Auf einmal ohne alles!

Von Gastbloggerin Senta

Bei einer Tasse Tee sorglos zusammen sein. Vor einigen Monaten war dies noch nicht möglich. Die Angst war groß und wurde immer größer. Die syrisch-orthodoxe Familie lebte in Qamishli, im Nordosten Syriens. Eine schöne Stadt, doch wehrlos gegen die Gewalt der ISIS. Die Waffen des Feindes sind einfach zu stark. Hinzu kommt die Unbarmherzigkeit, die die Terroristen in sich tragen. Frauen und Kinder werden entführt und schlimmeres. Vor allem die Minderheiten, wie die Christen sind der Gewalt schamlos ausgesetzt.

Der einzige Ausweg für die Familie war ihr Hab und Gut zurück zu lassen und zu fliehen. Viele wollen vor der großen Gefahr flüchten, doch das ist nicht immer einfach. Sie hatten Glück und wurden im Kontingent aufgenommen. Nun sind die Kinder in Sicherheit. Das hat Priorität! Daraufhin ging es darum Fuß zu fassen. Vorübergehend stellte die Katholische Kirche eine Mietwohnung zur Verfügung bis sie eine eigene gefunden haben.syrisch-orthodoxes Ostern

Die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde an der Potsdamer Straße versucht die Glaubensgeschwister so gut es geht zu begleiten. Zum Beispiel bei der Wohnungssuche, im Jobcenter, Einschulung der Kinder, Einrichtung eines Girokontos, Anmeldung bei einer Krankenversicherung. „Für jemanden, der kein Deutsch kann, die Wege nicht kennt, ist das schwierig, aber wir arbeiten zusammen mit der katholischen und evangelischen Kirche“, sagt Amill Gorgis zum Thema Deutsche Bürokratie. Mit der Einreise ist immerhin nicht alles getan. Bis die ganze Bürokratie erledigt ist, dauert es mehrere Wochen. Bis dahin muss für Essen und für ein Dach über dem Kopf gesorgt werden. Diese Familie hat Glück und bekommt staatliche Unterstützung, da sie noch kleine Kinder haben.

Zu der Aufnahme im Land gehört auch der Sprachkurs. „Jetzt beginnt der Kampf, wie sie sich umorientieren, wie sie ihre Familie ernähren. Die erste Phase ist aber erstmal, dass sie Deutsch lernen. Wenn sie Deutsch können, werden ihnen viele Türen offen stehen.“ erklärt Amill Gorgis.

Heute ist die Familie drei Monate in Berlin und hat das schlimmste überstanden. Jetzt geht es darum auf eigenen Beinen zu stehen und die Familie zu versorgen. Der Vater Anton, war Sportlehrer in Syrien. In Deutschland wird sein Abschluss nicht anerkannt. Doch mit dem spürbaren Engagement wird er auch hier einen Arbeitsplatz finden. Auf die Frage, was sie in Syrien am meisten vermissen, erzählen die Mutter, Basima und ihre Schwester: „Das große Haus mit vier Zimmern und Flur und dem Balkon“. Und diese Vokabeln kennen sie bereits auf Deutsch.

Mehr über die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde an der Potsdamer Straße und ihre Flüchtlingshilfe erfahren Sie hier

Wer helfen möchte, wendet sich bitte direkt an die
Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien, St. Ludgeruskirche
Potsdamer Straße 94, 10785 Berlin
Kontakt: A. Gorgis,Tel.: 851 65 33

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses 2015 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität. 

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