Auf eine frische Minz-Limo ins „Cafe Eule“

Von HU-Gastbloggerin Marleen

Der Frühling steckt in den Startlöchern und was gibt es da Schöneres als die ersten Sonnenstrahlen in den zahlreichen Parks und Gärten Berlins zu genießen. Ein ganz besonders schönes Sonnenplätzchen ist das „Café Eule“  im Westteil des Parks am Gleisdreieck.

eule1.2Etwas versteckt, abseits der asphaltierten Wege, befindet sich der zum Café umgebaute Container, aus dem heraus die Betreiberin Kristiana Elig und ihre Mitarbeiter täglich herrlich leckeren italienischen Kaffee sowie zahlreiche hausgemachte Leckereien verkaufen.

 

Das Angebot reicht von frischen hausgemachten Säften und Limonaden über Kuchen bis hin zu Quiche und Suppe. In den nächsten Wochen wird noch ein Mittagstisch folgen und im Sommer lässt man sich die selbstgemachten Minz-Limonaden schmecken. Die Minze baut Kristiana selbst in ihrem Garten an, wie zahlreiche weitere Zutaten für ihre Speisen.

Doch nicht nur die eigenen Produkte werden verarbeitet und verkauft, auch die Produkte aus den Nachbarsgärten wandern über die Verkaufstheke. Wie zum Beispiel der Honig „Kreuzberger Vielfalt“, der letztes Jahr der reinste Verkaufsschlager war. Auch dieses Jahr gibt es ab Mai wieder die ersten Gläser des begehrten Honigs exklusiv im „Café Eule“ zu erwerben. Insgesamt haben vier Imker einen Garten in der Kolonie, wie Kristiana erzählt. Und es werde viel für die Bienen getan, indem spezielle Pflanzen und Stauden angepflanzt werden.

So individuell wie das Speisenangebot wurde auch das kleine Gelände rund um das Café gestaltet. So besteht der Open-Air Sitzbereich aus selbst gezimmerten Stühlen und Tischen, die in bunten fröhlichen Farben gestaltet wurden. Auch die vielen kleinen bunten Beete rund um den Container hat Kristiana ganz nach ihren eigenen Vorstellungen angelegt.

Der Standort des „Café Eule“ ist ganz besonders. Denn es ist Bestandteil der Kleingartenkolonie Potsdamer Güterbahnhof, kurz POG und bildet inmitten der kleinen Gartenparzellen einen zentralen Marktplatz für die Kolonie – nicht umsonst heißt das gesamte Projekt „Gärten im Garten“ und ist ein Pilotprojekt der Grün Berlin GmbH in Kooperation mit der POG.

eule2Bereits seit der Westparkeröffnung im Jahre 2013 betreibt Kristiana Elig das kleine Café. Die ursprüngliche Idee war einen Treffpunkt zum Plaudern und Ausstausch für die Kolonie zu schaffen – ein Ort zum Entspannen, ganz ohne Hektik der Großstadt. Und es hat alles mit nur einem einzigen Kuchen begonnen, wie sie mir lachend erzählt. Dass mittlerweile soviel mehr daraus geworden ist, hätte Kristiana sich wohl selbst nicht zu träumen gewagt. Denn nicht nur die Mitglieder der Kolonie, sondern immer mehr Nachbarn, Spaziergänger und Stammgäste finden den Weg ins Café.

Kristiana betont, dass sie dem Park mittlerweile sehr positiv gesinnt ist. Er sei eine gute Symbiose zwischen alten Wegen und -Baumbeständen und neuen geteerten Pflasterstraßen. Das war allerdings nicht immer so, denn zu Beginn der Parkbauarbeiten 2009 sollten die rund 50 Gärten der POG weichen. Anstelle der Kleingartenidylle waren Fußballfelder des Vereins „Türkiyemspor“ für die Bezirke Kreuzberg-Friedrichshain, Mitte und Tempelhof-Schöneberg geplant. Doch dank des Engagements der Mitglieder des POG, allen voran dem Vorsitzenden Klaus Trappmann konnte ein Bleiberecht für die Kleingartenanlage erwirkt werden. Allerdings nur unter der Voraussetzung die Gärten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. („Gärten im Garten“)

Kristiana selbst ist seit 9 Jahren Besitzerin eines eigenen Gärtchens und erzählt mir von der Wandlung, die der Park in den letzten Jahren erlebte. Der Park habe lange Zeit mit zum „Brennpunktgebiet“ gehört – es kam wohl auch mal vor, dass Prostituierte aus der nahe gelegenen Kurfürstenstraße mit ihren Freiern in dem Park kamen, erinnert sie sich. Doch das hat sich mittlerweile, auch dank der Präsenz des „Café Eule“ in den Abendstunden sehr verbessert.

Das Café will auch ein Ort für gemeinschaftliche Feste und Aktionen sein und in den vergangenen Jahren gab es schon manches Spektakel für Groß und Klein. So war zum Beispiel der kleine gemütliche „Weihnachtsmarkt“ mit Punsch und Lagerfeuer, welcher für ein Adventswochenende stattfand, ein großer Erfolg.

eule3Doch auch die Kleinen kommen auf ihre Kosten. Das Neuste ist ein „Insektenhotel“ zum Nisten von Insektenlarven aller Art. Wobei das Kennenlernen der Natur für Kinder im Fokus stehen soll.

Für dieses Jahr stehen der jährliche „Ostermarkt“  am Ostersonntag, auf dem einige Koloniemitglieder ihre selbstproduzierten Erzeugnisse anbieten und die „Fête de la musique“  auf dem Plan. Das Musikevent, welches sich über die gesamte Stadt erstreckt, findet schon zum zweiten Mal auf dem „Marktplatz“ statt. Wichtig bei der Musikauswahl ist Kristiana lediglich, dass es Musik für die ganze Familie ist – A Cappella Bands mit kleinen Verstärkern, Ukulelen- und Sphärenmusik.

Darüber hinaus ist für Spätsommer eine Kunstausstellung „Kunst im Garten“ geplant. Auch hier gilt: es sollte urban und individuell sein, aber im Prinzip ist alles erlaubt. So könnte sich Kristiana zum Beispiel Gleisdreieck-Fotografien, Lichtinstallationen oder experimentelle Kunst, wie „Recycling Art“ vorstellen. Die einzige Schwierigkeit, welche die Realisation derzeit etwas behindert ist das fehlende Budget für die ausstellenden Künstler.

Und weitere Pläne für das Café? Für den Sommer ist noch, inmitten der kleinen grünen Oase, eine „Lese-und Ruheterrasse“ hinter dem Container geplant.

Zum Ende unseres Gesprächs gesellt sich Evelyn Klam auf einen Cappuccino zu uns an den Tisch. Die Künstlerin betreibt eine Keramikwerkstatt  im nahe gelegenen Künstlerhof Pohlstraße 11 und gehört zu den vielen Stammgästen. Nebenbei erfahre ich, dass auch ihre Keramikkunst auf dem Ostermarkt des „Café Eule“ zu bewundern sein wird. Und noch einmal wird deutlich, wie wunderbar gelungen dieser Treffpunkt für die Nachbarschaft ist!

Zu finden ist das „Café Eule“ über den „Eingang Westpark“ Bülowstrasse 68. Anfahrt: S/U Yorckstr., U Bülostr., Bus M48, M85, 187 Bülowstr., Bus M19 Dennewitzplatz. Die Öffnungszeiten variieren saisonal. Im Winter nur am Wochenende ab 10:00 Uhr geöffnet, ab April wieder täglich und bis maximal 20:00 Uhr im Hochsommer.

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses 2015 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.

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