Kategorie-Archiv: GastbloggerInnen

Die Natur in Bildern festhalten

Ich klingele an einem Berliner Gründerzeithaus in der Nähe der Potsdamer Straße, bereits nach kurzer Zeit ertönt der Summer und ich kann das Treppenhaus betreten. Die Treppenstufen sind mit Sisalteppich belegt, der Handlauf ist aufwändig gestaltet und die Decken mit Stuck versehen. Im vierten Obergeschoss stehe ich vor einer hohen zweiflügeligen Türe und Christine bittet mich in die Wohnung.

Ein langer Flur führt in ein sehr großes und helles Wohnzimmer. In der Ecke steht  beinahe etwas versteckt ein cremeweißer Kachelofen  hinter einem Bücherregal und einer alten Ledercouch. Es ist sehr still in dieser Wohnung, obwohl die S-Bahntrasse in unmittelbarer Nähe vorbeiführt.  Vor den riesigen Fenstern steht ein ebenso imposanter Schreibtisch. Aufgeschlagene Bücher, allerlei Zeichenmaterial, Papiere und Lampen. Unter einer Lampe steht ein Glaskasten mit exotischen Schmetterlingen und einem großen Käfer.

Christine bittet mich auf einem der Schreibtischstühle Platz zunehmen und schlägt dann einen großen Zeichenblock auf und präsentiert ihre neusten Arbeiten. „Dynastes hercules – Der Herkuleskäfer“ und zeigt mir eine vierfach vergrößerte Zeichnung des größten Käfers der Welt. „Ein Verlag möchte, dass ich ein Jugendbuch über Insekten illustriere“  sagt die Frau mit etwas Stolz in ihrer Stimme. Sie hatte ein Medizinstudium begonnen, ist dann aber in die Kunst gewechselt und hat später noch zwei Semester Biologie, sie hat Kunstkurse an Volkshochschulen geleitet, hat für Vereine oder Verlage Illustrationen angefertigt oder für Wissenschaftler gezeichnet. Am liebsten Motive aus der Natur: Tiere, Pflanzen oder Mineralien. Architektonik abzubilden oder technische Gerätschaften würden ihr nicht so liegen.
Sie blättert weiter und zeigt mir das Bild eines blauen Morphofalters. „Der besondere Reiz an diesem blauen Schmetterling ist, dass Blau ihrer Flügel „lebendig“ einzufangen. Es sieht aus jedem Blickwinkel anders aus, mal türkisblau oder manchmal tiefschwarz.“ Sie griff mit einer Hand zu dem Glaskasten unter der Schreibtischlampe und kippte ihn ganz leicht auf und ab und demonstrierte so den beschriebenen Effekt. Die aktuelle Aufgabe sei sehr abwechslungsreich. Viele Tierarten, oft in natürlichen Posen oder im Habitat und nicht streng wissenschaftlich. „Die meisten Insekten haben Borsten oder Härchen, manchmal beinahe einen Pelz. Es kann schon sehr anstrengend sein, so etwas bis ins kleinste Detail abzubilden. Da kann man mehrere Tage an einem Tier sitzen.“ Der Mittelweg zwischen extremen Detailreichtum und Vereinfachungen  sei ihr am liebsten, insbesondere wenn die Illustrationen nicht für ein Fachpublikum vorgesehen sind.

Für die Blüten und Pflanzen ist Christine dieses Jahr schon mehrfach im Botanischen Garten gewesen. In den Gewächshäusern finden sich Pflanzen aus aller Welt und geben ihr eine grobe Idee für mögliche Hintergründe. Besonders schwierig sei es Tiere und Pflanzen in ein realistisches Größenverhältnis zu bringen, also vermisst sie die Pflanzen oft sehr genau und fotografiert sie. „In diesem Fall übertreibe ich es aber nicht mit der Genauigkeit. Es geht sich um die Insekten. Ein Nektar trinkender Schmetterling sollte dennoch mit einer halbwegs realistischen Blüte gezeigt werden“.
Ob sie lieber Tiere oder Pflanzen zeichnet kann sie nicht genau sagen, Beides sei spannend.

An dem Bücherregal lehnt eine alte Bildtafel. Von der Sonne deutlich ausgeblichen zeigt sie Wiesenkräuter. Vor 20 Jahren hat Christine die Tafel für einen Park mit Naturlehrpfad gestaltet. Nun soll sie restauriert werden. Neue Farbe und Ausbesserung von Details und schon kann die Bildtafel wieder aufgestellt werden. „Man verdient damit nicht viel. Ich hoffe, dass hin und wieder jemand stehen bleibt und diese Bilder als Anreiz nimmt die Natur zu entdecken“. Es macht sie traurig, bei Spaziergängen in Berlin häufig mutwillig zerstörte Info- und Bildtafeln zu sehen, unabhängig davon, ob sie sie gestaltet hat oder jemand anderes. Irgendjemanden hat es Zeit und Mühe gekostet diese Tafeln zu gestalten und auf der anderen Seite nimmt man interessierten Lesern die Möglichkeit sich auf Spaziergängen zu informieren.
So langsam neigt sich der Nachmittag dem Ende entgegen. Christine zeigt mir noch Bücher mit Zeichnungen von Botanikern und Zoologen. Die 150 Jahre (oder deutlich älter) alten Zeichnungen geben ihr Ideen, wie sie Illustrationen gestalten kann, aber auch oft genug abschreckende Beispiele, die man nicht wiederholen muss z.B. Raubtiere mit fletschenden Zähnen oder falsche Größenverhältnisse.

Letztlich höre ich nie auf zu lernen. Oft nehme ich mir vor „besser“ zu sein als Andere und scheitere dann oft genug. Manchmal muss man einen weiteren Anlauf nehmen und sich erneut der Aufgabe stellen und manchmal muss man mit einem bescheidenerem Ergebnis zufrieden sein.
Die Sonne steht leuchtend orange über den Häuserdächern und wirft die letzten Lichtstrahlen in das Wohnzimmer. Sie mag die orangeroten Sonnenuntergänge hier, sie lassen einen für einen kurzen Augenblick vergessen, dass man eigentlich mitten in der Stadt ist.

Dieser Beitrag wurde von Alice verfasst.
Sie studiert Gartenbauwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Haus am Lützowplatz – Eine kulturelle Begegnungsstätte

Wer öfter im Berliner Ortsteil Tiergarten über den Lützowplatz flaniert, dem wird sicher das ein oder andere Mal ein weißes Haus mit bunten Lettern auf der Fassade ins Auge gestochen sein. Auch ich stolperte über das ,,Haus am Lützowplatz“ und wollte mehr über diesen Ort erfahren.

Von der Stadtvilla zum modernen Ausstellungszentrum

Das Lützowviertel war bereits in der Weimarer Republik Zentrum des Berliner Kunsthandels und so steht außer Frage, dass auch das Haus am Lützowplatz eine bewegte künstlerische Geschichte vorzuweisen hat.

Ursprünglich wurde das Haus 1873 als Stadtvilla für die Familie Zimmermann errichtet, allerdings erwarb der jüdischen Kaufmann Egon Sally Fürstenberg kurz darauf die Immobilie. Im Zuge des Nationalsozialismus war der neue Besitzer jedoch gezwungen zu emigrieren, so kam es schließlich dazu, dass der Verein Berliner Künstler die Örtlichkeit erstand und sie als Bibliothek und Archiv verwendeten. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zwar enorm beschädigt, doch dank der Unterstützung des Malers Nikolaus Sagrekow wurde die Wiederaufbaugenehmigung erkämpft, sodass das ,,Kulturzentrum am Lützowplatz“ ab 1950 wieder in neuem Glanz erstrahlen konnte. Um die Gefahr zu umgehen, dass dieser kulturelle Treffpunkt der Öffentlichkeit entzogen werden könnte, rief der Berliner SPD-Senat unter Willy Brandt den Trägerverein ,,Förderkreis Kulturzentrum e.V.“ ins Leben. Ab diesem Zeitpunkt konnten in regelmäßigen Abständen abwechslungsreiche Ausstellungen bestaunt werden. Gesehen wurde der Ort als Begegnungsstätte im Sinne eines Kulturclubs, stets eng verbunden mit dem Ziel politische Bildung zu fördern. Weiterlesen

Entspannung pur am U-Bahnhof Bülowstraße

Die Bremsen quietschen, ich steige aus.

Die Gegend sieht ganz anders aus.

Ein weiter Blick, ein hoher Bogen

– mein Orientierungssinn hat mich betrogen;

hat meine Weichen neu gestellt,

als er mich zum Narren hält.

Er zwingt mich, dass ich heute Neues sehe,

als ich an der falschen Haltestelle stehe.

Der kleine Umweg bringt mich in keine Not,

doch es hilft nichts, ich sehe Rot.

Ich schaue mürrisch und ich schreite

flugs auf dem Weg zur andren Bahnsteigseite.

Ich nehme die Stufen Schritt für Schritt,

zumindest hält mich der Ausflug fit.

So bleibt man wenigstens gesund.

Meine Schuhe knirschen auf dem Grund.

Unten rauscht und raunt der Stadtverkehr,

Menschen wuseln hin und her.

Ein Herr mit Rad trägt ein Barett,

in dieser Gegend wirkt das sehr adrett.

Unter dem Bahnhof sitzen Tauben,

die mir nur einen kurzen Blick erlauben.

Dann senden sie: „Verschwinde hier!

Der Bahnhofsplatz ist unser Revier!“

Ich zucke zurück vom vielen Kot,

dessen Anblick sich mir bot.

Er lädt nicht ein, dass ich verweile,

sodass ich abermals nun eile.

Es geht die Treppen wieder rauf,

husch, husch in schnellem Lauf,

einer Dame hinterher,

die beeilt sich ebenso sehr.

Auf dem Bahnsteig seh ich schon:

Die erste Bahn fährt mir davon.

Ich war zu langsam, meine Schuld,

jetzt brauche ich etwas Geduld.

Während ich mit den Füßen wippe,

sehe ich vor der Fußspitze eine Kippe.

In der Luft liegt der Geruch von Rauch,

hier stand wohl wer und wartete auch.

Einen ergreift die Unruhe jedoch nicht,

der Reinigungsservice erfüllt gemächlich seine Pflicht.

Ich merke, wie ich dem Wagenknattern lausche

und nicht nur durch den Alltag rausche.

Der Bahnhof hält mir den Spiegel vor:

In meiner Hast bin ich ein armer Tor.

Er zwingt mich den Moment zu leben,

anstatt mich der Hektik hinzugeben.

Beim Einstig in die U-Bahn bin ich ganz entspannt, 

ich habe die Situation zuerst verkannt.

Doch am Ende weiß ich nur:

Der Ausstieg an der Bülowstraße bringt Entspannung pur.

 

Von Gastbloggerin Nora

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.

Die sollen weg!

Die Prostitution in Gebiet rund um die Kurfüstenstraße ist alt. Die Beschwerden darüber sind es auch.

Bereits um 1885 gab es dort die ersten „Amüsierbetriebe“.

„Es sind Mädchen, die alle Unarten des Berliner Kleinbürgertums an sich haben, fast stets geschmacklos gekleidet sind, die sich anbieten, nicht (…) warten, bis sie angesprochen werden, sondern sich mit „Komm mit, Schatz!“, „Kleener, komm doch!“ aufdrängen und auch gelegentlich roh schimpfen.“

So beschreibt der Journalist Hans Ostwald die Situation im Jahre 1907.

Die Prostitution und die damit einhergehenden Problematiken sind also schon seit Anbeginn ihrer Existenz im Gebiet zwischen Bülow-, Potsdamer- und Kurfürstenstraße ein Thema, mit dem sich Anwohner und Kommunalpolitiker beschäftigen. Warum also erfährt die Straßenprostitution in der Kurfürstenstraße grade jetzt wieder mehr Aufmerksamkeit als sonst? Weiterlesen

Ein ornithologischer Spaziergang entlang der Potsdamer Straße

Die Potsdamerstraße, die B1, ist eine der Hauptverkehrsstraßen von Berlin. Sie ist Tag und Nacht stark befahren und Menschen strömen über die Bürgersteige. Das Licht der Straßenlaternen und Leuchtreklamen erleuchten die Straße ständig. Man denkt bei diesen Eigenschaften nicht an einen Ort, an dem es möglich ist Natur zu entdecken.

Doch 225 Bäume stehen unmittelbar an der Potsdamer Straße, unzählige Weitere befinden sich in unmittelbarer Nähe. Begrünte Mittelstreifen und Innenhöfe, sowie umliegende Grünflächen bilden den ständigen Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten.

Der Spaziergang beginnt am Potsdamer Platz. Bereits im S-Bahnhof wird man vom deutlichen Tschilpen der Haussperlinge begrüßt. Touristen zeigen größtes Erstaunen darüber, dass diese kleinen Vögel, auch im Untergrund unterwegs sind. Die zutraulichen Tiere scheinen regelrecht vor den Kameras zu posieren und erweichen das Herz der Touristen derart, dass Brotstücken und Pommes als Futter angeboten werden. Beides kein geeignetes Futter. Kleine weiße Kotkügelchen auf den Rolltreppen der S-Bahn verraten, dass die Spatzen hier regelmäßig zu Gast sind. Weiterlesen

The WOOD GROUSE – BOOKS / PEOPLE / PLACES

Der kleine, aber feine Laden von Peter befindet sich in der Kulmerstr. 20a und ist eine Symbiose aus Fachbuchhandel und ungezwungenem Café.

Im Oktober 2015 eröffnete das Fachgeschäft zunächst ohne Café, im Oktober 2017 kam das kleine Café von Arno dann als Kooperation mit dazu. Beide sind zufrieden mit den entstandenen Synergieeffekten.

Der Buchhandel hat sich auf Architekturliteratur spezialisiert, im Café von Wood Grouse Coffee bekommt man zudem fairen und sehr guten Café dessen Ursprung in Afrika liegt. Weiterlesen

Lena Brauns Barbiche – ein Erfolgsrezept

„Es gibt zwar ein Rezept für einen gelungenen Abend, aber man kann die Bestandteile nicht selbst bestimmen wie bei einem Cocktail“, sagt Lena Braun. Es ist Donnerstagabend, die Vernissage zur Ausstellung „Enchanté et Merveilleux“ im Kunstraum Barbiche steht unmittelbar bevor. „Man weiß nicht, wer wann hier eintrifft. Je nachdem ist es zu Beginn, als würde noch etwas fehlen, etwa Eis oder Ingwer – die Veranstaltung schmeckt noch nicht. Aber irgendwann erfüllt diese besondere Atmosphäre den Raum und alles läuft von selbst.“

Die Kuratorin wirkt ruhig und konzentriert während sie Hand an die letzten Details für den Abend legt. Das Barbiche ist in warmes Licht getaucht, auf den dunklen Holztischen flackern Kerzen, Musik spielt und in der Luft hängt der sanfte Vanilleduft von Räucherstäbchen. „Viele Gäste fühlen sich hier sofort zu Hause. Sie bleiben stundenlang, tauschen sich aus, ohne zu bemerken, wie die Zeit vergeht“, beschreibt Lena Braun den Alltag im Barbiche, welches an den verwinkelten Wänden und über dem kleinen Bartresen Kunstobjekte zeigt.

Das Barbiche bietet damit einen Raum, in dem sich die Betrachter auf die ausgestellten Werke einlassen können. Sie werden zum Dialog eingeladen über das, was sie hier sehen und erleben – in geschützter Atmosphäre. „Wenn ich hier provoziere, dann durch Qualität“, lächelt Lena Braun. Fast alle der im Barbiche ausstellenden Künstler sind Meisterschüler. Aktuell sind Werke von Lilly Grote, Elfi Mikesch und Wolfgang Brückner zu sehen.

Ein Bild hat es Lena Braun besonders angetan:

‚Want to take a Ride?‘ heißt das Werk. „Die weibliche Heldin wird in all ihrer Stärke und Selbstbewusstheit und Schönheit dargestellt, ohne dass dies thematisiert wird. Ich mag die Selbstverständlichkeit des Bildes“, erklärt die Kuratorin, die selbst auch Künstlerin ist.

 

 

Lena Brauns Ausstellungen präsentieren oft Werke von Künstlerinnen mit besonderen Lebenswegen: „Es ist mir wichtig, Künstler und Werk nicht zu trennen. Ich will sie und ihre Einstellung zum Leben kennen.“

Die Ausstellungen werden zudem von den äußeren Einflüssen der Potsdamer Straße beeinflusst. Doch genau so wollen auch die Besucher von dem, was in der Galerie zu sehen ist, beeinflusst werden: „Das Barbiche gibt eine positive Energie weiter, die Leute sehen das hübsche Sachen hier möglich sind.“ Und positive Energie strahlt auch die Kuratorin selbst aus. „Ich wurde schon mit einem hohen Energielevel geboren, aber um immer wieder neue Projekte umzusetzen, muss man ständig Energie aus dem ziehen, was ist. Man braucht Leichtigkeit“, sagt Lena Braun. Obwohl das Barbiche seine Türen erst vor kurzem geöffnet hat, plant sie bereits in Gedanken die Eröffnung eines „Barbiche Retreat“, einer kleinen Oase für gemeinsame Workshops am Rande von Berlin.

Die Lebenskünstlerin blickt nie zurück, sie schaut immer nach vorn. Um für den aktuellen Abend Gäste anzulocken, beschreibt Lena Braun eine kleine Tafel am Galerieeingang. Die Kreide ist fast aufgebraucht, doch das bringt Lena Braun nicht aus dem Konzept. „Ich brauche mehr Lidschatten“, wendet sie sich anderen wichtigen Dingen zu. Mit ihrem glänzenden Schal und dem stilvollen Gewand verleiht sie dem Raum durch ihren Auftritt ebenso viel Glamour wie all die schillernden Kronleuchter zusammen. Im Barbiche wird das Flair der Potsdamer Straße als frühere Flaniermeile wieder lebendig. „So wie hier ging es früher in Berlin überall zu“, raunt mir ein Gast im sich langsam füllenden Raum zu. In den Gläsern perlt Sekt, wir stoßen an. Nicht einmal 20 Minuten nach Beginn der Vernissage ist das Barbiche von Menschen und Gesprächen dicht gefüllt. Lena Brauns Rezeptur für einen gelungenen Abend hat sich einmal mehr bewährt.

 

 

 

Von Gastbloggerin Nora

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.

Zero Waste? Nichts Neues für Harb GmbH!

 Leben ohne Abfall. Das zunächst utopisch klingende Konzept, erfreut sich langsam aber stetig, wachsender Beliebtheit. Darüber freut man sich bei Harb, dem Geschäft für Delikatessen und Feinkostartikel aus dem Libanon und dem vorderen Orient, an der Potsdamer Staße. Denn hier hat das Unverpackte schon seit Jahrzehnten System.

In der Natur können wir einen immerwährenden Zyklus beobachten: Alle Ressourcen werden von den Organismen verwertet, wodurch ein produktiver, lebensschaffender Kreislauf gewährleistet wird. 

Genau diese Philosophie versuchen die Anhänger der Zero-Waste-Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Abfälle industrieller Art, insbesondere Plastik, werden vermieden. Ob Second-Hand-Kleidung, Kompost, oder natürliche Kosmetika und Reinigungsmittel, für jede Lebenslage wird eine umweltfreundliche Alternative gefunden. Die Abfallreduktion und die Vermeidung von Energieverschwendung haben höchste Priorität. Als Ziel gilt es, die bestehende Wegwerfgesellschaft zu hinterfragen und umzuwälzen. 

Was in der Umsetzung problematisch erscheint, ist einfacher als gedacht. Die Bewegung ist auf dem Vormarsch und zahlreiche Online-Blogs geben Tipps und Anregungen wie jeder seinen Lebensstil wandeln kann, um die Rohstoffverschwendung zu boykottieren. 

Was kann ich tun? 

Plastiktüten, Kaffeebecher, Obstnetze – wer kennt es nicht? In der Eile vergisst man den Jutebeutel und greift doch auf die Schnelle zur Plastiktüte. Auch der Koffeindurst wird oft unbedacht im To-Go-Becher gestillt. Reflektiert man den eigenen Tagesablauf, so lassen sich zahlreiche Beispiele für die allgegenwärtige Rohstoffverschwendung finden. 

Jeder kann dazu beitragen, dass auf die weltweite Problematik aufmerksam gemacht wird. Mit kleinen Schritten, beispielsweise bei dem Kauf von unverpackten Lebensmitteln, werden große Fortschritte gemacht. Die nun vermehrt entstehenden Unverpackt-Läden haben sich darauf spezialisiert Lebensmittel ausschließlich ohne Verpackung anzubieten. Alternativ nimmt man seine Glasbehälter oder Tupperware von Zuhause mit und lässt sich Getreidegüter, Müsli, Obst oder Gemüse abwiegen und abfüllen. 

Harb GmbH 

Was als neues Konzept momentan vermehrt Anklang findet, hat bei Harb GmbH seit jeher Tradition. Das Familienunternehmen an der Potsdamerstraße 93 ist bekannt für seine bunte Vielfalt an orientalischen Spezialitäten und der erstklassigen Kundenberatung. Als Exporthandel im Jahr 1984 von Adib Harb gegründet, stieg der gebürtige Libanese bald darauf in den Einzelhandel ein. Mittlerweile wird das Geschäft von seinem Sohn Oliver Harb und seiner Tochter Theresa Harb mit viel Herz weitergeführt. 

Betritt man das farbenfrohe Geschäft mit der hohen Decke und der hellen Räumlichkeit, ist man zunächst gefesselt von der Auswahl an verschiedensten Gütern. Ob Süßes aus dem Süden, Textilien, Wasserpfeifen oder landestypisches Porzellan – das Sortiment lässt keine Wünsche offen.

Was mir jedoch ins Auge springt, sind die prall gefüllten röhrenartigen Behälter an der Wand. Sie beinhalten eine breite Auswahl an Getreidearten, Hülsenfrüchten, Nüssen und weiteren Köstlichkeiten. Daneben steht eine große Waage, der Kunde kann so sein präferiertes Lebensmittel abwiegen und in einem mitgebrachten Behälter füllen – ganz ohne Verpackung! Was momentan als Zero Waste Konzept Popularität gewinnt, ist für das Harb GmbH-Team alt bewährte Gepflogenheit. ,,Unsere Stammkunden nutzen dieses Angebot seit es den Laden gibt und legen kontinuierlich Wert auf die Möglichkeit der Selbstabfüllung.“ erklärt mir Theresa Harb. Es hat also nichts mit einem ökologischen Trend zutun, sondern mit einer langen Tradition. 

Getreide und Hülsenfrüchte zum Abfüllen

Ein System welches wir durchaus in Anspruch nehmen sollten, wenn man bedenkt, dass ein deutscher Durchschnittsbürger im Jahr 37 Kilogramm Plastikmüll produziert. 8 Millionen Tonnen dieses Rohstoffes landen jährlich in den Weltmeeren. Mikroplastik wird also zwangsweise von Fischen gefressen und gelangt so wieder auf unsere Teller. Ein Kreislauf wider der Natur. 

Auch das umweltfreundliche Harb-Team legt Wert auf den Schutz der Ressourcen und begrüßt die verpackungsfreie Variante.  Wenn sie also das nächste mal Begierde nach den schmackhaften Leckereien von Harb GmbH verspüren, denken sie doch mal darüber nach einen Behälter einzustecken. Der bahnbrechende Aufwand lohnt sich. Für die Umwelt und für das eigene Gewissen.

Von HU-Gastbloggerin Betty

Die Wissenswerkstatt der Staatsbibliothek

von HU-Gastbloggerin Martina

Besuch eines Workshop in der STABI

Kennt ihr das?

Wegen  gefühltem Zeitmangel legt der Bibliotheksnutzer oder Student  die Bücher oder Medien für eine anstehende  Fristverlängerung schnell und hastig vor, um danach  möglichst zügig  die Bibliothek wieder zu verlassen. Der ,,durchrauschende “ Leser  verweilt nur kurz in einer Bibliothek und das meistens ohne nach links oder rechts zu schauen.Ich gehörte auch zu den hastigen und durchrauschenden Bibliotheksnutzern,  leider  unbewusst und  regelmäßig beim  Besuch der Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße. 33 in 10785 Berlin.

Die Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin (kurz genannt: STABI )

Auch die vielen örtlichen Ausstellungen und Infos zu verschiedenen Veranstaltungen bei der STABI (Abkürzung für Staatsbibliothek zu Berlin) zogen an mir wie in einem ,,Zeitrausch“ vorbei! Das sollte sich nun endlich ändern! Aus einem jahrelang praktizierten ,,Vorbeilaufen“ plante ich  nun endlich ein ,,Stehenbleiben“ein.

Was steckt hinter einer ,,Werkstatt“ für Wissen?

Ich wollte mich  den interessanten Angeboten der Staatsbibliothek widmen und  vor allem endlich herausfinden, was hinter dem Namen Wissenswerkstatt der STABI steckt? Der Name klang interessant! Ich stellte fest, dass zur  Wissenswerkstatt der Staatsbibliothek  unzählige Angebote wie z.B. Workshop, Werkstattgespräche, Ausstellungen uva. zählen, die in der Potsdamer Straße 33 und im Haus Unter den Linden der Staatsbibliothek stattfinden.

Diese ,,Wissenswerkstatt“ lag nun  endlich nach längerer Zeit  in meinem Interessenfokus.  Anhand eines Flyers  und einer umfassenden Internet-Recherche entschied ich mich aus dem breiten Angebot der möglichen Veranstaltungen der Werkstattgespräche für den Workshop  mit dem Titel: Publish or perish?,  eine Veranstaltung für Promovierende. Was  versteckte sich hinter dieser Redewendung publish or perish? So recherchierte  ich erstmal vorab im Internet und auf der Seite der STABI.

Diese Redewendung stand  für ,,Veröffentliche oder gehe unter“ und meinte den Druck und die vielen Probleme, den Promovierende  mit ihren Dissertationen u.a.  ausgesetzt sind. Mehr dazu wollte ich nun in dem Workshop erfahren. Denn: Man weiß nie, ob man vielleicht später auch eine Dissertation schreiben möchte? Dieses Wissen könnte dann später nützlich sein.

Wenn es mein  Zeitfenster noch erlauben sollte, wollte ich auch einen Blick in die Ausstellung: ,,Bibel-Thesen-Propaganda. Die Reformation erzählt in 95 Objekten“ wagen.

Zu diesen zwei kostenlosen Veran-staltungen nahm ich gleich einen guten Bekannten mit, der bisher nie Bücher bei der  STABI auslieh, also keinen Benutzerausweis für die Bibliothek besitzt. Das war möglich,  denn die Angebote der Veranstaltungen der Wissenswerkstatt sind für alle Besucher generell kostenlos und nicht an einen Nutzerausweis der Staatsbibliothek gebunden! Den  konkreten Veranstal-tungsraum konnte ich leider auf der Internetseite und Infos der STABI nicht finden.

Blick in die  Ausstellung : Bibel-Thesen-Propaganda

Kurz vor dem Besuch des Workshop, schaute ich mir nun die Ausstellung im Dietrich- Bonhoeffer-Saal an, die im  Foyers der  Staatsbibliothek lag:,, Bibel-Thesen-Propaganda.“ Das Jahr 2017 ist das sog. ,,Luther-Jahr“, es bedeutet 500 Jahre Reformation. Die Ausstellung beinhaltete die Zeit der Reformation durch Martin Luther und seine Thesen. Zu oft bin ich an dieser nur vorbei gesaust. Durch diese Präsentation wurde ich daran erinnert, dass genau vor 500 Jahren die 95 Thesen von Martin Luther in Wittenberg veröffentlicht worden sind und diese weltweite  Veränderungen brachten. Außer mir waren einige weitere interessierte Ausstellungs-Besucher anwesend, die an einer organisierten Führung teilnahmen.

Der Empfang zum Workshop

Von einem der Dozenten der Veranstaltung wurden wir am Informationspunkt der STABI freundlich empfangen: ,, Woher haben Sie die Information für die heutige Veranstaltung?“ wurde gleich zu Beginn erfragt. Alle schon anwesenden Teilnehmer  gaben kurz daraufhin  Antworten und los ging es in einem  ,,zügigen Laufschritt“ zum Veranstaltungsort. Jetzt wusste ich endlich , wo der Workshop stattfindet, im  Hörsaal : Raum 320. 

Der besondere Hörsaal

Endlich bekam ich den Raum zu sehen, der im Internet leider nicht näher beschrieben und ausfindig zu machen war. Es gab keine Karte der Räume  für die zusätzliche Veranstaltungen, nur einen Plan für die  Leseräume. Gleich zu Beginn wurde von den Dozenten auf die besondere Beschaffenheit des Hörsaals : Raum 320 aufmerksam gemacht. Man entschuldigte sich, dass dieser keine Fenster habe und somit eine schlechte Klimatisierung zu erwarten sei.

Als Problem-Lösung wurden einfach 2 Eingangs-Türen des Hörsaals während der gesamten Veranstaltung weit offen gelassen. Das war für mich eine relativ ungewöhnliche,  eine nicht ganz ausreichende, aber verbessernde  Lösung für die Luftzufuhr. Der Raum füllte sich mit vielen Teilnehmern, mit insgesamt 28 Personen, hiervon  waren 22 Frauen und 6 Männer im von mir  geschätzten Altersdurchschnitt von ca. 28-50 Jahren.

Der besondere Hörsaal : Raum 320 ,,ohne Fenster“

Der Workshop  ,,Publish or perish  wurde von 2 Dozenten geleitet, einem wissenschaftlichen Fachreferenten sowie einem  juristischen Mitarbeiter / wissenschaftlichen Bibliothekar, der u.a. für die Erläuterung einiger rechtlicher Problematiken bei der Erstellung und Veröffentlichung von Dissertationen zuständig ist.

Viele interessante Themen, die für Promovierende wirklich wichtig sind wie: ,,Urheberrecht, Verlagsrecht, Bildrecht, Was ist ein Plagiat“? u.va. wurden im Rahmen einer umfangreichen Power-Point-Präsentation mit zusätzlicher Frage-und Diskussionsmöglichkeit von diesen  2  Dozenten vorgestellt. Überraschender Weise waren alle diese Informationen auch für mich, ohne ,,momentane“ Dissertations-Absichten nicht nur für meine generelle Studienzeit sehr hilfreich, sondern auch für das Verfassen meiner wissenschaftlichen Hausarbeiten. Diese Informationen  kommen ansonsten in einem überwiegend generalisierten Bachelorstudiengang  immer viel zu kurz!

Am Ende der Veranstaltung war es auch noch möglich, durch Hinterlassen der eigenen Email-Adresse, alle genannten Infos des Workshops per Mail zu erhalten. Ich war sehr positiv überrascht, dass ich diese wirklich umfang-reichen Infos und Links zu den Themen vollumfänglich erhielt und somit alles nochmal in Ruhe nachlesen konnte.

Mein besonderes Interesse / Fragen

Ich fragte eine Teilnehmerin, die ich in einer von mir eingelegten Pause auf dem Flur traf, ob Sie schon öfter in dieser Veranstaltung war?  ,,Nein, bei dieser zum ersten Mal. Aber ich habe schon andere Veranstaltungen der  STABI  besucht mit internationaler Dozenten-Besetzung. Das war sehr interessant und hat mir gut gefallen.“ Bei einem weiteren Teilnehmer fragte ich nach der Veranstaltung, ob dieser schon ein Verlag für seine Dissertation hat? ,,Nein, leider noch nicht. Deshalb bin ich zu dieser Veranstaltung gekommen, um die entsprechenden Hinweise zu erhalten.“

Im Anschluss der 3 Stunden-Veranstaltung  wurden von mir die Dozenten befragt:,,Wie gut wird diese Veranstaltung besucht, die aus vier verschiedenen Workshop-Teilen  besteht?“ Ich bekam folgende  Auskunft von ihnen: ,, Diese Veranstaltung ist immer brechend voll. Wir hatten sogar schon mehr als 60 Teilnehmer hier!“ Der juristische Mitarbeiter erklärte weiterhin: ,, Diese Art von Workshop für Promovierende  gibt es etwa seit dem Jahr 2013.“ Mich interes-sierte weiterhin, warum für die 2-3 stündige Veranstaltung  keine Pause eingeplant wird, da ich damit etwas Schwierigkeiten hatte: ,, In den ersten Termin stecken wir immer sehr viel Information rein, sodass eine wirkliche Pause nicht möglich ist.“

Eine weitere Fragestellung wollte ich unbedingt beantwortet haben:,,Warum gibt es im Hörsaal denn keine Fenster?“ Daraufhin erklärte mir einer der Dozenten ,,Weil das Gebäude schon etwas älter ist und damals so gebaut wurde.“ Der  wissenschaftliche Fachreferent erweckte den  Eindruck,  damit auch nicht wirklich  zufrieden zu sein. ,,Gab es schon immer zwei Referenten für diesen Workshop?“ war eine meiner weiteren Fragen, denn generell ist man an nur eine vortragende Person gewöhnt. ,,Konzeptionell wurde diese Veran-staltung auf 2 Referenten ausgerichtet, da die einzelnen Fachthematiken auch recht unterschiedlich sind. Für weitere ausführliche Fragen können Sie sich auch an die zuständige Fachmitarbeiterin unseres Referates wenden“. Am Ende meines Interviews wurde mir die Möglichkeit genannt, weitere evtl. zusätzliche Fragen per E-mail oder Telefon beantwortet zu bekommen, da die Dozenten nach dieser langen Veranstaltung nun auch eine ,,Erholung“ benötigten.

Die ,,Kuschelecken“ und viel Entspannung nach dem Workshop im Foyer

Die STABI hat viele Sitzmöglichkeiten, wo man ungestört und in Ruhe verweilen kann, da die gesamte Örtlichkeit über ein großzügiges und weitläufiges Areal verfügt. Leider viel zu selten habe ich diese angenehme Atmosphäre genutzt, so aber an diesem Tag endlich ausreichend Zeit eingeplant. Abschließend wurde beim Verweilen in einer der vielen angenehmen ,,Ruhe-Ecken“ nach der Veranstaltung von mir folgender Entschluss gefasst und  dieser gegenüber meinen Mitbesucher geäußert:,,Die STABI ist wirklich ein Ort zum Verweilen und Erkunden, deshalb beabsichtige ich weitere Veranstaltungen und Ausstellungen zu besuchen. Ab sofort wird mehr Zeit dafür eingeplant!

Mein eingeladener Mitbesucher stimmte dieser Entscheidung positiv zu und sagte, dass er beim nächsten Besuch auf jeden Fall mit dabei wäre, denn auch ihm hat die Veranstaltung und die Ausstellung gefallen und die Ruhe-Ecken erst recht.

Wer möchte, kann während der Öffnungszeiten in der Potsdamer Straße 33, in 10785 Berlin  vorbei schauen und sich auch von dem ,,speziellen älteren Charme“ der STABI und den interessanten Angeboten der Wissenswerkstatt persönlich  ,,überraschen“ lassen!

Viel Spaß dabei!

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Centers an der Humboldt Universität.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Legoland Discovery Centre Berlin

Giraffe aus 375.000 Duplosteinen

Von Gastbloggerin Lisa

Wenn Erwachsene wieder zum Kind werden

Empört lese ich auf der Homepage des Legoland Discovery Centre Berlin:   „Erwachsene müssen von mindestens einem Kind begleitet werden“. Doch zu meiner Erleichterung entdecke ich, dass alle zwei Monate ein Erwachsenen Fan-Abend angeboten wird, an dem Kinder keinen Zutritt haben.

Lego begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Die erste Bekanntschaft machte ich mit Lego Duplo, den größeren Legosteinen für Kleinkinder. Später fand ich Begeisterung an klassischen Legobausteinen und ließ meiner Kreativität freien Lauf. Noch heute fasziniert mich der Kult um den Stein, allerdings eher in Form von Videospielen. Ich habe mich gefragt, ob es anderen Erwachsenen genauso ergeht und habe den Fan-Abend besucht. Weiterlesen