Ökomarkt an der Lützowstraße – auf einen Plausch mit den HändlerInnen

Oekomarkt_Voigt_02Ein Wildkräutersalat schmeckt am besten mit einer etwas süßlichen Vinaigrette,“ erklärt mir Conni. „Sie können aber auch Banane hinein pürieren.“ Am frühen Nachmittag stehe ich auf dem Stadtplatz der Evangelischen Elisabeth Klinik am Stand des Gärtnerinnenhof Blumberg .

Morgens waren die Kräuter noch gemeinsam mit den Erdbeeren, dem Mangold, dem Salat und Ruccola im Ahrendsfelder Boden verwurzelt. Den Vorschlag nehme gerne auf. Die einzelnen Bestandteile des Salates – es sollen 25 verschiedene Kräuter sein – kann ich nicht ausmachen. Doch die Vielfalt ist klar sichtbar: volle Blütenstände in orange, grüne Blätter, haarige Kräuter. Und jeder Bissen schmeckt unterschiedlich: von süsslich, herb über medizinisch zu säuerlich. Frischer kann man nur im eigenen Garten essen.

Oekomarkt_Voigt_01Der Ökomarkt an der Lützowstraße bietet seit Ende Mai jeden Donnerstag von 11 – 18 Uhr an rund einem Dutzend Ständen Grundnahrungsmittel von biozertifizierter Qualität an. „Wir freuen uns, wenn auf dem Markt sich ein neuer Kieztreff bildet,“ sagt André Jasper, Leiter der Evangelischen Elisabeth Klinik. Und weil in der Mitte des Marktes Tischensembles und Liegestühle stehen, passiert eine Begegnung zwischen den Menschen hier im Kiez ganz zwanglos.

Und zu den HändlerInnen. Sie alle sind zu einem Plausch bereit und geben ihre Erfahrungen gerne weiter. „Es macht mir Spaß, nicht nur die Waren zu verkaufen, sondern auch mein Wissen weiter zu geben,“ sagt Conni. „Und die Kunden schätzen es, die Waren direkt von der Bäuerin zu kaufen. So bin ich eine Mittelsperson zwischen Stadt und Land.“

Marktleiterin Brigitta Voigt liebt diese Art von Marktatmosphäre. Als die frühere Journalistin nicht mehr im sich immer schneller drehenden Nachrichtenkarussell mitdrehen wollte, kam ihr die Idee „etwas sinnliches zu tun, mit Käse, Kunst und Wein zu handeln“.

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Und als sie keinen Markt nach ihrem Geschmack fand, gründete sie vor vier Jahren ihren ersten Ökomarkt im Hansaviertel, dem ein weiterer am Nordbahnhof folgte. „Jeder Markt ist anders,“ weiß sie. „Und an allen neuen Standorten müssen wir erst herausfinden, was die Leute kaufen möchten.“ Deshalb ist sie jede Woche vor Ort und hat für Anregungen und Ideen ein offenes Ohr.

Zu entdecken ist hier bereits jetzt ganz vieles. So gibt es an einem Stand Rohmilchkäse aus kleinen Molkereien und Bio-Käsereien. Fleisch und Wurst kommt von einem Hof nahe Neuruppin. Das Sortiment am Brot- und Kuchenstand stellt der Händler jede Woche neu zusammen.

Oekomarkt_Wosnitza_11Die Preise sind erschwinglich, gerade auch für das Streetfood. „Ich weiß, dass das Essen, das ich verkaufe gut und gesund ist,“ erklärt Johann sein Schwärmen über die veganen Rollen, die er einzeln und frisch zubereitet und mit Mangold, Linsen füllt. Dazu gibt es verschiedene Saucen – scharf, kräuter, erdnussig.

Der ehemalige Barkeeper lebte lange über einem veganen Restaurant in Neukölln, einem Bezirk den er vom Flair schätzt, in dem er jedoch biologisches Essen vermisste. „Ich war ihr bester Kunde,“ erinnert er sich.“Ich bin nicht Veganer, denn als Franzose brauche ich meinen Käse jeden Tag. Aber ich liebte dieses Essen und als ich vor zwei Monaten nicht mehr als Barkeeper arbeiten wollte, habe ich angefragt, ob ich nicht auf den Märkten mitarbeiten kann. Ich liebe es, dass die Leute, die hierher kommen wissen, dass biologische Produkte wertvoll sind.“

Den köstlichen Kaffee respektive Espresso/Capuccion kann man bestens mit den Crepes oder den Rohkostsüßigkeiten vom Nachbarstand genießen und dabei am Stand der Büchereule ein wenig schmökern. „Ich liebe es, an der Luft zu arbeiten und bin vor dreißig Jahren bei einem Kollegen an der FU in das Buchgeschäft eingestiegen,“ erzählt Anja, die jeden zweiten Donnerstag da ist. „Mein Sortiment ist so groß, dass es in ein Auto passt. Der Zustand der Bücher ist neuwertig und ich bin immer auf der Suche nach aktuellen Kinderbüchern und spannender, erbaulicher Literatur.“

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Das erste Buch, dass Anja hier verkaufte war passenderweise Thorwald Detleffsens „Krankheit als Weg.“ Fast eine Reminiszenz zu den Anfängen der Evangelischen Elisabeth Klinik, als diese noch vor den Toren der Stadt Berlin lag und ein Aufenthalt hier auch aufgrund der ländlichen Umgebung als heilsam galt.

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Und so ist es auch nicht erstaunlich, dass man sich auf diesem Markt auch massieren lassen kann. „Es ist eine ganz andere Technik, als die Ganzkörpermassage, die ich in meiner Praxis anbiete,“ sagt Physiotherapeutin Evelin. „Doch ich mag die Abwechslung, die ich beim Arbeiten auf dem Markt habe.“ Nach dem ersten Monat hat sich sogar schon eine kleine Fangemeinde – Entschuldigung – ein fester Kundenstamm gebildet, denn nach 10 Minuten auf dem Stuhl von Evelin erscheint die Welt in Tiergarten-Süd in einem entspannten Licht.

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Eine Antwort zu “Ökomarkt an der Lützowstraße – auf einen Plausch mit den HändlerInnen

  1. Liebes Öko-Markt-Team,
    Anfang Juni sind wir in der Flottwellstraße eingezogen. Es freut uns sehr, dass wir nun so einen tollen markt so nahe haben. Am kommenden Donnertag schauen wir zu ersten mal vorbei.
    Liebe Grüße von Wolfgang

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