Nudeliges Vergnügen

Spaghetti in verschiedenen Formen

Nudeln in allen Formen und Farben.

Ein italienisches Sprichwort lautet: Die Pasta wartet nicht auf die Gäste, die Gäste warten auf die Pasta, soll heißen: die Pasta ist der  Mittelpunkt eines besonderen Essens – sie ist ein Heiligtum, das seines Gleichen sucht. Das weiß auch Melanie Fischer, ihr gehört das Pastawerk in der Bülowstraße. Sie hat ihre Leidenschaft für Pasta zum Beruf gemacht. Und damit eine Marktlücke in Berlin entdeckt.

Pastawerk – der Name ist Programm. Alle Formen, Farben und Geschmackssorten sind in der kleinen Nudelmanufaktur zu finden. Von klassischen Spagetti bis hin zu außergewöhnlichen Filini aus Buchweizenmehl findet das Pasta-Herz alles, wofür es schlägt.

Klein-Italien in Schöneberg

Als ich den Laden betrete, strömt mir ein Duft von frischem Teig und italienischen Kräutern entgegen. Sofort fühle ich mich nach Italien versetzt, die wuchtigen Nudelmaschinen verstärken diesen Eindruck. Am Tresen steht Melanie Fischer. Zurückhaltend schaut sie mich an, wir setzen uns auf zwei Hocker im hinteren Bereich des Ladens. Stolz zeigt sie mir ihre teuren Nudelmaschinen, die sie extra aus Italien hat bringen lassen. „Fünf muskulöse Kerle mussten die Dinger in den Laden hieven. In diesen Laden kann  nichts anderes mehr `rein, wir würden die Maschinen gar nicht mehr rauskriegen.“

Selbstgemachte Pasta für jedermann

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Gemütliche Atmosphäre in dem kleinen Geschäft.

Spricht man Melanie Fischer auf ihr Pastawerk an, beginnt sie zu strahlen, erzählt stolz von der Idee bis zur Umsetzung. Seit drei Jahren gibt es das Pastawerk und die Leute kommen und kaufen.  „Ich hätte mir aber gewünscht, auch Rentner mit weniger Geld oder Hartz IV Bezieher als Kunden zu haben, die bleiben leider noch fern. Mein Traum ist es, frische und gesunde Pasta für jedermann herzustellen.“  Am Preis kann es nicht liegen, der liegt pro Portion bei gerade einmal einem Euro. Und von den Portionen wird man satt, die sind großzügig abgemessen.  „Ich mache keine Werbung, vielleicht muss sich mein Pastawerk noch weiter herumsprechen, bis ich einen bunten Kundenstamm bekomme.“ 

Weltpasta-Tag

Geburtstag hat das Pastwawerk am 25.Oktober. Das ist nicht irgendein Tag, Pasta-Liebhaber feiern am 25.Oktober den Weltnudeltag. Wann also, wenn nicht am Weltnudeltag, sollte ein Laden eröffnen, der sich voll und ganz der Liebe zur Pasta verschrieben hat?

In der Bülowstraße in Schöneberg hat sich das kleine Geschäft mittlerweile einen großen Namen gemacht. Kunden aller Altersklassen kommen hierher, um ihre Pasta zu kaufen und sich beraten zu lassen. Aber warum eigentlich ein Nudelladen?

„Ich liebe Pasta. Schon als Kind hab ich – typisch – am liebsten Nudeln mit Tomatensauce gegessen.“ In ihrer Jugend dann, hat Melanie Fischer mit vielen Italienreisen Land und Leute lieben gelernt. „Du musst mal Italienern beim Sprechen zuhören. Wenn sich Italiener unterhalten, geht es fast immer ums Essen. Das macht sie so sympathisch, denn sie essen ganz anders als wir, sie genießen mehr und essen leidenschaftlicher.“  

Über Umwege zur Nudelmeisterin

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Das Pastawerk lockt schon im Schaufenster mit frischer Pasta.

Ein langes Praktikum in einem kleinen Pastaladen in Abruzzen, eine Region in Mittelitalien, besiegelte ihren Entschluss, einen Pastaladen in Berlin zu eröffnen. „Die alten Damen waren sehr stolz, einer Berlinerin, ihre Rezepte und Techniken beizubringen. Sie haben sich gewundert, dass es in Berlin sowas noch nicht gibt. In Italien findest du an jeder Ecke einen solchen Laden, frische Pasta ist einfach nicht zu vergleichen mit der Pasta aus dem Supermarkt.“

Ob ihr Zweifel kamen? „Als ich den Mietvertrag unterschrieben habe, hatte ich Bammel. So einen Gewerbemietvertrag unterschreibst du ja nicht nur für ein paar Monate, ich hatte Angst, im schlimmsten Fall dicht zu machen und dann die Miete weiterzahlen zu müssen.“

Davon ist der Kreuzbergerin heute nichts mehr anzumerken. Sie wirkt geerdet, zufrieden mit ihrer Aufgabe und ihrer Entscheidung. Dabei ist sie über viele berufliche Umwege zu ihrem eigenen Laden  gekommen.

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Ihr ganzer Stolz! Melanies Nudelmaschinen.

Wer neugierig ist, der kann sogar zuschauen, wie seine Pasta frisch geschnitten wird. Auch auf Wünsche einzelner Kunden gehen die Nudelmacherinnen ein. „Die kleinere Nudelmaschine ist unsere vegane Nudelmaschine, die hat noch nie ein Ei gesehen. Wir wollen, dass unsere veganen Kunden darauf vertrauen können, dass keine tierischen Spuren in ihrem Teig zu finden sind, auch für Allergiker ist das enorm wichtig.“ 

Überhaupt ist das Pastwawerk sehr persönlich, auch die Pesto aus Italien, kommt von Bauern und kleinen Läden, die ihre italienische Geschäftspartnerin Myrte Palombi persönlich auswählt. „Mir ist einfach wichtig, dass meine Kunden wissen, was in unseren Produkten drin steckt. Wenn du dir ein Glas Pesto im Supermarkt anschaust, stehen da oft Zutaten hinten drauf, die niemand kennt. Ich will doch nichts essen, was ich nicht kenne?! In eine Tomaten-Pesto gehören Tomaten, Gewürze und Öl, nichts anderes.“ 

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Auch die Pesto wird sorgfältig ausgewählt.

Einmalig in Berlin

Zum Schluss drückt mir Melanie Fischer noch zwei großzügige Portionen Spaghetti in die Hand. Schließlich müsse ich ja wissen, worüber ich später schreibe.

So wie das Pastwawerk gibt es keinen anderen Laden in Berlin, dessen Besitzerinnen die frische, selbstgemachte Pasta so akribisch und kritisch produzieren, wie Melanie und Myrte.

Warum Melanie eigentlich nicht in Italien lebt, beantwortet sie lachend: „Italien kann ich nur in homöopathischen Portionen genießen, ich würde dort den ganzen Tag essen und bestimmt 300kg wiegen.“

Von HU-Gastbloggerin Luise Köhler

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