Category Archives: Strassen

Ein Haus für alle in der Kurmärkischen Straße

Geschrieben von HU-Gastbloggerin Anne

Stadtteilzentrum, Nachbarschaftshaus, Bürgerhaus, Familienzentrum, Bürgerzentrum – in zahlreichen Berliner Kiezen sind Institutionen dieser Art schon seit Jahrzehnten beheimatet und stärken die Nachbarschaften. Im Schöneberger Norden kümmert sich Jutta Husemann als Leiterin um das Geschehen im Familientreffpunkt. Die Bezeichnung Treffpunkt ist nicht zufällig gewählt. „Treffpunkt bedeutet, dass man sich neben den vielen Angeboten, die wir haben, auch unverbindlich treffen, anlächeln und reden kann,“ sagt Jutta Husemann.

Die Idee von einem Familienzentrum oder -Treffpunkt ist, dass Familien und Menschen in der Umgebung unterschiedlichste Angebote in Anspruch nehmen können und kurze Wege haben”, erläutert sie dann. “Es gibt Bildungs-, Beratungs- , Kulturangebote und einen offenen Cafebereich, so dass man in einem Haus auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Familien eingehen kann“. Das Angebot richtet sich an Familien, die sozial benachteiligt sind, also beispielsweise jene mit geringen Sprachkenntnissen, arbeitslos sind, in engen Wohnverhältnissen leben, geringe Einkünfte haben oder wenig Bildung in ihrem Leben erfahren haben.

Jutta Husemann erklärt mit Bedacht, spricht langsam und verständlich, sie hat diese Sätze schon oft gesagt. Ihre Gesichtszüge sind zwar ernst, doch wirkt diese Frau unglaublich liebenswürdig. Diese gleichzeitige Verkörperung von Respekt- und Vertrauensperson ist ein mir noch aus der Grundschulzeit bekanntes Paradoxon.

Die Arbeit mit den Kindern, ihre Fortschritte zu sehen, ist für Frau Husemann das Schönste an ihrem Beruf. „Die Familien lieben natürlich ihre Kinder und wollen nur das Beste für sie“, sagt Jutta Husemann. „Oftmals aber haben sie sprachliche Schwierigkeiten, und das macht es schwer. Wir haben hier drei Mal die Woche Lernclubs (schulische Unterstützung für Grundschüler) und dafür gibt es sehr lange Wartelisten, weil der Bedarf so groß ist“.

Am wichtigsten sind die Deutschkurse, individualisiert und ohne die übliche, hinderliche Anmeldungsbürokratie. Diese sind zu einem großen Teil nur für Frauen. „In den Kursen sitzen manchmal Frauen mit 10-15 Nationalitäten,“ sagt Jutta Husemann, „und kulturell ist es oft so, dass Frauen und Männer eben unter sich sind“.

Dabei geht es aber nicht um die klassische Rollenverteilung im Sinne von Heim und Arbeit, sondern eher darum, dass man eben gern Zeit miteinander verbringt. Die Männer gehen mit Problemen eher zu dem männlichen Kollegen Hamad Nasser in das Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße. „Dass arabische Männer mit ihren Problemen eher nicht zu einer weißen Frau gehen wollen,“ sagt sie „sondern sich an Hamad wenden, ist doch verständlich.“

Fragt man Jutta Husemann nach dem Besonderen ihrer Arbeit, beginnt sie zu lächeln. „Es ist ein Haus für die unterschiedlichsten Menschen,“ sagt sie. „Sie kommen freiwillig. Sie haben Fragen, sie wollen etwas lernen, sind vielleicht auch in Not. Sie kommen nicht, weil eine Behörde es ihnen vorschreibt.“

Fast tagtäglich gibt es Situationen im Familientreffpunkt, die Jutta Husemann berühren und glücklich machen: Wenn die Kinder in der Schule besser werden, oder die Eltern, trotz aller Schwierigkeiten, über ihre Kinder lachen können und glücklich sind.

Möchte man sich ehrenamtlich engagieren, kann man dem Familientreffpunkt gern einen Besuch abstatten und mit Jutta Husemann sprechen. Das Einzige, was man dazu braucht, ist die Lust, den Kindern zu helfen. Dann macht man mit ihnen zusammen unter der Woche Hausarbeiten, schlichtet Zankereien, teilt ihre Sorgen, aber auch die Erfolge – all das inmitten einer Oase im Kiez.

KurfürstenCenter – und er bewegt sich doch

Kurfuerstenzentrum_Ausschuss_1Unter Top 5.1 stellte gestern Investor Franz-Josef Glotzbach im öffentlichen Teil der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne den aktuellen Stand für das Vorhaben KurfürstenCenter  an der Kurfürstenstraße/Genthiner Straße vor.

Seit vielen Jahren ist der Investor an dem Gelände dran. Nicht immer intensiv und nicht immer transparent oder mit Bürgerbeteiligung. Als 2008 die Pläne bekannt wurden, hier große Discounter, drei Parkdecks und eine Wohnetage unterzubringen, wehrten sich Quartiersmanagement, Quartiersrat und AnwohnerInnen im Gebiet Tiergarten-Süd. In einer Informationsveranstaltung wurde dem Vorhaben eine klare Absage erteilt. Continue reading

go public! Wo Karrieren entstehen

Von Gastblogger Volker Thomas

In diesen Räumen werden Karrieren gemacht. Donata Meyer und ihre Firmenpartnerin May-Brit Stabel von GoPublic! PR & Medienberatung/Berlin, sowie einige feste Mitarbeiter verhandeln Tourneen, vereinbaren Auftritte, stellen Künstler-Programme zusammen, gehen mit TV-Gewaltigen in Klausur und versorgen die Presse mit brandneuen Nachrichten über ihre Künstlerinnen und Künstler. Kurt Krömer wurde ua. zwischenzeitlich dort promotet, Eckart von Hirschhausen, der langmähnige Bülent Ceylan und seit ein paar Jahren ua. Murat Topal, ein Neuköllner Polizist, der sein Talent als Comedian entdeckt hat, sowie der Dresdner Kultcomedian Olaf Schubert.

Donata MeyerDonata Meyer kennt die Branche seit 20 Jahren. Sie hat sich schon immer für Eventmanagement interessiert, bereits während ihres Kulturwissenschafts-+BWL-Studiums, das sie später durch einen Diplomstudiengang Medienberaterin ergänzte. „Ich habe beim Catering Brötchen geschmiert, beim rbb Kabel geschleppt, bei Messen gejobbt, in der Philharmonie ausgeholfen, etc.“, sagt sie, „immer im Kontakt mit der Show und dem ganzen Drumherum.“

 

1995 beteiligte sie sich an einer Künstleragentur, veranstaltete eigenständig Comedy-Wettbewerbe und vernetzte sich immer dichter in der Branche. Als ein Teil der Agentur 2001 in den Frankfurter Raum abwanderte, machten sie und ihre Kollegin May-Brit Stabel mit ihrem eigenen Laden weiter – und seitdem gibt es „Go Public“ in der Lützowstraße 92.

Rauer Kiez mit großen Entfaltungsmöglichkeiten

Wer zum ersten Mal in den vierten Stock des restaurierten klassizistischen Hauses hinaufsteigt, ist überrascht, wie unaufwändig die Künstleragentur sich präsentiert. Eine ehemalige Vier-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung, in drei Räumen je ein Mitarbeiter, der sich speziell um seine Künstler kümmert, im vierten ein Kameramann/ Cutter, eine Küche zum Tee- und Kaffeekochen.

Donata Meyers Agentur arbeitet seit zehn Jahren in dieser Etage. „Wir sind ganz froh darum, in diesem Kiez zu leben. Er ist zwar auf den ersten Blick etwas rau, aber wenn ich wieder mal einen neuen Besucher hier herumgeführt habe, merke ich selbst, welche interessanten Ecken es hier gibt.“  Mit dem „Wintergarten“, dem „Scheinbar Varieté“ in der Monumentenstraße und dem Theater „O-TonArt“ in der Kulmer Straße gibt es gleich drei Bühnen in der Umgebung, die auf ihrer Wellenlänge sind.

„Und hier tut sich ja vieles“, sagt sie weiter, und zählt auf: An der Flottwell-Straße entstehen mehr als 750 neue Wohneinheiten, der Gleisdreieck-Park wird langsam fertig, ein Baugruppen-Zusammenschluss plant 400 Wohneinheiten im Möckernkiez der an den Park direkt angrenzt, es gibt das Mediennetzwerk °mstreet und die Galerienszene wächst. „Da muss es doch auch ein Café geben, wo sich die neuen und die alten Kiezbewohner treffen können, oder einen Jour fixe für die, die etwas zusammen tun, etwas bewegen wollen.“ Sie hat nur ein wenig Angst, dass sich bei all der „aufstrebend-urbanen, metropolitanen und biodynamischen Entwicklung“ nicht auch noch die Mieten in ihrer Straße erhöhen.

„Manchmal hilft beten – Go Public hilft immer!“

Das ist ihr Motto – und am besten helfen immer wieder neue, kreative Ideen. So hat die Agentur u.a. den Kultcomedian Olaf Schubert – Markenzeichen: gelb-schwarz gemusterter ärmelloser Pullunder – bei der „heute-show“ untergebracht. Seit 2011 betreut sie das GlasBlasSing-Quartett („Liedgut auf Leergut“).  Murat Topal bekam u.a. bei 3sat/ZDF-Kultur eine fünfteilige Dokumentation, in deren Verlauf er mit sechs sozial benachteiligten Jugendlichen ein Theaterstück einstudiert und zur Aufführungsreife bringt. Gäste dabei: Seeed- Sänger Dellé, Mitglieder der Flying Steps (Breakdance Weltmeister), Bülent Ceylan.

Natürlich – Comedy ist Geschmackssache, sagt Donata Meyer. Und alles akzeptiert sie nicht. „Wenn es gar zu blöde oder diskriminierend ist, geht gar nichts.“  Sie berät auch schon mal die Nachwuchskünstler, die sie managt, vermittelt ihnen Kontakte zu Plattenfirmen oder Verlagen, wenn sie sich vermarkten wollen. „Da müssen wir manchmal auch finanziell mal in Vorlage gehen“, sagt sie. „Aber bisher haben wir noch nie schief gelegen.“  

Was wir sehen, was wir benennen, was wir erkennen

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Winterkurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität

Von HU-Gastbloggerin Natascha

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„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“
- Aristoteles (384-322 v. Chr.)

Der Mensch erschafft seine Wirklichkeit. Er schafft Räume, Stadträume und Straßen, die er mit Leben und Funktion erfüllt. Dieses unterhält er fortwährend, neu erschaffend und die Natur drumherum spricht hierbei kontinuierlich mit. Wie nach jedem Schöpfungsakt steht man davor, betrachtet es und will es beschreiben und verstehen. Hierbei wird man überflutet von einem Meer aus Zeichen, Begriffen, Sinngehalten, Objekten – und der Geist versucht alles zu einem klaren Gedanken zusammenzuschmelzen, fast schon zu einer geistigen Sinnlichkeit.

Der Mensch: Schöpfer und Interpret

Dieser Augenblick hat zur Bedingung, dass Zeichen, die Begrifflichkeiten und Objekte in einem klaren Zusammenhang zueinander stehen. Schon die Hochkultur der Griechen, vertreten durch Aristoteles und Platon, haben diese Entschlüsselung erkannt und in Form des sogenannten semiotischen Dreiecks verbildlicht. Seither steht die Semiotik für die Lehre von der Bedeutung der Zeichen als Grundlage des Denkens und der Kommunikation.

Im Konkreten: Das Hier und Jetzt

Nehmen wir Berlin mit seinen Großstadtstraßen und sehen wir im besonderen auf die Potsdamer Straße, erfassen wir die Materialität der Straße und fragen danach, wie die Dinge, die wir sehen, zu den Bildern führen, die von ihr in uns entstehen.

Diese Fragen stellte sich auch Eva Reblin in ihrer Dissertation „Die Straße, die Dinge und die Zeichen – Zur Semiotik des materiellen Stadtraums“. Sie untersuchte die Potsdamer Straße auf eine nie zuvor beschriebene Art: Wann und wie materielle Dinge einer solchen Großstadtstraße zu einer eigenen Bedeutung und zu einer bestimmten spezifischen Straßeninterpretation führen. Aus einer Anzahl von Leitfadeninterviews gelingt es ihr, vielschichtige Bedeutungslinien zu den hinterfragten Stadterscheinungen offenzulegen. Gemessen an der fast unbegrenzten Zahl der möglichen Interpreten, dem unendlichen Universum der Semiose, kann diese Analytik, wie auch Eva Reblin darlegt, jedoch nur unter einschränkenden Modellierungen und Hypothetik zu entsprechenden Ergebnissen führen.

Also, dann lassen wir doch die Dinge verspielt im Geiste treiben, ohne sie allzu sehr auf die Probe zu stellen.

Zum Buch:
 Eva Reblin
„Die Straße, die Dinge und die Zeichen – Zur Semiotik des materiellen Stadtraums“
Transcript Verlag, 1. Aufl., 464 Seiten
ISBN 978-3-8376-1979-9

(Sub)Kulturforum Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Neue Nationalgalerie Berlin

Von Gastblogger Paul

Sinfonien der abendländischen Hochkultur und Schürfwunden, abstrakte Malereie und Wachs auf Marmorkanten, interessante Plastiken und das Geräusch von Polyurethanrollen auf Schiefergestein. Oder kurz: Kultur-Establishment und Skateboarding – wie passen diese Dinge Zusammen? Gar nicht? Vielleicht. Dennoch: Es gibt einen Ort, der sie zusammenbringt. Symbiose, Koexistenz oder Parallel-Realität – entscheiden Sie selbst.

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Ades` Wunderland – Schräger Humor im Schwulen Museum

Geschrieben von Gastbloggerin Christina Hirsch

Das Schwule Museum präsentiert sich selbstbewusst: die Räume sind modern, großzügig und lichtdurchflutet. Ein umfangreiches Archiv, wechselnde Ausstellungen sowie internationale Kooperationen - Seriosität wird groß geschrieben. 

In Kontrast dazu steht die neue Ausstellung “Ades` Wunderland – 50 Jahre Comedy-Cult”, jedenfalls scheinbar. Mit buntem Klamauk und jeder Menge Anzüglichkeiten sorgt Ades Zabel seit über 30 Jahren für Stimmung. Doch dazu gleich mehr…

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Edith Schröder – Wie viel Ades Zabel steckt in ihr?

 Das Schwule Museum am neuen Standort in der Lützowstraße

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Ein äthiopisches Gesellschaftsspiel

Von HU-Gastblogger Sebastian

Wer Äthiopien bisher nur mit hungerbäuchigen Kindern und fortwährender Armut in Verbindung gebracht hat, der wird überrascht sein.

Jeder der einmal in Addis Abeba war wird das Bild kennen. Ein 14 jähriger in der Hocke leicht nach vorgebeugt und seine Aufmerksamkeit richtet sich auf einen Schuhe der Person die ihm gegenübersteht, während seine Hände mit flinken, geübten Bewegungen eben diesen Schuh sauber zaubern.

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Polierte Schuhe – Duplex Ngoko, Abdi Demera

In Berlin ist dieses Bild seltener zu beobachten, wer allerdings am Freitag zur ersten Aufführung des Stückes Polierte Schuhe in der Galerie Listros war, konnte nicht nur zuschauen wie der junge Getachew hockend dem Geschäftsmann vor ihm die Schuhe polierte. Sondern wie ein junger Listro, allgemein – Schuhputzer – auf Amharisch, die Zuschauer durch einige markante und interessante Punkte der umfangreichen Äthiopischen Geschichte begleitete. Getachew ist die Hauptrolle in diesem Gesellschaftsspiel und wird von Abdi Demera gespielt, der mit seiner verspielten und unbeschwerten Art den jungentlichen Getachew zum Leben erweckt. Dabei vertieft er sich im Laufe seiner Reise immer weiter in seine Fantasien. Im den einzelnen Szenen trifft er dabei auf die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Hindernisse. Bemerkenswert ist unter anderem auch die eigens für das Stück konstruierte Puppen- und Schattentheaterbühne und ihr kreativer Einsatz. Nicht zu vergessen ist auch die Begleitung durch Live-Musik, die zur fantasievollen Atmosphäre des Stückes beiträgt.

Idee und Entstehung

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Machtspiele – Ceyhan Genc, Abdi Demera, Duplex Ngoko

Das Stück entstand aus der Feder von Lioba Reckfort, dabei half ihr Abdi Demera durch Erzählungen von seiner Heimat. Sowie die Unterstützung von Dawit Shanko, Gründer des Listros e.V. Nach eigener Angabe hat Lioba Reckfort das Stück aus einer eher deutschen Sichtweise geschrieben um das Verständnis für den Zuschauer zu verbessern. dies gelingt ihr auch, so ist zum Beispiel der Titel des Stückes – polierte Schuhe – in Äthiopien nichts außergewöhnliches wohingegen hier zu Lande dies einen Hinweis auf einen höheren gesellschaftlichen Status gibt. Mit den dargestellten Szenen soll ein etwas tieferer Einblick in Äthiopien und dessen Geschichte gegeben, und zum weiteren informieren angeregt werden. So ist die Erzählung vom ersten bis zum letzten Moment in einer leichten, ruhigen Atmosphäre geschrieben und aufgeführt wurden. Das macht die Szenen nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam für Erwachsene und Jugendliche.

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Ausstellung OUANSA REVISITED bis 24. Oktober 2013

Listros e.V.

Wer sich vor dem Besuch nicht weiter mit Äthiopien beschäftigt hat, wird durch die Aufführung einige Anregungen bekommen. Insbesondere wenn es in den Räumen des Listro e.V. aufgeführt wird, ist ein direkter Bezug zu weiteren Einblicken in Äthiopien gegeben. So sind dort zum Beispiel Werke mit Bezug auf das Leben von Listros ausgestellt, zudem kann man sich über die Arbeit des Vereins und dessen vielfältige Projekte informieren. Zur Zeit feiert der Verein sein 10 jähriges Bestehen. Auf den ersten Blick besonders beeindruckend sind die original Listro Boxen die an den Wänden im ersten Raum der Galerie bis an die Decke gestapelt sind und für die Aufführung des Stücks eine außergewöhnliche Kulisse bieten.

Vorschau

In den nächsten Wochen wird das Stück auch noch um zwei weitere Szenen erweitert, so darf man gespannt sein welche Einblicke in die äthiopische Geschichte dem Zuschauer noch gewährt werden. Die erste Aufführung des Stück fand am 9.8.2013 in den Räumen des Listro e.V. statt, die nächsten werden in den Räumlichkeiten des Intergalaktischen Kulturvereins im September stattfinden. Jedoch sind weitere Aufführungen für Interessenten um die Potsdamerstraße in der Galerie Listros geplant.

 

Intergalaktischer Kulturverein

 

Kurfürstenstraße142/Ecke Frobenstraße – neues Baugruppenprojekt

Geschrieben von HU-Gastblogger_In Katrin 

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Kurfürstenstr.142/Ecke Frobenstraße

Die Kurfürstenstraße 142/Ecke Frobenstraße ist wohl hauptsächlich durch die Straßenprostitution charakterisiert. Läuft man die Straße hinunter passiert man aber auch die markante Beuth Hochschule für Technik Berlin – University of Applied Sciences, welche 1914 gebaut wurde. Auf der anderen Straßenseite gibt es ein Café, diverse kleine Geschäfte, Wohnhäuser, dahinter ein großer Parkplatz und natürlich der alte Möbel’turm’ Hübner. In diesem Straßenteil klafft allerdings auch ein großes Grundstücksloch, welches ehemals vom Autohandel F.E.L.I.X Automobile GmbH geschlossen wurde. Hier soll nun ein neues Baugruppenhaus entstehen, welches durch das Architekturbüro „June 14“ umgesetzt werden soll.  Momentan ist dies noch in der Planungsphase. Der Baubeginn wird wahrscheinlich Anfang 2014 sein.

Was ist eine Baugruppe?

Baugruppen, das sind meist Privatpersonen die sich zusammenschließen um ein Grundstück zu erwerben und es auch eigenständig zu bebauen.  Auch werden Baugruppen oft von Architekten angestoßen um Projekte zu realisieren, also um arbeiten zu können. Hier gibt es allerdings keine Investoren, welche diese Objekte nur zur Gewinnmaximierung  nutzen.  Dementsprechend werden alle Risiken auch durch die Baugruppe selbst getragen. „Insgesamt sind 23 Parteien daran beteiligt, von denen wir die allermeisten bereits kannten. Die anderen sind Freunde von Freunden.“ , so Johanna Meyer-Grohbrügge. Diese neue Form des Bauens scheint sich sehr großer Beliebtheit  zu erfreuen. So lassen sich selbst über Social Networks wie Twitter folgende Nachrichten finden: „Seriously want to do a #baugruppe project myself. Anyone else in? Any architects?“, von Nutzer tomdyckhofff.

Das Baugruppenprojekt und Ihre Gestalter

Johanna Meyer-Grohbrügge und Sam Chermayeff sind die leitenden Architekten bei „June 14“. Ihr Büro in Berlin ist seit 2010 aktiv. Auf die Frage wie sie auf die Idee einer Baugruppe gekommen sind, antwortet Johanna Meyer-Grohbrügge: „Wir sind junge Architekten, die natürlich erstmal bauen wollen. Wir wussten, dass viele unserer Freunde und Bekannten eine Wohnung suchen und so haben wir Ausschau nach interessanten Grundstücken gehalten und die Leute zusammengebracht.“ Auch Sie selbst werden in die Kurfürstenstraße 142 einziehen, jedoch soll das Haus nur zu Wohnzwecken genutzt werden: „Wir werden dort auch eine Wohnung haben, doch sehr wahrscheinlich nicht mit dem Büro dort einziehen. Uns gefällt unser jetziges Büro und außerdem wollen noch mehr Projekte machen.“ Die Baudamen/herren bauen also für den Eigenbedarf. Durch diese Eigenorganisation lassen sich allerdings auch die Bedürfnisse der späteren Bewohner besser planen, da jeder Mitspracherecht hat innerhalb der Gruppe.

Baugruppenprojekte im Berliner Raum

Die Baugruppenprojekte werden von offizieller Seite sehr begrüßt. Das Land Berlin unterstützt gezielt Baugruppen mit ausgesuchten landeseigenen Grundstücken. Mehr als 80 verschiedene Wohnungsbaugenossenschaften bieten langjähriges Wohnen zur Miete und stabile Nachbarschaften an. Der Berliner Senat sichert ihnen eine breite Unterstützung zu. Genossenschaften sollen genauso wie die Wohnungsbaugesellschaften darin gefördert werden, ihren Bestand auszubauen.“, heißt es auf der Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Man erhofft sich hier mittelständischen Leuten einen bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu ermöglichen, Grundstückslücken in der Stadt zu schließen und nicht nur zum Zwecke des Gewinns zu nutzen.

Jede Baugruppe ist eigen

In der Flottwellstraße 2, unweit vom aktuellen Bauprojekt, ist ein Baugruppenhaus bereits zwischen 2008 und 2011 realisiert worden. Hier unter dem Architektenbüro Heide & von Beckerath. Das Baugruppenprojekt in der Flottwellstraße 2 ist aufgrund der Initiative der Architekten gemeinsam mit einem befreundeten Paar entstanden”, so Verena von Beckerath. Auch hier wurden Eigentumswohnungen nach Bewohner-Bedürfnissen erstellt: „Alle Wohnungen sind entsprechend Eigentumswohnungen. Einige werden selbstgenutzt, andere vermietet, da die Eigentümer zur Zeit nicht in Berlin leben. Dadurch sind die Bewohner in unserem Haus tatsächlich relativ gemischt: zwei Familien mit Kindern, einige Paare, zwei Wohngemeinschaften mit Studenten, eine Künstlerin, die das Studio als Atelier nutzt, etc…das Zusammenwohnen, auch zwischen den Generationen, kann sich nach gemeinsamer Planungs- und Bauzeit anders darstellen und entwickeln, als bei dem Kauf einer individuellen Eigentumswohnung.”  

Hier ging es also auch nicht ausschließlich um die Wohnidee an sich, was die Integration eines Studios in den Bauprozess aufzeigt. “Mischkonzepte wie Wohnen und Arbeiten sind insbesondere für Freiberufler interessant und lassen sich im Rahmen einer Baugemeinschaft eher realisieren”, so Beckerath. Eine interessante Idee zur Work-Life-Balance, da gerade Freiberufler meist mit wechselnden Mieträumlichkeiten für Studios, Büros bzw. Schreibtischen  konfrontiert werden.

Baugruppen pro oder contra?

Durch die Möglichkeit des Zusammenschlusses von Privatpersonen ohne den vorrangigen Zweck der Gewinnmaximierung blickt dennoch nicht jeder positiv auf diese neue Entwicklung der Städtebebauung. Kritiker sagen das Baugruppen keineswegs sozial handeln, da nicht jeder die Möglichkeit hat ohne weiteres einen Kredit bei Banken zu erhalten um an der Eigentumsbeschaffung teilzunehmen. Auch ist nicht jedes Baugruppenhaus als Mietshaus gedacht. Meist handelt es sich hierbei um Eigentumswohnungen  und damit ist eine Integrierung sozial-schwacher von Anfang an ausgeschlossen. Einzig Baugruppenprojekte die auf Genossenschaften basieren können diesen Ausschluss abwenden, da hier Eigentum keine Voraussetzung ist und Wohnraum zur Miete angeboten werden kann. Viele befürchten auch eine Aufwertung des Kiezes durch  die neuen Baugruppenhäuser und die damit verbundenen Mietpreissteigerungen für Alteingesessene.

Allerdings kommt dies auch auf den Aufwertungsstand eines Bezirkes an. Wenn dort vor der Planung des Baugruppenhauses schon horrende Mieten herrschen, kann das Baugruppenprojekt eine Möglichkeit bieten diese zu umgehen. Somit kann in solchen Fällen nicht von einer Ankurbelung des Gentrifizierungsprozesses gesprochen werden. Obwohl es unbestreitbar ein Teil dessen ist.

Und wie denken die neuen Baugruppengründer von „June 14“ über die durch Prostitution geprägte Straße: „Der Straßenstrich hat ja eine lange Geschichte und ist dort seit 100Jahren, wie wir gehört haben. Wir denken nicht und wollen auch nicht, dass diese vertrieben werden. Es kann natürlich sein, dass sich Freier dort nicht mehr so wohlfühlen und sich das Geschäft weiter nach hinten verschiebt, doch ich glaube das wird dauern und solange sie keinen neuen Ort haben, werden Sie auch dort blieben.“ 

Interview – Baugruppe der Marienburgerstr. 31a

 

 

 

Eine engagierte Apothekerin in einem schillernden Kiez: Ulrike Schinagl und ihre Bülow-Apotheke

Von HU-Gastblogger  Christian

Auf halbem Wege zwischen grünem Hinterhof mit herrschaftlichem Altbau einstiger Besetzer und marodem Plattenbau mit 1-Euro-Shop im Erdgeschoss, zwischen Internationale-Lebensmittel- und Erotik-Shop, Deutscher Bank und Woolworth liegt – direkt an der Potsdamer Straße – die Bülow-Apotheke. Wie mag der Arbeitsalltag einer Apothekerin in einem solch vielfältigen Stadtviertel aussehen?

Eine Apotheke mit Kunststoff-Röhrendecke
Als ich die Bülow-Apotheke betrete, berät deren Inhaberin, Ulrike Schinagl, mit der ich zum Gespräch verabredet bin, gerade eine Kundin über Feuchtigkeitscremes für trockene Haut. Derweil sehe ich mich in der Apotheke um, was Frau Schinagl wohl nicht entgangen ist, denn kaum hat sie sich mir zugewandt, bemerkt sie mit einem kurzen Blick zur Decke: „Zum Glück schaut da kaum ein Kunde hinauf.“ Die Decke ist ein Meer von in den Raum hineinragenden Kunststoff-Röhrchen, ein typisches 70er-Jahre Design, in dem ich mich ziemlich wohlfühle. „Ja, die jungen Leute mögen das. Ich weniger“, kommentiert Frau Schinagl meine Begeisterung. Zugegeben, ich habe die 70er auch nicht erlebt. Jene Decke hat Frau Schinagl zusammen mit der dazugehörigen Bülow-Apotheke im Jahr 2009 gekauft, wohl auch, da zu dieser Apotheke ein treuer Kundenkreis gehört, den die Vorbesitzer seit den 50er-Jahren, damals noch in einem Gebäude zwei Häuser weiter, aufgebaut haben. Continue reading

Die asiatische und afrikanische „Macht“ im Tiergarten

Geschrieben von HU-Gastblogger Clemens

Die asiatische und afrikanische „Macht“ im Tiergarten

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Für viele Menschen bedeutet asiatisch Essen einfach nur Ente süß-sauer, Chicken Curry oder Sushi und von der afrikanischer Küche kennen viele nicht einmal ein Gericht. Ein Besuch bei „Asia Might“ in der Kurfürstenstraße 33 kann da Abhilfe schaffen, denn den Betreibern – die daneben das sri-lankische Restaurant AaDAVA in der Bergmannstrasse 27 betreiben – liegt die internationale Küche am Herzen.

Das „Asia Might“ ist ein nun schon seit fast zehn Jahren bestehender asiatischer und afrikanischer Supermarkt. „Might“ ist englisch und heißt übersetzt „Macht“. Ganz im Sinne der schillernden geschichtlichen Bedeutung der Kurfürstenstraße besteht mitten im Tiergarten somit eine asiatische und afrikanische „Macht“.

Warum sind Sie vor gut zehn Jahren gerade an die Kurfürstenstraße gezogen?
Weil die Kurfürstenstraße sehr zentral gelegen ist und so für alle gut zu erreichen ist. Unsere Kunden, auch viele Stammkunden, kommen aus allen Teilen Berlins, daher ist eine zentrale Lage besonders wichtig.

Wie setzt sich denn Ihre Kundschaft zusammen? Ist diese national und international?
Unsere Kundschaft ist durchmischt, zu ihr gehören aber auch Botschafter. Viele Fahrer der Botschafter kommen aus Sri Lanka und kennen unseren Laden und empfehlen uns sogar.

 Warum gerade eine Kombination aus „Asia“ und „Afro“ Supermarkt? Ein Geschäft ließe sich doch auch mit ausschließlich asiatischen oder ausschließlich afrikanischen Erzeugnissen füllen.
Asia Might 3Zunächst haben wir ausschließlich asiatische, insbesondere sri-lankische Produkte angeboten. Das afrikanische Angebot hat sich erst mit der Zeit entwickelt. Erst als wir auch die afrikanische Küche kennen gelernt haben, haben wir mehr und mehr Produkte in
unserem Laden angeboten.

Was bieten Sie denn für Spezialitäten der asiatischen und afrikanischen Küche an?
Wir bieten Fisch, Fleisch – auch Halal-Produkte, da viele Afrikaner Muslime sind –, Gemüse, Wurzeln, natürlich Reis und vieles mehr. Wir verkaufen zum Beispiel die Blätter der Süßkartoffel – die oft für Eintöpfe und Suppen verwendet werden –, Rinderhaut bzw. -füße und Pansen. Oft gekauft werden auch Okra und Maniok.

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Und was genau sind Okra bzw. Maniok?
Okra ist eine Gemüsepflanze, dessen Schoten gegessen werden. Sie erinnert geschmacklich an grüne Bohnen. Von Maniok werden hauptsächlich die Wurzelknollen als Nahrungsmittel verwendet, die z.B. wie Kartoffeln serviert werden können. Aber auch die Kügelchen im Trend-Getränk Bubble-Tea bestehen aus Tapioka, der Stärke der Maniokwurzel.

Wenn auch Sie diese exotischen Spezialitäten testen wollen, dann schauen Sie doch einfach im „Asia Might“ in der Kurfürstenstraße 33 vorbei. Die Öffnungszeiten sind: Mo-Sa 09:00-22:00 Uhr.