Optiker Wunder: Klare Sicht auf die Potsdamer Straße

Von HU-Gastbloggerin Vanessa

Erinnern Sie sich noch an Optiker Wunder in der Potsdamer Straße 151? Über 100 Jahre war das traditionsreiche Geschäft von Stefan Wunder dort eine eine Institution.

Die Anfänge

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Joseph Wunder und seine Mitarbeiter vor dem Geschäft, damals noch Hausnummer 89.

Gegründet wurde das Geschäft im Jahre 1905 von Stefan Wunders Großvater Joseph, der eigentlich Schlachter in Schlesien war. Doch erfüllt hat ihn dieser Beruf nicht und es zog ihn in die Großstadt. In Berlin angekommen führte ihn sein Interesse für Optik und Astronomie letztendlich zu einer Optikerlehre. Er machte seinen Meister und eröffnete einen eigenen Laden. Für die Unternehmensgründung musste er sich 2000 Goldmark (ca. 10.000€) leihen, doch das Geschäft lief gut und so konnte er den Kredit bereits nach zwei Jahren zurück zahlen. Großvater Wunder, sein Sohn und sein Enkel lebten immer im Kiez um die Potsdamer Straße, nie jedoch im Haus des Geschäfts, um den Feierabend auch wirklich genießen zu können.

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Die Familientradition

bild7 - KopieSpäter übernahm Joseph Wunders Sohn das Geschäft und im Jahr 1974 dann sein Enkel Stefan Wunder. Diesem war immer klar gewesen, dass er ganz nach Familientradition Optiker werden würde. Nach dem Abitur 1957 begann er die Lehre, absolvierte im Anschluss ein zweijähriges Praktikum in Genf und besuchte dann die Fachhochschule für Optik und Fototechnik in Berlin, wo er ebenfalls seinen Meister machte.
Stefan Wunder erinnert sich noch genau an sein erstes Kundengespräch als frischgebackener Optiker. Gefürchtet habe er sich davor, denn Kundenberatung stand in der handwerklichen Ausbildung nicht auf dem Lehrplan, doch mit etwas Übung meisterte er auch das. So wurde es für ihn das Schönste an seinem Beruf, Menschen zu einem besseren Sehen zu verhelfen.

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Stefan Wunder und Musikkapelle bei der Feier zum 100jährigen Jubiläum.

Schwierige Zeiten

Optiker Wunder hatte bis zu sechs Mitarbeiter*innen, zeitweise betrieb er sogar eine zweite Filiale in der Potsdamer Straße. Diese musste aber nach dem Mauerbau wegen der schlechten Lage aufgegeben werden. Auch die Stammfiliale hatte nach dem Mauerbau mit der Lage und dem Wandel der Potsdamer Straße, die sich immer weiter von ihrem Ursprung als typische Geschäftsstraße entfernte, zu kämpfen. Mitarbeiter*innen mussten entlassen werden und ab Mitte der 90er Jahre arbeitete Stefan Wunder alleine in seinem Geschäft.

Eigentlich wollte auch Stefan Wunders ältester Sohn Optiker werden, entdeckte dann aber während der Ausbildung seine Liebe zur Schauspielerei. Die Lehre beendete er noch, übernahm das Geschäft aber nicht.
Im Jahr 2008 kam es letztendlich zur Geschäftsauflösung. Heute genießt Herr Wunder den Ruhestand mit seiner Frau und ist noch immer in der Vergabejury im Quartiersmanagementgebiet Schöneberger Norden aktiv. Die Entwicklung der Potsdamer Straße verfolgt er nach wie vor mit Interesse.

Die Fotos erscheinen mit freundlicher Genehmigung von Herrn Wunder.

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