Category Archives: Essen

Bestechende Fischküche- Mediterranes in der Potsdamer Straße

Geschrieben von HU-Gastblogger Ulrich

In der Theke des Atlantik Fischladen in der Potsdamer Straße 166 liegen 50 verschiedene Fischsorten. Im angrenzenden Restaurant werden diese zu unterschiedlichsten Gerichten verarbeitet. Stammgäste lieben die täglich wechselnde Fischsuppe.

 

atlantik

 

Zuerst gab es den Fischladen, ein kleiner Raum mit mediterranem Flair, bunten Farben und Seefahrer-Dekoration. Zwei Jahre später kam das Restaurant hinzu, ein ebenfalls kleiner Raum, vor dem zur Winterzeit die Gäste in einem improvisiert wirkenden Plastikvorbau sitzen. In der warmen Jahreszeit hingegen stehen die Tische des Restaurants über den Vorbau hinaus weit zur Straße hin. Das hat seinen eigenen Charme: Es trägt dazu bei, dass man sich während des Besuchs wie in einer Oase der Erholung inmitten des hektischen Treibens auf der viel befahrenen Potsdamer Straße fühlt. Continue reading

Von Autos zu Wein zu Genuß & Kunst

Geschrieben von Gastbloggerin Laura

Einst ein netter Kfz-Verleih mit kleinem, aber feinem Weinregal – heute ein reiner und noch feinerer Weinhandel – „Autos und Weine“ wurde 1981 von drei jungen Freunden gegründet. Werner Puzicha – einer der Männer der ersten Stunde – ist heute der Geschäftsführer.

P1490874

Werner Puzicha betreibt zwei Weinläden

Der Weinhandel wurde so erfolgreich, dass man sich ausschließlich ganz  diesem Geschäft widmen wollte. So wurde die Autovermietung im Oktober 2012 – nach mehr als 30 Jahren – beendet. Den Namen „Autos und Weine“ behielt man bei – er hatte sich über diese lange Zeit einfach etabliert und eingeprägt – ganz besonders natürlich bei den Stammkunden.

 Der Service

Es kommen sehr unterschiedliche Menschen in den Laden: neben der treuen Stammkundschaft auch neues Publikum, viele junge Leute. So verschieden die Geschmäcker auch sind: für jeden Gaumen findet sich ein passender Tropfen in dem erlesenen Sortiment. Auch wer zu einem bestimmten Gericht den passenden Wein sucht, ist hier genau an der richtigen Adresse. Kompetente Beratung für jeden Anspruch und ein breit gefächertes Angebot von Weinen, die ein perfektes „Preis-Genuss-Verhältnis“ liefern stehen hier im Vordergrund berichtet Werner Puzicha. Und wer schon genau weiß was er will oder größere Mengen – vielleicht aufgrund einer größeren Festlichkeit – braucht, kann sich den oder die Tropfen der Begierde direkt nach Hause liefern lassen! Continue reading

Die asiatische und afrikanische „Macht“ im Tiergarten

Geschrieben von HU-Gastblogger Clemens

Die asiatische und afrikanische „Macht“ im Tiergarten

Asia Might 2

Für viele Menschen bedeutet asiatisch Essen einfach nur Ente süß-sauer, Chicken Curry oder Sushi und von der afrikanischer Küche kennen viele nicht einmal ein Gericht. Ein Besuch bei „Asia Might“ in der Kurfürstenstraße 33 kann da Abhilfe schaffen, denn den Betreibern – die daneben das sri-lankische Restaurant AaDAVA in der Bergmannstrasse 27 betreiben – liegt die internationale Küche am Herzen.

Das „Asia Might“ ist ein nun schon seit fast zehn Jahren bestehender asiatischer und afrikanischer Supermarkt. „Might“ ist englisch und heißt übersetzt „Macht“. Ganz im Sinne der schillernden geschichtlichen Bedeutung der Kurfürstenstraße besteht mitten im Tiergarten somit eine asiatische und afrikanische „Macht“.

Warum sind Sie vor gut zehn Jahren gerade an die Kurfürstenstraße gezogen?
Weil die Kurfürstenstraße sehr zentral gelegen ist und so für alle gut zu erreichen ist. Unsere Kunden, auch viele Stammkunden, kommen aus allen Teilen Berlins, daher ist eine zentrale Lage besonders wichtig.

Wie setzt sich denn Ihre Kundschaft zusammen? Ist diese national und international?
Unsere Kundschaft ist durchmischt, zu ihr gehören aber auch Botschafter. Viele Fahrer der Botschafter kommen aus Sri Lanka und kennen unseren Laden und empfehlen uns sogar.

 Warum gerade eine Kombination aus „Asia“ und „Afro“ Supermarkt? Ein Geschäft ließe sich doch auch mit ausschließlich asiatischen oder ausschließlich afrikanischen Erzeugnissen füllen.
Asia Might 3Zunächst haben wir ausschließlich asiatische, insbesondere sri-lankische Produkte angeboten. Das afrikanische Angebot hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Erst als wir auch die afrikanische Küche kennen gelernt haben, haben wir mehr und mehr Produkte in
unserem Laden angeboten.

Was bieten Sie denn für Spezialitäten der asiatischen und afrikanischen Küche an?
Wir bieten Fisch, Fleisch – auch Halal-Produkte, da viele Afrikaner Muslime sind –, Gemüse, Wurzeln, natürlich Reis und vieles mehr. Wir verkaufen zum Beispiel die Blätter der Süßkartoffel – die oft für Eintöpfe und Suppen verwendet werden –, Rinderhaut bzw. -füße und Pansen. Oft gekauft werden auch Okra und Maniok.

Asia Might 1


Und was genau sind Okra bzw. Maniok?
Okra ist eine Gemüsepflanze, dessen Schoten gegessen werden. Sie erinnert geschmacklich an grüne Bohnen. Von Maniok werden hauptsächlich die Wurzelknollen als Nahrungsmittel verwendet, die z.B. wie Kartoffeln serviert werden können. Aber auch die Kügelchen im Trend-Getränk Bubble-Tea bestehen aus Tapioka, der Stärke der Maniokwurzel.

Wenn auch Sie diese exotischen Spezialitäten testen wollen, dann schauen Sie doch einfach im „Asia Might“ in der Kurfürstenstraße 33 vorbei. Die Öffnungszeiten sind: Mo-Sa 09:00-22:00 Uhr.

Super Meister – Tiergarten Fleischer

Von HU-Gastbloggerin Iryna

Wann waren Sie das letzte Mal beim Fleischer? Zum Teil ist es schon eine vergessene Erfahrung, die mit der Erscheinung von Supermärkten in den Hintergrund getreten ist. Falls Sie jedoch kein Vegetarier sind und ein nettes “Retro-Einkaufen” genießen möchten, ist ein Besuch bei der Fleischerei Staroske in Tiergarten-Süd genau richtig.

Schwein, Kalb, Hühnchen, Wurst, Sülze, Schinken. Alles steht hier bereit zur Verfügung und wartet, gekauft und gekostet zu werden. Nach der langen Überlegung, ob Ihnen heute Gulasch oder Spagetti Bolognese lieber wäre, stellen Sie fest, dass ein paar Wiener Würstchen auch nicht schlecht wären. Diese Selbstverständlichkeit der großen Auswahl ist zumindest für eine Person nicht so selbstverständlich – für den Fleischer.

Herr Staroske ist der Inhaber der Fleischerei Jörg Staroske an der Potsdamer Straße 116 und dazu natürlich ein Fleischer. Den Betrieb hat er von seinen Eltern übernommen, die im Jahre 1981 von der Pohlstraße hierher umgezogen sind. Und nun kann man hier schon mehr als 30 Jahre die Leckereien genießen.

In diesem grotesken Gebäude, wo einmal Marlen Dietrich gewohnt hat, geht es sehr früh los. Um 4 Uhr morgens stehe ich auf/dann wird das Geschäft aufgebaut/dann kommen die Heimtiere/diese müssen zerlegt werden/später wird das Ganze geschnitten/sortiert/verwurstet/ach ja und dazwischen muss man auch beim Verkauf aushelfen, erzählt Herr Jörg Staroske von seinem Alltag.

Dass der Alltag des Fleischers nicht nur auf das Fachgeschäft und Würstchenherstellung eingeschränkt ist, zeigt auch das Foto an der Wand, das unwillkürlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auf dem sind nämlich Herr Staroske, sein Team und Kanzlerin Angela Merkel zu sehen. Das war ein Sommerfest, wo wir auch unsere Waren verkauften und Frau Merkel einen Rundgang gemacht hat, erklärt Herr Staroske bescheiden.

An der anderen Wand hängen weitere Beweise eines vielseitigen Lebens des Geschäfts an der Potsdamer Straße 116: Urkunde vom Fleischerwettbewerb. Vielleicht ist dieser einem nicht so bekannt wie die Olympiade, aber durch solche Aktionen entsteht eine objektive Meinung über die angebotenen Produkte. Und diese sind in der Fleischerei Staroske mit der Auszeichnung für die gute Qualität versehen.

Die Fleischqualität ist ja immer so eine Frage. Wenn man zu Hause den Kühlschrank öffnet, könnte der „angenehme“ Geruch schon darauf hinweisen, dass es mit dem Ding nicht alles stimmt. In einem Wettbewerb läuft alles natürlich ganz anders. Da arbeitet eine Fachjury, die Fleischproben skrupulös analysiert und auswertet.

Aber sogar die Fleischer werden nicht nur zu riechen ausgebildet:

Fleischstruktur/Farbe/Geruch/Trockenheit/Beschaffenheit der Fasern gehören zu den wichtigsten Kriterien einer guten Fleischware. Herr Staroske meint, das Ganze werde gelernt und sei mit der Zeit viel schneller erkennbar.

Um eine Fleischerei zu betreiben, muss man aber nicht nur gut riechen können, sondern auch Kontakte knüpfen. In so einer großen Menge von Fleischherstellern ist es einfach, sich zu verlieren. Benutzung von Antibiotika, die Lebensbedingungen der Tiere, die Schlachtung. Alles muss berücksichtigt werden, wenn man will, dass die Waren gut ankommen.

Wir arbeiten mit unterschiedlichen Bauernhöfen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und teilweise Mecklenburg-Vorpommern. Sie sind alle streng kontrolliert und verzichten auf jede Art von Antibiotika, verrät Herr Staroske. Dies beantwortet vielleicht den Neugierigen ihre Frage, wie man so lange erfolgreich das Geschäft betreiben kann. Herr Staroske teilt netterweise auch seine Meinung mit: Was muss man machen um Erfolg zu haben? fragt er nochmal nach. Ganz simpel: grundanständig arbeiten, gute Waren produzieren, menschlich passen.

Naschpirat – Wahre Fruchtgummischätze im Schöneberger Kiez

Von HU-Gastblogger Sascha Lawrenz

Der Naschpirat hat seine Piratenspelunke mitten im SchönebergerKiez – in der Bautzener Straße 14. Naschpirat, so bezeichnet sich Emmanuel selbst – auch sein eigens gegründetes Fruchtgummilabel heißt so. In seiner Spelunke, also dem Ladengeschäft in der Bautzener Straße, beherbergt er wahre Fruchtgummischätze. Ansporn für den Autor genug, sich ein eigenes Bild davon zu machen.

Das ist Emmanuel – oder eben der Naschpirat

 

Der Naschpirat ist 43, gelernter Schauwerbegestalter, der auch mal Kommunikationswissenschaften in Potsdam studiert hat und sich später mit seinem Fruchtgummilabel, das auch Naschpirat heißt, selbstständig gemacht. „Pirat sein ist meine Lebenseinstellung und das schon seit dem ich ein kleines Kind war“ befindet Emmanuel selbst, der eine Piratenflagge am Revers trägt und einen Totenkopfring am Mittelfinger. Pirat sein meint bei Emmanuel übrigens richtig Pirat sein, dass sieht man auch an seinem Ladenlokal und an seinem „Äußeren“, ein bisschen schräg eben. Vielleicht auch eine Erklärung, woher das Pirat in “Naschpirat” stammt.

Betritt man das Ladenlokal – oder eben die Spelunke – in der Bautzener Straße, nimmt man sofort einen süßlichen Geruch war. Es duftet nach allerlei Gummibärchen und Ähnlichem, schon recht angenehm. Warum er eigentlich in der Bautzener Straße gelandet ist, so gar nicht zentral und in vermeintlicher Kundennähe, ist ganz einfach: „Es war ein Zufall, weil ich dringend Lagerräume gesucht habe“, stellt Emmanuel beiläufig fest. Seine Fruchtgummis werden unter anderem auch auf Wochenmärkten verkauft, die Standutensilien lagert er dafür auch in der Bautzener Straße.

Das Innenleben der Spelunke

 

Die Fruchtgummis sind „nichts von der Stange“ und eben auch „nichts für jedermann“, da sie in kleineren Tüten besonders gestaltet und verpackt werden. So gibt es auch süße Tüten zu speziellen  Themen, die sich besonders als Geschenkideen eignen: Geburtstage, Hochzeiten, Feste. Außerdem noch fast einen Meter lange Gummischlangen, saure Totenköpfe und und und. Um es mal abzukürzen: Die gewöhnliche Tüte mit Goldbären kann da nicht mithalten – was aber auch nicht gewollt ist. „Hier gibt es nur Sachen, die es im Supermarkt so nicht gibt“ stellt Emmanuel stolz fest. Natürlich sind die Preise dann auch nicht wie im Supermarkt, aber Stammkunden wüssten selbst diese zu schätzen.

Die Fruchtgummis werden nur aus dem europäischen Ausland bezogen – vermehrt wird auf Fruchtgummis wert gelegt, die frei von Gelatine sind und nur mit natürlichen Inhaltsstoffen auskommen. Um das Geschäft effizienter zu betreiben, könnte Emmanuel auch einen Teil aus China bestellen. „Da ich aber nicht 20 E’s in meinen Produkten enthalten haben möchte, kommt das gar nicht in die Tüte“, stellt Emmanuel überzeugt fest. Deswegen wird es in der Zukunft auch nur beim europäischen Ausland bleiben – und auch da achtet er auf die Qualität.

Geballte Vielfalt von Fruchtgummis

 

Verkauft wird nicht nur im Lokal in der Bautzener Straße, sondern auch auf Wochenmärkten. Da ist einfach der Bezug zum Kunden. Deswegen steht er auch wöchentlich auf dem Winterfeldtmarkt und bringt die Fruchtgummis unters Volk.

Insgesamt lohnt sich ein Besuch schon – wenn man eine Fruchtgumminascherei der besonderen Art sucht. Wer sich vorab mal ein Bild vom Naschpiraten machen möchte, kann sich ein Video davon auf youtube anschauen.

Einen Bezug zur Piratenpartei übrigens streitet der Naschpirat vehement ab: „Ich bin politisch neutral“, sagt Emmanuel, „obwohl die Piratenpartei schon einmal angefragt hatte, etwas gemeinsam zu kreieren“. Pirat sein ist für Emmanuel aber ein Lebensgefühl und keine Modeerscheinung.

Lass dich verführen !

Von Gastbloggerin Uta

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Sommerkurses  2011 “Onlinejournalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität

Cafés gibt es in Berlin zu genüge, da ist es wirklich schwierig die richtige Wahl zu treffen. An nahezu jeder Ecke findet man die verschiedensten Anbieter von kleinen Snacks, Kuchen und Kaffee.  Wer die Wahl hat der hat auch die Qual. Meistens entscheidet man danach wo es am besten schmeckt, was bezahlbar ist, eine angenehme Atmosphäre herrscht und nicht so weit entfernt vom Standort ist, so ist es bei mir zumindest.

Doch manchmal lohnt es sich auch einen etwas weiteren Weg auf sich zu nehmen.  Besonders dann, wenn man ein wenig Ruhe, fernab von der Hektik der Großstadt oder etwas anderes als eine der großen Caféketten sucht, etwas was nicht der Masse der Cafés entspricht. Da wo alles noch echt wirkt und nicht auf den neuesten Standard getrimmt ist, sondern gemütlich mit Niveau und einer ganz besonderen Atmosphäre.

Da wäre zum Beispiel das Café Savarin. Ein echter Geheimtipp ist es wahrscheinlich nicht mehr, selbst auf Wikipedia wird das Café im Zusammenhang mit der Kulmer Straße erwähnt. Da sich das Café Savarin in einer Nebenstraße, nahe der Potsdamer Straße befindet, kann man sich hier noch ohne Straßenlärm oder überfüllten Fußwegen eine Pause gönnen. Die Auswahl an Kuchen und Quiches ist wirklich groß. Alles ist selbstgemacht und lässt besonders bei Kuchen- und Tortenliebhabern die Herzen höher schlagen. Sonntags gibt es zusätzlich ein Frühstücksbuffet, mit allem was zu einem leckeren Frühstück dazugehört. Den frisch gepressten Orangensaft und Wasser gibt es umsonst dazu erklärt mir die freundliche Serviererin. Übrigens gibt es hier auch keine Karte, wer etwas bestellen möchte muss an der kleinen Tafel im Café seine Auswahl treffen oder schaut am besten gleich an der Theke welcher Kuchen verköstigt werden soll.

Die große Holztheke nimmt eine gesamte Wandseite ein. Auf der gegenüberliegenden Seite fällt mir ein Tisch mit einem Untergestell von eine alten Nähmaschine und einer Marmorplatte auf. Runderherum stehen weitere Holztische- und Stühle. Im anderen Raum, weiter hinten, steht ein schwarzes Klavier und weitere Tische. Von innen sieht das Café  insgesamt größer aus als ich erwartet hätte.  

Wenn das Wetter angenehm ist kann man sich auch an einen der kleinen Tische vor dem Café setzen.  Schaut man nach oben sieht man Kabel mit bunten Glühbirnen um die Bäume geschlungen und an den Seiten der Fassade befestigt. Das verleiht dem Ganzen einen besonderen Charme.

 

 

Die Sonne scheint am wolkenlosen Spätsommerhimmel deshalb entscheiden wir, uns an einem der kleinen Tische vor dem Café niederzulassen, um die vielleicht letzten wärmenden Sonnenstrahlen, die durch die Bäume am Straßenrand zu uns gelangen, genießen zu können. Kurze Zeit später kommt auch schon die Serviererin und bringt mir einen Schokokuchen und meiner Begleitung eine Schwarzwälder-Kirsch Torte. „Unglaublich lecker sieht das hier alles aus, normalerweise esse ich ja lieber herzhafte Sachen, aber die Torte sah einfach zu gut aus,“  sagt sie mir, lächelt mich an und macht sich auch schon über das Stück auf ihrem Teller her.

„Schon verrückt wie viele verschiedene Ecken Berlin hat, sonst finde ich die Gegend hier ja etwas gewöhnungsbedürftig, anders halt als bei mir Kreuzberg, wo alles überladen ist und jeder Dritte einen Latte Macchiato trinkt“, sagt sie mit Blick auf die andere leere Straßenseite. Hier sehe ich keinen einzigen Latte Macchiato auf den Tischen stehen. Es sind auch nicht mehr alle Tische besetzt wie einige Zeit zuvor als wir ankamen. Auch wir sind fertig mit unseren Kuchen und müssen wieder los. Einen Besuch war es auf alle Fälle wert und es war mit Sicherheit auch nicht der letzte.

Das Geheimnis der Winterfeldtstraße

Von HU-Gastbloggerin Maria Buro-Witzik

Auf der Verkehrsinsel inmitten der Potsdamer Straße stehe ich und blicke dem Eingang der Winterfeldtstraße entgegen. Das grüne Ampelmännchen macht Pause als wolle die Straße ihre Geheimnisse keinem der in Scharen durch den Kiez strömenden Touristen preisgeben. Tatsächlich beginnt die Straße als reine Wohnstraße mit Dienstleistern und Spätkaufs, südlich schmucke Altbauten, nördlich eher Neubauten. Der schwarze Asphalt scheint zwei Milieus säuberlich voneinander zu scheiden.Es begrüßt mich Marias Änderungsschneiderei. Zwei gemütliche Damen sitzen darin und machen ihrem Versprechen am Schaufenster „Kürzen, weiten, längen, engen“ alle Ehre. Dass ich hier eine nähende Namensvetterin habe, macht mir die Straße sympathisch und der Spaziergang kann beginnen. Eine Muslima überholt mich, während ich noch den ratternden Nähmaschinen zuschaue. Auf der anderen Straßenseite vertreibt „Kalinka“ europäische Waren, die BIG-Partei wirbt mit Multikulti-Toleranz.

Tolerant scheint diese Straße zu sein und so hat ein ausgedienter Drucker auf dem Fußweg ebenso Daseinsberechtigung wie das verlassene Paar schwarzer Lederschuhe ein paar hundert Meter weiter, gegenüber ein zerfetzter Bürostuhl, dann und wann die Blümchen der Gartenguirilla unter den historischen Gaslaternen, einmal ergänzt um eine Krähen-Tränke. Die kleinen Bänke vor den Läden wirken eher dekorierend als nützlich, winzige Türen führen in dunkle Souterrain-Läden. Auf der Straße tümmelt sich um die Mittagszeit niemand. Zwei der wenigen Wirtschaften stehen zum Verkauf, der weltweit erste Japanimbiss hält sich irgendwie über Wasser. All das wird ohne Anteilnahme erduldet.

Die Straße macht ihrem Namensgeber alle Ehre: Winterfeldt ist ein ruhiger Geselle alter preußischer Schule. Toleranz, Ehre und Moral. Das geht ihm über alles und so bezahlt er die Hinrichtungskosten für den besten Freund Friedrichs des Großen, damit dessen Eltern die Gebühren nicht in Rechnung gestellt werden müssen.

Gastronomie am Winterfeldplatz

Das Straßenbild ändert sich erst in der Nähe des belebten Winterfeldtplatzes. Cafés und Restaurants an jeder Ecke. Und wir entdecken endlich das Geheimnis der Winterfeldtstraße: Die Fassade kann täuschen. So muss es beim Inder Amrit sein, denn es sind fast alle Plätze besetzt. Dabei soll er laut bluenoteberlin nur ein einmaliges Erlebnis wert sein. Auch hoffe ich es wirklich für die angeblich so berühmte Cocktailbar Green Door. Eine Getränkekarte preist Cocktails von € 8,50 aufwärts an, das Schaufenster des schäbigen Hauses wird von zwei sich an ihren Geschlechtsteilen beschnuppernden Hunden geziert. Wenn die Bar in der Dunkelheit ihre grüne Pforte öffnet, ist das hoffentlich eher anziehend als peinlich.

Schaufenster der Cocktailbar "Green Door"

Wir kehren im mittelmäßig besuchten Eckstein zum Mittagstisch ein, denn ich erinnere mich, wie Gott einmal zum Propheten Jesaja sagte:„Siehe, ich gründe einen Stein in Zion, einen kostbaren Eckstein. Wer auf ihn vertraut, wird nicht ängstlich eilen“ (Jes 28,16). Tatsächlich lohnt es sich, nicht ängstlich weitergeeilt zu sein, denn von hier hat man einen herrlichen Blick auf den Platz und in den westlichen Teil der Straße hinein.

Eingewachsene Fahrräder gehören zum Straßenbild.

Martin aus Karlsruhe stellt fest, dass es hier zum guten Ton zu gehören scheint, wenn man als Hausgemeinschaft an mindestens einem Baum vor dem Wohnhaus ein verrostetes Fahrrad angekettet und gegebenenfalls von Grünzeug umwachsen lassen hat.

Schon ein Stück vom Winterfeldtplatz entfernt wird es wieder ruhiger. Es gibt Antiquariate, die Ölmühle, in der frisches Olivenöl gepresst wird, Goldschmieden, sanierte Altbauten, heruntergekommene Neubauten. Eine schwarze „Pussy Cat“ mit Vorliebe für Käsestückchen und Putenherzen wird vermisst.

Schicke Fassaden – trügt der Schein?

Meiner Begleiterin fallen die in regelmäßigen Abstanden aufgestellten Dixi-Toiletten unterschiedlichster Art auf. Vielleicht sind die Altbauten doch nicht so saniert wie gedacht? Wir erklimmen die schicke Marmortreppe der Nummer 51. Nach dem Erdgeschoss führt eine schäbige Holztreppe in die Obergeschosse, ein uraltes geöffnetes Hoffenster offenbart einen der berühmten Berliner Schrottberge im Innenhof. So trügt der Schein. Und so ruft die Straße selbst immer wieder dazu auf, Vorurteile zu überprüfen, hinter die Fassade zu blicken und den Zauber der Andersartigkeit zu entdecken.

Pumpe, Kumpel und Maultaschen

Schnellen Schrittes am Casino vorbei. Dann rechts um die Ecke. Ich bin angekommen: Lützowstraße, Berlin, Tiergarten Süd. Viel Zeit habe ich nicht. Mal sehn ob mir die Straße in unserem spontanen Blitzdate trotzdem etwas offenbart.

Frischer Asphalt liegt ihr zugrunde. Nicht minder frisch der Wind, der mir entgegen schlägt. In beide Richtungen breite Fahrradstreifen. Mangels Drahtesel ziehe ich notgedrungen den Gehweg vor. Doch das erweist sich als Glücksfall. So fällt mir nach wenigen Metern sofort die bunt bemalte Backsteinmauer auf. Jeder Backstein hält ein eigenes Bild für das wachsame Auge parat. Teils das Übliche wie es in alte Bäume in Parks geritzt ist: Menschen die ihre Zuneigung für einander verewigen. Aber auch Steine, die kleine bescheidene Gemälde andeuten. Und andere, die einfach schlicht bemalt sind. Was ist das bloß? Ein Blick in den Hauseingang verschafft Aufklärung: Ich habe das Kiezmosaik entdeckt.

Doch ich muss weiter. Die Lützowstraße ist lang und die Zeit knapp. Vorbei an der Elisabeth-Klinik, die sich hinter einem flachen Bauzaun nicht zu verstecken vermag. Dann folgt ein kleines Ensemble an Bauten, die einer Bungalowsiedlung ähneln. Die halbrunden Dächer fallen ins Auge. Wirkt irgendwie einladend. Und das ist auch gut so. Viel zu oft wirken Bibliotheken mehr abschreckend. Wer die Kommode am Bebelplatz kennt, weiß wovon ich rede. Aber die Stadtteilbibliothek Tiergarten-Süd heißt jeden bereits mit ihrer Architektur willkommen. Und wer viel Lesefutter seinem Hirn einverleibt, der braucht auch was für den Magen. Da hilft der Familiengarten gleich direkt neben der Bibliothek weiter. Doch wer hier etwas essen will, der muss auch vorher auch etwas angebaut haben.

Ohne Stärkung zieht es mich weiter. Von weitem sehe ich ein Schild, das mich nach links zum Arbeitsgericht schicken will. Passend dazu erkenne ich, dass de Gruyter seinen Sitz gleich um die Ecke hat. Man hat wohl nie so ganz Semesterferien. Doch meine Aufmerksamkeit wird von einer anderen Richtung her in den Bann gezogen: Calumet Photographics. Ein Blick durch die Schaufenster und ich bin mir sicher, dass Handykameras niemals eine richtige Spiegelreflex ersetzen werden können. Ein Geschäft als Paradies für Fotografen jeder Art: ob professionell oder auch nur hobbymäßig.

Mich von der Schaufensterscheibe wegzuzwingen fällt mir schwer. Doch lohnt es sich. Ein paar Schritte weiter, ein Blick um die Ecke und ich werde daran erinnert, dass Berlin vor langer Zeit einmal eine Industriestadt war. Ein hoher schmaler Schornstein aus Backstein lugt aus der Tiefe des Raumes hervor. Früher befand sich hier das alte Pumpwerk VII. Heutzutage ist hier die Eventlocation Alte Pumpe angesiedelt. Auf demselben Gelände unterhält die AWO das Jugendkulturzentrum Pumpe.

Fast habe ich das westliche Ende der Lützowstraße erreicht, welches am Lützowplatz mündet. Vorbeigehend an Backsteinhäuser 2.0 denke ich mir, es wäre angebracht ein wenig Namensforschung zu betreiben. Das Handy mit dem abgebissenen Apfel hilft mir weiter. Namensgeber für die Straße ist das ehemalige Dorf Lützow, welches 1719 von Charlottenburg okkupiert wurde. Handy schnell weggesteckt. Man möchte schließlich den morgendlichen Biertrinkern am Späti keine unnötige Angriffsfläche bieten.

Kehrtmarsch. Rückzug gen Osten. Ein Ziel hat die Lützow für mich noch zu bieten. Auf ein Absacker denke ich mir. Um die Eindrücke zu verarbeiten. Die Potsdamer ist erreicht nach einer Zigarettenlänge. Geschwind überquert. Schon stehe ich davor. Berlins berühmteste Absackerbar: Das Kumpelnest. Oder halt! Habe ich mich falsch erinnert? Sieht etwas marode aus. Ach ja: Berlin berühmteste Absturzbar. Das kommt der Sache begrifflich deutlich näher. Dann lieber konservativ. Man soll schließlich bei dem bleiben, was man ist. Die Maultaschen Manufaktur in unmittelbarer Nachbarschaft empfinde ich als einladender. Die schwäbische Kultur hat also nicht im Prenzlberg halt gemacht. Schlecht zu wissen.

Herzlich willkommen, es ist alles bereit

Am gestrigen Morgen die Sorge vor dem Probelauf. Wie wird es am Nachmittag klappen? Noch eine Woche, dann soll die Donnerstags-Tafel an der Zwölf Apostel starten.

Um 16 Uhr: freudige Überraschungen und Dankbarkeit.
*Eine neue Helferin hat uns gefunden. Sie hat schon in einer Großküche gearbeitet, möchte Verantwortung übernehmen.
*Die erfahrenen HelferInnen von der Mittwochsinitiative sind geduldig mit den Neulingen an diesem Nachmittag.
*Der Besuch bei REWE macht glücklich. So spontan die Zusage von Geschäftsführer Sulaf Ahmed war, die neue Tafel an der Zwölf Apostel Gemeinde zu unterstützen, so großzügig die Spende. Ein Wagen mit Obst, Gemüse, Mehl, Nudeln, Schokolade und Keksen.

Dank an REWE

Doch warum eine Donnerstags-Tafel bei Zwölf Apostel?

Ev. Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde
An der Apostelkirche 1
10783 Berlin

Weil der Andrang zum Essen bei der Mittwochs-Initiative e.V. , die seit zwanzig Jahren Drogenabhängige und Prostituierte mit Essen, Material zur Aidsprävention und einer Kleiderkammer versorgt, über den ursprünglich angesprochenen Personenkreis immer größer geworden ist. Deshalb initiieren das Ökumenische Rogate-Kloster St. Michael und die Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde einen zweiten Abend, an dem Menschen mit geringem oder ohne Einkommen Essen erhalten. Diese soll am Donnerstag, den 5. Mai starten.

Zurück zum Probelauf. Nach einer Inspektion der geschenkten Zutaten wird entschieden, was gekocht werden kann: Spargelcremsuppe, Apfelkompott, frischer Salat mit Möhren- Stangensellerie- Chicoree, Tortelettes mit Erdbeeren und als Stärkung einen Tee mit frischen Zitronengras und Minze oder frisch gepresster Orangensaft. Hätten wir heute schon Gäste wäre das doch ein fulminantes Menu.

Doch weiter. Es wird geschnippelt, dann gekocht. Jeder findet selbst seine/ihre Aufgaben, schaut sich um was noch zu tun ist. Wischt die Tische ab, wäscht zwischendurch Messer und Brettchen ab. Dabei immer wieder beraten: wo werden wir das Essen servieren? Was müssen wir noch bedenken? Wer sollte angerufen und noch einmal kontaktiert werden?

Um 18 Uhr ist der Tisch für uns im Garten des Gemeindehauses gedeckt. Wir genießen, was wir uns bereitet haben. Alle Schritte der wirklichen Tafel haben wir heute noch nicht durchlaufen. Es gibt noch keine festen Teams. Auch die Koordination könnte besser sein. Da wird es in der kommenden Woche noch einiges an Improvisation geben.

Danke

Doch wir sind zuversichtlich, dass wir ab kommender Woche, Donnerstag, den 5. Mai wöchentlich um 19 Uhr werden sagen können: Herzlich willkommen, es ist alles bereit.

Wir suchen noch weitere HelferInnen, die entweder regelmäßig oder von Zeit zu Zeit entweder bei der Zubereitung des Essens zwischen 16 und 19 Uhr oder bei der Ausgabe ab 19 Uhr helfen möchten. Melden können sie sich bei

Regine Wosnitza
Telefon: 23639903

Yorck52: Café und Coworking Space in Grün

Von HU Gastblogger Ines Sieland

Die Yorckstraße scheint menschenleer, nur Autos rauschen in Massen an mir vorbei.  Ich bin auf dem Weg zum Yorck52, einem biologisch veganen  Café und Coworking Space, welches im Juni 2010 eröffnet wurde.

Es liegt nur circa fünf Minuten vom S/U-Bahnhof Yorckstraße entfernt. Von außen wirkt es klein und unscheinbar; gegenüber ist eine Baustelle. Dort wird ein Baumarkt mit einem Fußballplatz auf dem Dach und dahinter ein großer Park entstehen.

Yorck52

Ich trete ein. Mein Blick fällt auf eine gemütliche Couchecke und auf eine Vitrine mit leckeren belegten Brötchen, Kuchen und vielen gesund aussehenden Säften. Einige Gäste sitzen hier im Cafébereich vor ihren Laptops, andere unterhalten sich leise. Continue reading