Kategorie-Archiv: Allgemein

Die Natur in Bildern festhalten

Ich klingele an einem Berliner Gründerzeithaus in der Nähe der Potsdamer Straße, bereits nach kurzer Zeit ertönt der Summer und ich kann das Treppenhaus betreten. Die Treppenstufen sind mit Sisalteppich belegt, der Handlauf ist aufwändig gestaltet und die Decken mit Stuck versehen. Im vierten Obergeschoss stehe ich vor einer hohen zweiflügeligen Türe und Christine bittet mich in die Wohnung.

Ein langer Flur führt in ein sehr großes und helles Wohnzimmer. In der Ecke steht  beinahe etwas versteckt ein cremeweißer Kachelofen  hinter einem Bücherregal und einer alten Ledercouch. Es ist sehr still in dieser Wohnung, obwohl die S-Bahntrasse in unmittelbarer Nähe vorbeiführt.  Vor den riesigen Fenstern steht ein ebenso imposanter Schreibtisch. Aufgeschlagene Bücher, allerlei Zeichenmaterial, Papiere und Lampen. Unter einer Lampe steht ein Glaskasten mit exotischen Schmetterlingen und einem großen Käfer.

Christine bittet mich auf einem der Schreibtischstühle Platz zunehmen und schlägt dann einen großen Zeichenblock auf und präsentiert ihre neusten Arbeiten. „Dynastes hercules – Der Herkuleskäfer“ und zeigt mir eine vierfach vergrößerte Zeichnung des größten Käfers der Welt. „Ein Verlag möchte, dass ich ein Jugendbuch über Insekten illustriere“  sagt die Frau mit etwas Stolz in ihrer Stimme. Sie hatte ein Medizinstudium begonnen, ist dann aber in die Kunst gewechselt und hat später noch zwei Semester Biologie, sie hat Kunstkurse an Volkshochschulen geleitet, hat für Vereine oder Verlage Illustrationen angefertigt oder für Wissenschaftler gezeichnet. Am liebsten Motive aus der Natur: Tiere, Pflanzen oder Mineralien. Architektonik abzubilden oder technische Gerätschaften würden ihr nicht so liegen.
Sie blättert weiter und zeigt mir das Bild eines blauen Morphofalters. „Der besondere Reiz an diesem blauen Schmetterling ist, dass Blau ihrer Flügel „lebendig“ einzufangen. Es sieht aus jedem Blickwinkel anders aus, mal türkisblau oder manchmal tiefschwarz.“ Sie griff mit einer Hand zu dem Glaskasten unter der Schreibtischlampe und kippte ihn ganz leicht auf und ab und demonstrierte so den beschriebenen Effekt. Die aktuelle Aufgabe sei sehr abwechslungsreich. Viele Tierarten, oft in natürlichen Posen oder im Habitat und nicht streng wissenschaftlich. „Die meisten Insekten haben Borsten oder Härchen, manchmal beinahe einen Pelz. Es kann schon sehr anstrengend sein, so etwas bis ins kleinste Detail abzubilden. Da kann man mehrere Tage an einem Tier sitzen.“ Der Mittelweg zwischen extremen Detailreichtum und Vereinfachungen  sei ihr am liebsten, insbesondere wenn die Illustrationen nicht für ein Fachpublikum vorgesehen sind.

Für die Blüten und Pflanzen ist Christine dieses Jahr schon mehrfach im Botanischen Garten gewesen. In den Gewächshäusern finden sich Pflanzen aus aller Welt und geben ihr eine grobe Idee für mögliche Hintergründe. Besonders schwierig sei es Tiere und Pflanzen in ein realistisches Größenverhältnis zu bringen, also vermisst sie die Pflanzen oft sehr genau und fotografiert sie. „In diesem Fall übertreibe ich es aber nicht mit der Genauigkeit. Es geht sich um die Insekten. Ein Nektar trinkender Schmetterling sollte dennoch mit einer halbwegs realistischen Blüte gezeigt werden“.
Ob sie lieber Tiere oder Pflanzen zeichnet kann sie nicht genau sagen, Beides sei spannend.

An dem Bücherregal lehnt eine alte Bildtafel. Von der Sonne deutlich ausgeblichen zeigt sie Wiesenkräuter. Vor 20 Jahren hat Christine die Tafel für einen Park mit Naturlehrpfad gestaltet. Nun soll sie restauriert werden. Neue Farbe und Ausbesserung von Details und schon kann die Bildtafel wieder aufgestellt werden. „Man verdient damit nicht viel. Ich hoffe, dass hin und wieder jemand stehen bleibt und diese Bilder als Anreiz nimmt die Natur zu entdecken“. Es macht sie traurig, bei Spaziergängen in Berlin häufig mutwillig zerstörte Info- und Bildtafeln zu sehen, unabhängig davon, ob sie sie gestaltet hat oder jemand anderes. Irgendjemanden hat es Zeit und Mühe gekostet diese Tafeln zu gestalten und auf der anderen Seite nimmt man interessierten Lesern die Möglichkeit sich auf Spaziergängen zu informieren.
So langsam neigt sich der Nachmittag dem Ende entgegen. Christine zeigt mir noch Bücher mit Zeichnungen von Botanikern und Zoologen. Die 150 Jahre (oder deutlich älter) alten Zeichnungen geben ihr Ideen, wie sie Illustrationen gestalten kann, aber auch oft genug abschreckende Beispiele, die man nicht wiederholen muss z.B. Raubtiere mit fletschenden Zähnen oder falsche Größenverhältnisse.

Letztlich höre ich nie auf zu lernen. Oft nehme ich mir vor „besser“ zu sein als Andere und scheitere dann oft genug. Manchmal muss man einen weiteren Anlauf nehmen und sich erneut der Aufgabe stellen und manchmal muss man mit einem bescheidenerem Ergebnis zufrieden sein.
Die Sonne steht leuchtend orange über den Häuserdächern und wirft die letzten Lichtstrahlen in das Wohnzimmer. Sie mag die orangeroten Sonnenuntergänge hier, sie lassen einen für einen kurzen Augenblick vergessen, dass man eigentlich mitten in der Stadt ist.

Dieser Beitrag wurde von Alice verfasst.
Sie studiert Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Urban Gardening im Pallas-Kiez

Eine Sonnenblume gedeiht in den Pallasgärten.

Die Potsdamer Straße ist bekannt für Ihre Brennpunkte, den Drogenkonsum, Gewalt und Prostitution. Gleichzeitig ist einem die Potsdamer Straße für diverse Street-Art-Kunstflächen und anderen Kunstprojekte geläufig. Beides ist allerdings nicht streng voneinander getrennt, sonden das Besondere an diesem Kiez ist die Vermischung aller Faktoren. All diese Projekte haben eines gemeinsam: Aufsprengen der sozialen Brennpunkte und Integration in die Gesellschaft. So auch die Pallasgärten nahe des Pallasseum, einer Wohnanlage in Schöneberg am Kleistpark. Zu diesem interkulturellen Gartenprojekt habe ich mich mit dem Vorsitzenden Maik Billing unterhalten. Weiterlesen

Stolpersteine für Abraham und Johanna Fromm

Die Erinnerung an das jüdische Paar bleibt im Boden gespeichert

„Denn oft sind es die kleinen Dinge, die Großes bewirken“, Die Bank der kleinen Wunder von Gernot Gricksch

Abraham Fromm war ein jüdischer Kaufmann. Er wurde am 9. Februar 1875 im ostpreußischen Flammberg (heute: Opalenietz/Polen) geboren. Seine Familie sind die Gründer von „Fromms Act“, die Kondomfabrik. Abraham selbst hat auch sein eigenes Bekleidungsgeschäft geöffnet. Zusammen mit seiner Frau Johanna wohnte er in der Potsdamer Straße 102 in Berlin-Tiergarten.

Johanna Wittkowski wurde am 12. Juni 1890 in Posen geboren. Sie führte zusammen mit ihrem Mann ihr Familiengeschäft in Berlin und wusste bis 1930 nicht, dass sie einmal sagt: „wir müssen Deutschland verlassen“. Die Frau hatte zwar die Vorahnung, konnte aber ihrem Mann nicht überreden, das Geschäft in Stich zu lassen und aus Deutschland zu emigrieren. Darüber hinaus waren die beiden in Berlin verliebt. Es ist schon ihre Heimatstadt geworden.

Am 13. Dezember 1933 stellte der Polizeipräsident in einer Randnotiz fest:       „Es liegt keine Veranlassung vor, Fr. auch weiterhin die deutsche Staatsangehörigkeit zuzuerkennen. Ihm ist es in Deutschland gut gegangen, er hat [im Krieg] seine Geschäfte gemacht und gut verdient, während andere Deutsche ihre Pflicht getan und für das Vaterland ihr Leben eingesetzt haben. Wenn Fr. die deutsche Staatsangehörigkeit seinerzeit beantragt hatte, so hat er das nicht aus Liebe zum Deutschtum und Deutschen Reich getan, sondern lediglich um bequemer seinen Geschäften nachgehen zu können und allen Unbequemlichkeiten, die er als Ausländer in Deutschland und namentlich während des Krieges auf sich nehmen musste, aus dem Wege zu gehen. Es dürfte nicht im Interesse des deutschen Volkes liegen, dass derartige Persönlichkeiten weiterhin die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. […] (S. 84, „Fromms“, Götz Aly und Michael Sontheimer)

Am 17. November 1941 wurden Abraham und Johanna Fromm zusammen mit den anderen 1006 Juden in einem Deportationszug im Fort IX von Kowno deportiert und am 25. November dasselben Jahres ermordet.

Am 14. September 2009 wurden in der Potsdamer Straße 102 die Stolpersteine von Abraham und Jonanna Fromm im Boden verlegt. Die kleinen Gedenktafeln enthalten den Name, das Geburts-, Deportations- und Ermordungsjahr. Künstler Gunter Demnig hat mit seinem Stolperstein-Projekt dieses jüdische Paar in der Potsdamer Straße 102, bzw. in der deutschen Geschichte verewigt. Die Namen der Opfer sind zurück an die Orte ihres Lebens gebracht.

Es ist bewundernswert, dass diese goldenen Steinchen, auf die wir täglich auftreten, so wertvoll sind. Hinter Stolpersteine stecken die Geschichten des jüdischen Lebens, die die Geschichte der Menschheit für immer verändert haben. Abraham und Johanna Fromm wurden in einem Tag vernichtet, die Erinnerung an sie ist für immer und ewig in unseren Welt geblieben.

Mein Ururgroßvater war auch Jude. Er hieß Joseph und hatte fast sein ganzes Leben im Schutz von der Regierung in Turkmenistan gewohnt. Seine Mutter wurde lange Zeit verfolgt, bis sie nach Kuban geflohen hat.
Meine Vorfahren haben keinen Stolperstein. Die Geschichte ihres Lebens wird Wort für Wort, von Generation zur Generation weitergegeben.

Von HU-Gastbloggerin Oleksandra

Fotos copyright: Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin

Haus am Lützowplatz – Eine kulturelle Begegnungsstätte

Wer öfter im Berliner Ortsteil Tiergarten über den Lützowplatz flaniert, dem wird sicher das ein oder andere Mal ein weißes Haus mit bunten Lettern auf der Fassade ins Auge gestochen sein. Auch ich stolperte über das ,,Haus am Lützowplatz“ und wollte mehr über diesen Ort erfahren.

Von der Stadtvilla zum modernen Ausstellungszentrum

Das Lützowviertel war bereits in der Weimarer Republik Zentrum des Berliner Kunsthandels und so steht außer Frage, dass auch das Haus am Lützowplatz eine bewegte künstlerische Geschichte vorzuweisen hat.

Ursprünglich wurde das Haus 1873 als Stadtvilla für die Familie Zimmermann errichtet, allerdings erwarb der jüdischen Kaufmann Egon Sally Fürstenberg kurz darauf die Immobilie. Im Zuge des Nationalsozialismus war der neue Besitzer jedoch gezwungen zu emigrieren, so kam es schließlich dazu, dass der Verein Berliner Künstler die Örtlichkeit erstand und sie als Bibliothek und Archiv verwendeten. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zwar enorm beschädigt, doch dank der Unterstützung des Malers Nikolaus Sagrekow wurde die Wiederaufbaugenehmigung erkämpft, sodass das ,,Kulturzentrum am Lützowplatz“ ab 1950 wieder in neuem Glanz erstrahlen konnte. Um die Gefahr zu umgehen, dass dieser kulturelle Treffpunkt der Öffentlichkeit entzogen werden könnte, rief der Berliner SPD-Senat unter Willy Brandt den Trägerverein ,,Förderkreis Kulturzentrum e.V.“ ins Leben. Ab diesem Zeitpunkt konnten in regelmäßigen Abständen abwechslungsreiche Ausstellungen bestaunt werden. Gesehen wurde der Ort als Begegnungsstätte im Sinne eines Kulturclubs, stets eng verbunden mit dem Ziel politische Bildung zu fördern. Weiterlesen

Alice

Alice ist die Kurzform des deutschen Namens Adelheid, der „von edlem Stand, von edlem Wesen“ bedeutet. Wir sitzen uns auf einer edlen metallisch schwarzen Klappsitzbank im 5. Oberbeschoß eines Lehrgebäudes an der Spree, gegenüber. Alice, ganz in schwarz gekleidet, erzählt mir, dass sie gerade von ihrem Nebenjob aus der IT-Abteilung eines Berliner Museums kommt. Dort ist sie seit einiger Zeit, etwa drei Jahren, mit dem Ausbau einer Wissensplattform beschäftigt. Die Plattform soll den Wissensaustausch unter den MitarbeiterInnen, wie auch den Zugriff auf interne Daten im Museum ermöglichen.

Informatik, studiert sie jedoch nicht, sondern Gartenbauwissenschaften, wofür sie mit dem Kurs Onlinejournalismus noch Punkte sammeln will. Beim Verfassen von Artikeln werden ihre persönlichen Interessen, wie bspw. Baudenkmäler, die Themensuche beeinflussen. So könne sich Alice, mit ihren Kenntnissen der Biologie, vorstellen über das unscheinbare aber durchaus faszinierende Biotop einer Mauerritze auf der Potsdamer Straße zu schreiben und somit einen vielseitigen Einblick in eine kleine Welt voller Wunder, die vielen Menschen zunächst entgeht, zu geben. Wir können gespannt sein, welche Pflanzenarten es geschafft haben sich dem rauen Großstadtklima an der Potsdamer Straße zu widersetzen. Doch hier soll nicht zu viel verraten werden, denn Alice wird das alles noch für euch aufschreiben. Gerne per Hand, wenn sie gerade vor Ort ist. Das fällt ihr leichter. Und später dann am Laptop, wenn zusätzliche Recherche im Internet nötig ist. Da ist es natürlich einfacher Buchstabenkombinationen wie „Hypogymnia physodes“ (Blasenflechte) zu kopieren.

Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Centers an der Humboldt Universität

The WOOD GROUSE – BOOKS / PEOPLE / PLACES

Der kleine, aber feine Laden von Peter befindet sich in der Kulmerstr. 20a und ist eine Symbiose aus Fachbuchhandel und ungezwungenem Café.

Im Oktober 2015 eröffnete das Fachgeschäft zunächst ohne Café, im Oktober 2017 kam das kleine Café von Arno dann als Kooperation mit dazu. Beide sind zufrieden mit den entstandenen Synergieeffekten.

Der Buchhandel hat sich auf Architekturliteratur spezialisiert, im Café von Wood Grouse Coffee bekommt man zudem fairen und sehr guten Café dessen Ursprung in Afrika liegt. Weiterlesen

Nora

Nora, examinierte Jura-Studentin an der Humboldt-Universität zu Berlin, genießt ihre letzten immatrikulierten Tage. Ihre Begeisterung für Logik, Gesetze und Sprache, verhalf ihr zu einem erfolgreichen Studium. In Kürze beginnt ihr neuer Job in einer Anwaltskanzlei. So wird sie die Wartezeit zu ihrem Referendariat überbrücken.
In ihrer beruflichen Zukunft möchte sie in einer beratenden Funktion tätig sein, denn sie bevorzugt es konstruktiv zu arbeiten, um die Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens logisch zu hinterfragen und Konflikten entgegenzuwirken. 
  
Bereits seit 7 Jahren ist Nora journalistisch tätig. Als studentische Hilfskraft begann sie für das ,,Anwaltsblatt‘‘ zu schreiben. Vorwiegend berichtete sie über Perspektiven für die Jugend und den Berufseinstieg im Bereich der Anwaltschaft. Auch Recherche und Berichterstattung zu dem Themenfeld ,,Legal Tech‘‘, gehörte zu ihren Aufgaben.
Neben ihren beruflichen Qualitäten, manifestiert sich Noras kreative Seite in ihrem Interesse für die Kunst. Sie hat einen Blick für Details und die schönen Dinge des Alltags. Das erklärt auch ihre Leidenschaft für die Fotografie. Bevorzugte Motive sind Gebäude und Ausschnitte der Natur. Menschen werden hauptsächlich aus der Ferne abgelichtet.
 Außerdem hat Nora eine Vorliebe für klassische Literatur. Besonders die französische Autorin Amelie Nothomb, die sich durch ihre Darstellung von bizarren Situationen und den Kontroversen zwischen Stereotypen auszeichnet, regt sie zum Nachdenken an. 
   
Auch in Zukunft möchte Nora ihrem journalistischen Interesse weiter nachgehen. Sie sieht ihre Stärke im Fragen und Hinterfragen und ist offen für die Erschließung unerwarteter Kenntnisbereiche.  Meinungsverteidigung gehört ebenso dazu, wie die kritische Beleuchtung der eigenen Ansicht. In diesem Zusammenhang nennt Nora das Zitat ,,man kann von allem und jedem lernen, nur nicht von sich selbst.‘‘

Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Kurses Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen des Career Centers an der Humboldt Universität

Café der Fragen

«Was ist das für ein Ort?», fragte sie kurz darauf und blickte dann zum Café. «Lassen Sie ihn mich so beschreiben: Es ist ein seltsamer, ungewöhnlicher kleiner Ort, der Ihr Leben wahrscheinlich für immer verändern wird.» (John Strelecky, Wiedersehen im Café am Rande der Welt)

Das Wort „Café“ bedeutete für mich ein gemütlicher Ort, in dem ich mit einem Kaffee und einem Sandwich an einem kleinen runden Tisch für 2 Personen sitze und ein spannendes Buch lese. Meine erste Assoziation war vor allem immer das Essen und Trinken. Nun hat ein Café im Gebiet der Potsdamer Straße meine Sicht verändert. Weiterlesen

Oleksandra

†ist 18 Jahre alt / in Kiew in der Ukraine geboren/ vor 2 Jahren nach Berlin gezogen/ wollte mehr Sicherheit und weniger von der schwierigen Lebenssituation/ ihre Familie lebt noch in Kiew/ ihre Eltern besuchen sie einmal im Monat in Berlin/ studiert Kunstgeschichte und Geschichte im 1. Semester/ möchte ihr Zweitfach zu Medienwissenschaften wechseln/ wohnt in Pankow/ fährt Auto/ liebt es, ihren Freunden aus Kiew ihren Bezirk Wilhelmsruh zu zeigen/ mag die vielen kleinen Cafés in Berlin und Flohmärkte/ ihr gefällt die Ähnlichkeit zwischen Berlin und Kiew bezüglich der Größe, der Mobilität und den multikulturellen Menschen/ Berlin könnte für sie etwas sauberer sein/ in der Umgebung der Warschauer Straße ist es ihr zu unruhig/ macht Yoga/ hat 12 Jahre getanzt/ hat eine Zeit als Hundesitter gearbeitet/ ihr vielen Reisen führten sie durch fast ganz Europa / ihre Lieblingsreiseziele sind Skandinavien, die USA und Städte wie Amsterdam und Venedig/ will unbedingt nach Australien reisen/ 

Zero Waste? Nichts Neues für Harb GmbH!

 Leben ohne Abfall. Das zunächst utopisch klingende Konzept, erfreut sich langsam aber stetig, wachsender Beliebtheit. Darüber freut man sich bei Harb, dem Geschäft für Delikatessen und Feinkostartikel aus dem Libanon und dem vorderen Orient, an der Potsdamer Staße. Denn hier hat das Unverpackte schon seit Jahrzehnten System.

In der Natur können wir einen immerwährenden Zyklus beobachten: Alle Ressourcen werden von den Organismen verwertet, wodurch ein produktiver, lebensschaffender Kreislauf gewährleistet wird. 

Genau diese Philosophie versuchen die Anhänger der Zero-Waste-Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Abfälle industrieller Art, insbesondere Plastik, werden vermieden. Ob Second-Hand-Kleidung, Kompost, oder natürliche Kosmetika und Reinigungsmittel, für jede Lebenslage wird eine umweltfreundliche Alternative gefunden. Die Abfallreduktion und die Vermeidung von Energieverschwendung haben höchste Priorität. Als Ziel gilt es, die bestehende Wegwerfgesellschaft zu hinterfragen und umzuwälzen. 

Was in der Umsetzung problematisch erscheint, ist einfacher als gedacht. Die Bewegung ist auf dem Vormarsch und zahlreiche Online-Blogs geben Tipps und Anregungen wie jeder seinen Lebensstil wandeln kann, um die Rohstoffverschwendung zu boykottieren. 

Was kann ich tun? 

Plastiktüten, Kaffeebecher, Obstnetze – wer kennt es nicht? In der Eile vergisst man den Jutebeutel und greift doch auf die Schnelle zur Plastiktüte. Auch der Koffeindurst wird oft unbedacht im To-Go-Becher gestillt. Reflektiert man den eigenen Tagesablauf, so lassen sich zahlreiche Beispiele für die allgegenwärtige Rohstoffverschwendung finden. 

Jeder kann dazu beitragen, dass auf die weltweite Problematik aufmerksam gemacht wird. Mit kleinen Schritten, beispielsweise bei dem Kauf von unverpackten Lebensmitteln, werden große Fortschritte gemacht. Die nun vermehrt entstehenden Unverpackt-Läden haben sich darauf spezialisiert Lebensmittel ausschließlich ohne Verpackung anzubieten. Alternativ nimmt man seine Glasbehälter oder Tupperware von Zuhause mit und lässt sich Getreidegüter, Müsli, Obst oder Gemüse abwiegen und abfüllen. 

Harb GmbH 

Was als neues Konzept momentan vermehrt Anklang findet, hat bei Harb GmbH seit jeher Tradition. Das Familienunternehmen an der Potsdamerstraße 93 ist bekannt für seine bunte Vielfalt an orientalischen Spezialitäten und der erstklassigen Kundenberatung. Als Exporthandel im Jahr 1984 von Adib Harb gegründet, stieg der gebürtige Libanese bald darauf in den Einzelhandel ein. Mittlerweile wird das Geschäft von seinem Sohn Oliver Harb und seiner Tochter Theresa Harb mit viel Herz weitergeführt. 

Betritt man das farbenfrohe Geschäft mit der hohen Decke und der hellen Räumlichkeit, ist man zunächst gefesselt von der Auswahl an verschiedensten Gütern. Ob Süßes aus dem Süden, Textilien, Wasserpfeifen oder landestypisches Porzellan – das Sortiment lässt keine Wünsche offen.

Was mir jedoch ins Auge springt, sind die prall gefüllten röhrenartigen Behälter an der Wand. Sie beinhalten eine breite Auswahl an Getreidearten, Hülsenfrüchten, Nüssen und weiteren Köstlichkeiten. Daneben steht eine große Waage, der Kunde kann so sein präferiertes Lebensmittel abwiegen und in einem mitgebrachten Behälter füllen – ganz ohne Verpackung! Was momentan als Zero Waste Konzept Popularität gewinnt, ist für das Harb GmbH-Team alt bewährte Gepflogenheit. ,,Unsere Stammkunden nutzen dieses Angebot seit es den Laden gibt und legen kontinuierlich Wert auf die Möglichkeit der Selbstabfüllung.“ erklärt mir Theresa Harb. Es hat also nichts mit einem ökologischen Trend zutun, sondern mit einer langen Tradition. 

Getreide und Hülsenfrüchte zum Abfüllen

Ein System welches wir durchaus in Anspruch nehmen sollten, wenn man bedenkt, dass ein deutscher Durchschnittsbürger im Jahr 37 Kilogramm Plastikmüll produziert. 8 Millionen Tonnen dieses Rohstoffes landen jährlich in den Weltmeeren. Mikroplastik wird also zwangsweise von Fischen gefressen und gelangt so wieder auf unsere Teller. Ein Kreislauf wider der Natur. 

Auch das umweltfreundliche Harb-Team legt Wert auf den Schutz der Ressourcen und begrüßt die verpackungsfreie Variante.  Wenn sie also das nächste mal Begierde nach den schmackhaften Leckereien von Harb GmbH verspüren, denken sie doch mal darüber nach einen Behälter einzustecken. Der bahnbrechende Aufwand lohnt sich. Für die Umwelt und für das eigene Gewissen.

Von HU-Gastbloggerin Betty