft, als anderen Nationen die Leidenschaft und der Ehrgeiz. Auch ist der Deutsche im Allgemeinen nicht materiell. Aber was er genießt, das muß Saft und Kraft haben, wie der alte Meth und die biedere Hafersuppe. Die Hafersuppe und das nicht minder nahrhafte Bohnenmuß ist übrigens auch nur scheinbar von unserer Tafel verschwunden. In Wirklichkeit leben sie wieder auf und zwar in veredelter Form, als kräftiges und durchaus schmackhaftes National-Gericht in Maggi’s Suppen-Nahrung. Maggi’s Suppen- und Speise-Würze aber wirkt auf alle Gerichte wie der Frühling auf die schlummernde Natur.

In dem Buch „Frank Wedekinds Maggi-Zeit“ schreibt Rolf Kieser: „Für den Wedekind-Forscher besteht kein Zweifel, dass die Maggi-Epoche, so kurz und unscheinbar sie auch im Hinblick auf das spätere Werk des Dichters erscheint, von einschneidender Bedeutung für sein Verhältnis zu seinem Publikum war.“

In seinen Texten und Dramen, die oft unter dem Vorwand sie seien sittenwidrig beschlagnahmt wurden, wandte sich Wedekind gegen Scheinheiligkeit und Prüderie. Hier im Schöneberger Norden auf dem Straßenstrich um die Bülowstraße wandelte er durch ein Leben, das von Sexualität geprägt war. Von Wahrheit und Treue muss Wedekind dennoch auch hier etwas gespürt haben. Seine Verbindung zu Prostituierten hielt bis zu seinem Tod. Ihr Erscheinen verwandelte seine Beerdigung in München im Jahr 1918 in einen Skandal.

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