Zwischen Marktgeschrei und Gaumenschmaus

Artikel und Fotos von einer HU- ­Gastbloggerin

Obwohl es auf beiden Wochenmärkten in der Crellestraße und auf dem Winterfeldtmarkt in Berlin Schöneberg atmosphärisch schon sehr unterschiedlich zur Sache geht, haben sie auch etwas gemeinsam: am Sonnabend wird’s voll und eng in den Gassen, dafür gibt es jede Menge Köstlichkeiten. Doch wo liegen die Besonderheiten dieser beiden Märkte?

Das Glück liegt auf meiner Seite, denke ich mir, als ich aus dem Fenster schaue und die Sonnenstrahlen begutachte. Für den heutigen Besuch der beiden Wochenmärkte wohl das ideale Wetter. Nach dem Frühstück schwinge ich mich mit meinem Einkaufszettel auf das Fahrrad und radle gemütlich zu meiner ersten Station, dem Winterfeldtplatz. Dort angekommen bemerke ich schnell, dass bei diesem Wetter gefühlt jeder Besucher des Marktes das Fahrrad bevorzugt hat. Einen freien Fahrradständer zu finden, stellt sich also als eine kleine Herausforderung dar. Aber bereits nach kurzem Suchen werde ich fündig und gehe gespannt auf den Markt.

Bei 250 Ständen gibt es einiges zum Gucken und vor allem zum Riechen: von jeder Seite duftet es nach kulinarischen Spezialitäten, denen ich kaum widerstehen kann. Keine 10 Minuten auf dem Markt, bekomme ich schon das erste Gespräch eines Pärchens mit: „Schatz, jetzt heißt es wieder essen, essen, essen“. Lachend schaue ich beide an und wünsche ihnen viel Spaß dabei.

Bei diesem Gewusel von Menschen ist es gar nicht so einfach, allen Ständen genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Neben diversen Obst-­, Gemüse­-, Fisch-, ­Fleisch- und Käseständen, unter anderem auch in der Bio-Ausführung, gibt es auch einige Textilien-­ und Accessoiresstände sowie Lederwaren, Heilst20160319_123833eine und Töpferwaren. Blumenliebhaber können hier ein richtiges Schnäppchen machen, während man bei den anderen Waren schon etwas tiefer in den Geldbeutel gucken muss.
Die zahlreichen
Imbissangebote sind ziemlich verlockend, aber auch nicht für den kleinen Geldbeutel gedacht. Trotzdem gönne ich mir einen frisch geräucherten Lachs mit selbstgemachtem Sahnemeerrettich, dazu noch einen Kichererbsensalat von einem Stand nebenan.

An einem Stehtisch komme ich mit zwei Herren ins Gespräch, die fast jeden Samstag hier zusammen essen. Sie erzählen mir, dass sie diesen Markt von der Atmosphäre und Stimmung am liebsten mögen, aber dass es sich in den letzten Jahren auch schon etwas verändert hat. „Der Markt weitet sich mit vielen Krimskramsständen aus, was einen so ein bisschen an Flohmarkt erinnert“,erzählt mir der eine Herr, während er genüsslich seine Fischsuppe löffelt. „Das hat in meinen Augen weniger mit Wochenmarkt zu tun,“ fügt er noch hinzu. „Aber trotzdem gefällt es uns hier immer noch sehr gut,“ lächelt der andere Herr und nimmt einen großen Bissen von seinem Fischbrötchen. Gassen.

Die Schlemmeratmosphäre wird hier auf jeden Fall großgeschrieben, nicht nur die diversen Gerüche verführen zum Kaufen auch optisch ist alles sehr fein angerichtet, sodass 20160319_125456es mir bei den vielen Leckereien wie frisch gepresste Säfte und Smoothies, verschiedene Kuchenvariationen, Kekse und Schokolade in unterschiedlichster Ausführung, wirklich schwer fällt zu widerstehen. Ich kaufe ein kleines Fläschchen frisch gepresstes Leinöl und schaue schnell auf meinen Einkaufszettel, um nicht völlig die Orientierung zu verlieren.  Wer nach einem originellen Geschenk sucht, wird hier sicher bei dem einen oder anderen Kunsthandwerkerständen fündig.

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Gegen 13.00 Uhr schwinge ich mich auf mein Fahrrad und fahre zum ca. 10 Minuten entfernten Markt in der Crellestraße. Einige hundert Meter vor der Crellestraße kommen mir bereits die ersten lautstarken Marktgeschreie in unterschiedlichsten Sprachen und Tonlagen entgegen. Türkische Musik trillert aus einigen parkenden Autos, was wohl den typischen türkischen Flair dieses Marktes noch unterstreicht.

Ich schließe mein Fahrrad an und lasse die ersten Eindrücke wirken. Auch hier erinnern einen die Gassen an einen wuseligen Ameisenhaufen. Neben diversen Stoffanbietern, gibt es hier deutlich mehr Krimskramstände. Aber auch diverse Obst­-, Gemüse-, Fisch-­ und Fleischanbieter, jedoch alles kein Bio. Qualitativ sehen die Lebensmittel auf den ersten Blick nicht unbedingt schlechter aus und sind zudem um einiges günstiger. Optisch gleicht der Markt jedoch eher einer Rumpelkammer.

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An einigen Ständen geht es so heiß zu, dass man schon ziemlich hart gesotten sein muss, um sich durch die Massen zum Stand durchzuringen. Der Fokus liegt hier weniger auf das Schlemmen und gemütliche Beisammensein, sondern viel eher darauf das größte Schnäppchen zu machen. Ich schaue mir das Spektakel eine Weile an und stelle fest, dass ich nun wirklich ungern mit den Händlern tauschen würde. Es wird wirklich um jeden Preis gefeilscht, obwohl die Preise schon unglaublich niedrig sind. Die meisten Stände werden von türkisch abstammenden Händlern geführt, auch das Publikum ist hier fast ausschließlich türkisch-arabisch.

Nach einer Weile habe ich mich an das lautstarke Gegröle gewöhnt und kann mich sogar darüber amüsieren. Ich schaue wieder auf meinen Einkaufszettel und besorge die noch fehlenden Lebensmittel. Bei den Preisen greife ich diesmal gerne etwas öfters zu.

Ab 14.00 Uhr geht es dann so richtig rund und alle Händler legen nochmals eine Tonlage zu. Mir wird das ein wenig zu hektisch, daher mache ich mich auf den Weg nach Hause.

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität.

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