Aber das kann doch nicht die Lösung sein!
Es heißt immer wo kein Müll ist, wirft auch niemand etwas hin und wo bereits Müll liegt, multiplizieren die Leute den Müll. Das Gebiet um die Potsdamer Straße ist eindeutig ein Müll-Multiplikations-Gebiet: hier liegen fast überall Kippen neben Hundekot neben Plastiktüten neben mehr oder weniger leer gegessenen Dönerverpackungen, neben … neben … neben …
Die Frage, wer damit irgendwann einmal angefangen hat, lässt sich nicht mehr beantworten.
Einem Fahrrad, einem Weihnachtsbaum, einem Stapel Regalbretter und einem überfüllten Papierkorb wollte ich jedoch Samstag, den 27. Januar, nicht die Möglichkeit der Vermehrung geben und entsann mich der Ordnungsamts-App, die ich bereits im Dezember erfolgreich angewandt hatte.
Smartphone raus – Ordnungsamts-App aufrufen – neue Mitteilung – Foto machen – Geodaten raussuchen lassen – Müllart heraussuchen – anklicken, dass ich über den weiteren Verlauf informiert werden möchte – abschicken. Das Ganze dauert circa 30 Sekunden – wenn überhaupt.
Die Eingabe geht übrigens auch anonymisiert. Die genaue Beschreibung und Handhabung ist hier zu finden.
3 Tage später, am 30. Januar, Statusmeldungen in meiner App:
Meldungen, die ich im Dezember eingegeben hatte, waren alle zwischen Anfang und Mitte des Monats erledigt. Das sei schnell, bestätigte Andreas Deuter von der BSR Tempelhof-Schöneberg bei einem Treffen des Forums Schöneberg in der letzten Woche. Außer Bauschutt, das sei dann ein anderes Unternehmen und das dauere erfahrungsgemäß immer länger – die ist auch bei mir in der App immer noch offen. Die Ordnungsamts-App sei insofern ein Erfolg, als dass die Meldungen jetzt gebündelt und koordiniert werden könnten und so auch besser abzuarbeiten seien.
Deuter berichtete, dass jedes Jahr circa 23.000 Kubikmeter illegalen Mülls in ganz Berlin abtransportiert werden. Die Kosten dafür beliefen sich auf circa 4 Millionen Euro im Jahr. Dieser sei nicht nur eine Verschandlung des Umwelt, sonder könnten auch gefährlich für Mensch und Umwelt werden, wenn zum Beispiel Schadstoffe aus alten Elektrogeräten austräten.
Nun gibt es in Berlin Pilotprojekte mit Müllsheriffs, die den Übeltätern auf die Spur kommen sollen. Denn die illegale Ablagerung von Müll kann mit hohen Ordnungsstrafen belegt werden. Die Erfahrungen in den Bezirken sind unterschiedlich.
Die Müll-Unverfrorenheit der Menschen in dieser Stadt finde ich krass.
„Wir, die Bewohner der Stadt, teilen auch die Schuld. … Vielen von uns fehlt ganz offensichtlich die Denkweise eines Stadtbewohners, dessen Hauptmerkmal es eigentlich ist, dass er/sie Anteil nimmt an der Sauberkeit seines/ihres Wohnortes und dessen Umgebung; eine Eigenschaft, die vielen von uns fehlt,“ schreibt ein Kommentator am 27. Dezember 2017 in der regierungsunabhängigen, äthiopischen Wochenzeitung The Reporter über die Vermüllung in Addis Abeba.
Dem ist in Bezug auf das Gebiet rund um die Potsdamer Straße nichts hinzuzufügen.