Forward-Fashion im Kiez


Skandinavisches Flair zwischen Edelstahl und Beton, geradlinig und schlicht. Im minimalistischen Stil präsentiert Acne Studios an der Potsdamer Straße seine neue Kollektion.
 

von HU-Gastbloggerin Cagla

Ein Dönerladen neben einem Sexshop, zwischen verschiedenen Galerien und der Kurfürstenstraße. So lässt sich die Potsdamer Straße in Berlin – Schöneberg wohl am einfachsten skizzieren. Die verschiedensten Unternehmen bilden einen Nachbarschaftskreis, jedes mit eigenen Charme. Die im Volksmund gern als  „Potse“ bezeichnete Straße punktet also mit Diversität, nicht nur bei Touristen –
„Teilweise zwielichtig, aber lebhaft“, beschreibt eine Passantin aus Berlin lächelnd die Umgebung. Die Straße wandelt sich und ihr Publikum mit ihr. Besonders durch die aneinandergereihten Modelabels.

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Acne Studio spiegelt die Potsdamer Straße wider.

Bei meinem Rundgang durch den Tiergarten-Kiez wird mir eines schnell bewusst: Nur ein Meter kann ausmachen, ob man im schmuddeligen oder frisch gentrifizierten, kreativen Teil Schönebergs wandelt. Ich lasse die Imbissbuden und Lottoannahmestellen hinter mir und steuere das stark kommende, kunst gesprägte Gebiet an. Ich befinde mich vor einer Reihe von Prêt-à-porter-Modeunternehmen mit vielen, mit Perfektion angeordneten, Schaufenstern. Die Hauswände tragen ein einheitlich schlichtes Beige. Ich bleibe vor den Acne Studios stehen Nur für einen Moment schwebt mir das Bild eines mit Pickeln überdeckten Teenagers vor Augen, werde aber sofort eines Besseren belehrt.

Das Alleinstellungsmerkmal – Acne punktet mit Service und Design

Acne ist das Akronym für „Ambition to Create Novel Expressions“  – auf deutsch: „Ehrgeiz, neuartige Ausdrucksformen zu erschaffen“

Mein Blick schweift über das Schaufenster, vergeblich: Das Schaufenster ist leer. Es werden keine Waren präsentiert, um die Aufmerksamkeit der Passanten zu wecken. Umgekehrte Psychologie? Mein Interesse ist jedenfalls geweckt und so betrete ich neugierig den Laden.

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Der Galerie-Besuch beim Shoppen

Acne Studios protzt mit Bescheidenheit. Ich zähle eine handvoll Kleiderständer mit farblich perfekt aufeinander abgestimmten Kleidungsstücken. „Acne ist ein ganzheitliches Label […] es zieht sich ein roter Faden durch Werbung, Design und alles passt zusammen“, teilt mir eine Mitarbeiterin mit. Vor Allem sei die Verbindung zwischen der Architektur und der Ware des Geschäftes besonders stark. Die Kleidungsstücke werden durch den kühlen und minimalistischen Eindruck des Ladens hervorgehoben und gleichzeitig unterstrichen. „Wir wechseln die Ausstellungsstücke mindestens einmal die Woche“.

Sie kann mir ein genaues Bild von Acne wiedergeben: „Wir präsentieren die Produkte gut und unser Hauptaugenmerk liegt auf dem Service“. Letzteres bewahrheitet sich wenige Sekunden nach Betreten des Ladens. Eine Mitarbeiterin kommt auf mich zu, begrüßt mich mit einem breiten Lächeln und bietet mir ihre Hilfe an. Trotz des recht kahlen und sterilen Ambientes des Ladens kommt ein gewisses Wohlbehagen auf, die Kleidungsstücke werden wie in einer Art Galerie präsentiert, überanspruchen den Kunden nicht beim Schlendern durch den Laden. Hier zählt Qualität statt Quantität. „Unsere Klientel ist sehr breit gefächert […] wir sprechen besonders kreative Leute an.“

Ein Stück Skandinavien in Berlin

Acne Studios wurde 1996 vom schwedischen Unternehmer Johnny Johansson
mit seinen Partnern entwickelt und konnte internationale Aufmerksamkeit für Damen- sowie Herrenmode, Schuhe und Accessoires ernten. In Berlin-Mitte wurde der erste Store außerhalb Skandinaviens eröffnet. Der neue Hauptsitz ist inzwischen die Potsdamer Straße.

Aber was macht dieFullSizeRender-5 Potsdamer Straße für junge Modeunternehmen attraktiv?
„[Die] Nähe zu den Galerien[…]“. Aber auch die Freundschaft zum Modeschöpfer und Nachbarn Andreas Murkudis sei ausschlaggebend für den Standort gewesen. „Er hat Acne in die Potsdamer Straße geholt“.  Am Ende verlasse ich Acne mit einem Lächeln- der Service war zuvorkommend und individuell, die Atmosphäre einladend und zugleich ungewöhnlich und interessant. Wie zuvor erwähnt: die Potsdamer wandelt sich und ihr Publikum mit ihr. Acne trägt dazu bei und lockt die Menschen in die Potsdamer Straße, denn: „Acne platziert sich auf die Location, zu der man extra hinfahren sollte“. Nicht mitten im Getümmel in der Mitte Berlins, sondern in einer Straße, die ihre Ära noch nicht erreicht hat, aber auf einem gutem Weg ist.

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Der Artikel ist entstanden im Rahmendes Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität

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