Von HU-Gastblogger Laura
Als ich in die Alvenslebenstraße einbiege, verebbt das laute Treiben der Potsdamer Straße und es wird etwas ruhiger um mich herum. Ich muss gar nicht lange suchen, schon nach einigen Metern springt mir das weiße Schild mit den schwarz-roten Lettern ins Auge und ich habe die „Galerie Barth“ gefunden. Die Eingangstür ist halb geöffnet, also trete ich, ohne lange zu hadern hindurch, steige ein paar Stufen hinab und befinde mich direkt in den offenen Räumlichkeiten von Ulla Barth.
Die aus dem Saarland stammende Künstlerin sitzt gerade an ihrem Schreibtisch, unterbricht allerdings augenblicklich ihre Arbeit, um mich freundlich zu begrüßen und verschwindet dann im hinteren Bereich der Räume, um uns einen Kaffee zu machen. In der Zwischenzeit sehe ich mich genauer um. Alle Wände erstrahlen in einem makellosen Weiß und auch die Fliesen sind von heller Farbe. Die an der Decke installierten Lampen tauchen alles in ein angenehmes Licht, sodass man sich auf Anhieb sehr wohl fühlt.
Die Bilder von Ulla Barth, die aktuell in der Ausstellung präsentiert werden, sind überwiegend mit hellen Farben gemalt worden, die je nach Lichteinfall und Position eine andere Interpretation anregen. Blumen, Felder und Silhouetten tauchen vor meinem inneren Auge auf als ich sie betrachte. Auf mich wirken sie beruhigend und positiv.
Das Außergewöhnlichste an den Räumlichkeiten ist definitiv der Blick aus den Fenstern der Galerie. Da diese das Untergeschoss (Tiefparterre) des Gebäudes bildet und halb unter der Erdoberfläche liegt, kann man direkt auf den Gehweg schauen und die vorbeiziehenden Fußgänger beobachten. Schließlich kehrt Ulla Barth zu mir in den Raum zurück und wir nehmen beide mit unserem Kaffee an dem Schreibtisch Platz, bevor sie beginnt zu erzählen.
Bevor die „Galerie Barth“ am 13. September 2014 eröffnete, dienten die Räume als Töpferei und standen anschließend einige Jahre leer. Dementsprechend viel gab es vor der Eröffnung zu tun, so wie die Galerie zu dem Zeitpunkt aussah, „war [sie] nicht vorzeigbar“, lacht Ulla Barth, während sie sich zurück erinnert. Also renovierte sie neben ihrer Arbeit als Grafikdesignerin in „Wochenendarbeit“ fast ein halbes Jahr zusammen mit ihrem Mann und einigen Freunden, um sich den Traum von einem Ort zu erfüllen, an dem sie ihre Bilder ausstellen konnte.
Mein Blick wandert über die Bilder, die noch größtenteils an den Wänden lehnen, statt diese zu zieren, was mich etwas verwundert. Ulla Barth lüftet das Geheimnis und erklärt mir, dass die „Galerie Barth“ am 14. März anlässlich des Schöneberger/Tempelhofer „Frauenmärz“ in einen Galerienrundgang eingebunden ist. Sie selbst und die Malerin Bernadette Schwelm stellen ihre Bilder aus und am Abend findet eine Vernissage statt. Dafür wird noch alles vorbereitet. Die Bilder sind also vorerst nur in Position gebracht worden und werden dann später noch aufgehängt. Als ich nach den Anfängen von Ulla Barths Leidenschaft für Kunst frage, erfahre ich, dass sie bereits im Kindesalter malte.
„Ich habe ein großes Bedürfnis mich auszudrücken.“, sie schmunzelt, „ich platze sonst.“ Das ist auch der Grund, warum sie neben dem Malen auch Klavier spielt und tanzt. Ulla Barth ist Autodidaktin und wurde privat von einer Künstlerin unterrichtet, mit deren Hilfe sie ihren eigenen Stil fand – weg vom Portrait hin zur informellen Kunst. Sie experimentiert mit Farbflächen und abstrakten Linien. Dabei entstehen ihre Bilder spontan und ungeplant „Es kommt etwas und das nehme ich dann auf“, versucht sie mir zu erklären, „Meine Bilder entstehen im Fluss.“ Farbflächen werden von ihr immer wieder übermalt oder zerstört, gleichzeitig bilden Fragmente vorheriger Übermalung Inspirationsquellen für einen neuen Zustand des Bildes.
Am Ende sind sie dann weder signiert, noch gibt sie ihnen einen Titel, denn das würde, wie sie sagt, dem Betrachter etwas vorgeben und das möchte sie nicht. Stattdessen sollen Assoziationsräume für die Gedanken, Gefühle und Phantasien des Betrachters entstehen, der so zum Mitschöpfer wird und das schemenhafte Figurative zu enträtseln versucht, weiterdenkt oder sich einfach am Widerstreit der Formen erfreut.
Wenn sie die fertigen Bilder dann in der Galerie ausstellt, ist, wie sie sagt, die „Vollendung“ zu sehen. Der Prozess ist für sie dann abgeschlossen und sie sei „frei etwas Neues anzufangen“. Ihre Galerie bezeichnet sie selbst in diesem Zusammenhang als „Offspace“, einen „Raum in dem der Künstler sich selbst präsentiert“. Bei ihr komme aber auch die „Salon-Kultur“ dazu, denn Ulla Barth „möchte, dass der Ort lebendig ist, dass man mit anderen Künstlern etwas weiterentwickelt, dass Interaktion stattfindet.“ Zusammenfassend möchte sie vor allem einen „Ort des Austausches.“ Darum sollen in Zukunft in ihrer Galerie auch Lesungen, Vorträge, Performance, Musik, Ausstellungen von Fotografien, Zeichnungen und Gemälden verschiedenster Künstler ihren Platz finden. Jedoch hat sie an sich selbst den Anspruch qualitativ hochwertige Kunst zu präsentieren, die zu dem, was sie ausdrücken möchte, passt.
Wenn sie auf die vergangene Zeit zurück blickt, ist sie über die Entwicklung ihrer Galerie erstaunt. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so schnell geht.“
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität.