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Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek

Von HU-Gastblogger Ulrich

Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek in der Pallasstr. 27 blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück und gehört zu den wichtigsten Bildungseinrichtungen im Schöneberger Norden. Durch den Ausbau ihres interkulturellen Angebots konnte sie ihre Besucherzahlen in den vergangenen Jahren erheblich steigern. 2012 wurde ihre geplante Schließung vorerst abgewendet, ihr Erhalt ist jedoch weiter vom kommunalen Sparwillen bedroht. “Die Grundcrux ist: Braucht es eine dezentralisierte Bibliothek in Gebieten wie der Pallastraße? Ich sage ja, weil man nur hier Kinder und Jugendliche fürs Lesen gewinnen kann, nicht in den Zentralbibliotheken”, sagt Quartierst Bertram von Boxberg. Er empfiehlt auch unkonventionelle Massnahmen der Solidarität. 

 

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Ein Aufzug führt in die Bibliothekshalle im zweiten Stock: Ein rund 400m2 großer Raum mit acht Meter hohen Fenstern, die ehemalige Aula der Sophie-Scholl-Oberschule. Etwa ein Viertel des Raums nimmt der lichtdurchflutete Kinderbereich mit Sofas und Spielecke ein, im anderen Bereich finden sich neben den Bücherregalen Computerplätze und vor allem zahlreiche Tische, an denen nachmittags die Schüler der umliegenden Schulen lernen können. Die Wände schmücken farbenfrohe Bilder- eine Kunstausstellung des benachbarten Schülerladens Tigertatzen.

 

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1909 wurde die Stadtbibliothek Schöneberg Nord als Zweigstelle der Volksbücherei Schöneberg gegründet, im zweiten Weltkrieg wurde sie durch Bombenangriffe vollständig zerstört. Nach dem Krieg eröffnete sie neu in den Räumlichkeiten der Sophie-Scholl-Oberschule. 1999 kam die Bibliothek in einem Festakt zu ihrem heutigen Namen. Gertrud Kolmar ist das Pseudonym der Berliner Lyrikerin und Schriftstellerin Gertrud Käthe Chodziesner, die 1943 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet wurde. In der NS-Diktatur konnte die jüdische Dichterin ab Ende der dreißiger Jahre nicht mehr publizieren, ein großer Teil ihres Werks wurde erst posthum veröffentlicht. Heute schätzt man sie als eine der wichtigsten Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts.

 

Ein Stolperstein in der Münchener Str. 18a erinnert an die Namensgeberin der Bibliothek, die Schriftstellerin Gertrud Kolmar

Ein Stolperstein in der Münchener Str. 18a erinnert an die Namensgeberin der Bibliothek, die Schriftstellerin Gertrud Kolmar

 

Abgestimmt auf den hohen Anteil von Schülern und Erwachsenen mit Migrationshintergrund im Schöneberger Norden finden sich in der Kolmar-Bibliothek zahlreiche Medien in türkischer, arabischer, russischer und neuerdings auch polnischer Sprache sowie ein großes Angebot an Medien zum deutschen Spracherwerb. Durch den Ausbau interkultureller Angebote und Aktionen – zwischenzeitlich gab es auch einen arabisch sprechenden Sozialarbeiter – konnten die Besucherzahlen seit 2007 fast verdoppelt werden.

“Wir haben eine große Nachfrage bei PCs, die gerade von Schülern der Sophie-Scholl-Oberschule viel genutzt werden”, sagt die neue Bibliotheksleiterin Frau Arndt. “Auch die Hausaufgabenhilfe, die drei Mal in der Woche angeboten wird, wird stark genutzt. Außerdem haben wir Lesepaten, die bei uns vorlesen, Kita- und Klassenführungswochen, ein Bilderbuchkino und einiges mehr. Nächstes Jahr beteiligen wir uns mit Veranstaltungen an einem Projekt zur Sprachförderung von Kita-Kindern im Kiez.” Die ganze Arbeit lastet trotz der nun erweiterten Öffnungszeiten auf den Schultern einer Bibliothekarin und einer Angestellten.

Seit der Wendezeit gibt es durch den sich verstärkenden kommunalen Sparzwang einen Trend zur Schließung von Stadtteilbibliotheken zugunsten der großen Zentralbibliotheken. “Kinder und Jugendliche sind aber eher nicht in der Lage, entferntere Zentralbibliotheken zu erreichen”, sagt Frau Arndt. Damit tut sich ein Widerspruch in der Politik auf zwischen der geäußerten Forderung nach mehr Bildung und Integration und der tatsächlichen Schließung kleiner Einrichtungen, die diesen Forderungen mit viel Engagement nachkommen. Auch macht die Berliner Regierung bisher keine Anstalten, ein Bibliotheksgesetz einzuführen, das ein ausreichendes Bibliotheksangebot zur kommunalen Pflichtaufgabe macht.

Auch die Kolmar-Bibliothek wäre 2012 fast vom Sparzwang getroffen worden. Ein Bibliothekskonzept sah die Schließung für 2012 vor, obwohl für die Bücherei aufgrund ihres Standorts in einer Schule nur minimalste Infrastrukturkosten aufgewendet werden müssen – etwa 6000 Euro Stromkosten im Jahr.  Dieser ursprüngliche Bibliotheksplan traf allerdings auf starke Proteste und ist nun vom Tisch. Jetzt gibt es ein Moratorium von zwei Jahren, bis Stadträtin Kaddatz weiter entscheiden wird.

Ein Kiezvideo über die Bücherei (2010)

 

Schaut man sich das Bibliothekskonzept des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg an, finden sich darin diverse Kosten-Nutzen-Rechnungen, in denen ermittelt werden soll, welche Bibliotheken ausreichend rentabel sind. “Die Bibliotheken werden geführt wie eine Currywurstbude. Es wird nur auf die Einnahmen und Ausgaben, auf die Zahl der Besucher und der Ausleihen geachtet. Bei der Bewertung, ob eine Bibliothek erhalten werden muss, spielt der Standort, die Bedeutung als Bildungseinrichtung keine Rolle. Es gibt keine Rücksichtnahme auf soziale Problembezirke”, sagt Quartiersrat Bertram von Boxberg. Ein Grund für die aus Sicht des Bezirksamts immer noch zu niedrigen Ausleihzahlen ist beispielsweise, dass gerade die türkisch- und arabischstämmigen Kinder und Jugendlichen die Bibliothek nachmittags zwar häufig nutzen, aber selten Bücher mit nach Hause nehmen. Solche Tatsachen passen aber in keine Kosten-Nutzen-Rechnung, die rein fiskalisch orientiert ist.

Wenn der Erhalt einer Bibliothek mehr von Ausleihzahlen abhängt als von ihrer lokalen Integrationsleistung, ist Kreativität gefragt. Im Mai 2013 organisierte Bertram von Boxberg die Solidaritätsaktion “Lesen und leihen”- statt Geld zu spenden, sollten die Teilnehmer Bücher entleihen. “Jeder kann sich am Automaten bis zu 60 Bücher ausleihen – und notfalls auch gleich wieder zurück geben. Ich mache das jetzt auch immer so.”

Daneben gibt es von Seiten der Bibliotheksangestellten und des Quartiersrats natürlich weiter Überlegungen, wie man die Besucherzahlen verbessern kann, etwa durch eine Neukonzeption des Bestandes, die sich noch klarer auf das Zielpublikum von Kindern und Jugendlichen fokussiert, das wäre zum Beispiel die Anschaffung von mehr berufsvorbereitender Literatur und ein Ausbau der internationalen Bibliothek. Auch will Frau Arndt weiter die Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas vorantreiben.

Es bleibt die Frage, welches Konzept das Bezirksamt nach Ablauf des Moratoriums vorlegen wird. Droht dann erneut die Schließung? Bertram von Boxberg hat noch eine andere Befürchtung: “Da der Widerstand der Bürger gegen eine Schließung sehr groß ist, wird das neue Bibliothekskonzept des Bezirksamts vielleicht auf Privatisierung hinauslaufen, so wie das schon bei diversen Jugendeinrichtungen passiert ist. Das wäre aber ein aus der Verantwortung stehlen, weil ein privater Investor jederzeit den Laden dicht machen könnte.”

Die Hochschule der populären Künste zieht ein!

Geschrieben von Gastbloggerin Laura

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Das ehemalige BVG-Hauptverwaltungsgebäude in der Potsdamer Straße

Frischer Wind im Gebäude der ehemaligen BVG- Hauptverwaltung – die Hochschule der populären Künste zieht ein!

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, es gibt viel zutun – Die Hochschule der populären Künste wird ihren Gründungscampus in der Otto-Suhr-Allee 24 in Berlin-Charlottenburg verlassen und bezieht ihr neues Domizil in der Potsdamer Straße 188.

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Die Raum-in-Raum-Installation eines kleinen Musikstudios in der Otto-Suhr-Allee

„Der Umzug ist ein sehr großes Projekt und wir hoffen rechtzeitig fertig zu werden.“ sagt der Rektor der hdpk Prof. Dr. Ulrich Wünsch „Wir liegen im Zeitplan. Der Investor baut das denkmalgeschützte Gebäude um und modernisiert es.“ Die Linoleumböden müssen bleiben und die Fenster dürfen nicht verändert werden. In den zukünftigen Musikstudios werden Raum-in-Raum-Installationen für die richtige Akustik sorgen, Proberäume sind dann im Kellergeschoss.

Die Hochschulleitung trug sich mit der Idee dieses Umzuges bereits seit ca. eineinhalb Jahren – im April fiel nun die endgültige Entscheidung. Ein großes Vorhaben in kurzer Zeit: Vorlesungsbeginn des nächsten Semesters ist der 07.10.2013 – bis dahin soll die hdpk ihr neues Domizil in der ehemaligen Hauptverwaltung der Berliner Verkehrsbetriebe bezogen haben. Das Gebäude wurde 1938 bis 1939 nach Entwürfen des Architekten Arthur Vogdt als Verwaltungsgebäude für die Bauleitung der Reichsautobahn errichtet. Auch das Nachbargebäude Potsdamer Straße 192 wurde von 1938 bis 1939 gebaut. Der gesamte Komplex steht heute unter Denkmalschutz.

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Das hdpk-Gebäude in der Otto-Suhr-Allee 24, Berlin-Charlottenburg

Nicht erst seit den Pannen beim Bau des BER-Flughafens ist es eine Hauptaufgabe der Verantwortlichen, die Brandschutzvorgaben korrekt und sinnvoll umzusetzen. Das Konzept hierzu schließt die denkmalschützerischen Auflagen wie auch die Fluchtwegsplanung ein. Sollten Verzögerungen auftreten, was immer passieren kann, so muss der Umzug später von statten gehen. Ein Plan B wird zur Zeit ausgetüftelt: Spätestens am Jahresende würde man dann in der Potsdamer Straße residieren. Die Hochschule arbeitet eng und vertrauensvoll mit Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (Tempelhof-Schöneberg) sowie dem Bau- und dem Denkmalamt zusammen. Diese Kooperation ist äußerst hilfreich für den planmäßigen Fortgang der Arbeiten.

Verändern wird sich nicht nur der Standort: die neuen Räumlichkeiten sind wesentlich größer – ca. 3000 m², somit ist auch Platz für mehr Studenten und es wird ein angenehmeres Arbeitsklima herrschen.

Die Potsdamer Straße 188 wurde wegen Größe der zur Verfügung stehenden Räume, der zentralen Lage und der guten Erreichbarkeit ausgewählt. Der U-Bahnhof Kleistpark der Linie U7 befindet sich in unmittelbarer Nähe und die Busanbindung ist ebenfalls optimal. Auf der Rückseite des Gebäudes der Hauptverwaltung schließt sich der Heinrich-von-Kleist-Park an, der bei schönem Wetter zur Begegnung im Freien einlädt. Es wurden auch andere Standorte diskutiert, unter anderem in Tegel. Die Hochschulleitung entschied sich aber – besonders auch wegen der zentralen Lage – für die Potsdamer Straße 188.

Vorteile für die hdpk: Die Universität der Künste ist quasi „nebenan“ und enge Kontakte zwischen einigen Lehrkräften beider Einrichtungen sowie eine zu entwickelnde Zusammenarbeit können Synergien im fachlichen Bereich hervorrufen. Derartige “Connections” können und sollen durchaus auch in gemeinsamen Projekten ihren Ausdruck finden.

Auch Nachbarschaft und Umgebung sollen von den jungen Kreativen „um die Ecke“ profitieren: die hdpk wird der Geschichte des Gebäudes Tribut zollen. Hierzu ist angedacht, jährlich einen thematischen Tag unter Einbeziehung des Kleistparks mit öffentlichen Veranstaltungen zu organisieren.

P1500014Es wird definitiv wieder eine große Lounge mit Konzertbühne, zahlreiche Seminar-, Design-  und Musikräume; ein Film- und Fotostudio und mehrere hochwertige Musik- und Tonstudios am neuen Standort geben. Das SSL-Studio in der Otto-Suhr-Allee – ein großes Tonstudio, von denen es nur ganz wenige in Berlin gibt und auf dem durchaus bekannte Bands professionell ihre Musik aufnehmen – kann weiterhin von den Studierenden genutzt werden.

An der 2010 gegründeten privaten Fachhochschule studieren nun schon mehr als 300 junge Kreative einen der vier Bachelor-Studiengänge Medienmanagement, Mediendesign, Musikproduktion und Audiodesign – Tendenz steigend! Den Studierenden auch zukünftig optimale Bedingungen zu bieten und gewappnet zu sein für die Herausforderungen einer wachsenden Hochschule mit höchsten Ansprüchen hinsichtlich der Lehre in modernen und hoch komplexen Fachgebieten ist der Umzug ein richtiger und fundamentaler Schritt.

Schrecken der Meere in der Kurfürstenstraße

von HU-Gastblogger Janosch Werzl



AFRICAVENIR LÄDT EIN ZUM DIALOGFORUM:

„PIRATEN“ AN SOMALIAS KÜSTE – SCHRECKEN DER MEERE

ODER NEUE (INOFFIZIELLE) KÜSTENWACHE?

Am 20. April, 19 Uhr findet in der Galerie Listros, Kurfürstenstraße 33, in Tiergarten-Süd anlässlich der Piratenprozesse in Hamburg eine Veranstaltung mit dem somalischen Soziologen Mohammed Ahmed Hassen und dem aus Eritrea stammenden Politikwissenschaftler Yonas Endrias statt.

Nicht nur die Piratenprozesse, auch die Piraterie vor Somalia als solche mitsamt ihren Auswirkungen und Hintergründen soll dabei beleuchtet werden. Es geht vor allem um die Frage:„Warum gehen einfache Fischer solch ein Risiko ein?“, so Judith Strohm, Geschäftsführerin von AfricAvenir International e.V.. Continue reading

Family Outing

Have a gay last day in 2010.

Source

Nicht mehr druckfrisch – aber trotzdem sauber

Die dritte Ausgabe des QM-Magazins in Tiergarten-Süd wurde schon Ende November in Printform ausgeliefert. Dieses Mal ging es um Bürgerbeteiligung und Ehrenamt im QM-Gebiet Magdeburger Platz.  Viel Spaß beim Nachlesen.

Per Klick zur online Ausgabe von mitte(n)dran

Schöneberger Morgen Nr. 44 – Herbst/Winter 2010

Die neue Ausgabe ist da.

Per Klick zur Zeitung

Schöneberger Morgen - Herbst / Winter 2010

per Klick zur Zeitung

Viel Spaß und Informationen beim Lesen.

Wowereit im HAUS am KLEISTPARK mittemang

Die Nachricht, dass der Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit bei seiner Tour durch Tempelhof-Schöneberg auch im Pallasseum Station machen würde kam recht kurzfristig. Dennoch war das Gedränge dann so groß, dass es echt schwer war, ihn vor die Kamera zu bekommen.

Er ist da!

Er ist da!

Wowereit im Scherenschnitt

wäre bei 'nem Quiz schon zu erkennen

Wowereit hinter Kollegen

Dahinter isser!

Wowereit im QM-Büro Schöneberger Norden

Herzlich willkommen im Schöneberger Norden

Doch dann saß er im VorOrt Büro des QM-Büros, mit seinem Bürgermeister-Kollegen Ekkehard Herrn Bandt und hörte zu. Sigrid Witthöft von der Pallasseum Wohnbauten KG sprach über die Erfolge des Pallasseums sprach, das längst kein Moloch mehr ist. Sie sagte auch, dass dort die Mieten sozial verträglich bleiben sollen. Denn nicht nur neue MieterInnen sind erwünscht und tummeln sich teilweise auf Wartelisten, sondern auch die MieterInnen, die bereits in der zweiten und dritten Generation hier wohnen, sollen nicht verdrängt werden.

Dann kamen AkteurInnen der Sozialen Stadt zu Wort. Unter anderem war es lustig, dass Frau Gut die bezirkliche Koordinatorin Quartiersmanagement ist und auch eine Frau Glück in die Arbeit eingebunden ist. Und lustig war es auch, als Quartiersmanager Peter Pulm von den manchmal hitzigen Debatten mit dem Quartiersrat sprach und Bürgermeister Wowereit entgegnete „Warum soll es Ihnen denn besser gehen als mir mit dem Parlament.“

Die Stimmung war also bestens und Wowereit hatte dann noch die technische Frage, ob denn die vielen Satellitenschüssel wirklich sein müssten. Schön sei ja das Projekt „Von Innen nach Aussen“ des Künstlers Daniel Knipping, mit dem die BewohnerInnen auch etwas von sich nach außen preisgeben. Ach wirklich – individuelles TV-Geschehen sei also nur mit individuellen Schüsseln möglich. Nun gut.

Dann begann der Rundgang durch diese Wohnanlage, in der eine Kleinstadt von circa 1.500 bis 2.000 Menschen lebt. Die laute Potsdamer Straße, Ex-Standort des Sportpalastes, Standortentwicklung und auch die ganz Kleinen waren da.

Wowereit und Kita Kinder

Kita im Pallasseum

Irgendwann kamen dann die QuartiersrätInnen Gerhard Haug und Heide Rienits zum Zuge und sofort zur Sache. Das Bezirksamt, respektive Stadtrat Bernd Krömer, möchten die alt-ehrwürdige Kulturinstitution HAUS am KLEISTPARK mitsamt der Leo-Kestenberg-Musikschule aus Kostengründen schließen.

In einem Antrag fordert der Quartiersrat Schöneberger-Norden die BVV Tempelhof-Schöneberg nun auf, die von der Bezirksverwaltung geplante Schließung des Standortes Haus am Kleistpark und Leo-Kestenberg-Musikschule abzulehnen und sich für den Erhalt dieses kulturell bedeutenden Schöneberger Standortes einzusetzen.

In dem Antrag wird die kommunale Galerie Haus am Kleistpark und die Leo-Kestenberg-Musikschule als Schönebergs kultureller Leuchtturm auf überregionaler und internationaler Ebene und wichtiger Stabilisierungsfaktor für das Quartiersmanagementgebiet Schöneberger Norden und als das wesentliche Bindeglied zur neuen Galerienszene im Gebiet der Potsdamer Straße und Kurfürsten-/Bülowstraße bezeichnet. Außerdem wird auf die historisch bedeutsame Tradition verwiesen, denn es ist das einzig erhaltene Gebäude am ehemaligen Standort des Botanischen Gartens, hier wurde der Naturschutz begründet. Der Quartiersrat bemängelt, dass eine Verlagerung von Galerie und Musikschule erheblich höhere Kosten für den Bezirk verursachen würden.

Auch die Initiative proHaK, in der sich KünstlerInnen und AnwohnerInnen zusammen geschlossen haben, erklärten in einer Pressemitteilung, die ebenfalls bei dem Wowereit-Besuch verteilt wurde:

Damit schießen sie ein Eigentor! Sie koppeln sich damit endgültig davon ab, zur Mitte Berlins zu gehören, denn anders als in Charlottenburg, Mitte und vielen anderen Bezirken gibt es in Tempelhof-Schöneberg keine überregionalen Kultureinrichtungen.
Wir sehen, dass diese Bezirksentscheidung von gesamtstädtischer Bedeutung ist.
Wenn das Haus am Kleistpark – als eine der drei wichtigsten kommunalen Galerien – fällt, könnte dies einen Domino-Effekt erzeugen und nach und nach könnten auch die anderen dezentralen Einrichtungen wegbrechen.
Ein Desaster für die Kulturstadt Berlin, die von ihrer Vielfalt lebt.

Praktisch so ein vor-Ort-Termin. Da ist die Bevölkerung dran.

Noch vor der HAUS am KLEISTPARK Sache

Gemeinsam Wowereit und Band

Und der Regierende Bürgermeister reagierte empathisch und prompt und forderte gleich mal seinen Bürgermeisterkollegen auf, das Haus nicht zu verkaufen. Sprach’s und spazierte weiter durch’s Quartier.

Doch noch ist das Haus am Kleistpark nicht winterfest. Hier zwei wichtige Termine:

Montag, 25.10.:  Sitzung der Fraktionen um 18.00 Uhr Rathaus (nicht öffentlich)

Mittwoch, 27.10.: BVV Sitzung 17.00Uhr, entscheidende Sitzung (öffentlich)

Eine Straße – zwei Zeitungen

Ein bißchen ist es an der Potsdamer Straße wie in Berlin vor 1989.

Es gibt eine Grenze, sie verläuft an der Kurfürstenstraße, ist allerdings leicht passierbar. Südlich ist der Bezirk Tempelhof-Schöneberg, genau gesagt Schöneberg-Nord. Nördlich ist der Bezirk Mitt, genau gesagt Tiergarten-Süd.

Und so wie damals in Berlin gibt es auch an der Potsdamer Straße Doppelungen.

Zwei Quartiersmanagements
Schöneberger Norden vs Magdeburger Platz
Zwei Quartiersräte
Schöneberger Norden vs Magdeburger Platz

Zwei Webseiten
schöneberger-norden.de vs tiergarten-süd.de
Zwei Kiezzeitungen
Schöneberger Morgen vs Mitte(n)dran

Beide Zeitungen sind nicht nur vom äußeren Erscheinungsbild, sondern auch von der Herstellungsart unterschiedlich.

Schöneberger Morgen

Aktuelle Ausgabe per klick

Der Schöneberger Morgen ist inzwischen bei der 43. Ausgabe, hat sein Erscheinungsbild in den über 10 Jahren nur wenig geändert. Er ist im dritten Jahr beim Projektträger K&K Kulturmanagement und Kommunikation. Die Zeitung entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen dem Redaktionsteam und dem Quartiersmanagement Schöneberger Norden und heißt in der Unterschrift „Zeitung des Quartiersmanagements Schöneberger Norden“.
Die Themen jeder Ausgabe werden gemeinsam beschlossen, vom Redaktionsteam produziert und in enger Abstimmung mit dem QM redigiert.
Die Berichterstattung der Artikel bezieht sich in der Hauptsache auf Projekte, die im Kiez innerhalb des Programms Soziale Stadt laufen. Doch gibt es auch einige allgemeine Kolumnen, so z.B. über Menschen im Kiez, Gewerbe/Kultur und Sehenswürdigkeiten. Der Quartiersrat hat die Möglichkeit in jeder Ausgabe einen Artikel zu schreiben.
Der Schöneberger Morgen hat Zeitungsformat, 8 Seiten, farbig und ist als Informationsblatt konzipiert.

Mitte(n)dran

Aktuelle Ausgabe per klick

Mit mitte(n)dran ist in diesem Jahr ein Neustart gelungen. Die Zeitschrift hat eine völlig neue Herangehensweise als zuvor, als sie von einem Redakteur gestaltet wurde. Nun gibt es neben dem Projektträger (Rathmann & Rother) einen Redaktionsbeirat aus VertreterInnen des Quartiersmanagements (QM) und des Quartiersrats (QR).
In den ersten Wochen und Monaten dieses Jahres hat dieses Gremium den neuen Namen, das Format und das Schwerpunktthema erarbeitet. QM und QR gestalten in jeder Seite ein bis zwei Seiten selbst und informieren so über ihre Belange. Die Artikel gehen an alle Mitglieder des Redaktionsbeirates und werden in diesem Gremium abgestimmt.
Neben der Berichterstattung über laufenden Projekte innerhalb des Programms Soziale Stadt soll Mitte(n)dran jedoch ausführlich über allgemeine Themen im Gebiet berichten und so heißt es in der Unterschrift: „Nachrichten für Tiergarten-Süd im Bereich des Quartiersmanagements Magdeburger Platz.“

Gerade ist die erste Ausgabe erschienen, doch wird das Konzept in den folgenden Ausgaben verfeinert werden. mitte(n)dran ist eine Zeitschrift, 16 Seiten, quadratisches Format, farbig. Gleichzeit soll mitte(n)dran zu einer Marke im Quartier werden. An Logo und Schriftzug ist lange gefeilt worden, denn diese sollen in Zukunft auch Gewerbetreibenden zur Identifikation dienen. Darüber wird im potseblog an anderer Stelle zu berichten sein.

Beiden Zeitungen ist gemeinsam, dass sie in der Printausgabe in den Vor-Ort-Büros der Qms erhältlich sind, sich inhaltlich ergänzen und in ihrer Gesamtheit ein Bild von der Potsdamer Straße vermitteln, dass in keiner anderen Zeitung zu finden ist.

Laufhaus – NEIN DANKE!

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Petition des Quartiersrates Magdeburger Platz
19. Mai 2010

Wir, Bürger und Anwohner im Quartier um die Kurfürstenstraße, appellieren an die Verfahrensbeteiligten auf ein Laufhaus endgültig zu verzichten. In langjähriger Arbeit wurde mit vielen Bemühungen, Geld und großem ehrenamtlichen Engagement hier ein soziales Umfeld geschaffen, welches eine erträgliche Lebenssituation für die hier lebenden Bürger bietet. Jedoch steht dies nicht auf so stabilen Füßen, dass es ein Laufhaus ohne nachhaltige Einbuße von Lebens- und Wohnqualität verkraften kann.

Wir sehen die unbedingte Gefahr, dass die Einrichtung eines Laufhauses eine Erweiterung des Straßenstriches und damit eine verstärkte Konkurrenz nach sich ziehen wird. Der Straßenstrich ist schon seit langem ein Bestandteil des Kiezes und rechtlich nicht zu verhindern. Die Eröffnung eines Sexshops war da zwangsläufig. Mit der EU-Erweiterung stieg die Zahl der Prostituierten, eine weitere Folge des Straßenstriches und des Sexshops. Die gesundheitlichen Standards verschlechterten sich und die Kleinkriminalität wuchs.

Die Behauptung, das Laufhaus wird den Straßenstrich zu großen Teilen absorbieren, halten wir für unhaltbar. Eine Umfrage unter den Prostituierten bestätigte, das ein Großteil von ihnen nicht im Laufhaus arbeiten will. Außerdem ziehen ihre Freier den schnellen und vor allem anonymen Vollzug auf der Straße vor.

Wird die Einrichtung eines Laufhauses genehmigt, so wird es zum einen mehr Autoverkehr geben, verbunden mit einer höheren Luftverschmutzung und Lärmbelästigung. Eine weitere Folge wird ein Anstieg des Prostitutionsgewerbes auf der Straße sein, denn die Frauen werden aller Voraussicht nach versuchen, die Freier schon vor Erreichen des Laufhauses für sich zu gewinnen.

Deshalb sehen wir uns in unserer Lebensqualität in allen Facetten erheblich bedroht. Wir befürchten, dass sich nach der Genehmigung niemand mehr als verantwortlich und zuständig sehen wird, die sozialen Konsequenzen hier im Gebiet aufzufangen.

In unmittelbarer Nähe Verbrauchermärkte, Drogerie, Kindertagesstätten, – Anwohner durch massiveren Straßenstrich im Alltag stark beeinträchtigt. Straße wird zum erweiterten Laufhaus, Bürgersteige sind zu schmal. Dieses Gewerbe verdrängt Alltagsstruktur, Gehwege verlieren Funktion als sozialer Ort, werden zweckentfremdet genutzt.

Wir – über 8.000 Bürger allein in Tiergarten Süd – müssten mit den negativen Folgen leben, nur weil hier sogenanntes Kerngebiet ist – für Gewerbe, aber nicht für ein Großbordell.

Wir appellieren daher nochmals dringend an das Gericht und die Bezirksverwaltung ein Laufhaus an diesem Standort abzulehnen.

Im Namen des Volkes – und dazu gehören auch wir!

Für den Quartiersrat
Regine Wosnitza  und Josef Lückerath
Kontakt: 23639903

Weit aus nicht so bunt wie es scheint

In einer Touristenbroschüre wäre dieser Satz vernichtend. Doch als der Polizeipressesprecher ihn heute im Zusammenhang mit Tiergarten-Süd mir gegenüber äußerte, lächelte ich glücklich.

ZWEI GESICHTER
Kiez-Report: Gutes Berlin, böses Berlin
19. April 2010 21.20 Uhr, B.Z.

Tiergarten und Müggelheim: Laut Kriminalitätsstatistik “Guter Kiez, Schlechter Kiez”.
Eine Reportage.

Bei diesem Bericht in der BZ war mir vor fast einem Monat das Lachen vergangen. Ich lese ich diese Zeitung nicht, um gut recherchierte Informationen zu erhalten. Nein, ich lese sie eigentlich nur dann, wenn mal wieder das Gebiet um die Potsdamer Straße herunter geschrieben wird. Und so war es auch hier:

SCHLECHTER KIEZ
Tiergarten (12.500 Einwohner) ist rein statistisch Berlins gefährlichster Kiez. Viele Anwohner stört vor allem die Prostitution an der Kurfürstenstraße.

„Aber auch der Drogenhandel ist schlimm“, berichtet Grundschul-Hausmeister Achim Neumann (44). „Mir haben sie über den Kopf geschlagen, als ich morgens das Schultor aufschloss. Der Hof wurde als Drogenversteck genutzt. Einen Zahn habe ich auch verloren.“ Am Magdeburger Platz klagen Anwohner über nächtlichen Lärm durch Freier und Prostituierte. Eine Kioskbesitzerin: „Ich werde oft beklaut und bedroht. Telefonkarten und Zigaretten sind gefragt, einmal hat man mir auch den ganzen Laden leer geräumt. 15.000 Euro futsch.“
Karolina Filipiak (20, FSJlerin) fühlt sich eigentlich wohl im Kiez, doch sie warnt: „Bei Dunkelheit sollte man gewisse Ecken meiden, nämlich die, wo Prostituierte und Dealer stehen.“

Ich weiß, dass Tiergarten-Süd und Schöneberg-Nord in der Kriminalitätsstatistik immer in den Farben erleuchten, die nichts Gutes verheißen. Doch von all den erwähnten Ereignissen hatte ich im letzten Jahr gar nichts mitbekommen. Also entschloss ich mich zur Nachfrage. Heute erhielt ich telefonisch die Antwort des Polizeisprechers:

Weit aus nicht so bunt wie es scheint

ZITAT 1: „Aber auch der Drogenhandel ist schlimm“, berichtet Grundschul-Hausmeister Achim Neumann (44). „Mir haben sie über den Kopf geschlagen, als ich morgens das Schultor aufschloss. Der Hof wurde als Drogenversteck genutzt. Einen Zahn habe ich auch verloren.“
ANTWORT DER POLIZEIPRESSESTELLE: Der Vorfall ereignete sich im Jahr 2007. Der Hausmeister hat damals keine Anzeige gemacht. Warum er dies nicht tat, ist der  Polizei nicht bekannt. Jetzt hat die Polizei Anzeige gegen unbekannt gestellt.
AUSSAGE : Am Magdeburger Platz klagen Anwohner über nächtlichen Lärm durch Freier und Prostituierte.
ANTWORT DER POLIZEIPRESSESTELLE: Es gibt mündliche Beschwerden gegenüber dem KOB über Partylärm und ähnliches. Es gibt jedoch keine einzige Anzeige aus dem Gebiet über die Ordnungswidrigkeit Lärm in Verbindung mit Freiern und Prostituierten.
ZITAT2: Eine Kioskbesitzerin: „Ich werde oft beklaut und bedroht. Telefonkarten und Zigaretten sind gefragt, einmal hat man mir auch den ganzen Laden leer geräumt. 15.000 Euro futsch.“
ANTWORT DER POLIZEIPRESSTELLE: Es liegen drei Anzeigen wegen Einbruchsdiebstahls in einem Kiosk vor. Diese stammen aus den Jahren 2000, 2001 und 2004. Seitdem ist kein weiterer Diebstahl oder ähnliches bei der Polizei angezeigt worden.
Eine Anzeige wegen Raubes ist nie gestellt worden. Zur Erklärung: Der Straftatbestand des Raubes entspricht dem des Diebstahls. Hinzukommen die Komponenten der Gewalt oder Drohung, d.h. einer Nötigung.

ZITAT3: Karolina Filipiak (20, FSJlerin) fühlt sich eigentlich wohl im Kiez, doch sie warnt: „Bei Dunkelheit sollte man gewisse Ecken meiden, nämlich die, wo Prostituierte und Dealer stehen.“
ANTWORT DER POLIZEIPRESSESTELLE: dazu ist nichts gesagt worden.

Die heile Welt ist nicht entlang der Potsdamer Straße zu Hause. Das behaupte ich nicht.

Und ich finde es nur ärgerlich, wenn JournalistInnen mit Hilfe von KiezbewohnerInnen dann noch immer einen drauf setzen und so tun, als wäre hier Sodom und Gomorrha. Denn das ist hier ebenfalls nicht zu Hause.

Und übrigens. Bunt ist es hier auch.  Irgendwie.