Den Potsdamer Platz “alt und neu” erleben

Von HU-Gastblogger Tony

Am Potsdamer Platz ist immer etwas los, nur geht es in dem heutigen Artikel nicht um ein neues Event oder eine Ladenneueröffnung. Es geht um eine neue Bodenplatte. So weit, so gewöhnlich, jedoch liegt die Besonderheit bei dessen Oberfläche: Auf dem weißen Stein prangt in schwarzer Schrift ein großer QR-Code, mit dem man sich auf eine Zeitreise begeben kann.
Sightseeing am Potsdamer Platz mal anders!

Was ist überhaupt ein QR-Code?

QR Cobble

Viele gehen oder fahren über ihn, Beachtung wird ihm jedoch kaum geschenkt

Ein QR-Code ist eine zweidimensionale Grafik, in welcher Informationen mithilfe einer Punktkodierung gespeichert sind und die meist aus zwei unterschiedlichen Farben besteht. Für Menschen ist solch eine Grafik auf Anhieb zwar genauso wenig lesbar wie ein Strichcode, jedoch sind beide schnell maschinell einlesbar. Im Vergleich zum herkömmlichen Strichcode können mehr Daten bei geringerem Platzbedarf gespeichert werden.

Ca. 7000 Ziffern bzw. etwas mehr als 4000 alphanumerische Zeichen (das sind die Buchstaben A-Z und Ziffern 0-9) sind in einem QR-Code unterbringbar. Welche Art von Information darin gespeichert werden, liegt ganz beim Benutzer. So könnten es die Angaben einer Visitenkarte, eine kurze Einkaufsliste, ein Zitat oder nur eine Verlinkung zu einer Webseite sein.

Ritz + QR

Werden Touristen, die das Ritz-Carlton fotografieren, den im Boden eingelassenen QR-Code bemerken?

Übersetzt heißt die englische Abkürzung in etwa “Schnelle Rückmeldung”-Code. Dies kommt nicht von ungefähr, denn durch die rasche maschinelle Umwandlung in für Menschen lesbaren Text können schnell Informationen abgerufen werden. Benötigt wird lediglich ein kompatibles Endgerät wie z.B. ein Smartphone mit installierter QR-Scanner-Anwendung (Android/iOS). Das Scannen des Codes mit der eingebauten Kamera genügt, um z.B. eine Webseite in seinem Browser aufzurufen, ohne einen ellenlangen Weblink abtippen zu müssen. Eventuelle Tippfehler werden zudem verhindert.

Genug technischen Hintergrund erklärt: Zurück zum Potsdamer Platz!

Um mir einen Eindruck zu verschaffen, besuchte ich den Potsdamer Platz. Wenn ich nicht im Vorfeld gewusst hätte, dass sich der QR Cobble direkt vor dem Bahntower befindet, dann hätte ich sie ohne Weiteres nicht aufgefunden. Bedauerlicherweise gibt es keine Werbung oder Hinweisschilder, die auf die Existenz dieser besonderen Bodenplatte hindeuten. Sie besitzt ein angenehm schlichtes Design, weshalb sie allerdings auch sehr leicht zu übersehen ist (siehe Bild unten).

Die QR-Code-Bodenplatte vor dem Bahntower

Die QR-Code-Bodenplatte vor dem Bahntower

Verstecken muss sich der im Boden eingelassene Stein nicht, denn das neue innovative Projekt „Zeitreise Potsdamer Platz” (wie der QR-Cobble durch die Deutsche Gesellschaft für multimediale Kundenbindungssysteme mbH DGMK initiiert) steckt hinter dessen Installation. Scannt man ihn, so wird auf eine Webseite umgeleitet, die den Potsdamer Platz während der letzten 28 Jahren in vier verschiedenen Panoramabildern des holländischen Künstlers Jacques Obers präsentiert. Der interessierte Nutzer erfährt von den drastischen Veränderungen des Umfelds, die aufgrund der geschichtlichen Ereignisse auftraten. Einige wenige Eckdaten sind zur besseren Vorstellung direkt in den Bildern vermerkt wie z.B. der ehemalige Standort des Führerbunkers oder des Anhalter Bahnhofs.

28 Jahre liegen zwischen dem oberen Bild (Screenshot der Projektseite) und dem heutigen Potsdamer Platz (unten)

28 Jahre liegen zwischen dem oberen Bild (Screenshot der Projektseite) und dem heutigen Potsdamer Platz (unten)

Der Clou: Die Webseite verwendet (falls im Gerät vorhanden) den eingebauten Kompass, um stets den passenden Bildausschnitt zu präsentieren, in den der Benutzer mit seinem Gerät tatsächlich schaut. Dreht sich der Nutzer und ändert seine Blickrichtung, so dreht sich auch das Panoramabild mit. Somit lässt sich auf einfache Art und Weise ein direkter Vergleich zwischen dem aktuellen Potsdamer Platz in real und dem älteren auf dem Gerät gezogen werden.

Momentan beinahe einmalig an der Potse

Der Vorreiter für eine stärkere Verbreitung von QR-Codes?

Der Vorreiter für eine stärkere Verbreitung von QR-Codes?

Weitere QR-Codes in der Nähe oder an Geschäften fielen mir nicht auf. Lediglich ein Werbeplakat der Potsdamer Platz-Arkaden am U-Bahnsteig zierte ein QR-Code. Auch hier erfüllt er den Zweck des schnellen Aufrufs der dazugehörigen Internetseite. Schade, dabei wäre es doch eine tolle Idee, wenn Restaurants an ihrer Eingangstür einen QR-Code anbringen lassen würden, der neugierigen Touristen die Speisekarte in zusammenfassender Kurzform präsentiert.

“Zeitreise Potsdamer Platz” ist ein schönes Projekt mit viel Potenzial, das jedoch aufgrund der vielen Attraktionen und Gebäude in der Reizüberflutung unterzugehen droht. Aber vielleicht wird demnächst noch ein prägnantes Hinweisschild nachgereicht.

Denn die historischen Panoramabilder direkt vor Ort mit dem derzeitigen Erscheinungsbild der Umgebung des Potsdamer Platzes zu vergleichen, ist einzigartig und bestaunenswert!

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers an der Humboldt Universität.

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