Von HU-Gastbloggerin Laura
Seit 1986 findet der „Frauenmärz“ in Berlin-Tempelhof-Schöneberg statt. Was als kleines Projekt begann, wurde über die Jahre hinweg zu einer festen Institution rund um die Thematik „Frauenemanzipation“ und feiert dieses Jahr nun sogar schon den 30. Geburtstag. Das Motto wechselt jährlich und auch das Programm wird immer wieder neu gestaltet – Lesungen, Rundgänge, Diskussionen, Workshops, Musik für jeden Geschmack ist etwas dabei. Überwiegend ist die Teilnahme kostenlos und ohne Anmeldung möglich, vereinzelt gibt es Ausnahmen. Bestimmte Veranstaltungen sind speziell nur für Frauen („Ladies only!“) gedacht, doch Männer werden nicht gänzlich ausgeschlossen. Ermöglicht wird all das durch den Zusammenschluss von unterschiedlichen Verbänden, Einrichtungen, Musikschulen, Volkshochschulen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Besonders der Organisation von Ute Knarr-Herriger, Leiterin der Dezentralen Kulturarbeit in Tempelhof-Schöneberg, ist es zu verdanken, dass der „Frauenmärz“ jedes Jahr ein Garant für ein vielfältiges und hochwertiges Programm ist.
„Schlaglichter- Frauen in der Kultur“
24 unterschiedliche Programmpunkte, verteilt über den ganzen Bezirk Tempelhof-Schönberg, beleuchteten dieses Jahr vom 07.03.-28.03.15 das Leben und Schaffen Frauen unterschiedlichen Alters, die sich im kulturellen Bereich engagieren. Mit dabei Claudia Koppert, Autorin und Lektorin aus Heidelberg. Sie stellte am Abend des 19.03.15 ihr Buch „Sisterhood- eine Sehnsucht“ in der „BEGiNE- Treffpunkt für Kultur und Frauen“ an der Potsdamer Straße vor. Frauen besetzten das heutige Café und Kulturzentrum in den 80er Jahren und schufen einen Ort, an dem sie „Gemeinsam leben und arbeiten“ konnten.
Seit 1986 bietet die „BEGiNE“ nun einen Raum, für Veranstaltungen aller Art, die sich mit dem kulturellen Schaffen von Frauen beschäftigen und wird auch als Treffpunkt von Frauengruppen und –initiativen genutzt. Bereits im Herbst hatten die Projektkoordinatorin der „BEGiNE“ Barbara Hoyer und Claudia Koppert die Lesung für den März arrangiert. „Barbara Hoyer dachte gleich, das könnte etwas für den „Frauenmärz“ sein“. Ute Knarr-Herriger war wohl der gleichen Meinung, worüber sich die Autorin sehr freut.
Von außen wirkt die Frauenkneipe eher unscheinbar und schlicht. Der Innenraum aber verströmt eine gemütliche Atmosphäre, die mich sofort in ihren Bann zieht. Die Wände sind gelb gestrichen, mit bunten Bildern behangen, auf denen sogenannte „Strichmädchen“ zu sehen sind und kleine Teelichter zieren die einfachen Holztische. Die Lesung findet in einem separaten Raum statt, der sich im hinteren Teil des Barraumes befindet. Dort haben die Veranstalterinnen einige Stuhlreihen aufgestellt, ihnen gegenüber stehen ein Tisch und eine Leselampe. Insgesamt sind ca. 20 Frauen erschienen, die gebannt den Stimmen von Claudia Koppert und Moderatorin Ilona Bubeck, Mitbegründerin des „Querverlages“, lauschen.
Die Autorin liest etwa eine Stunde aus verschiedenen Kapiteln ihres Buches vor, um einen Einblick in die Geschichte zu ermöglichen und einem die Charaktere näher zu bringen. Die Passagen sind witzig und gehen im gleichen Atemzug unter die Haut. Claudia Kopperts Art zu schreiben beeindruckt mich und ich tauche ein in die Welt der alleinerziehenden Martha und ihrer 15-jährigen Tochter Rosa. Unmöglich den Inhalt des Buches auf ein paar Zeilen herunter zu brechen und ich möchte auch nichts vorweg nehmen. Nur so viel. Es geht um politisches Engagement, Liebe, Alltagsprobleme zwischen Mutter und Tochter, Aufarbeitung von Vergangenem, Frau sein von heute.
Claudia Koppert lebte in den 80er Jahren in Berlin und kennt damit, wie sie selbst sagt, die Anfänge der „BEGiNE“. Sie verrät mir dazu, dass sie sehr gespannt auf das Begine-Publikum sei, wie es sich verändert hat, wer sich in Berlin von ihrem Roman angesprochen fühlt und ob sie nicht vielleicht auch ein paar Bekannte wieder treffe. „Ein gelungener Abend wäre für mich ein neugieriges, offenes Publikum, das nach der Lesung ins Gespräch mit mir und untereinander kommt. Es ist schließlich ein bewegendes Thema.“ Ich kann im Nachhinein nur sagen, dass diese Erwartungen, wie ich finde, erfüllt wurden. Die Zuhörerinnen hingen Claudia Koppert an den Lippen, lachten mit ihr und stellten am Ende offen gebliebene Fragen zu ihrem Roman oder ihrem Werdegang als Autorin.
Ob sie glaubt, dass der „Frauenmärz“ langfristig etwas hinsichtlich der Frauenemanzipation bewegen kann/ bewegt hat? Dazu hat sie eine eindeutige Meinung! „Der „Frauenmärz“ findet jetzt zum 30. Mal statt. Eine Veranstaltungsreihe, die sich so lange Zeit hält, dazu angebunden an den 8. März, strahlt sicher aus, setzt Impulse und erreich die unterschiedlichsten Kreise. Jede gesellschaftliche Emanzipation braucht Foren und der „Frauenmärz“ ist so ein Forum.“
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses 2015 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.