„Im Abgang kommt der Zimt wunderbar heraus“, höre ich mich sagen. Solch einen Satz habe ich noch nie gesagt. Ich hab mir aber auch noch nie Zimt-Honig neugierig an den Gaumen geklebt, ihn dann minituös auf der Zunge zergehen lassen, um anschließend über das Erlebte zu (fach)simpeln. Und noch ein kleines Löffelchen: Honig mit Vanille, Honig mit getränkten Rosenblättern und und und. „Ich nehme dann,“ sage ich irgendwann und zögere die Entscheidung noch sekundenweise heraus. „Das geht jetzt nicht,“ gibt André von der Imkerei an der Probstheide lächelnd zurück.
Ich bin nicht entsetzt. Irgendwie bin ich froh! Ich könnte mich jetzt gar nicht entscheiden, mein Beutel wäre zu klein, weil sich meine „ich will alles-Kaufhaltung“ nicht nur über die Honiggläser, sonder auch über die weiß-rot gestreifte Rote Beete, das mehlbestäubte Bauernbrot, den Rohkostaufstrich, und das reizvolles Chili-Chutney stülpt auf den Nachbartischen stülpt.
Im Hinterhof der Bülowstraße 6 sind vier Biertische aufgebaut. Dahinter meine Bauern, denen ich flyergemäß die Hand geben kann. In der Kochschule MICHIKOCHT im Squarehaus findet der Auftrakt zu der Food-Assembly in unserem Kiez statt.
„Foodassembly ist ein gemeinnütziges Projekt aus Frankreich, welches regionale Bauern und Endverbraucher zusammenbringt, ohne den Zwischenhandel,“ hatte mir Michi geschrieben. „Der Kunde bestellt online Ware und kann sie dann bei mir in der Bülowstraße 6 jeden Freitag von 17 bis 19 Uhr abholen. Das Besondere an dem Konzept ist, dass der Erzeuger oder Bauer persönlich vor Ort ist um dem Kunden die Ware zugeben. Somit entsteht eine enge Beziehung zwischen Bauer und Kunde. Des weiteren ist bei diesem Model die Gewinnmarge für den Bauern größer und er muss auch nur die Artikel mitbringen, die bestellt werden. Somit werden also Ressourcen und Lebensmittel geschont.“
Ich hab mir noch nie Gemüsekisten kommen lassen, bin in keiner Food-Coop, die Idee vom Kochhaus finde ich unausprobiert cool, vom Ökomarkt in der Lützowstrasse bin ich als Kiezbürgerin begeistert. „Komm vorbei, lerne unsere Erzeuger kennen und nutze die Gelegenheit, um besser zu essen und nebenbei auch noch die regionale Landwirtschaft zu unterstützen,“ zielte der Bauern-Flyer direkt in mein Gute-Mensch-Sein-Gewissen.
Sehr unterhaltsam und informativ ist es dann gewesen. Und meine Neugierde lässt meine Geschmacksnerven koppheister schießen. Nachdem ich nach meinem Chutney-Versuch wieder atmen kann, erfahre ich von Michael Maria Ziffels, dass die Jolakia 2014 als weltweit schärfste Chile preisgekrönt war.
Der Brotstand bringt mich zum Lachen. „Endorphina“ als Name für eine Bäckerei gefällt mir sehr gut, denn diese Quelle der Endorphinausschüttung kenne ich nur zu gut.
Über Rohkostaufstrich hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Sollten die Synergien wirklich so stark sein, wie tk sagt, so dass das Vitamin Cs der Zitrone im Felii Aufstrich von frulee wirklich die Wirkung des Magnesium der ebenfalls enthaltenen Banane turbomäßig ankurbelt? Ich nehme das mal so hin – schmecken tun sie auf jeden Fall.
Zwei Tage später durchstöbere ich die Food Assembly Webseite und wieder läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Also gebe ich meine Bestellung auf und trage mir den Termin im Kalender ein: Erste Verteilung am 28. August zwischen 17 und 19 Uhr in der Bülowstraße 6. Einige meiner Bauern möchte ich schon gerne wieder treffen.