17.03.2016// Emmily Wiedenhöft //
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Geheimer versteckter Ort mit Wow Effekt
das Sultan Hamam Berlin lädt nach kompletter Erneuerung ein zu einem Besuch der orientalischen Badekultur in familiärer Atmosphäre
Recht trist erscheint die Gegend in der Bülowstraße. Es ist Dienstag Nachmittag, ein kühler und grauer Märztag. Ich biege ein in den Eingang zum Hinterhof der Bülowstraße 57, ein Ort mit kleinem Gewerbe. Mein Ziel ist das Sultan Hamam Berlin, ein orientalisches türkisches Badehaus, das Tradition im Familienbetrieb und hochmoderne Innengestaltung groß schreibt.
Als sich die Tür öffnet, stehe ich auf einmal in einem anmutenden Eingangsbereich voller Farben und Mustern. Der erste Gedanke ist, dass man so etwas Schönes und geschmackvoll Gestaltetes in diesem Fabrikgebäude in der zweiten Etage nicht erwartet hätte. Die Kurzreise in den Orient kann nun beginnen. Am Empfang begrüßt mich Aysun Tasev, die jüngere Schwester von der Gründerin Yasemin Tasev des Sultan Hamam. Man merkt durch die Atmosphäre im Eingangsbereich sofort, dass mit Herzblut dieses Haus betrieben und gestaltet wird. Im Jahr 1999 ist Yasemin Tasev den Schritt Richtung Selbstständigkeit gegangen, nachdem sie Leiterin des Hamams in der Schokoladenfabrik Kreuzberg war. Aus einer zufällig ausgesuchten Arbeitsmöglichkeit heraus hat sie sich unverzichtbar gemacht und wollte die Kundenwünsche und Erfahrungen in ihrem eigenen Hamam Bad verwirklichen. Heute ist es zum Familienbetrieb geworden und Sohn Özgür Bayraktar übernimmt nach 15 Jahren Betrieb die Geschäftsführung in zweiter Generation.
Die Familie Tasev wohnte viele Jahre im Vorderhaus des Gebäudes, in dem heute das Hamam ist. Einen engen Bezug zum Kiez hat die Familie daher und auch eine Stammkundschaft, die nicht nur aus Schöneberg kommt. Laufkundschaft hat das Hamam so gut wie keine und dennoch ist es berlinweit bekannt. Durch die direkte Empfehlung von Freunden zu Freunden hat das Sultan Hamam immer wieder neue Kundschaft. Im Gespräch mit Özgur erklärt er, dass das Hamam ein Erholungsort, ein Ort der Reinigung und ein Treffpunkt mit Freunden zugleich ist. Trotz großer Bekanntheit ist das Badehaus eigentlich nie wirklich überfüllt, besonders ruhig ist es unter der Woche. Das liegt auch an der Größe, es ist nicht zu groß und nicht zu klein, hat gemütliche Rückzugsecken und bietet jedem Besucher die Möglichkeit Ruhe zu finden oder, wenn man will, einen Ort zum geselligen Zusammensein. Die familiäre Atmosphäre wird bei den Besuchern sehr geschätzt, sagt Özgur.
Das Sultan Hamam ist nun vollständig erneuert worden. Der Übergang an die zweite Generation in der Geschäftsführung war verbunden mit der kompletten Erneuerung der Bäder. Es wurde viel Wert auf hochwertiges Material gelegt, sehr viel Naturstein, vor allem Marmor wurde in den Bädern verbaut. Ein überraschender Eindruck, hier verbindet sich das traditionelle orientalische mit moderner und hochwertiger Einrichtung. Am Eingang bekommt man ein angenehm sitzendes Gummiarmband, das als Schlüssel für den Garderobenschrank funktioniert. Dazu erhält man eine traditionelle Badeschüssel aus Metall, wahlweise mit Peeling Handschuh und Seife. Ein kontrastreicher Einstieg, finde ich.
Nachdem man durch den Vorraum mit seiner gemütlichen Tee-Ecke gegangen ist, eröffnet sich hinter der zweiten Tür der eigentliche Hamambereich. Der Ausgangs- und Mittelpunkt ist das Baden im Hamamraum und im Dampfhamam. Hier wird die arabische Bäderkultur zelebriert, alle Formen sind rund geschwungen, es scheinen Kerzen, Rosenblätter und Glaskristalle sind in Schalen ausgelegt, die Ruheräume sind ausgeschmückt mit stimmungsvollen Vorhängen, am meisten beeindruckend ist der Baldachin aus bordeau- und rosafarbenen Stoffen mit einer bunten Mosaiklampe im Zentrum. Die Räume sind immer abgerundet, was die Stimmung zu einem geselligen Entspannungs- und Reinigungsort mit Freunden anregt. Gruppenbesuche mit Freunden oder sogar ein Junggesellenabschied sind in diesem Hamam Bad sehr beliebt. Auf traditionellen buntgemusterten Sitzkissen oder Entspannungsliegen aus Korbgeflecht kann man entspannen. Im Hamambad selbst ist alles aus Marmor, in den Ecken stehen Marmorbecken aus denen man das warme Wasser mit der Badeschüssel schöpft und über den Körper gießt. Auf den warmen Marmorsteinen lässt man seine Knochen und Muskeln nach dem Baden erholen. Die Stimmen der Unterhaltungen der Leute im Hamambad vermischen sich mit dem Plätschern des Wasserhahns und dem klatschenden Wasser, das auf den Körper trifft. Man schließt die Augen und segelt eine Weile davon. Etwas ganz Besonderes ist das Dampfhamam hinter dem Hamambad. Man kann jedoch auch die neue Trockensauna besuchen. In den Behandlungsräumen werden Peelings und das klassische Einseifen angeboten, sowie Massagen. Im kreisrunden Raum mit geschwungenen Sitzbänken liegen und unterhalten sich heiter Frauen auf Arabisch. Die Atmosphäre ist wirklich sehr authentisch.
Wer nach dem kleinen Ausflug in die orientalische Badekultur ein Andenken mitnehmen will, kann im eigenen Verkauf die bunten detailreichen Mosaiklampen, Hamamtücher oder auch Schmuck kaufen. Auf einen Tee lässt man die Stunden der Entspannung ausklingen.
Das Sultan Hamam, das Özgur Bayraktar liebevoll als die „versteckte Nische“ beschreibt,ist ein echter Geheimtipp, den es sich lohnt zu entdecken. Man vergisst das Grau drum herum ganz schnell, sobald man drin ist
– versprochen!
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