Kategorie-Archiv: Kids und Teens

O-TonArt Theater? Ja, unbedingt!

Von HU-Gastblogger Kay

Das Schöneberger Kieztheater kämpft ums Überleben. Es geht dabei um mehr als einen Kleinkunstbetrieb. Es ist auch die Frage nach dem Kulturverständnis einer ganzen Stadt.

Kürzlich ist mir zum ersten Mal ein Satz über Berlin zu Ohren gekommen, der normalerweise nur über Städte wie New York, Paris oder London geäußert wird: Das Tolle an Berlin sei ja, dass man zu jeder Zeit so viele verschiedene Dinge machen könne, dass man auch ruhig mal zu Hause bleiben könne.

Mal davon abgesehen, dass der kausale Zusammenhang zwischen der Vielfältigkeit der Erlebnismöglichkeiten und der Entscheidung, in seiner Wohnung zu bleiben, während draußen das wilde Leben tobt, sich mir nicht in Gänze erschließen mag, will ich nicht anzweifeln, dass das Zuhause-bleiben seinen ganz eigenen Reiz haben kann. Was allerdings die vielfältigen Erlebnismöglichkeiten angeht, so möchte ich zwar nicht laut und bestimmt widersprechen, aber doch ein wenig grüblerisch die Stirn in Falten legen. Weiterlesen

Galerie

Fußballjubel ist Gold im Schöneberger Ohr – nicht nur in Brasilien dieser Tage

Diese Galerie enthält 7 Fotos.

Auf der Bühne

Interview mit Ilona Maennchen, von freiberuflichen zur sozialen Perspektiven.

Von HU-Gastbloggerin Elsa

Als vielfältige Künstlerin in ihrem Beruf verkörpert Ilona Maennchen heutzutage ein ausgezeichnetes Beispiel von einer kreativen Berufstätigen in Berlin: freiberuflich, anpassungsfähig, teamfähig, von lokalen Berliner Projekten zu internationalen Bühnenmalereiprojekten, von Kunstwerken zu sozialen Medien. Sie definiert ihren Beruf unter Freelance Kommunikation Designerin. Ihr Unternehmen nennt Sie Art&Scenography-Designund beschreibt ihre Beschäftigung als „unique creator Design“.

Neulich hat Ilona Maennchen an der Aktion „mein Kiez“ der KinderKUNSTmagistrale teilgenommen, die von Gabriele Hulitschke konzipiert und geleitet wurde. Mit der Klasse S6 der Allegro Grundschulein der Lützowstraße gestaltete sie einen Workshop zum Thema: Variete Wintergarten gestaltet. Sie strebt an, in ihrem Berufsfeld eine Transparenz zu finden, zwischen Kunst und wirtschaftlichem Austausch. Dementsprechend interessiert sie sich auch für Crowdfunding, wo sie auch bestens vernetzt ist:

I am working in the field between culture and art´s. Cooperation between art and economic aim. If we can try to change something than we have to be open to each other.” Weiterlesen

Kai Pünjer – Frischer Wind im Kiez

Geschrieben von HU-Gastbloggerin Paula.

image222 Jahre jung / politisch-engagierter Wahlberliner / 2011 aus Hamburg hergezogen / wohnt in der Nähe vom Nollendorfplatz /
im 3. Lehrjahr / Ausbildung bei Walter Services zum Kaufmann für Dialog-Marketing / möchte nach der Ausbildung studieren und sich selbstständig machen / trägt gern ausgefallene Kleidung / Silberschmuck und Accessoires / mag Kunst und klassische Musik / aber auch Charts / wie Lady Gaga, Rihanna, Miley Cyrus / liebt es die unterschiedlichsten Menschen kennen zu lernen / schlendert gern durch die Kaiser-Wilhelm-Passage / genießt das Kiez-Leben / ist bei der CDU / arbeitet lokal-politisch lieber für keine Partei / z.B im Quartiersrat Schöneberg und in der IG Potsdamer Straße / „Ich möchte, dass sich etwas ändert, wo ich dahinter stehen kann.”
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Und alle helfen mit

Von HU-Gastblogger Carsten.

Der 2003 gegründete, gemeinnützige Verein “Förderverein der Allegro-Grundschule e.V.” besteht aus Lehrern, Erziehern, Eltern und Freunden der Schule. Alle 56 Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und auch die Kinder können sich aktiv einbringen. Die Mitglieder versuchen die pädagogische Arbeit an der Schule in allen Bereichen möglichst gut zu unterstützen und zu fördern. Dafür wurden mehrere Projekte und Aktionen ins Leben gerufen, denen noch viele weitere folgen sollen.

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Da die Allegro-Grundschule nur Gelder vom Staat über einen immer geringer werdenden Etat verwalten darf, wurde der Förderverein ins Leben gerufen. Dieser darf im Gegensatz zur Schule auch Spenden sammeln und damit gezielt Projekte mit Geldern außerhalb dieses staatlichen Etats finanzieren.

Der Verein beschränkt sich jedoch nicht nur auf Finanzielles. Ein ebenso wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit ist die aktive Beteiligung am schulischen Geschehen. Durch die enge Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern lässt sich der Lernweg der Kinder deutlich besser fördern. Ausdruck findet diese Zusammenarbeit z. B. in Form von Projekten zur Erlernung einer ausgewogenen Ernährung schon während der Schulzeit.

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Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek

Von HU-Gastblogger Ulrich

Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Pallasstr. 27 blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und gehört zu den wichtigsten Bildungseinrichtungen im Schöneberger Norden. Durch den Ausbau ihres interkulturellen Angebots konnte sie ihre Besucherzahlen in den vergangenen Jahren erheblich steigern. 2012 wurde ihre geplante Schließung vorerst abgewendet, ihr Erhalt ist jedoch weiter vom kommunalen Sparwillen bedroht. „Ist eine dezentrale Bibliothek in einem Gebiet wie dem Schöneberger
Norden notwendig? Ich sage ja, weil man nur hier Kinder und Jugendliche fürs Lesen gewinnen kann, nicht in den Zentralbibliotheken“, sagt Quartierst Bertram von Boxberg. Er empfiehlt auch unkonventionelle Massnahmen der Solidarität. 

 

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(Sub)Kulturforum Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Von Gastblogger Paul

Sinfonien der abendländischen Hochkultur und Schürfwunden, abstrakte Malereie und Wachs auf Marmorkanten, interessante Plastiken und das Geräusch von Polyurethanrollen auf Schiefergestein. Oder kurz: Kultur-Establishment und Skateboarding – wie passen diese Dinge Zusammen? Gar nicht? Vielleicht. Dennoch: Es gibt einen Ort, der sie zusammenbringt. Symbiose, Koexistenz oder Parallel-Realität – entscheiden Sie selbst.

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Jugendtreff zwischen Künstlerateliers – Zu Besuch bei der Pohl 11

Artikel von Gastblogger Susanna geschrieben im Rahmen des Sommerkurses 2012 “Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen” am Career Center der Humboldt Universität

Wenn man die Pohlstraße entlang fährt, ist der Eingang zur Pohl 11 leicht zu übersehen. Man muss schon zweimal hinsehen, um nicht am Efeu-verhangenen Eingang zu den 13 U-Bahnbögen vorbeizufahren.

Eingang zur Pohl 11

Ist man jedoch erst mal im U-Bahn- Bögen Gelände angekommen, scheint man in einer kleinen Parallelwelt gelandet zu sein. Während auf der angrenzende Potsdamerstraße Lärm und Hektik den Takt angeben, dominiert auf dem Gelände der Pohl 11 die Ruhe selbst.

Die U-Bahn Bögen überlies die BVG dem Stadtteilverein, damit kulturelle und künstlerische Einrichtungen einen Platz finden können.

Ursprünglich waren in der Pohl 11 Kfz-Werkstätten ansässig, jetzt reihen sich Künstler, Ateliers, Werkstätten, ein Flamenco-Tanzstudio und ein Jugendtreff nebeneinander.

„Uns gibt es schon seit 17 Jahren“, verkündet der Leiter der Einrichtung, Karsten Masch (46) stolz.

Ein paar Türen weiter ist eine Mädcheneinrichtung.

Der Standort in der Pohlstraße wurde mit Bedacht gewählt, hier gibt es zahlreiche arabische Großfamilien. Der Stadtteil wird vom der Stadt Berlin als gefährlich eingestuft. Auseinandersetzungen zählen zu der Tagesordnung. Manchmal sind Waffen im Spiel. Keine guten Voraussetzungen, um heranzuwachsen.

„Naja, dass wir hier sind war schon geplant und nicht nur Mittel zum Zweck. Hier sollten Künstler und soziale Einrichtungen zu einander finden. Der Stadtteil ist hier im Umbruch, die soziale Situation soll hier verbessert werden. Außerdem gab es hier keinen Jugendtreff, obwohl der Bedarf groß ist.“

Er steht an der Küchenzeile des Jugendtreffs stützt sich mit beiden Händen auf der Arbeitsfläche ab und lächelt freundlich.

Es ist erstaunlich ruhig im Jugendtreff. Der Computerplatz ist unbesetzt. Der Fußball-Tisch und die Tischtennisplatte sind unbelegt. Kein Jugendlicher ist in Sicht.

„Das ist auch richtig so! Sonst wäre ja was falsch.“ Es ist 14 Uhr und Herr Masch erklärt, dass die Jugendlichen um die Uhrzeit in der Schule sind „Oder sein sollten. Wenn sie um 2 schon hier sind. Dann wissen wir, dass da was nicht stimmt und sie vielleicht geschwänzt haben“

Trotzdem öffnet der Jugendtreff seine Pforten von 14 bis 20 Uhr, von montags bis freitags.

Das vom Bezirksamt Mitte geförderte Jugendzentrum ist für alle Jugendlichen zwischen 7 bis 18 Jahren da. Hier wird Schulsozialarbeit, Nachhilfe und soziales Training geleistet.  Vor allen Dingen wird viel Sport mit den Jugendlichen getrieben. „Wenn wir mal in die Sporthalle gehen, dann rennen sie dir regelrecht die Türe ein“, sagt Herr Masch lachend „aber für Fußball sind die immer zu haben. Manchmal wollen sogar noch 20-Jährige mitspielen. Aber das geht leider nicht.“

Der Bedarf für ein Jugendzentrum ist groß. Für die Ferienprogramme gibt es 250-300 Anmeldungen.

Ein Segen als auch ein Fluch für Karsten Masch und seine beiden Streetworker Jens und Saskia. Das Interesse ist da. Doch die Kapazitäten sind begrenzt. „Da muss man auch mal schweren Herzens absagen“

Das Jugendplanverfahren hat ergeben, dass es im Stadtteil Tiergarten-Süd ein Defizit von 50% an sozialen Jugendeinrichtungen gibt. Eine große Schwachstelle, die die Stadt Berlin beflissentlich zu übersehen scheint. Auch die finanziellen Rahmenbedingungen für ein anständiges Arbeitsklima sind nicht gegeben. „Wir wissen nicht, ob wir nächstes Jahr noch da sind. Im Oktober fängt man mit dem Überleben aufs Neue an“

Die größte Herausforderung des Jugendtreffs ist die Finanzierung und die massiven Kürzungen, die zu ertragen sind. „Das ist eine Doppelmoral. Man fordert mehr Zivilcourage, aber kürzt erst mal die Gelder für die Jugendarbeit“ Eine Bahn rauscht vorbei. Es donnert über unseren Köpfen. Und Herr Masch schaut verärgert aus dem Fentster.

Obwohl Sozialpädagogen heutzutage hohes Ansehen genießen, glaubt man fataler Weise, dass dies ausreiche. Soziale Unruhen sollen durch die Arbeit von Masch und seinen Kollegen verhindert werden. „Das ist natürlich Schwachsinn.“, kommentiert Masch. Er ist überzeugt, dass die Prävention am Ende billiger sein wird als die Folgen am Ende.

Was die Grundvoraussetzung für diesen Job sei? „Man braucht ein dickes Fell. Zweifellos!“ Interkulturelle Kompetenzen für die Arbeit sind Pflicht.

„Man muss mit den Jugendlichen umgehen können. Einige haben nicht nur Schwierigkeiten mit der Schule, sondern auch mit der Justiz. Kleinere oder größere Gewaltprobleme sind auch nicht selten.“

Regeln für die Jugendlichen sind zwingend erforderlich und manchmal werden die alltäglichsten Gepflogenheiten knallhart im Jugendtreff eingefordert. Wenn die  Jugendlichen in den Treff kommen, sollen sie erst mal grüßen. „Ein Hallo, wenn man rein kommt. Klingt zwar banal. Ist aber sehr wichtig für den sozialen Umgang“

Im Jugendtreff gilt die Regel immer zu zweit zu arbeiten. Erst nach Jahre langer Erfahrung ist es erlaubt auch einmal alleine zu arbeiten, aber selbst das schützt nicht vor ausartenden Konflikten.

Daher sei es wichtig vor den Jugendlichen nicht zu fordernd aufzutreten. Wenn man sie mit zu vielen Regelungen und Sanktionen einschränke, dann würden sie den Jugendtreff nicht mehr aufsuchen und ihre Freizeit auf der Straße verbringen.

Was ihm an der Arbeit mit den Jugendlichen Spaß mache? „Ich bin inhaltlich sehr an diesem Thema interessiert. Ich hab Sozialwissenschaften und Psychologie an der Technischen Universität Berlin studiert. Und einen Master in sozialer Arbeit in Potsdam gemacht. Und bei meiner Arbeit ist das richtige Feldforschung. Ich bin mitten drin. Es ist hart. Aber es gibt auch die guten Momente.“

Wenn man ihn nach diesen Momenten fragt, erhellt sich Masch Laune sichtlich und auch mit ein wenig stolz erzählt er dann von den Momenten, für die es sich lohnt hart zu arbeiten.

„Wenn Leute mit 25 hier noch hinkommen, nur um dir zu erzählen, dass sie jetzt einen guten Job und eine Familie haben, dann bist du schon zufrieden. Aber letztens bin ich durch den Kiez und da war einer von den Jugendlichen, die hier regelmäßig in den Treff kommen. Er war mit einer Gruppe Halbstarker unterwegs und hat mich gegrüßt. Seine Freunde wollten wissen, warum er mich denn Grüße und da hat er geantwortet: Das ist Karsten aus dem Jugendteam. Der hat mich groß gezogen.“

Karsten Masch, Leiter des Jugendtreff

Trotzdem bleibt der 46 Jährige nüchtern und realistisch. „Man sollte nicht allzu viel Dankbarkeit erwarten. Frustrierend ist der Job häufig.“ Im  Jugendtreff wird regelmäßig eingebrochen. Es wird auch gerne mal geklaut. „Und wenn dann noch finanziell an der Wand steht. Na dann gute Nacht“, Masch schüttelt den Kopf.

Der größte Fehler, den man machen könnte, sei zu glauben, dass man alles mit Liebe retten kann. Masch grinst, wenn er von den Leuten spricht, die als Erste aufhören, weil sie ein falsches Bild von der Arbeit als Jugendarbeiter hatten.

„Es ist kein einfacher Job. Man kann den nicht ewig machen. Als 30-Jähriger von 10-Jährigen übel beschimpft zu werden. Das geht schon an die Materie.“

Angst ist hier fehl am Platz. Nüchterner Realismus ist geboten.

Der Job ist zweifellos eine Herausforderung, die Masch gerne annimmt. Für die Jugendlichen und für sich selbst.

Pohl 11

„Diese Jugendlichen bekommen die wenigsten Leute in den Griff. Aber wenn sie hier sind, dann kann ich mit ihnen gemeinsam arbeiten. Man hat die Welt damit nicht gerettet. Aber es ist doch schon etwas“

Von freilaufenden Kaninchen und Diskriminierung

von HU-Blogger Christoph

Das Freizeitzentrum in der Kluckstraße ist ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Menschen. FiPP, KomBi und Gladt – von einer Initiative zur Gartenarbeit mit Kindern, über eine Selbst-Organisation zur Hilfe bei Diskrimierung bis hin zu einer Fortbildungsinitiative für Lehrkräfte.

Wenn man in dem großen Garten in der Kluckstraße unterwegs ist, sieht man überall fleißige Gärtner_innen. Auch hinter mir raschelt es im Gebüsch. Sophia ist gerade dabei einen kleinen Graben auszuheben. Das aktuelle Projekt heißt „Bauerngarten“, wie ich erfahre.

Doch gibt es da ein kleines Problem: die freilaufenden Kaninchen. Wenn man etwas ernten will, muss also ein Zaun her. In Zusammenarbeit mit dem ‚Produktionsschule Sägewerk Grunewald‘ soll in dieser Woche ein traditioneller Lattenzaun gesetzt werden.

Bereits seit zwei Jahren läuft das Projekt „Wachsen lassen“, was man dem eindrucksvollen Garten ansieht. Das Angebot ist sehr vielfältig. Von der Arbeit mit Kleinkindern, dem Brotbacken im Lehmofen, über kleinere Gartenprojekte von Anwohner_innen bis zum Anbauen von Gemüse. Bei vielen kreativen Projekten hilft eine Künstlerin mit. So soll der neue Zaun auch später von den Kindern bemalt werden, erzählt mir Gabriele und ihre Augen leuchten dabei.

Gemeinsam Freizeit haben

Nicht weit entfernt hört man Kinder. Es wird gerade Fußball gespielt. Das Match wird kurz unterbrochen. Jan muss sich die Schuhe zumachen und Olé will einen Schluck trinken. Auch Jasmin spielt mit. Eine bunt gemischte Truppe eben.

Die großen Doppeltüren des Gebäudes stehen zum Hof hin offen, jede_r ist in den Räumlichkeiten willkommen. Einige Kinder sitzen und basteln, andere sind am Kicker aktiv. Es ist eine herzliche und vergnügte Atmosphäre.

Hier treffen sich vor allem Kinder und Jugendliche aus dem Stadtteil. Es ist ein Spiegel der Kulturen im Kiez. Ein Ort der Vielfalt, indem Menschen mit unterschiedlichen sozialen Herkünften, Sprachkompetenzen, geschlechtlichen Identitäten, Befähigungen und religiösen Anschauungen aufeinander treffen. Sicher nicht immer reibungslos.

Fotos: Gabriele Koll

Hilfe bei Diskriminierung – die Initiativen Gladt und KomBi

Im ersten Stock des Mehrzweckhauses sind die Initiativen Gladt und KomBi zuhause. Beide Organisationen setzen sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (LSBT) ein.

Gladt ist die einzige unabhängige Selbst-Organisation, von türkeistämmigen LSBTs in Deutschland. Das Angebot richtet sich nicht nur explizit an queere Migrant_innen, sondern auch speziell an deren Angehörige und Freunde. Es werden kostenlose Beratungen zu zahlreichen Themen angeboten, die anonym und bei Bedarf auf verschieden Sprachen durchgeführt werden können.

Die Referent_innen sind unterwegs in unterschiedlichen Einrichtungen im Kiez, von der geschlechtsneutralen Erziehung in Kitas bis hin zu Gesprächsrunden in Seniorenresidenzen.

Entscheidend ist der Ansatz der Mehrfachdiskriminierung erläutert Tuğba, als eine der Projektkoordinator_innen. Die Betroffenen sind oft Opfer verschiedener Formen von Diskriminierungen, wie Homophobie, Rassismus oder Transphobie.

Die Organisation ist international aufgestellt, veröffentlicht Infomaterialien unter anderem dreisprachig und arbeitet momentan mit einer Gruppe aus Spanien zusammen.

Fortbildung von Lehrer_innen bei KomBi

Das Angebot von KomBi (Kommunikation und Bildung) richtet sich neben Schulklassen vor allem an Sozialarbeiter_innen, Erzieher_innen oder Lehrer_innen. In ein- bis zweitägigen Seminaren wird konkret zu Themen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt fortgebildet. Gefördert werden die Projekte im Rahmen der Abgeordnetenhaus-Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz Sexueller Vielfalt“. Dies geschieht im Rahmen der Bildungsinitiative QUEERFORMAT, einem Trägerverbund von KomBi und Abqueer (Aufklärung und Beratung zu queeren Lebensweisen).

Was kann ich als Pädagog_in gegen Diskriminierung unternehmen? Wie kann ich Jugendliche beim Coming Out unterstützen? Wie kann ich Themen sexueller Vielfalt angemessen in meiner Arbeit berücksichtigen? Auf diese Fragen wird in den Seminaren eingegangen.

Im letzten Jahr veranstaltete QUEERFORMAT viele Seminare für Pädagog_innen im Bezirk Mitte.

Bei ihrer Arbeit treffen die Mitarbeiter_innen nicht nur auf Gegenliebe, aber umso wichtiger ist die Sensibilisierung der Pädagog_innen für diese Themen.

Mein Besuch in der Kluckstrasse war ein interessanter Auflug in die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen. Es wird bestimmt nicht der letzte gewesen sein, da es noch andere spannende Initiativen unter dem Dach kennenzulernen gibt.

 

ACHTUNG MOABITER LIGA !!!!! Die Mädchen kommen !!!

Von HU-Gastbloggerin Abide

Die Moabiter Liga ist eine Kiez- Liga im Bezirk Tiergarten. Normalerweise nehmen nur Jungs-/Männermannschaften an Spielen dieser Liga teil. Jedoch organisierte der Betreuer dieser Liga eine Freundschaftsliga zwischen Jungs, die aus verschiedenen Mannschaften ausgesucht wurden und den Mädchen vom Mädchentreff in der Pohlstraße, die seit kurzem eine Mannschaft gegründet hatten.

Die Mädchen wussten das wird kein leichtes Spiel, sie wussten wie es ist gegen Jungs zu spielen. Deshalb haben sie nicht auf große Unterstützung gehofft. Denn die Jungs in der Schule hatten Vorurteile gegen Mädchen. Sie beleidigten oder beschimpften sie.

„ Mädchen können kein Fussball spielen !“

Sahra ist anderer Meinung. Sie spielt immer wieder mit den Jungs Fussball in den Pausen und gibt ihr bestes, um das zu beweisen, wovon ihre Freundin und Mannschaftskollegin Liena, schon längst überzeugt ist: „Jungs können Fussball spielen … Aber Mädchen doch auch!“

Es ist Freitagnachmittag. Ich bin mit Yvonne Jäschke und ihrer Mädchenmannschaft verabredet. Es ist der letzte Tag vor den Ferien, deswegen tauchen nur 3 Mädchen zum Training auf. Aber das enttäuscht mich nicht, denn ich sehe in den Augen dieser Mädchen sofort, dass sie das Training kaum erwarten können.

Torwart                              Liena ( 8 Jahre ): die Auffällige

 

 

 

 

 

Sahra ( 10 Jahre ): die Anständige

 

 

 

 

und

Linda ( 8 Jahre ): die (anfangs) Schüchterne.

 

 

 

 

 

 

Sie guckten mich mit neugierigen Augen an. Sobald sie erfahren haben, dass ich selbst Fussballspielerin bin und es bis zur Verbandsliga geschafft habe, wurde ihre Neugierde noch größer. Ich war ein Profi in ihren Augen. Anstatt dass ich ihnen Fragen stellen sollte, haben sie mich ausgefragt. Erst nach der Ermahnung ihrer Trainerin kam ich wieder zur Wort.

Ich stellte ihnen Fragen wie sie zum Fussball gekommen sind und wie es ist, eine Sportart auszuüben, die meistens von Männern beachtet und dominiert wird.

Sie waren so aufgeregt, dass Liena  ihre Freundinnen gar nicht ausreden ließ. Sie redeten durcheinander, wurden nochmal ermahnte und dann erst antworteten sie auf meine Frage.

Alle drei sind durch Familie und Freunde zum Fussball gekommen. Meistens durch Brüder oder Jungs aus der Schule. Diese Mädchen sind keine Mädchen, die sich durch Beschimpfungen von Jungs fertig machen lassen.  Sie sind viel zu selbstbewusst und lassen sich durch „Idioten“ nicht unterkriegen.

Deswegen sind sie zum Moabiter Freundschaftsspiel gegangen – wenn auch mit gemischten Gefühlen. Es war ein Highlight für sie gegen eine komplette Jungenmannschaft zu spielen. Sie wollten jedem zeigen, dass auch sie Fußball spielen können. Aber durch schlechte Erfahrungen aus der Schule dachten sie, dass sie auf Unterstützung gar nicht warten sollten.

Jedoch kam alles anders als erwartet. Alle Zuschauer, inklusive der Jungs, feuerten die Mädchen an: „Mädchen vor, noch ein Tor“, schrieen sie das ganze Spiel lang.

Die Jungs setzten zwar das Niveau runter, weil sie wussten, dass sie gegen Mädchen spielen, die nicht viel Erfahrung hatten, aber sie haben nicht mit so viel Ehrgeiz gerechnet. Die Mädchen spielten so hervorragend und schossen solche Tore, damit hätten selbst die Jungs nicht gerechnet. Bei einem Elfmeter schoß die Spielerin so gut, dass ein Zuschauer gesagt haben soll: „Den hätte er auch so nie gehalten!“

Danach waren die Mädchen so motiviert, dass sie an anderen Turnieren teilnahmen und verschiedene Triumphe sammelten. Unter anderem auch ein Spielball, worauf sie ganz stolz sind.

Diese drei Mädchen, die ich kennenlernt habe, sind selbstbewusst, ehrgeizig und motiviert, trotz der jetzigen demotivierenden Situation in der Mannschaft. Diese Mannschaft ist aus Mädchen gegründet, die zwischen 8 und 14 Jahre alt sind. Dementsprechend sind auch die Erwartungen. Während die Kleinen viel Taktik und Technik lernen möchten, denken die Großen, sie könnten es schon und möchten lieber nur Spielen beim Training. Deswegen fällt es den Trainerinnen schwer die Balance zwischen diesen „ Gruppen zu finden.

Trotzdem schaffen sie es, diese Mädchen zusammenzuhalten und von Erfolg zur Erfolg zu rennen, denn sie möchten mehr. Diese Mädchen möchten die Anerkennung der Jungs. Sie möchten zeigen: „Ey wir können genauso gut Fussball spielen wie ihr!“

Nur dies zu erreichen kann lange dauern. Hartes Training ist angesagt. Aber dies den pubertierenden Mädchen zu erklären ist schwer, weil die Mädchen denken, die Profis Christiano Ronaldo oder Messi können einfach so „mit dem Ball zaubern“, aber auch sie haben harte Arbeit geleistet, bis sie dorthin kamen, wo sie jetzt sind.

Doch die Mannschaft hat zwei sehr liebe und vor allem geduldige Trainerinnen. Also wird es nicht lange dauern, bis die komplette Mannschaft lernt, was Teamgeist heißt.