Category Archives: Kids und Teens

Auf der Bühne

Interview mit Ilona Maennchen, von freiberuflichen zur sozialen Perspektiven.

Von HU-Gastbloggerin Elsa

Als vielfältige Künstlerin in ihrem Beruf verkörpert Ilona Maennchen heutzutage ein ausgezeichnetes Beispiel von einer kreativen Berufstätigen in Berlin: freiberuflich, anpassungsfähig, teamfähig, von lokalen Berliner Projekten zu internationalen Bühnenmalereiprojekten, von Kunstwerken zu sozialen Medien. Sie definiert ihren Beruf unter Freelance Kommunikation Designerin. Ihr Unternehmen nennt Sie Art&Scenography-Designund beschreibt ihre Beschäftigung als “unique creator Design”.

Neulich hat Ilona Maennchen an der Aktion “mein Kiez” der KinderKUNSTmagistrale teilgenommen, die von Gabriele Hulitschke konzipiert und geleitet wurde. Mit der Klasse S6 der Allegro Grundschulein der Lützowstraße gestaltete sie einen Workshop zum Thema: Variete Wintergarten gestaltet. Sie strebt an, in ihrem Berufsfeld eine Transparenz zu finden, zwischen Kunst und wirtschaftlichem Austausch. Dementsprechend interessiert sie sich auch für Crowdfunding, wo sie auch bestens vernetzt ist:

I am working in the field between culture and art´s. Cooperation between art and economic aim. If we can try to change something than we have to be open to each other.” Continue reading

Kai Pünjer – Frischer Wind im Kiez

Geschrieben von HU-Gastbloggerin Paula.

image222 Jahre jung / politisch-engagierter Wahlberliner / 2011 aus Hamburg hergezogen / wohnt in der Nähe vom Nollendorfplatz /
im 3. Lehrjahr / Ausbildung bei Walter Services zum Kaufmann für Dialog-Marketing / möchte nach der Ausbildung studieren und sich selbstständig machen / trägt gern ausgefallene Kleidung / Silberschmuck und Accessoires / mag Kunst und klassische Musik / aber auch Charts / wie Lady Gaga, Rihanna, Miley Cyrus / liebt es die unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen / schlendert gern durch die Kaiser-Wilhelm-Passage / genießt das Kiez-Leben / ist bei der CDU / arbeitet lokal-politisch lieber für keine Partei / z.B im Quartiersrat Schöneberg und in der IG Potsdamer Straße / „Ich möchte, dass sich etwas ändert, wo ich dahinter stehen kann.”
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Und alle helfen mit

Von HU-Gastblogger Carsten.

Der 2003 gegründete, gemeinnützige Verein “Förderverein der Allegro-Grundschule e.V.” besteht aus Lehrern, Erziehern, Eltern und Freunden der Schule. Alle 56 Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und auch die Kinder können sich aktiv einbringen. Die Mitglieder versuchen die pädagogische Arbeit an der Schule in allen Bereichen möglichst gut zu unterstützen und zu fördern. Dafür wurden mehrere Projekte und Aktionen ins Leben gerufen, denen noch viele weitere folgen sollen.

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Da die Allegro-Grundschule nur Gelder vom Staat über einen immer geringer werdenden Etat verwalten darf, wurde der Förderverein ins Leben gerufen. Dieser darf im Gegensatz zur Schule auch Spenden sammeln und damit gezielt Projekte mit Geldern außerhalb dieses staatlichen Etats finanzieren.

Der Verein beschränkt sich jedoch nicht nur auf Finanzielles. Ein ebenso wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit ist die aktive Beteiligung am schulischen Geschehen. Durch die enge Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern lässt sich der Lernweg der Kinder deutlich besser fördern. Ausdruck findet diese Zusammenarbeit z. B. in Form von Projekten zur Erlernung einer ausgewogenen Ernährung schon während der Schulzeit.

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Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek

Von HU-Gastblogger Ulrich

Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Pallasstr. 27 blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und gehört zu den wichtigsten Bildungseinrichtungen im Schöneberger Norden. Durch den Ausbau ihres interkulturellen Angebots konnte sie ihre Besucherzahlen in den vergangenen Jahren erheblich steigern. 2012 wurde ihre geplante Schließung vorerst abgewendet, ihr Erhalt ist jedoch weiter vom kommunalen Sparwillen bedroht. “Ist eine dezentrale Bibliothek in einem Gebiet wie dem Schöneberger
Norden notwendig? Ich sage ja, weil man nur hier Kinder und Jugendliche fürs Lesen gewinnen kann, nicht in den Zentralbibliotheken”, sagt Quartierst Bertram von Boxberg. Er empfiehlt auch unkonventionelle Massnahmen der Solidarität. 

 

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(Sub)Kulturforum Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Von Gastblogger Paul

Sinfonien der abendländischen Hochkultur und Schürfwunden, abstrakte Malereie und Wachs auf Marmorkanten, interessante Plastiken und das Geräusch von Polyurethanrollen auf Schiefergestein. Oder kurz: Kultur-Establishment und Skateboarding – wie passen diese Dinge Zusammen? Gar nicht? Vielleicht. Dennoch: Es gibt einen Ort, der sie zusammenbringt. Symbiose, Koexistenz oder Parallel-Realität – entscheiden Sie selbst.

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Jugendtreff zwischen Künstlerateliers – Zu Besuch bei der Pohl 11

Artikel von Gastblogger Susanna geschrieben im Rahmen des Sommerkurses 2012 “Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen” am Career Center der Humboldt Universität

Wenn man die Pohlstraße entlang fährt, ist der Eingang zur Pohl 11 leicht zu übersehen. Man muss schon zweimal hinsehen, um nicht am Efeu-verhangenen Eingang zu den 13 U-Bahnbögen vorbeizufahren.

Eingang zur Pohl 11

Ist man jedoch erst mal im U-Bahn- Bögen Gelände angekommen, scheint man in einer kleinen Parallelwelt gelandet zu sein. Während auf der angrenzende Potsdamerstraße Lärm und Hektik den Takt angeben, dominiert auf dem Gelände der Pohl 11 die Ruhe selbst.

Die U-Bahn Bögen überlies die BVG dem Stadtteilverein, damit kulturelle und künstlerische Einrichtungen einen Platz finden können.

Ursprünglich waren in der Pohl 11 Kfz-Werkstätten ansässig, jetzt reihen sich Künstler, Ateliers, Werkstätten, ein Flamenco-Tanzstudio und ein Jugendtreff nebeneinander.

„Uns gibt es schon seit 17 Jahren“, verkündet der Leiter der Einrichtung, Karsten Masch (46) stolz.

Ein paar Türen weiter ist eine Mädcheneinrichtung.

Der Standort in der Pohlstraße wurde mit Bedacht gewählt, hier gibt es zahlreiche arabische Großfamilien. Der Stadtteil wird vom der Stadt Berlin als gefährlich eingestuft. Auseinandersetzungen zählen zu der Tagesordnung. Manchmal sind Waffen im Spiel. Keine guten Voraussetzungen, um heranzuwachsen.

„Naja, dass wir hier sind war schon geplant und nicht nur Mittel zum Zweck. Hier sollten Künstler und soziale Einrichtungen zu einander finden. Der Stadtteil ist hier im Umbruch, die soziale Situation soll hier verbessert werden. Außerdem gab es hier keinen Jugendtreff, obwohl der Bedarf groß ist.“

Er steht an der Küchenzeile des Jugendtreffs stützt sich mit beiden Händen auf der Arbeitsfläche ab und lächelt freundlich.

Es ist erstaunlich ruhig im Jugendtreff. Der Computerplatz ist unbesetzt. Der Fußball-Tisch und die Tischtennisplatte sind unbelegt. Kein Jugendlicher ist in Sicht.

„Das ist auch richtig so! Sonst wäre ja was falsch.“ Es ist 14 Uhr und Herr Masch erklärt, dass die Jugendlichen um die Uhrzeit in der Schule sind „Oder sein sollten. Wenn sie um 2 schon hier sind. Dann wissen wir, dass da was nicht stimmt und sie vielleicht geschwänzt haben“

Trotzdem öffnet der Jugendtreff seine Pforten von 14 bis 20 Uhr, von montags bis freitags.

Das vom Bezirksamt Mitte geförderte Jugendzentrum ist für alle Jugendlichen zwischen 7 bis 18 Jahren da. Hier wird Schulsozialarbeit, Nachhilfe und soziales Training geleistet.  Vor allen Dingen wird viel Sport mit den Jugendlichen getrieben. „Wenn wir mal in die Sporthalle gehen, dann rennen sie dir regelrecht die Türe ein“, sagt Herr Masch lachend „aber für Fußball sind die immer zu haben. Manchmal wollen sogar noch 20-Jährige mitspielen. Aber das geht leider nicht.“

Der Bedarf für ein Jugendzentrum ist groß. Für die Ferienprogramme gibt es 250-300 Anmeldungen.

Ein Segen als auch ein Fluch für Karsten Masch und seine beiden Streetworker Jens und Saskia. Das Interesse ist da. Doch die Kapazitäten sind begrenzt. „Da muss man auch mal schweren Herzens absagen“

Das Jugendplanverfahren hat ergeben, dass es im Stadtteil Tiergarten-Süd ein Defizit von 50% an sozialen Jugendeinrichtungen gibt. Eine große Schwachstelle, die die Stadt Berlin beflissentlich zu übersehen scheint. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen für ein anständiges Arbeitsklima sind nicht gegeben. „Wir wissen nicht, ob wir nächstes Jahr noch da sind. Im Oktober fängt man mit dem Überleben aufs Neue an“

Die größte Herausforderung des Jugendtreffs ist die Finanzierung und die massiven Kürzungen, die zu ertragen sind. „Das ist eine Doppelmoral. Man fordert mehr Zivilcourage, aber kürzt erst mal die Gelder für die Jugendarbeit“ Eine Bahn rauscht vorbei. Es donnert über unseren Köpfen. Und Herr Masch schaut verärgert aus dem Fentster.

Obwohl Sozialpädagogen heutzutage hohes Ansehen genießen, glaubt man fataler Weise, dass dies ausreiche. Soziale Unruhen sollen durch die Arbeit von Masch und seinen Kollegen verhindert werden. „Das ist natürlich Schwachsinn.“, kommentiert Masch. Er ist überzeugt, dass die Prävention am Ende billiger sein wird als die Folgen am Ende.

Was die Grundvoraussetzung für diesen Job sei? „Man braucht ein dickes Fell. Zweifellos!“ Interkulturelle Kompetenzen für die Arbeit sind Pflicht.

„Man muss mit den Jugendlichen umgehen können. Einige haben nicht nur Schwierigkeiten mit der Schule, sondern auch mit der Justiz. Kleinere oder größere Gewaltprobleme sind auch nicht selten.“

Regeln für die Jugendlichen sind zwingend erforderlich und manchmal werden die alltäglichsten Gepflogenheiten knallhart im Jugendtreff eingefordert. Wenn die  Jugendlichen in den Treff kommen, sollen sie erst mal grüßen. „Ein Hallo, wenn man rein kommt. Klingt zwar banal. Ist aber sehr wichtig für den sozialen Umgang“

Im Jugendtreff gilt die Regel immer zu zweit zu arbeiten. Erst nach Jahre langer Erfahrung ist es erlaubt auch einmal alleine zu arbeiten, aber selbst das schützt nicht vor ausartenden Konflikten.

Daher sei es wichtig vor den Jugendlichen nicht zu fordernd aufzutreten. Wenn man sie mit zu vielen Regelungen und Sanktionen einschränke, dann würden sie den Jugendtreff nicht mehr aufsuchen und ihre Freizeit auf der Straße verbringen.

Was ihm an der Arbeit mit den Jugendlichen Spaß mache? „Ich bin inhaltlich sehr an diesem Thema interessiert. Ich hab Sozialwissenschaften und Psychologie an der Technischen Universität Berlin studiert. Und einen Master in sozialer Arbeit in Potsdam gemacht. Und bei meiner Arbeit ist das richtige Feldforschung. Ich bin mitten drin. Es ist hart. Aber es gibt auch die guten Momente.“

Wenn man ihn nach diesen Momenten fragt, erhellt sich Masch Laune sichtlich und auch mit ein wenig stolz erzählt er dann von den Momenten, für die es sich lohnt hart zu arbeiten.

„Wenn Leute mit 25 hier noch hinkommen, nur um dir zu erzählen, dass sie jetzt einen guten Job und eine Familie haben, dann bist du schon zufrieden. Aber letztens bin ich durch den Kiez und da war einer von den Jugendlichen, die hier regelmäßig in den Treff kommen. Er war mit einer Gruppe Halbstarker unterwegs und hat mich gegrüßt. Seine Freunde wollten wissen, warum er mich denn Grüße und da hat er geantwortet: Das ist Karsten aus dem Jugendteam. Der hat mich groß gezogen.“

Karsten Masch, Leiter des Jugendtreff

Trotzdem bleibt der 46 Jährige nüchtern und realistisch. „Man sollte nicht allzu viel Dankbarkeit erwarten. Frustrierend ist der Job häufig.“ Im  Jugendtreff wird regelmäßig eingebrochen. Es wird auch gerne mal geklaut. „Und wenn dann noch finanziell an der Wand steht. Na dann gute Nacht“, Masch schüttelt den Kopf.

Der größte Fehler, den man machen könnte, sei zu glauben, dass man alles mit Liebe retten kann. Masch grinst, wenn er von den Leuten spricht, die als Erste aufhören, weil sie ein falsches Bild von der Arbeit als Jugendarbeiter hatten.

„Es ist kein einfacher Job. Man kann den nicht ewig machen. Als 30-Jähriger von 10-Jährigen übel beschimpft zu werden. Das geht schon an die Materie.“

Angst ist hier fehl am Platz. Nüchterner Realismus ist geboten.

Der Job ist zweifellos eine Herausforderung, die Masch gerne annimmt. Für die Jugendlichen und für sich selbst.

Pohl 11

„Diese Jugendlichen bekommen die wenigsten Leute in den Griff. Aber wenn sie hier sind, dann kann ich mit ihnen gemeinsam arbeiten. Man hat die Welt damit nicht gerettet. Aber es ist doch schon etwas“

Von freilaufenden Kaninchen und Diskriminierung

von HU-Blogger Christoph

Das Freizeitzentrum in der Kluckstraße ist ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Menschen. FiPP, KomBi und Gladt – von einer Initiative zur Gartenarbeit mit Kindern, über eine Selbst-Organisation zur Hilfe bei Diskrimierung bis hin zu einer Fortbildungsinitiative für Lehrkräfte.

Wenn man in dem großen Garten in der Kluckstraße unterwegs ist, sieht man überall fleißige Gärtner_innen. Auch hinter mir raschelt es im Gebüsch. Sophia ist gerade dabei einen kleinen Graben auszuheben. Das aktuelle Projekt heißt „Bauerngarten“, wie ich erfahre.

Doch gibt es da ein kleines Problem: die freilaufenden Kaninchen. Wenn man etwas ernten will, muss also ein Zaun her. In Zusammenarbeit mit dem ‘Produktionsschule Sägewerk Grunewald’ soll in dieser Woche ein traditioneller Lattenzaun gesetzt werden.

Bereits seit zwei Jahren läuft das Projekt „Wachsen lassen“, was man dem eindrucksvollen Garten ansieht. Das Angebot ist sehr vielfältig. Von der Arbeit mit Kleinkindern, dem Brotbacken im Lehmofen, über kleinere Gartenprojekte von Anwohner_innen bis zum Anbauen von Gemüse. Bei vielen kreativen Projekten hilft eine Künstlerin mit. So soll der neue Zaun auch später von den Kindern bemalt werden, erzählt mir Gabriele und ihre Augen leuchten dabei.

Gemeinsam Freizeit haben

Nicht weit entfernt hört man Kinder. Es wird gerade Fußball gespielt. Das Match wird kurz unterbrochen. Jan muss sich die Schuhe zumachen und Olé will einen Schluck trinken. Auch Jasmin spielt mit. Eine bunt gemischte Truppe eben.

Die großen Doppeltüren des Gebäudes stehen zum Hof hin offen, jede_r ist in den Räumlichkeiten willkommen. Einige Kinder sitzen und basteln, andere sind am Kicker aktiv. Es ist eine herzliche und vergnügte Atmosphäre.

Hier treffen sich vor allem Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil. Es ist ein Spiegel der Kulturen im Kiez. Ein Ort der Vielfalt, indem Menschen mit unterschiedlichen sozialen Herkünften, Sprachkompetenzen, geschlechtlichen Identitäten, Befähigungen und religiösen Anschauungen aufeinander treffen. Sicher nicht immer reibungslos.

Fotos: Gabriele Koll

Hilfe bei Diskriminierung – die Initiativen Gladt und KomBi

Im ersten Stock des Mehrzweckhauses sind die Initiativen Gladt und KomBi zuhause. Beide Organisationen setzen sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LSBT) ein.

Gladt ist die einzige unabhängige Selbst-Organisation, von türkeistämmigen LSBTs in Deutschland. Das Angebot richtet sich nicht nur explizit an queere Migrant_innen, sondern auch speziell an deren Angehörige und Freunde. Es werden kostenlose Beratungen zu zahlreichen Themen angeboten, die anonym und bei Bedarf auf verschieden Sprachen durchgeführt werden können.

Die Referent_innen sind unterwegs in unterschiedlichen Einrichtungen im Kiez, von der geschlechtsneutralen Erziehung in Kitas bis hin zu Gesprächsrunden in Seniorenresidenzen.

Entscheidend ist der Ansatz der Mehrfachdiskriminierung erläutert Tuğba, als eine der Projektkoordinator_innen. Die Betroffenen sind oft Opfer verschiedener Formen von Diskriminierungen, wie Homophobie, Rassismus oder Transphobie.

Die Organisation ist international aufgestellt, veröffentlicht Infomaterialien unter anderem dreisprachig und arbeitet momentan mit einer Gruppe aus Spanien zusammen.

Fortbildung von Lehrer_innen bei KomBi

Das Angebot von KomBi (Kommunikation und Bildung) richtet sich neben Schulklassen vor allem an Sozialarbeiter_innen, Erzieher_innen oder Lehrer_innen. In ein- bis zweitägigen Seminaren wird konkret zu Themen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt fortgebildet. Gefördert werden die Projekte im Rahmen der Abgeordnetenhaus-Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz Sexueller Vielfalt“. Dies geschieht im Rahmen der Bildungsinitiative QUEERFORMAT, einem Trägerverbund von KomBi und Abqueer (Aufklärung und Beratung zu queeren Lebensweisen).

Was kann ich als Pädagog_in gegen Diskriminierung unternehmen? Wie kann ich Jugendliche beim Coming Out unterstützen? Wie kann ich Themen sexueller Vielfalt angemessen in meiner Arbeit berücksichtigen? Auf diese Fragen wird in den Seminaren eingegangen.

Im letzten Jahr veranstaltete QUEERFORMAT viele Seminare für Pädagog_innen im Bezirk Mitte.

Bei ihrer Arbeit treffen die Mitarbeiter_innen nicht nur auf Gegenliebe, aber umso wichtiger ist die Sensibilisierung der Pädagog_innen für diese Themen.

Mein Besuch in der Kluckstrasse war ein interessanter Auflug in die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen. Es wird bestimmt nicht der letzte gewesen sein, da es noch andere spannende Initiativen unter dem Dach kennenzulernen gibt.

 

ACHTUNG MOABITER LIGA !!!!! Die Mädchen kommen !!!

Von HU-Gastbloggerin Abide

Die Moabiter Liga ist eine Kiez- Liga im Bezirk Tiergarten. Normalerweise nehmen nur Jungs-/Männermannschaften an Spielen dieser Liga teil. Jedoch organisierte der Betreuer dieser Liga eine Freundschaftsliga zwischen Jungs, die aus verschiedenen Mannschaften ausgesucht wurden und den Mädchen vom Mädchentreff in der Pohlstraße, die seit kurzem eine Mannschaft gegründet hatten.

Die Mädchen wussten das wird kein leichtes Spiel, sie wussten wie es ist gegen Jungs zu spielen. Deshalb haben sie nicht auf große Unterstützung gehofft. Denn die Jungs in der Schule hatten Vorurteile gegen Mädchen. Sie beleidigten oder beschimpften sie.

„ Mädchen können kein Fussball spielen !“

Sahra ist anderer Meinung. Sie spielt immer wieder mit den Jungs Fussball in den Pausen und gibt ihr bestes, um das zu beweisen, wovon ihre Freundin und Mannschaftskollegin Liena, schon längst überzeugt ist: “Jungs können Fussball spielen … Aber Mädchen doch auch!”

Es ist Freitagnachmittag. Ich bin mit Yvonne Jäschke und ihrer Mädchenmannschaft verabredet. Es ist der letzte Tag vor den Ferien, deswegen tauchen nur 3 Mädchen zum Training auf. Aber das enttäuscht mich nicht, denn ich sehe in den Augen dieser Mädchen sofort, dass sie das Training kaum erwarten können.

Torwart                              Liena ( 8 Jahre ): die Auffällige

 

 

 

 

 

Sahra ( 10 Jahre ): die Anständige

 

 

 

 

und

Linda ( 8 Jahre ): die (anfangs) Schüchterne.

 

 

 

 

 

 

Sie guckten mich mit neugierigen Augen an. Sobald sie erfahren haben, dass ich selbst Fussballspielerin bin und es bis zur Verbandsliga geschafft habe, wurde ihre Neugierde noch größer. Ich war ein Profi in ihren Augen. Anstatt dass ich ihnen Fragen stellen sollte, haben sie mich ausgefragt. Erst nach der Ermahnung ihrer Trainerin kam ich wieder zur Wort.

Ich stellte ihnen Fragen wie sie zum Fussball gekommen sind und wie es ist, eine Sportart auszuüben, die meistens von Männern beachtet und dominiert wird.

Sie waren so aufgeregt, dass Liena  ihre Freundinnen gar nicht ausreden ließ. Sie redeten durcheinander, wurden nochmal ermahnte und dann erst antworteten sie auf meine Frage.

Alle drei sind durch Familie und Freunde zum Fussball gekommen. Meistens durch Brüder oder Jungs aus der Schule. Diese Mädchen sind keine Mädchen, die sich durch Beschimpfungen von Jungs fertig machen lassen.  Sie sind viel zu selbstbewusst und lassen sich durch “Idioten” nicht unterkriegen.

Deswegen sind sie zum Moabiter Freundschaftsspiel gegangen – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Es war ein Highlight für sie gegen eine komplette Jungenmannschaft zu spielen. Sie wollten jedem zeigen, dass auch sie Fußball spielen können. Aber durch schlechte Erfahrungen aus der Schule dachten sie, dass sie auf Unterstützung gar nicht warten sollten.

Jedoch kam alles anders als erwartet. Alle Zuschauer, inklusive der Jungs, feuerten die Mädchen an: “Mädchen vor, noch ein Tor”, schrieen sie das ganze Spiel lang.

Die Jungs setzten zwar das Niveau runter, weil sie wussten, dass sie gegen Mädchen spielen, die nicht viel Erfahrung hatten, aber sie haben nicht mit so viel Ehrgeiz gerechnet. Die Mädchen spielten so hervorragend und schossen solche Tore, damit hätten selbst die Jungs nicht gerechnet. Bei einem Elfmeter schoß die Spielerin so gut, dass ein Zuschauer gesagt haben soll: “Den hätte er auch so nie gehalten!”

Danach waren die Mädchen so motiviert, dass sie an anderen Turnieren teilnahmen und verschiedene Triumphe sammelten. Unter anderem auch ein Spielball, worauf sie ganz stolz sind.

Diese drei Mädchen, die ich kennenlernt habe, sind selbstbewusst, ehrgeizig und motiviert, trotz der jetzigen demotivierenden Situation in der Mannschaft. Diese Mannschaft ist aus Mädchen gegründet, die zwischen 8 und 14 Jahre alt sind. Dementsprechend sind auch die Erwartungen. Während die Kleinen viel Taktik und Technik lernen möchten, denken die Großen, sie könnten es schon und möchten lieber nur Spielen beim Training. Deswegen fällt es den Trainerinnen schwer die Balance zwischen diesen „ Gruppen zu finden.

Trotzdem schaffen sie es, diese Mädchen zusammenzuhalten und von Erfolg zur Erfolg zu rennen, denn sie möchten mehr. Diese Mädchen möchten die Anerkennung der Jungs. Sie möchten zeigen: “Ey wir können genauso gut Fussball spielen wie ihr!”

Nur dies zu erreichen kann lange dauern. Hartes Training ist angesagt. Aber dies den pubertierenden Mädchen zu erklären ist schwer, weil die Mädchen denken, die Profis Christiano Ronaldo oder Messi können einfach so “mit dem Ball zaubern”, aber auch sie haben harte Arbeit geleistet, bis sie dorthin kamen, wo sie jetzt sind.

Doch die Mannschaft hat zwei sehr liebe und vor allem geduldige Trainerinnen. Also wird es nicht lange dauern, bis die komplette Mannschaft lernt, was Teamgeist heißt.

Flinke Finger statt fiese Fäuste. Musik an der Allegro-Grundschule

von HU-Gastbloggerin Katarina Wagner

Musik macht Kinder selbstbewusst. Musik macht Kinder schlau. Musik macht Kinder sozial kompetent. Das sind die oft angeführten Ergebnisse von diversen Studien zur Auswirkung von Musikerziehung. Allerdings kann es doch etwas anstrengend für ein Kind sein, wenn es eigentlich mehr Lust hätte, frei zu spielen. Umso besser erscheint also die Idee, Musikunterricht in den Schulen auszubauen, wo die Kinder miteinander, im Klassenverband oder im Schulorchester musizieren können und das Ganze dann auch vorstellen können.

Das passiert in der Allegro-Grundschule in der Lützowstraße. In deren Aula sitze ich bei einer Infoveranstaltung. Übrigens eine sehr schöne, große Aula. Farbig bemalte, hohe Wände, großen Fenstern und auf der Bühne und auf Tischen sehe ich Überbleibsel der vergangenen Leseprojektwoche: Die Kinder haben Wörterschatzkisten und Köpfe aus Pappmaché mit Worthaaren gebastelt.

Die Schule ist im August 2010 aus der Fusion der Grips Grundschule mit der Fritzlar-Homberg-Grundschule entstanden. Die erste brachte das Leseprofil mit und die zweite die Musikbetonung.  Deswegen gibt es in dem riesigen Schulgebäude eine Bibliothek, in jedem Klassenzimmer Leseecken und viele Musikräume für die AG´s und den regulären Musikunterricht.

Musik! Kostenlos und für alle

Die Musikbetonung bringt allerdings keine Kosten für die Eltern mit sich, ein großer Vorteil gegenüber Privatunterricht. Der Instrumentalunterricht, das Spielen in einer Ensemblegruppe und das Ausleihen der Instrumente sind an der Allegro-Grundschule kostenlos. So hat jedes Kind die Möglichkeit Musik und Instrumente kennen und spielen zu lernen, gemeinsam zu üben und stolz aufzuführen und zwar unabhängig vom Geldbeutel oder Förderinteresse der Eltern, von Befähigung und Herkunft.

Miteinander und voneinander lernen

Und die Kinder kommen, typisch für den Kiez, aus Familien mit allen möglichen Nationalitäten und Migrationshintergründen. Das ist auch bei der Infoveranstaltung ein großes Thema. Manche Eltern befürchten wegen dadurch entstehender Konflikte ein schlechteres Lernklima an der Schule. Allerdings sind sich alle anwesenden Lehrer_innen einig, dass die Vielfalt an der Schule doch vor allem etwas Schönes ist.

Die Konrektorin Frau Varbelow zählt ungefähr 24 Nationalitäten auf der Schule, von denen aber eigentlich zurzeit keine überwiege. Die Kinder lernen nicht nur miteinander, sondern auch voneinander. Zum Beispiel bei den Ländertagen, an denen jedes Kind „sein“ Land und typische Musik und Gerichte vorstellt. Sie lernen also, andere (aus anderen Ländern und Kulturen und auch Kinder mit Behinderungen) zu akzeptieren und auch mit Konflikten umzugehen. So etwas könnte eine einzige Familie ja gar nicht leisten.

Flinke Finger statt fiese Fäuste

Gewaltprävention ist auch eines der Ziele des gemeinsamen Musizierens und all den anderen oft künstlerischen Projekten, bei denen die Schüler_innen lernen sich auszudrücken und zusammen zu arbeiten. Man kann natürlich nicht sagen, ob es ohne die Musikförderung an der Schule mehr Konflikte gäbe, allerdings sei hier auch keine übermäßige Aggressivität oder Ähnliches zu beobachten.

Ralph Braun, Leiter des Musikprofils, meint: „Unser subjektiver Eindruck ist, dass wir weniger Ausgrenzung haben. Schüler, die durch schlechte Leistungen im normalen Unterricht nicht akzeptiert wären, können durchaus durch eine Solostimme bei einer Aufführung mit dem Orchester unheimliche Anerkennung bekommen. Es gibt immer mal wieder Kommentare von Kollegen: ´Das ist ja toll, hätte ich nie gedacht, dass er so etwas kann, der ist ja wie ausgetauscht, da bin ich ja vollkommen beeindruckt.´

Der Musiklehrer erinnert sich: „Ich war erst einige Tage an der Schule und sah die Proben zu „Florian auf der Wolke“ und war so beeindruckt, dass mir fast die Tränen in den Augen vor Rührung standen. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, was mit Schülern in diesem Alter möglich ist. Damit stand für mich der Entschluss fest, dass ich an dieser Schule bleiben möchte, so lange es irgend geht.”

Vom Klassenzimmer in die Philharmonie

Schon ab dem ersten Schuljahr werden alle Kinder in die Grundlagen der Musik eingeführt. Erstmal in die Rhythmik. Trommeln und so schwierig aussprechbare Sachen wie Xylophone. Dann kommt die Flöte im zweiten Schuljahr und dann, je nach Belieben, zum Beispiel die Geige oder die Gitarre. In der 4. Klasse kann noch dazu Schlagzeug gelernt werden, auch sehr beliebt.

„Es ist ja auch schön wenn die Kinder sehen, wie sie heranwachsen, wenn sie nicht mehr die Flöte brauchen, sondern schon Geige spielen können und das dann auch zeigen können. Das gibt ihnen schon viel Selbstbewusstsein, wenn sie dann auf der Bühne hochgejubelt werden. Vor allem die Schlagzeuger, das sind immer die Coolsten.“, erzählt Katrin Gödelitz, Lehrerin an der Schule, lächelnd.

Und die Kinder haben oft Möglichkeit, zu zeigen, was sie drauf haben, jedes Jahr gibt es die musischen Tage, bei denen jede Musik-AG und auch Klassenorchester auftreten. Manche Gruppen treten noch häufiger auf, z.B. bei Einschulungsfeiern, Schulkonzerten und –festen. Das Schulorchester hatte in den letzten Jahren sogar öffentliche Auftritte im ICC, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, im Olympiastadion und im Roten Rathaus.

Frau Gödelitz bemerkt, dass die Musikbetonung der Schule in dem Sinne ja auch Elternbildung sei. „Viele der Eltern waren ja zum Beispiel noch nie in der Philharmonie und trauen sich ja dort auch gar nicht rein. Die Eltern werden also auch an klassische Musik herangeführt und haben mal Gelegenheit in ein Konzerthaus zu gehen.“

Es ist also tatsächlich eine Schule für alle: für Kinder jeglicher Herkunft und Befähigung und sogar die Eltern können noch was lernen

Pumpe, Kumpel und Maultaschen

Schnellen Schrittes am Casino vorbei. Dann rechts um die Ecke. Ich bin angekommen: Lützowstraße, Berlin, Tiergarten Süd. Viel Zeit habe ich nicht. Mal sehn ob mir die Straße in unserem spontanen Blitzdate trotzdem etwas offenbart.

Frischer Asphalt liegt ihr zugrunde. Nicht minder frisch der Wind, der mir entgegen schlägt. In beide Richtungen breite Fahrradstreifen. Mangels Drahtesel ziehe ich notgedrungen den Gehweg vor. Doch das erweist sich als Glücksfall. So fällt mir nach wenigen Metern sofort die bunt bemalte Backsteinmauer auf. Jeder Backstein hält ein eigenes Bild für das wachsame Auge parat. Teils das Übliche wie es in alte Bäume in Parks geritzt ist: Menschen die ihre Zuneigung für einander verewigen. Aber auch Steine, die kleine bescheidene Gemälde andeuten. Und andere, die einfach schlicht bemalt sind. Was ist das bloß? Ein Blick in den Hauseingang verschafft Aufklärung: Ich habe das Kiezmosaik entdeckt.

Doch ich muss weiter. Die Lützowstraße ist lang und die Zeit knapp. Vorbei an der Elisabeth-Klinik, die sich hinter einem flachen Bauzaun nicht zu verstecken vermag. Dann folgt ein kleines Ensemble an Bauten, die einer Bungalowsiedlung ähneln. Die halbrunden Dächer fallen ins Auge. Wirkt irgendwie einladend. Und das ist auch gut so. Viel zu oft wirken Bibliotheken mehr abschreckend. Wer die Kommode am Bebelplatz kennt, weiß wovon ich rede. Aber die Stadtteilbibliothek Tiergarten-Süd heißt jeden bereits mit ihrer Architektur willkommen. Und wer viel Lesefutter seinem Hirn einverleibt, der braucht auch was für den Magen. Da hilft der Familiengarten gleich direkt neben der Bibliothek weiter. Doch wer hier etwas essen will, der muss auch vorher auch etwas angebaut haben.

Ohne Stärkung zieht es mich weiter. Von weitem sehe ich ein Schild, das mich nach links zum Arbeitsgericht schicken will. Passend dazu erkenne ich, dass de Gruyter seinen Sitz gleich um die Ecke hat. Man hat wohl nie so ganz Semesterferien. Doch meine Aufmerksamkeit wird von einer anderen Richtung her in den Bann gezogen: Calumet Photographics. Ein Blick durch die Schaufenster und ich bin mir sicher, dass Handykameras niemals eine richtige Spiegelreflex ersetzen werden können. Ein Geschäft als Paradies für Fotografen jeder Art: ob professionell oder auch nur hobbymäßig.

Mich von der Schaufensterscheibe wegzuzwingen fällt mir schwer. Doch lohnt es sich. Ein paar Schritte weiter, ein Blick um die Ecke und ich werde daran erinnert, dass Berlin vor langer Zeit einmal eine Industriestadt war. Ein hoher schmaler Schornstein aus Backstein lugt aus der Tiefe des Raumes hervor. Früher befand sich hier das alte Pumpwerk VII. Heutzutage ist hier die Eventlocation Alte Pumpe angesiedelt. Auf demselben Gelände unterhält die AWO das Jugendkulturzentrum Pumpe.

Fast habe ich das westliche Ende der Lützowstraße erreicht, welches am Lützowplatz mündet. Vorbeigehend an Backsteinhäuser 2.0 denke ich mir, es wäre angebracht ein wenig Namensforschung zu betreiben. Das Handy mit dem abgebissenen Apfel hilft mir weiter. Namensgeber für die Straße ist das ehemalige Dorf Lützow, welches 1719 von Charlottenburg okkupiert wurde. Handy schnell weggesteckt. Man möchte schließlich den morgendlichen Biertrinkern am Späti keine unnötige Angriffsfläche bieten.

Kehrtmarsch. Rückzug gen Osten. Ein Ziel hat die Lützow für mich noch zu bieten. Auf ein Absacker denke ich mir. Um die Eindrücke zu verarbeiten. Die Potsdamer ist erreicht nach einer Zigarettenlänge. Geschwind überquert. Schon stehe ich davor. Berlins berühmteste Absackerbar: Das Kumpelnest. Oder halt! Habe ich mich falsch erinnert? Sieht etwas marode aus. Ach ja: Berlin berühmteste Absturzbar. Das kommt der Sache begrifflich deutlich näher. Dann lieber konservativ. Man soll schließlich bei dem bleiben, was man ist. Die Maultaschen Manufaktur in unmittelbarer Nachbarschaft empfinde ich als einladender. Die schwäbische Kultur hat also nicht im Prenzlberg halt gemacht. Schlecht zu wissen.