Rosario Jimenez – Eine Anwohnerin über ihren Kiez

Von Gastbloggerin Christine

Straßenstrich und Beachvolleyball im Park – in Tiergarten-Süd ist alles zu finden. Was diese Gegensätze für das alltägliche Leben bedeuten, erzählte mir eine Anwohnerin.

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Rosario Jimenez – seit 10 Jahren im Kiez

Rosario Jimenez lebt seit 13 Jahren in Berlin und seit 10 Jahren im Gebiet um die Potsdamer Straße. Hierin flüchtete sie vor der „Prenzlauer-Berg-Bewegung“, wie sie es nennt, wo damals ein Café neben dem anderen eröffnete. Die Entwicklungen, die ihr Kiez seitdem durchgemacht hat, konnte sie hautnah miterleben. Eine Zeit lang engagierte sie sich im Quartiersrat in Tiergarten-Süd. Vor allem die Allegro Grundschule ist ihr immer ein Anliegen gewesen, der früher ein schlechter Ruf vorauseilte und die heute vor allem durch die Veranstaltung von Konzerten und Theateraufführungen positiv auffällt. Mittlerweile hat sie zwei Kinder, eineinhalb und drei Jahre alt, und kaum noch Zeit für derartiges Engagement.

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Ein Ort zum Verweilen – der Park am Gleisdreieck

Lieblingsorte im Kiez hat sie so viele, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Den Park am Gleisdreieck findet sie „einfach sensationell“. Sie malt ein romantisches Bild von der Kurfürstenstraße östlich der Potsdamer Straße mit seinen schönen Gebäuden, den in Wolle gekleideten Pollern und Musikern, die bei offenem Fenster spielen. Besonders schön findet sie auch die Höfe bei der Camaro Stiftung.

Auf die Frage nach ihrem Verhältnis zum Kiez antwortet sie: „Es ist eine Liebe-/Hassbeziehung“. Einerseits gibt es hier die ruhigen Seitenstraßen, unzählige kleine, schöne Hinterhöfe und die Strick-Guerilla in der Kurfürstenstraße. Andrerseits beschreibt sie die Potsdamer Straße als „hart“. Dort gibt es viel Verkehr und zu wenig Licht, es ist nicht sauber, die Leute wirken gestresst. Es ist eine Straße zum Durchgehen, nicht zum Verweilen.

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Eine Straße mit vielen Gesichtern – die Kurfürstenstraße

Im Kiez gibt es die Zuhälterei und Streitigkeiten zwischen den Sexarbeiter_innen. Stören tun sie die herumliegenden Kondome und schlecht geparkten Autos. Am schlimmsten sei aber die Industrie dahinter: Zuhälterei, Drogen, Streit auf dem Straßenstrich. „Die Zuhälter sind das Problem“, sagt sie. Die Sexarbeiter_innen hingegen beschreibt sie als freundlich. Der Straßenstrich gehöre zum Kiez. Wen das stört, der zieht hier eben nicht her. „Ich bin als Letzte gekommen“, erklärt sie. Laut Rosario sind die Menschen im Kiez sehr engagiert: „Die Leute stehen zu ihrem Kiez und geben sich Mühe.“ Sie glaubt, dass gerade durch die Mischung an Leuten ein respektvolles Miteinander existiert.

Auch die Entwicklungen im Kiez betrachtet sie ambivalent. Sie sieht in den Veränderungen Ähnlichkeiten zur „Prenzlauer-Berg-Bewegung“. Früher war der Kiez „wilder“, es gab mehr Drogen. Viele Wohnungen und Gewerberäume standen leer. Es gab viele Friseure und Spielotheken, aber zu wenig Supermärkte. Weil die Wohnungen so günstig waren, kamen viele junge Leute, die blieben und mittlerweile Kinder haben.

„Und dann gab es die ersten Kunstleute. Wir brauchten eigentlich einen Supermarkt und stattdessen kamen Galerien.“ Sie befürchtet, dass durch die vielen Galerien die Vielfalt des Kiez verloren geht. Vor allem aber wehrt sie sich gegen die Darstellung, ihr Kiez müsste auf diese Art gerettet werden. Andererseits eröffneten in der Potsdamer Straße mittlerweile einige Cafés. „Wir haben uns gefragt, wer geht denn dort hin? Heute machen wir das alle“, sagt sie etwas selbstironisch. Dennoch würde sie ihre Kinder nicht mal schnell zum Bäcker schicken. Denn der ist in der Potsdamer Straße und „dort ist alles zu finden, gut und böse“.

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses 2015 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität

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