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Temporäre Genusshalle

ja, das ist sie die kunst.klause in der Pohlstraße, Tiergarten-Süd. Das hat der Tip in seiner neuesten Ausgabe vom 18. August gut erkannt.

Der Moment des Tip-Fotos ist fast legendär vom potseblog dokumentiert worden. Nur fast. Was diese Gegenüberstellung zeigt:

TIP ist da

potseblog - Fünf Stunden - kunst.klause 1

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Jens Berger - Tempo

Fünf Stunden – kunst.klause 2

technische Probleme im backend der ersten Seite (kunst.klause 1), deshalb geht es hier weiter.

Ein echter Nachbarschaftstreff hier. Nachbarn gehn vorbei, ein kleiner Plausch, kurzes Kopfnicken, alles ruhig und gemütlich. Manchmal bekommt ein Sozialhilfeempfänger ein Essen umsonst, ein Mann geht täglich vorbei und fragt nach der Uhrzeit. Ihm wird immer freundlich geantwortet. Die Hektik der Potsdamer Straße ist hier überhaupt nicht zu spüren. Daran ist bestimmt auch die Straßenverkehrsführung “schuld” – an diesem Ende ist die Pohlstraße Sackgasse.

Doch jetzt um 18 Uhr wird es voll. Künstlertreff für die magistrale, die Nina und Mathieu auch in diesem Jahr wieder organisieren.  magistrale – das sind zwei Tage Kunst auf der Potsdamer Straße und in den Geschäften. In diesem Jahr unter dem Titel “Kunst ist unser Kapital” .

Ich melde mich zwischendurch.

Kuenstlertreffen magistrale 2009

19.00 Uhr

Auf dem Bild zu sehen sind nur ein Drittel der cira 90 KünstlerInnen, die bei der magistrale in diesem Jahr in Cafes, Blumenläden, beim Friseur, in Kneipen, in der Klinik und auf der Straße ausstellen werden. Es wird einen Event-LKW geben, der verschiedene Positionen anfährt, dort auch Catering anbietet. Die große Auftaktveranstaltung wird in der Pohlstraße stattfinden, rechts und links und in der kunst.klause, in der wir uns jetzt befinden. Das gesamte Programm wird demnächst unter http://www.itxnetz-berlin.de/magistrale-kulturnacht// zu finden sein. Denn es ist ja nicht mehr lange – ein knapper Monat.

Ich geh jetzt erstmal wieder zum Treffen, denn ich werde auch mit zwei Kunstprojekten dabei sein. Mit der Fotografin Angela Kröll mit PotseTV und mit der Malerin Anita Staud mit “Backstein statt Aktie” . Dazu bald mehr.

Bis später.

20 Uhr

Zum Ausklang ein paar Bilder von der jetzt laufenden Ausstellung in der kunst.klause . Eine Gastausstellung mit vier/vier KünstlerInnen aus Berlin/Saarbrücken.

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galerie

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Die Ausstellung heißt 722 – das ist die Entfernung zwischen Berlin und Saarbrücken. Am anderen Ende der Republik. Aber wer will hier schon weg.

Jetzt findet in der kunst.klause noch der °mstreet Stammtisch statt. °mstreet ist das Mediennetzwerk hier an der Potsdamer Straße. 400 Medienschaffende gibt’s hier und wir vernetzen uns.Darüber an anderer Stelle mehr.

Es ist dämmrig geworden in der Pohlstraße. Die dezenten Straßenlaternen, einige Lichter aus der benachbarten Kneipe. Kein Autoverkehr. Ruhig und lebendig.

Gäste werden herzlich willkommen geheißen. Also bis bald in der kunst.klause.

Fünf Stunden – kunst.klause 1

Fünf Stunden ist eine Serie auf potseblog, bei der ich Stellen an der Potsdamer Straße aufsuchen und mich dort fünf Stunden aufhalten. Während dieses Aufenthaltes poste ich live über das was ich dort erlebe und beobachte. Kommentare und Fragen während dieser Zeit sind herzlich willkommen.

Das ganze ist ein Experiment. Am 12. August hat es das erste Mal stattgefunden.

15 Uhr – es geht los.

heute bin ich in der kunst.klause – Pohlstraße 70, Tiergarten – Süd.

Gerade eben vor dem Nieselregen ins Innere verzogen. Galerie, Kneipe, Künstlertreffpunkt. Temporär und doch sehr nachhaltig. Doch über all das nachher mehr.

Eben schlief, der Künstler-Koch Mathieu Dagorn noch. Das macht er immer nach dem Mittagstisch.

Koch schläft noch

Glücklicherweise ist er jetzt wach. Grad ist der TIP-Fotograf Jens Berger für einen Bericht gekommen. Mein Mittagessen “Cake aux Olives” dient gerade als Fotomaterial. Nina Korolewski, Dagorn’s kunst.klause Partnerin ist auch dabei. Die kunst.klause kommt demnächst in den Gastrotip des TIP. Das Essen ist hier wirklich wunderbar: französisch-marokkanisch. Eine Bereicherung der Gegend, seitdem sie im Juni aufgemacht haben.

TIP ist da

So. jetzt ist die Fotosession vorbei. Ich kann essen. Die Sonne scheint draußen wieder. Bald geht’s weiter.

16 Uhr   – kunst.klause – wer betreibt sie / was ist sie?

kunst.klause - Pohlstraße 70

hier ist die kunst.klause : ein klick zur Google Map

Nina Korolewski ist seit vier Jahren an der Potsdamer Straße als Projektleiterin von Kunstprojekten unterwegs. Seit drei Jahren ist Mathieu Dagorn als Künstlerischer Leiter dabei. Immer in temporären Räumen. Und mit vielen KünstlerInnen, die schon seit Jahren mit ihr von Ort zu Ort ziehen. Vielleicht wären sie sonst nie in diese Gegend gekommen. Eine nachhaltige Temporalität hat temp.plate

Seit drei Jahren ist die Projektleiterin nun im Team mit Mathieu Dagorn, als künstlerischer Leiter. Als der letzte Raum auslief, bekamen sie ein Angebot für die Räume in der Pohlstrasse – eine ehemalige und bei manchen Menschen auch legendäre Kneipe (Blauer Engel, Phillis).

„Gastro dabei war eine „Herausforderung“, sagt Nina Korolewski. „Der Herd spricht französisch, die Spülmaschine auch. Servicekraft kann man nur mit viel Humor sein.“

Mathieu ist bezüglich seiner Kochkunst philosophisch. „Für mich ist es eine Mischung zwischen Biochemie und Kunst,“ sagt Mathieu. „Warum back ich was bei welcher Temperatur. Für mich ist das Verständnis der Materie wichtig.“ Als Abschluss des letzten Kunstraumes kochte er molukular.

Was machen sie nun in Sachen Kunst?

Nina: „Salon klingt mir zu elitär und das passt auch nicht in den Kiez. Klause ist für mich ein guter Begriff. Es hat etwas von Künstlertreff und Geselligkeit.“

Sie arbeiten mit Künstlergruppen. „Die Ausstellungen haben immer ein Gesamtkonzept,“ so Nina. „Ich mache nur Gruppenausstellungen. Die Werke haben in Ihrer Gesamtheit eine Aussage.“

Sie sind prozessorientiert und arbeiten bei jeder Ausstellungskonzeption eng mit den KünstlerInnen zusammen. „Der Mensch hinter der Kunst ist mir sehr wichtig,“ sagt Mathieu. „Ich interessiere mich auch dafür was an der Wand hängt, doch noch wichtiger ist der Mensch und die Motivation von den KünstlerInnen. Das ist es womit wir hier arbeiten. Das ist der Unterschied zwischen den Projekten die Räume in der Brunnenstraße vermitteln und uns. Unsere Zielgruppe sind die Künstlerinnen und da entwickeln sich langfristige Beziehungen.“

17 Uhr  – Pohlstraße in Tiergarten-Süd

Die Pohlstraße ist zweigeteilt von der Potsdamer. Im Krieg muss die Seite zum Gleisdreieck hin mehr zerstört worden sein. Oder hinterher stadtplanerisch anders wieder aufgebaut worden sein. (Oder war es die Sanierung?) Dort sind keine Bäume, fast ausschließlich neue Häuser, nur am Anfang ein paar Läden, ansonsten Wohnstraße. Außer der großen Freifläche am Ende, wo Jugendteam, KünstlerInnen und im Sommer Berlins einziges Open Air Stummfilmkino zu Hause sind. Die Pohl 11.

Pohlstraße

Ganz anders die Seite, wo die kunst.klause ist. Lauschig mit Platanen, verschiedene kleine Kneipen (Buschis, Isotop, s ). Drei Galerien, Tierarzt, Pizza Service, Spielsalon. Und das wahrscheinlich geheimnisvollste Gebäude. Die Kirche hinter Gittern. Katholisch-Apostolische Gemeinde Katholisch-Apostolische Gemeinde West-Berlin. Nur einmal in der Woche – Sonntags beim Gottesdienst – kommen Menschen hierher. Die Gemeine ist so klein, dass wohl sonst nichts passiert. Eine ganz besondere Glaubensrichtung. Sie machen auch nicht mit beim interreligiösen Dialog, der sich im letzten Jahr zwischen der 12 Apostel Kirche, der Semerkand Moschee, der Syrisch Orthodoxen Kirche und der American Church, der Lukas Gemeinde un der Matthias Kirche angebahnt hat.

Das ist nur eins von vielen Nachbarschaftsprojekten und Quartiersprojekten, von denen an anderer Stelle noch zu berichten sein wird.

Die Bevölkerung der Pohlstraße ist so gemischt wie der ganze Kiez, also 50 Prozent ohne und 50 Prozent mit Migrationshintergrund, sprich aus allen Teilen Deutschlands (nur wenige Straßen weiter ist eine von Berlins besten Maultauschenrestaurants – die Maultaschenmanufaktur), Türkei, Russland, verschiedenen Teilen Arabiens, Spanien, Südamerika, Frankreich, Polen…..

Vor dem Krieg hieß die Pohlstraße Steglitzer Straße und beherbergte in der Nummer 18 die „Silberne Punschterrine“ von Käthe und Hans Hyan. Dies war eins von Berlins besten Kabaretts. Er schrieb Text, sie Musik, er sang, sie begleitete auf der Laute. Sie waren die ersten und in dieser Radikalität einzigen in Berlin, die Verbrecher- und Zuhälterlieder ohne moralischen Appell an das Mitgefühl der Zuhörer auf die Bühne brachten. (Quelle wird nachgeliefert)

Nach dem Krieg wurde sie dann umbenannt in Pohlstraße – im Gedächtnis an Ottilie Pohl, die Tiergarten-Abgeordnete der Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, die 1943 von den Nazis in Theresienstadt ermordet wurde.

Balkon

aufgrund technischer Probleme im Backend geht es weiter auf Fünf Stunden – kunst.klause 2

Fünf Stunden bei / in / vor / unter

Fünf Stunden an einem Ort sitzen, schauen, quatschen, erfahren. Das ist die Idee meiner Serie “Fünf Stunden” hier auf dem potseblog, die ich heute um 15 Uhr starte.

In den kommenden Wochen werde ich Orte, Plätze, Menschen, Ecken an der Potsdamer Straße aufsuchen, mich dort fünf Stunden aufhalten und direkt auf dem potseblog posten: Bilder, Texte, Gespräche, Geschichte, Hintergründe.

Ich lade Sie/euch ganz herzlich ein, vorbeizuschauen auf dem Blog oder auch in realiter, zu kommentieren, fragen, hinzuweisen.

Heute ab 15 Uhr geht’s los. Einschalten erwünscht.