von Gastbloggerin Janina L.
Dieter Blümmel, der geschäftsführende Gesellschafter des Grundeigentum Verlages, schlug die Laufbahn des Journalisten durch Zufall ein. Auch der Umzug des Verlages an die Potsdamer Straße war eher eine Zweckheirat, als eine gewünschte Entscheidung.
Der in der Nähe von Heidelberg geborene Journalist, studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie und wollte ursprünglich Lehrer an einem Gymnasium werden. Aufgrund seiner, wie er es nennt, einfachen Familienverhältnisse, musste Dieter Blümmel sein Studium selbst finanzieren. Er begann in Heidelberg, zog dann aber nach Berlin, wo er circa ein Jahr später – Anfang der 1970ger Jahre im Theater seine journalistische Geburtsstunde erlebte.
Blümmel sah das Stück „Publikumsbeschimpfung“ von Peter Handke. Der Autor versuchte, ähnlich wie Berthold Brecht, die Theaterform der 1960er Jahre aufzubrechen. Er wollte, dass das Publikum über das Theater selbst nachdachte. Anders als Brechts episches Theater, versuchte Handke dies mit Sprechstücken zu erreichen. In seinem Werk „Publikumsbeschimpfung“ wird, wie der Titel schon sagt, das Publikum beschimpft. Dabei wird auch auf die nationalsozialistische Vergangenheit angespielt. Gegen Ende der Aufführung gingen die Schauspieler in das Publikum und versuchten es zur Gegenwehr zu animieren, was die Studenten auch sofort taten. Wie zu der Zeit in Studentenkreisen üblich, begannen Blümmel und seine Freunde Parolen der 68er Revolution zu brüllen – was die Theaterleitung dazu veranlasste die Polizei zu rufen.
Aufgrund dieses Vorfalls schrieb Dieter Blümmel eine Kritik über die Aufführung und die Theaterleitung. Er sendete die nur ein paar Zeilen lange Kritik an eine Tageszeitung, welche den Artikel druckte. Dieter Blümmel wurde mit 80 DM und der Aussicht, noch weitere Artikel veröffentlichen zu können, entlohnt.
So finanzierte er mit Hilfe seiner journalistischen Arbeit sein Studium. Anfangs mit Theaterkritiken und später auch mit „Wald- und Wiesengeschichten“. Nach seinem Universitätsabschluss entschied er sich beim Schreiben zu bleiben. Er arbeitete als freier Journalist und suchte eine Anstellung als Ressortleiter. Es gab in Berlin zu der Zeit jedoch keine freie Stelle, also bewarb er sich als Chefredakteur für „das Grundeigentum“, einer Fachzeitschrift für Immobilienwirtschaft. Nach eigener Aussage wusste er zu diesem Zeitpunkt nur wenig über das Metier der Zeitschrift. Doch Verlagsgründer Dr. Bruno Kretzer wollte einen Chefredakteur, der die Zeitschrift lesenswerter macht. Blümmel, der von 48 Bewerbern der einzige Journalist war, bekam so die Chance.
Er nutzte sie erfolgreich und ist bis heute beim Grundeigentum geblieben. Nach dem Ableben des ehemaligen Geschäftsführers übernahm er dessen Stelle. Seit 1976, also seit 38 Jahren, ist er in dem Verlag tätig und seit 1989 auch als geschäftsführender Gesellschafter.
Der Umzug des Verlages in die Potsdamer Straße 143 erfolgte 2006 aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen. Die heutigen Verlagsräume gehören „Haus und Grund“, Deutschlands größter Interessengemeinschaft für Haus- und Grundbesitzer, für die Blümmel tätig ist. Außerdem gehörte die Potsdamer Straße zum Berliner Zeitungsviertel, und auch wenn in den vergangenen Jahren viele Verlage (so wie der Tagesspiegel) weggezogen sind, ist die wirtschaftliche Ausprägung der Gegend noch immer sehr medienorientiert.
Nach dem Umzug wurde Blümmel von der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße angesprochen. Er wurde Vereinsmitglied, ist jedoch wenig aktiv an der Arbeit beteiligt. Dennoch schätzt er die Projekte der IGP, wie öffentliche Themenabende, die Kontaktbörse für Unternehmen, oder die politische Arbeit sind als wertvoll und positiv für die Entwicklung der Potsdamer Straße.
Das Gebiet der Potsdamer Straße mausert sich vom sozialen Brennpunkt zum attraktiven Wirtschaftsstandort für Start-Ups und Kreative. Die zukünftige Entwicklung sei stark vom Kulturforum abhängig, das wie eine Blockade zwischen Potsdamer Straße und Potsdamer Platz läge, findet Blümmel. Seit er hier arbeite, beobachte er definitiv einen positiven Wandel des Viertels.
Dieser Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität zu Berlin.