Von HU-Gastbloggerin Ricarda
Als ich von der Pallasstraße in die Gleditschstraße abbiege, fällt mir zuerst der große AOK Komplex an der Straßenecke auf. Die Gleditschstraße selbst scheint wenig befahren zu sein und die Umgebung erweckt den Eindruck einer ruhigen Wohngegend. Vorbei an einem Malermeisterbetrieb, einem Physiotherapiezentrum und einer Hebammenpraxis, erreiche ich die Hausnummer 45. Ich trete einen Schritt zurück und ein Blick ins Schaufenster sagt mir, hier bin ich richtig. „Die Wollnerin“ steht dort in Großbuchstaben.
„Die Wollnerin“ heißt mit richtigem Namen Sabine Bornemann und hat hier im Viertel vor knapp vier Monaten das erste Wollgeschäft für handgefärbte Garne eröffnet. Handgefärbte Garne made in Berlin-Schöneberg, das ist wohl einmalig! Nachdem wir es uns im hinteren Teil des Ladens an einem großen weißen Tisch gemütlich gemacht haben, halte ich mich gar nicht lange zurück und stelle Frau Bornemann die Frage der Fragen: Wie kommt man zu dieser Geschäftsidee?
Eigentlich hat Frau Bornemann Musik studiert und wollte den Beruf der Sängerin ausüben. Als aber schnell klar wurde, dass dieser Beruf für sie keine ideale Grundlage für den Aufbau einer Familie darstellt, orientierte sie sich um und begann kurzer Hand als Grafikdesignerin zu arbeiten. Erst vor Kurzem entschied sie, dass es Zeit für etwas Neues sei. Der stetig wachsende Wollboom und ihre eigene Affinität zur Stricknadel brachten sie auf die Idee, ein eigenes Wollgeschäft zu eröffnen.
Nur die Beschaffung der Garne stellte eine größere Herausforderung dar, denn die im Internet erwerblichen, handgefärbten Garne waren einfach zu teuer, als dass man sie erwerben und zu einem erschwinglichen Preis hätte verkaufen können. So entschied sie sich, ins kalte Wasser zu springen und ihre Garne einfach selbst zu färben. Von der Flyererstellung, über den Webseitenauftritt bis hin zur Herstellung und Verarbeitung der Garne managt sie alles alleine.
Das zum Färben benötigte Rohgarn bezieht sie nun aus dem Saarland, gefärbt wird in der eigenen Küche, im Hinterraum des Ladens. In der Regel 2-3 kg Garn pro Woche, dabei können die Kunden durchaus Farbwünsche äußern und ihr ganz persönliches Garn in Auftrag geben. So oder so handelt es sich bei den einzelnen Garnsträngen immer um Unikate, was sie zu etwas ganz Besonderem macht.
Neben den selbstgefärbten Garnen bietet Frau Bornemann u.a. auch Wollgarne der Firmen Rowan und Lang Yarns an. Jede_r Wollanbierter_in wurde dabei einer sorgfältigen Prüfung unterzogen, Qualität steht an erster Stelle. Frau Bornemann überlässt dabei nichts dem Zufall und das weiß auch ihre Kundschaft zu schätzen. Eine ausführliche Beratung gehört ebenso zum Service, wie die Möglichkeit an verschiedenen Kursen teilzunehmen und/oder individuelle Einzelkurse zu vereinbaren.
Ihre selbstbgestrickten Socken weisen übrigens neben der handgefärbten Sockenwolle eine weitere Besonderheit auf: Sie haben keine Naht! Dies verdanken sie dem Achternanschlag, den Frau Bornemann bei ihrer Herstellung verwendet und dessen hohe Kunst sie auch gerne mit interessierten Stricker_innen teilt.
Wer also neugierig geworden ist und Lust bekommen hat, sich von dem ausgefallenen Garnangebot inspirieren zu lassen kann dem in der Gleditischstraße 45, 10781 Berlin nachgehen.
Öffnungszeiten:
Mo, Mi-Fr von 10-18 Uhr, Di von 12-18 Uhr und Sa von 10-15 Uhr geöffnet,
Tel.: 030-21996360.
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität