von HU-Gastblogger Uwe
WASSER UND ERDE FÜR DEN SCHÖNEBERGER NORDEN
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Graphik: gruppe F
Seit Anfang des Jahres 2017 gibt es den „GartenPlausch“ im Schöneberger Norden. Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sich KiezgärtnerInnen in der Kiezoase Steinmetzstrasse 68, um zu fachsimpeln, sich erste Informationen zu holen oder sich zu vernetzen. Organisiert werden diese Treffen von der gruppe F, die das Projekt GartenAktiv bis Ende 2018 durchführt.
,,Genüssliche Verführungen“
Der Tagungsraum ist ansprechend mit kleinen lukullischen Genussmöglichkeiten, wie verschiedenen Keksgebäck, schmalen Käsestangen, Kaffee und Tee, Wasser und Saft ,,verführerisch“ ausgestaltet worden. Bereits jetzt vermittelt sich mir hier eine angenehme fast heimische Atmosphäre. Da mir noch etwas Zeit bis zum Beginn der Veranstaltung bleibt, spreche ich kurz mit Frau Walther: ,,Die gruppeF hat ja einige Projekte in Berlin, an denen sie organisatorisch beteiligt ist, es sind momentan 3 gärtnerische Projekte wie u.a. das Projekt Brunnengärten im Weddinger Brunnenviertel sowie ein weiteres Gemeinschaftsgarten-Projekt in Staaken.“
Der Sitzungsraum füllt sich gegen 17 Uhr sehr rasch, der Andrang ist so groß, dass die vorhandenen Sitzgelegenheiten zu Beginn der Veranstaltung nicht ausreichend sind. Mehr als 15 Personen – Anwohner und ehrenamtlich Aktive – nehmen an dem Gartenplausch teil.
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150 grüne Orte im Schöneberger Norden – kartiert von der Gruppe F für das Projekt Gartenaktiv
Unter den Anwesenden sind auch zwei Mitarbeiterinnen der Gewobag MB, die für den dortigen Bereich im Schöneberger Norden als Wohn/Hausverwaltung zuständig sind. Zum einen ist es Frau Silke Jensen, von der Mieterberatung der Gewobag, zum anderen ist es Frau Brigitte Naumann, die zuständige Kundenbetreuerin der Gewobag für diesen Bereich des Schöneberger Nordens.
Das heutige Hauptthema lautet: Wasser sammeln /gewinnen mit der Gewobag und der gruppe F
Nach den gemachten Erfahrungen der letzten Jahre mit einer, immer wieder aufkommenden Wasserknappheit in warmen Sommermonaten ist seit längerem der Wunsch der Anwohner präsent, für die Pflege von Hoch-Beeten und sonstigen Grünpflanzen und Gemüseanbau, alternative Bewässerungs-und Wassersammlungsmöglichkeiten zu entwickeln bzw. neue Möglichkeiten nachzufragen. Dabei geht es heute konkret um die Aufstellung von ,,Regenwassertonnen“.
Entstehende Problematiken
Hier treten sogleich erhebliche Probleme auf. ,,Die Gewobag hat mit dieser Art von Projekt noch relativ wenig Erfahrung,“ bemerkt Brigitte Naumann. ,,Auch muss die technische Machbarkeit und die Wartungsverantwortung für diese Wassertonnen für die Erfordernisse der Gewobag –Hausverwaltung sicher gestellt werden.“
Zu beachten ist hierbei unter anderem, dass die Regen –bzw. Wassertonnen nach oben hin nicht offen sein dürfen, da darin dann kleine Kinder verunfallen könnten. Auch müssen diese Tonnen auf versickerungsfähiger Fläche stehen und mit einem Fallrohranschluss an der Hauswand angebunden sein.
Klar, dass die Gewobag generell bereit ist, zur Aufstellung von Wassertonnen. Voraussetzung ist jedoch auch die technische Machbarkeit und das Sicherstellen, wer für die Wassertonnen verantwortlich sein wird. Eine Veranstaltungsteilnehmerin fragt nach, ob die Wassertonnen auch vor dem Haus auf dem Bürgersteig stehen könnten? Die Antwort erfolgt prompt, dass die Aufstellung von Regen-oder Wassertonnen auf der Straße durch die Gewobag aufgrund der Sicherungspflicht im öffentlichen Straßenraum und der erhöhten Vandalismusgefahr keine Zustimmung erhalten kann.
Wasser marsch?
In der Gruppe beginnen nun Diskussionen über die Möglichkeit der Installierung von Wasserhähnen an den Gebäudewänden. Leider sind auch hier die technischen Voraussetzungen nicht unerheblich. Frau Naumann von der Gewobag weist daraufhin, dass bereits viele existierende Wasserhähne zurück gebaut werden mussten.
Gemeinsam mit den ExpertInnen von der gruppeF werden dann weitere Informationen gegeben. Bei der Nutzung von Außenwasserhähnen am Haus müssen diese mit einem notwendigen Wasserrücklaufstopp ausgestattet sein, aufgrund der Legionellen–Gefahr. Denn bei „toten Ecken“ im Wassersystem, wo abgestandenes Wasser verbleibt, besteht die Gefahr, dass sich diese gefährlichen Bakterien bilden. Das Wasser muss also immer im ,,Fluß“ sein. Ein Rücklaufstopp ist notwendig. Auch wird der Einbau von Wasserzählern empfohlen, denn sonst werden die Kosten für’s Blumengießen auf die gesamte Hausgemeinschaft umgelegt. Die entsprechenden Kosten für die regelmäßige Wartung müssten von der gärtnerisch aktiven Nutzergruppe getragen werden.
Ein Teilnehmer stellt resümierend fest, dass die Gewobag generell zum Aufstellen von Regenwassertonnen bereit, soweit die technische Machbarkeit und deren Verantwortung für die Tonnen sicher gestellt werden kann. Die Vertereterinnen der Gewobag und der gruppeF versichern, dass sie diesbezüglich in Kontakt bleiben werden, um die Modalitäten zu klären. Alle Beteiligten sind daran natürlich interessiert und wollen selbst auch am Ball bleiben. Das Thema des effektiven Wassersammelns wird weiterhin ein wichtiger Gesprächspunkt bleiben.
Neben ein paar kleineren anderen Thematiken kommt es zu einem weiteren für mich interessanten, überraschenden, weil nicht angekündigten Thema: Der Beschaffung und Verwendung von Pflanzenerde. Aber! Wer braucht denn jemals so viel Erde?
Einige der Teilnehmer erwähnen zu Beginn: Den groben Kompost, der aus Grünschnitt des Straßen- und Grünflächenamtes hergestellt wird, kriegen wir ja unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Die Qualität reicht aber nicht für den Anbau von Nutzpflanzen aus. Letztes Jahr hatten wir ja bereits einen größeren Umfang an Erde aus Aktionsfonds-Mitteln erhalten.“
Lieferung von 5 Tonnen Erde auf einem nur 3,5 Tonnen tragenden LKW
,,Es wurden uns ja im letzten Jahr mit einem 3,5 Tonnen LKW ganze 5 Tonnen zu verwendende Erde geliefert,“ merkt ein Veranstaltungsteilnehmer an. Ich bin ziemlich beeindruckt von der angegebenen Menge und kann mir nur sehr schwer vorstellen, wie diese Massen an Pflanzenerde Verwendung finden können. Und ob nun wirklich so viel Erde verbraucht werden kann?
Kurz darauf werde ich jedoch diesbezüglich von zwei Anwesenden eines Besseren belehrt: ,,Zu Beginn dachten wir, es sei uns sehr viel Erde geliefert worden,“ sagt eine Gärtnerin. Doch dann sei es doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen.
Neuer Bedarf für 2017: Ganze 15 Tonnen Erde!!
Diesmal liegt der Bedarf allein für diese Initiative locker bei circa 15 Tonnen Erde für das Jahr 2017. Das bedeutet 300% Mehrbedarf, gar nicht schlecht! Im Anschluss wurden von den anwesenden Gärtnern bereits Wünsche für die diesjährige Oberboden-Lieferung an das Projekt GartenAktiv gesammelt. Als spätester Liefertermin für die Erde wurde der 12.05.2017 genannt.
Auch gab es an diesem Diskussionsabend noch weitere sehr interessante Themenschwerpunkte, wie das Durchführen von Bodenproben in bestehenden Beeten sowie die Qualität der gelieferten Erde. Viele Gärtner wollen wissen, ob der Oberboden ,,schadstoffbelastungsfrei“ für den Gemüseanbau verwendbar ist oder aber wie man auch die Herstellung von hochwertiger Pflanzenerde selbstständig in Angriff nehmen kann, z.B. durch das sog. „Kon-Tiki“ System.
Ebenso wurde angesprochen, in wieweit es Pflanzenarten gibt, die wenig Pflege und Wasser benötigen wie z.B. Steppengräser, Lavendel oder auch spezielle Züchtungen. All diese Themen werden zu einem am 13. April beim nächsten GartenPlausch aufgegriffen.
Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Cnters an der Humboldt Universität zu Berlin.