Fruchtiges Jubiläum

Von HU-Gastblogger Sarah

Bis ich den unscheinbaren Eingang finde dauert es eine Weile. Das Plakat an der Straße zeigt mir das ich an der richtigen Adresse bin. Hier ist das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung. An der Lichtschranke vorbei folge ich den Brotkrümeln – drei Klingeln mit der Aufschrift “IÖW” und einem grünen Amazonasfrosch – in den lichtdurchfluteten Innenhof bis ich den kleinen Eingang mit Aufzug finde. Oben angekommen treffe ich Hanna Völkle von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation.

Mein kleiner grüner Wegweiser

Was genau macht das IÖW? Was ist ihre Rolle, gesellschaftlich?

“Dieses Jahr ist unser 30. Jubiläum und unser Claim ist ‚Ideen die fruchten‘. So verstehen wir uns auch als wissenschaftliches Institut. Wir wollen nicht Wissen für den Elfenbeinturm produzieren, sondern wir forschen und entwickeln Ideen, um sie in die Gesellschaft zu transferieren, um sie wirksam zu machen. Deshalb haben wir hier über 40 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die täglich interdisziplinär in Forschungsteams zu Nachhaltigkeitsthemen forschen.”

Also eine Art gesellschaftliches Anstupsen.

“Genau. ”

Gab es in den Jahren nach der Gründung und heute noch besondere Herausforderungen für das Institut?

“Besondere Herausforderungen waren, dass man sich als Forschungsinstitut erst mal einen Namen erarbeiten musste und dann ist es auch eine bes. Situation des IÖWs [da es] sich aus Drittmitteln finanziert und gemeinnützig arbeitet. Wir können so in fetten Jahren keine großen Gewinne horten. Das ist somit die größte Hürde die wir heute noch zu bewältigen haben; dass wir Projekte akquirieren und diese auch kostedeckend durchführen müssen.”

Wie sieht die Projektdurchführung aus? Gibt es einen Ideenfindungsprozess oder handelt es sich eher um Fördereraufträge?

“Von Bundesministerien, von anderen Stiftungen und von größeren Auftraggebern [bekommen wir] einen Auftrag. Dazu wird dann intern geguckt, wer in der Lage wäre das zu bearbeiten. Vieles läuft auch über Ausschreibungen. Da werden dann Projekte, Projektideen öffentlich ausgeschrieben, auf die man sich bewerben kann. Akquise heißt das. Bestimmten Forschungsvorhaben wird dann der Zuschlag gegeben, anderen nicht und manchmal ist es aber auch so, dass Kooperationspartner uns bereits so gut kennen, dass es da einen Austausch gibt, Ideen angeregt werden können. Auch von unserer Seite.”

Einige Projekte, wie WohnMobil, Wasserflüsse in Deutschland oder  Klima Citoyen werden als ‘fruchtig’ bezeichnet. Was steckt dahinter? Was zeichnet sie aus?

„‘Fruchtig’ ist unser Jubiläums-Slogan der sich über das Jahr 2015 zieht. Auf der Website werden die als fruchtig bezeichneten [Projekte] deshalb so bezeichnet weil sie in der chronologischen Abfolge […] relativ frisch und neu sind. Zum anderen stehen sie exemplarisch dafür, dass wir wirksam forschen wollen, dass die Ideen nicht in irgendwelchen Schubladen landen, sondern dass [es] beispielsweise beim Projekt ‚Wasserflüsse in Deutschland‘ die Internetbesucher auch auf der Website selber […] einen interaktiven Einblick in die Forschung erhalten. Und das ist für uns das Ziel unserer Arbeit. Dass die Ideen die wir haben tatsächlich auch wirksam werden und fruchten. „

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Auf der Website des BMBF gibt es viel zu entdecken: von natürlichen Wasserflüssen und Klimawandelprognosen bis zu künstlichen Wasserflüssen.

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Wussten Sie, dass Berlin zB einen Gebietsbürtigen Abfluss von 192 l /Quadratmeter im Jahr hat?

Ein Förderer des Instituts ist ja die EU-Kommission. Spielt die IÖW eine Rolle in der Agenda 2020/2030?

“Die EU ist nicht unser größter Förderer. Es gibt Projekte, die auch durch die EU gefördert / angestoßen werden. Unsere größten Auftraggeber sind aber meistens Bundesministerien, z.B. das Bundesumweltministerium.”

Warum die Potsdamer Straße als Geschäftsstelle?

“Die Potsdamer Straße ist für uns sehr zentral. Aufgrund ihrer Lage können wir hier schöne große Büros mieten, die genug Platz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten.

Für mich als Mitarbeiterin ist die Potsdamer Straße insofern wertvoll, als dass es draußen ziemlich laut und schrill ist und die Geschäfte und die Büros, die sich da angliedern, total unterscheiden. Wenn man hier in den Hinterhof kommt ist es ruhig. Man kann mit offenem Fenster arbeiten und kriegt gar nicht so mit, was da draußen pulsiert. [Ich] verbringe den Großteil meines Tages an der Potsdamer Straße. Sie war mir davor keine so geläufige Straße,[…] wenn man überlegt, dass sie hinten in Schöneberg aufhört und man dort in einer ganz anderen Welt als z.B. vorne am Potsdamer Platz ist, ist das für mich wirklich faszinierend[…].
Ich weiß nicht, ob es in Berlin noch eine Straße gibt, die so viel Unterschiedliches bietet, und die in ihren Abzweigungen so unterschiedliche Welten offenbart. Wenn man jetzt hier zum Gleisdreieck Park geht, da vorne ist man direkt am Straßenstrich, ein paar Meter weiter gibt’s das beste arabische Essen, das man sich vorstellen kann und noch mal weiter kommt der nächste Bio Markt, hinten das Sony Center.  Sonst fährt man [in Berlin] in verschiedene Stadteile [um zu sehen] was die Potsdamer Straße in einem bietet.”

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers an der Humboldt Universität

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