Von Gast-Bloggerin Damjana Panic
Haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, was der Heinrich-von-Kleist-Park mit der nach Johann Sigismund Elßholz benannten Straße zu tun hat, die ihn nach Osten hin begrenzt?
Elßholz wird 1623 in Frankfurt an der Oder geboren. Er gilt damals als einer der bedeutendsten deutschen Gelehrten der Naturwissenschaften. Er ist vielseitig interessiert und betätigt sich unter anderem auf den Gebieten Gartenbau, Botanik, Alchemie, Astrologie, Ernährungslehre und Medizin.
Für die kurfürstliche Verwaltung wird er 1647 interessant, als der Große Kurfürst anordnet, den Schloss- und Apothekengarten ( im heutigen Berlin Mitte) in einen Lustgarten umzuwandeln. Damit folgte er der Mode, in den Gärten der Residenz- und Lustschlössern Platz für Zierpflanzen zu schaffen. Aus Südeuropa, Amerika und dem Vorderen Orient kamen unzählige Pflanzenarten nach Mitteleuropa.
Die Lustgärten wurden von besonders gut ausgebildeten Gärtnern oder bekannten Botanikern angelegt und gepflegt. Es lag also nahe, Elßholz zum obersten Gartenaufseher zu beauftragen. Er adaptierte holländische Vorbilder, mit einer Orangerie, einem Blumen- und einem Gewürzgarten. 1649 wurden dort sogar die ersten Kartoffeln angebaut.
Doch Elßholz war sich bewusst, dass dem Lustgarten die Katalogisierung der Botanik fehlt, um neben anderen berühmten Lustgärten wie denen in Kopenhagen und Paris bestehen zu können. Sein Vorschlag der Katalogisierung fand beim Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Gehör und er erhält die Ernennung zum Hof-Medicus und zum Hof-Botanicus.
Der „Hortus Berolinensis“, der sogenannte Botanische Garten, entwickelte sich somit in den folgenden Jahren bis 1672 unter seiner Leitung zum ersten Botanischen Garten Berlins mit fast 1000 verschiedenen Gewächsen – Katalogisierung inklusive.
Dann das Unerwartete: Beim Berliner Lustgarten wird eine Bastion der neuen Festung gebaut! Da trifft es sich gut, dass die preußisch-kurfürstliche Brauerei aufgegeben und damit der kurfürstliche Hopfengarten überflüssig wird. Dieser wiederum befand sich auf einer Fläche beim Dorf Schöneberg und lieferte seit 1650 den Rohstoff für die Brauerei.
Und wieder ist Elßholz – inzwischen auch Leiter der Lustgärten in Potsdam und Oranienburg – gefragt und gestaltet den Hopfengarten in einen größeren Hof- und Küchengarten sowie einen landwirtschaftlichen Mustergarten um.
1910 wird der Botanische Garten noch einmal umgesiedelt, dieses Mal nach Dahlem. 1911 erhält die Grünfläche einen neuen Namen: Heinrich-von-Kleist-Park.
Die Recherche ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers an der Humboldt Universität.