Category Archives: aufgeschnappt

Portrait Laura

Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Sommerkurses 2013 “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt-Universität.

P1490336-001Laura hat mit ihren 26 Jahren schon viel erlebt. Die gebürtige Thüringerin verschlug es schon im zarten Alter von drei Jahren von Weimar nach Mannheim. Zwar zunächst nur für fünf Jahre, dennoch sollte sie nach ihrem Abitur in Weimar wieder dorthin zurückkehren. Warum? Um einen sicheren Beruf zu erlernen! ‚Kauffrau für Versicherungen und Finanzen’ um präzise zu sein. Doch selbst wenn ihr eine gewisse finanzielle Sicherheit im Leben wichtig ist, so kann sie sich dennoch nicht ganz ihrer kreativen Charakterzüge entledigen, welche sie von ihrem Vater – er ist Fotograf – geerbt zu haben scheint. Denn: Nach der Ausbildung übernommen werden und langweilige Telefonanrufe beantworten? Fehlanzeige! Entweder Marketingabteilung oder gar nicht! Aufgrund diverser Stellenstreichungen in ihrem Ausbildungsbetrieb wurde es leider „gar nicht“, und sie kündigte und bewarb sich an Hochschulen im ganzen Land. Obwohl sie keinesfalls damit rechnete und auch nie aus Gründen der Selbstverwirklichung nach Berlin „musste“, flatterte wenig später eine Studien-Zusage aus der Hauptstadt in ihren Briefkasten. Fazit: Seit 2011 studiert Laura BWL an der Humboldt-Universität zu Berlin und kommt ihrem Traumberuf, der Spaß machen und Geld bringen soll, somit ein Stück näher. Heiraten und Kinder bekommen kann sie sich auch vorstellen, hat aber noch Zeit und „muss nicht in Berlin sein“, sagt sie mutig und bereit, neue Wege zu gehen.

Portraitiert von [Paul]

Von ‚Nieeje‘ und der großen Liebe – Galerien-Besucher. Eine Momentaufnahme

Dieser Beitrag ist Teil des Artikels: Kunst an der Potsdamer Straße. Begegnungen mit Künstlern, Galeristen und Besuchern.

von Christian Kaiser

Wer besucht eigentlich Galerien? Touristen? Wohlhabende? Junge Leute, für die es einfach cool ist?
Um das herauszufinden, stelle ich mich an einem sonnigen, aber ziemlich frostigen Samstagnachmittag im März für eine gute Stunde so auf die Potsdamer Straße, dass ich beide Galerien zugleich, die Krome Gallery und die Klosterfelde Galerie, im Blick habe. Denn  von Besucheranstürmen kann keine Rede sein, im Gegenteil, beide Galerien sind die meiste Zeit meiner Beobachtungsphase über einfach leer.

Besucher Krome GalleryEinige, die die Krome Gallery betreten, wollen nur in den Kunstbuchladen nebenan, der aber nur durch die Tür der Galerie zu betreten ist.
Meine ersten echten Galeriebesucher sind zwei Herren im mittleren Alter. Ich spreche sie an, doch Deutsch verstehen sie nicht. In englischen Satzstücken erklären sie mir dann, dass sie zwei Kunstlehrer aus Sienna seien und nur spontan in die Galerie gegangen wären, nein, Kunst wollten sie nicht kaufen, und eigentlich seien sie auch nur auf dem Weg ins Hotel. Ich lasse sie also schnell weiterziehen.

Lange Zeit kommt niemand. Mir wird langsam kalt. Ich bin schon froh über die beiden Kunstlehrer aus Sienna. Ich gönne mir erst mal eine Aufwärmpause beim Kiosk im nahegelegenen U-Bahnhof und versuche mein Glück erneut.

Und tatsächlich, in der Krome Gallery sind zwei Besucher! Erwartungsfroh gedulde ich mich, bis sie aus der Galerie kommen. Zuerst sind die beiden Herren etwas wortkarg angesichts meiner Frage, aus welchem Grund sie in der Galerie waren. Doch dann kommen sie ins Erzählen: Sie seien beide Künstler, die nach Berlin gezogen seien und eine Galerie in Paris hätten. Nein, nicht der Inspiration wegen seien sie heute hier, sondern um einen Überblick zu bekommen, um zu schauen, was andere Künstler so machten, naja, eigentlich würden sie auch eher einen gemeinsamen Spaziergang unternehmen, ein bisschen hier schauen, ein bisschen da, mit „professionellem Blick“, um sich dann schließlich dort, wo es ihnen gefalle, zu einem Kaffee niederzulassen. Na dann, noch einen sonnigen Kunstnachmittag!

Unterdessen haben drei ‚asiatisch‘ aussehende junge Leute die Galerie betreten. Ich beobachte sie, wie sie sich umschauen und durch den Durchgang zum Kunstbuchladen nebenan gehen. Sie blättern hier und da in den ausliegenden Büchern und scheinen sich tatsächlich festgelesen zu haben. Dann kommen sie schließlich doch noch heraus. Bei ihnen hilft wieder nur die englische Sprache weiter. Wie sich herausstellt, studiert der junge Mann unter ihnen Kunst und besucht seine beiden Begleiterinnen in Berlin, von denen die eine Kunstgeschichte hier an einer privaten Akademie in Berlin studiert. Sie hätten sich bloß ein bisschen umgesehen, mehr im Kunst-Buchladen als in der Galerie und wollen mich auch gleich, als sie hören, dass ich Philosophie studiere, in ein Gespräch über ‚Nieeje‘ verwickeln. Es dauert einen Moment bei mir. Ah! Sie wollen über Nietzsches Kunstphilosophie mit mir sprechen! Ich lehne dankend ab und wünsche einen schönen Tag.

Gut, das reicht jetzt, denke ich auf dem Weg zum U-Bahnhof. Da sehe ich just in diesem Moment einen jungen Besucher aus der Helga Maria Klosterfelde Galerie treten.

Besucher Galerie KlosterfeldeZügig wechsle ich die Straßenseite und spreche ihn an, während er gerade auf sein Fahrrad steigt. Klar, prinzipiell würde er mir gerne antworten, doch er habe es gerade total eilig, weil er noch unbedingt eine andere Ausstellung in einer anderen Galerie sehen wolle, die heute zu Ende gehe, er müsse jetzt wirklich schnell los. Während er anfährt, ruft er mir zu: Berliner Künstler sei er,  er werde durch eine eigene Galerie vertreten und schaue sich aus beruflichen Gründen die Ausstellungen an. Und weg ist er. Allerdings nur um 50 Meter weiter wieder sein Fahrrad an einen Baum zu lehnen und in einer Hofeinfahrt zu verschwinden.

Meine Glückssträhne reißt nicht: Ein Mann, ebenso jung wie der vorherige, tritt aus der Galerie. Hier hilft wieder nur Englisch weiter. Als er hört, wer ich bin und dass ich einen Artikel über die Kunstszene an der Potsdamer Straße schreibe, erzählt er sehr freundlich, geradezu freundschaftlich von sich: Er käme aus New York, habe dort Kunst an diversen Collages studiert und wäre dort auch gerne geblieben. Hier müsse er sich nun erst neue Kontakte in die Kunstszene hinein aufbauen, deshalb besuche er Galerien. In der Galerie Klosterfelde stelle zum Beispiel gerade ein Künstler aus, mit dem er demnächst in einem größeren Projekt zusammenarbeiten werde. Nein, nicht der Kunstszene wegen sei er nach Berlin gekommen, durch den Umzug nach Berlin habe er sich eher seiner Karriere beraubt, sagt er mit einem leichten Lächeln, in New York hätte er  nämlich die Kontakte seiner Professoren nutzen können! Er sei aus dem anderen Grund, aus dem man seine Heimat verlassen könne, nach Berlin gekommen: der Liebe wegen!

Bei meiner kleinen Befragung fällt also eines auf: die Menschen, die Galerien besuchen, sind vom Fach, oft selbst sogar Künstler. Wer dann aber dieses Kunstgeschäft überhaupt möglich macht, wer die Künstler finanziert, wer ihre Kunst kauft, bleibt ein Rätsel.

 

Hier geht`s weiter:

„Es geht darum, den Künstler in seiner ganzen Persönlichkeit zu verstehen“ – ein Gespräch mit Selina Lai, Managerin der Krome Gallery (Potsdamer Straße 98), über die Tätigkeit einer Galerie

Über das Verkaufen von Genuss – eine Begegnung mit Alfons Klosterfelde, Galerist der Helga Maria Klosterfelde Galerie (Potsdamer Straße 97)

Urknall im Keller – eine Begegnung mit dem Künstler Rolf Hemmerich in seinem Atelier in der Pohlstaße 11

Skulpturen schaffen, um Raum zu gewinnen – Bettina Lüdicke erzählt in ihrem Atelier in der Pohlstraße 11 von ihrer künstlerischen Arbeit

Für – Tier – Sorge in Zeiten des Winters

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Die Legende besagt, dass dieses Tier nach einer legendären Theaterproduktion zu Zeiten der Hausbesetzung im Hof belassen wurde. Im kommenden Jahr, in dem die Hausbesetzung in der Bülowstraße und anderswo sich zum 30. Mal jährt, wird Gelegenheit sein, ZeitzeugInnen hierzu zu befragen.

Doch die nachwohnende Generation übernimmt bereits Verantwortung. Auch für die drahtgestelligen Anwohner(Innen?) Gerade in Zeiten des kalten Winters, der hier durch den Schnee symbolisiert wird.

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Nur wenige Wochen währte die Öffnung dieses Cafès an der Kurfürstenstraße. Die Betreiber hatten doch völlig übersehen, dass die Baugenehmigung eines Cafés nicht das Aufstellen von Betten in Kellerräumen gestattet.

Beim dieser Art des Sofortvollzug waren die Ordnungsbehörden nachhaltiger.

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Zeitlich durchgeschüttelt – 1

Das Haus Kurfürstenstraße in der Kurfürstenstraße ist ein stattliches Gebäude erbaut in den Jahren 1910 bis 1914. Dennoch wird es meistens übersehen.

Noch weniger bekannt ist die Tatsache, dass sich dort die Gründerwerkstatt und die Laboratorien und Einrichtungen für den  Studiengang Augenoptik/Optometrie des Fachbereich VII der Beuth Hochschule für Technik Berlin darin befindet.

Plakatmässig geht es dort nun zeitmäßig hin und her:

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Ab in die Zukunft?

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Oder doch zurück?

13. Venus Berlin – Teil 2 – Bild und Rammstein

Das wäre ja unglaublich gewesen! Der BZ das Feld an der Kurfürstenstraße überlassen! (potseblog berichtete über die dreiteilige Serie unter “13.Venus Berlin” vor einigen Tagen) Nein! Am vergangenen Samstag war auch Bild mit der Berichterstattung dabei. Und fand glatt noch eine Frage, die bisher noch nicht gestellt worden war:

Sex für 5 Euro auf Berlins härtestem Strassenstrich

Was sind das für Männer, die diese armen Frauen ausbeuten?

Bild fragt und “ein Kioskbesitzer” antwortet:  „Diese Männer sind auf der Suche nach dem ganz billigen Sex. Und meistens finden sie eine, die es für noch weniger macht, als ihre Konkurrentin.”

Nun sind es noch 3:00:58:40 Tage/Stunden/Minuten/Sekunden bis die 13.Venus Berlin eröffnet.

Und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat ihren LeserInnen die Möglichkeit gegeben mehr über die neue Single “Pussy” von der Band Rammstein zu erfahren. Eine ganze Seite plauderte eine Redakteurin mit Christian Lorenz und Paul Landers. Nicht nur über Sex, aber auch:

FRAGE: Das neue Rammstein-Video ist ein richtiger Porno. War es schwer, noch ein Tabu zu finden?

Christian “Flake” Lorenz:

ANTWORT:  Eigentlich wollten wir den schon vor Jahren drehen. Man wird sonst zu alt dafür.

…..

FRAGE: Wie finden Ihre Partnerinnen das “Pussy”-Video?

Christian “Flake” Lorenz:

ANTWORT: Meine Frau ist begeistert. Sie findet das logisch: Porno und Rock’n Roll ist eins.

FRAGE: Und wie war der Dreh?

Paul Landers:

ANTWORT: Erstmal ein bisschen wie Zahnarzt…….

Hui!

Bei Rammstein läuft übrigens auch ein Zähler: 3:14:40:38 Tage/Stunden/Minuten/Sekunden. Dann erscheint das Album Liebe ist für alle da.

Plotz Potse

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Da hab ich doch eben fast heimatliche Gefühle bekommen in Kreuzberg SO 36.

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aber nur fast

Wim Wenders und die Toten Hosen im potse Hinterhof

Es ist immer so an der Potsdamer Straße: wenn man genau hinschaut oder mal von der Straße abkommt, entdeckt man etwas.

so auch beim Clip zur Single “Auflösen” von den Toten Hosen, den Wim Wenders inszeniert hat. Wo tun sie’s? : Im Hof der Potsdamer Straße 91 – wo sich übrigens gerade ein neues Nest an Kunsträumen etabliert.

Übrigens ist Wim Wenders auch gerade noch an anderer Stelle an der Potsdamer Straße präsent. Der Hochbunker Pallasstraße, der seit über 65 Jahren für die Öffentlichkeit verschlossen war, ist gerade für einige Wochen geöffnet. Dort wird die beeindruckende Ausstellung “Maikäfer flieg” gezeigt.

In der Dokumentation zur Geschichte des Bunkers wird daran erinnert, dass Wim Wenders dort 1986 eine Szene für den Film “Himmel über Berlin” drehte.

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1986 Standbild aus dem Film „Himmel über Berlin“ von Wim Wenders. Eine über acht Minuten dauernde Szene des preisgekrönten Films mit Gastschauspieler Peter Falk, bekannt als „Columbo“, spielt in diesem Bunker, der kurz darauf zum Zivilschutzbunker ausgebaut wurde. Dieses Standbild zeigt das Innere des Bunkers nach dem Zustand der Sprengungen 1948. Foto: Ralf Strathmann ©Reverse Angle Productions

Nicht noch ‘ne Achse

das gleich vorne weg:

ich find’s prima, dass die Potsdamer Straße inzwischen Galerien magisch anzieht, wir hier also einen Kreativitäts-Boom erleben. Die Broschüre und Webseite potse-KunstSpotting , die im letzten Herbst von Nina Korolewski und Mathieu Dagorn erstellt wurde (bekannt aus : Fünf Stunden – kunst.klause ) gibt einen hervorragenden Überblick und wird ständig aktualisiert.

Das ist auch dringend nötig, denn laut Tagesspiegel vom 11. August ist die Liste der Neuankömmlinge in Sachen Kunst lang. Also das geht jetzt hier überhaupt nicht gegen Kunst.

Doch was soll der Titel des Artikels? Eine Achse für die Kunst

Ist das witzig gemeint? Wie Die Achse des Guten bei der übrigens neben Henryk M. Broder auch Vera Lengsfeld (wir erinnern uns an das Regierungsmodel! gestern hier auf diesem blog)  mitschreibt. Diese Achse hat ein ganz klares Ziel – satirisch, politisch, was auch immer.

Doch die Achse für die Kunst? Ich brauche hier keine Achsen mehr, nachdem wir Albert Speers “Nord-Süd Achse” entronnen sind, die für die Welthauptstadt Germania angelegt werden sollte. Sie sollte prächtig sein und vom Nordbahnhof zum Südbahnhof gehen, also wenn nicht genau durch die Potsdamer Straße dann zumindest übers Gleisdreieckgelände. Für diese Achse wurden bestehende Gräber vom Alten St. Matthäus Kirchhof in der Großgörschenstraße auf den Südwestkirchhof in Stahnsdorf verlegt. Ungefähr in Höhe der Kolonnenbrücke sollte ein Triumphbogen von  117 Meter Höhe und 170 Meter Breite stehen. Dazu ist es glücklicherweise nie gekommen.

Und glücklicherweise sind auch die Galerien hier fröhlich übers Gebiet verstreut und nicht in Reih und Glied angeordnet. Das macht eine Besuch sehr viel unterhaltsamer.

Regierungsmodel!

Die tiefen Ausschnitte springen mich heute schon wieder an. (vgl. post von gestern: Geschäftsmodel?) Nun die Kanzlerin und die Vera.

Wer noch nix über das Wahlplakat von Vera Lengsfeld mitbekommen hat: Eine Plakat, zwei Frauen, kleidmäßig tief ausgeschnitten und untertitelt „Wir haben mehr zu bieten.“

“Kein Sex, sondern Humor,” sagt Vera Lengsfeld. Und: “Plakat ist ein Riesenerfolg!”. 17000 Besucher (wahrscheinlich inzwischen mehr) auf ihrem wähltverablog. Sie und die CDU sind im Rampenlicht.

Der noch Potse ansässige Tagesspiegel titelt: 200 Euro fürs Dekolleté der Kanzlerin
Neues Deutschland : Olé Dekolleté

Zwei Frauen zeigen Ausschnitt. So geht’s.

Nachtrag vom 13. August: Inzwischen kann man das Plakat auch auf dem Blog von Frau Lengsfeld bewundern. “Hier gibt’s das Plakat” tönt es stolz. Und man bekommt es geschenkt, wenn man sie in ihrem Wahlkampf unterstützt und Geld spendet.