Lena Brauns Barbiche – ein Erfolgsrezept

„Es gibt zwar ein Rezept für einen gelungenen Abend, aber man kann die Bestandteile nicht selbst bestimmen wie bei einem Cocktail“, sagt Lena Braun. Es ist Donnerstagabend, die Vernissage zur Ausstellung „Enchanté et Merveilleux“ im Kunstraum Barbiche steht unmittelbar bevor. „Man weiß nicht, wer wann hier eintrifft. Je nachdem ist es zu Beginn, als würde noch etwas fehlen, etwa Eis oder Ingwer – die Veranstaltung schmeckt noch nicht. Aber irgendwann erfüllt diese besondere Atmosphäre den Raum und alles läuft von selbst.“

Die Kuratorin wirkt ruhig und konzentriert während sie Hand an die letzten Details für den Abend legt. Das Barbiche ist in warmes Licht getaucht, auf den dunklen Holztischen flackern Kerzen, Musik spielt und in der Luft hängt der sanfte Vanilleduft von Räucherstäbchen. „Viele Gäste fühlen sich hier sofort zu Hause. Sie bleiben stundenlang, tauschen sich aus, ohne zu bemerken, wie die Zeit vergeht“, beschreibt Lena Braun den Alltag im Barbiche, welches an den verwinkelten Wänden und über dem kleinen Bartresen Kunstobjekte zeigt.

Das Barbiche bietet damit einen Raum, in dem sich die Betrachter auf die ausgestellten Werke einlassen können. Sie werden zum Dialog eingeladen über das, was sie hier sehen und erleben – in geschützter Atmosphäre. „Wenn ich hier provoziere, dann durch Qualität“, lächelt Lena Braun. Fast alle der im Barbiche ausstellenden Künstler sind Meisterschüler. Aktuell sind Werke von Lilly Grote, Elfi Mikesch und Wolfgang Brückner zu sehen.

Ein Bild hat es Lena Braun besonders angetan:

‚Want to take a Ride?‘ heißt das Werk. „Die weibliche Heldin wird in all ihrer Stärke und Selbstbewusstheit und Schönheit dargestellt, ohne dass dies thematisiert wird. Ich mag die Selbstverständlichkeit des Bildes“, erklärt die Kuratorin, die selbst auch Künstlerin ist.

 

 

Lena Brauns Ausstellungen präsentieren oft Werke von Künstlerinnen mit besonderen Lebenswegen: „Es ist mir wichtig, Künstler und Werk nicht zu trennen. Ich will sie und ihre Einstellung zum Leben kennen.“

Die Ausstellungen werden zudem von den äußeren Einflüssen der Potsdamer Straße beeinflusst. Doch genau so wollen auch die Besucher von dem, was in der Galerie zu sehen ist, beeinflusst werden: „Das Barbiche gibt eine positive Energie weiter, die Leute sehen das hübsche Sachen hier möglich sind.“ Und positive Energie strahlt auch die Kuratorin selbst aus. „Ich wurde schon mit einem hohen Energielevel geboren, aber um immer wieder neue Projekte umzusetzen, muss man ständig Energie aus dem ziehen, was ist. Man braucht Leichtigkeit“, sagt Lena Braun. Obwohl das Barbiche seine Türen erst vor kurzem geöffnet hat, plant sie bereits in Gedanken die Eröffnung eines „Barbiche Retreat“, einer kleinen Oase für gemeinsame Workshops am Rande von Berlin.

Die Lebenskünstlerin blickt nie zurück, sie schaut immer nach vorn. Um für den aktuellen Abend Gäste anzulocken, beschreibt Lena Braun eine kleine Tafel am Galerieeingang. Die Kreide ist fast aufgebraucht, doch das bringt Lena Braun nicht aus dem Konzept. „Ich brauche mehr Lidschatten“, wendet sie sich anderen wichtigen Dingen zu. Mit ihrem glänzenden Schal und dem stilvollen Gewand verleiht sie dem Raum durch ihren Auftritt ebenso viel Glamour wie all die schillernden Kronleuchter zusammen. Im Barbiche wird das Flair der Potsdamer Straße als frühere Flaniermeile wieder lebendig. „So wie hier ging es früher in Berlin überall zu“, raunt mir ein Gast im sich langsam füllenden Raum zu. In den Gläsern perlt Sekt, wir stoßen an. Nicht einmal 20 Minuten nach Beginn der Vernissage ist das Barbiche von Menschen und Gesprächen dicht gefüllt. Lena Brauns Rezeptur für einen gelungenen Abend hat sich einmal mehr bewährt.

 

 

 

Von Gastbloggerin Nora

Der Artikel ist entstanden im Rahmen des Kurses “Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen” des Career Center der Humboldt Universität.

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Nora

Nora, examinierte Jura-Studentin an der Humboldt-Universität zu Berlin, genießt ihre letzten immatrikulierten Tage. Ihre Begeisterung für Logik, Gesetze und Sprache, verhalf ihr zu einem erfolgreichen Studium. In Kürze beginnt ihr neuer Job in einer Anwaltskanzlei. So wird sie die Wartezeit zu ihrem Referendariat überbrücken.
In ihrer beruflichen Zukunft möchte sie in einer beratenden Funktion tätig sein, denn sie bevorzugt es konstruktiv zu arbeiten, um die Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens logisch zu hinterfragen und Konflikten entgegenzuwirken. 
  
Bereits seit 7 Jahren ist Nora journalistisch tätig. Als studentische Hilfskraft begann sie für das ,,Anwaltsblatt‘‘ zu schreiben. Vorwiegend berichtete sie über Perspektiven für die Jugend und den Berufseinstieg im Bereich der Anwaltschaft. Auch Recherche und Berichterstattung zu dem Themenfeld ,,Legal Tech‘‘, gehörte zu ihren Aufgaben.
Neben ihren beruflichen Qualitäten, manifestiert sich Noras kreative Seite in ihrem Interesse für die Kunst. Sie hat einen Blick für Details und die schönen Dinge des Alltags. Das erklärt auch ihre Leidenschaft für die Fotografie. Bevorzugte Motive sind Gebäude und Ausschnitte der Natur. Menschen werden hauptsächlich aus der Ferne abgelichtet.
 Außerdem hat Nora eine Vorliebe für klassische Literatur. Besonders die französische Autorin Amelie Nothomb, die sich durch ihre Darstellung von bizarren Situationen und den Kontroversen zwischen Stereotypen auszeichnet, regt sie zum Nachdenken an. 
   
Auch in Zukunft möchte Nora ihrem journalistischen Interesse weiter nachgehen. Sie sieht ihre Stärke im Fragen und Hinterfragen und ist offen für die Erschließung unerwarteter Kenntnisbereiche.  Meinungsverteidigung gehört ebenso dazu, wie die kritische Beleuchtung der eigenen Ansicht. In diesem Zusammenhang nennt Nora das Zitat ,,man kann von allem und jedem lernen, nur nicht von sich selbst.‘‘

Das Portrait ist entstanden im Rahmen des Kurses Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen des Career Centers an der Humboldt Universität

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Café der Fragen

«Was ist das für ein Ort?», fragte sie kurz darauf und blickte dann zum Café. «Lassen Sie ihn mich so beschreiben: Es ist ein seltsamer, ungewöhnlicher kleiner Ort, der Ihr Leben wahrscheinlich für immer verändern wird.» (John Strelecky, Wiedersehen im Café am Rande der Welt)

Das Wort „Café“ bedeutete für mich ein gemütlicher Ort, in dem ich mit einem Kaffee und einem Sandwich an einem kleinen runden Tisch für 2 Personen sitze und ein spannendes Buch lese. Meine erste Assoziation war vor allem immer das Essen und Trinken. Nun hat ein Café im Gebiet der Potsdamer Straße meine Sicht verändert. Weiterlesen

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Oleksandra

†ist 18 Jahre alt / in Kiew in der Ukraine geboren/ vor 2 Jahren nach Berlin gezogen/ wollte mehr Sicherheit und weniger von der schwierigen Lebenssituation/ ihre Familie lebt noch in Kiew/ ihre Eltern besuchen sie einmal im Monat in Berlin/ studiert Kunstgeschichte und Geschichte im 1. Semester/ möchte ihr Zweitfach zu Medienwissenschaften wechseln/ wohnt in Pankow/ fährt Auto/ liebt es, ihren Freunden aus Kiew ihren Bezirk Wilhelmsruh zu zeigen/ mag die vielen kleinen Cafés in Berlin und Flohmärkte/ ihr gefällt die Ähnlichkeit zwischen Berlin und Kiew bezüglich der Größe, der Mobilität und den multikulturellen Menschen/ Berlin könnte für sie etwas sauberer sein/ in der Umgebung der Warschauer Straße ist es ihr zu unruhig/ macht Yoga/ hat 12 Jahre getanzt/ hat eine Zeit als Hundesitter gearbeitet/ ihr vielen Reisen führten sie durch fast ganz Europa / ihre Lieblingsreiseziele sind Skandinavien, die USA und Städte wie Amsterdam und Venedig/ will unbedingt nach Australien reisen/ 
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Zero Waste? Nichts Neues für Harb GmbH!

 Leben ohne Abfall. Das zunächst utopisch klingende Konzept, erfreut sich langsam aber stetig, wachsender Beliebtheit. Darüber freut man sich bei Harb, dem Geschäft für Delikatessen und Feinkostartikel aus dem Libanon und dem vorderen Orient, an der Potsdamer Staße. Denn hier hat das Unverpackte schon seit Jahrzehnten System.

In der Natur können wir einen immerwährenden Zyklus beobachten: Alle Ressourcen werden von den Organismen verwertet, wodurch ein produktiver, lebensschaffender Kreislauf gewährleistet wird. 

Genau diese Philosophie versuchen die Anhänger der Zero-Waste-Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Abfälle industrieller Art, insbesondere Plastik, werden vermieden. Ob Second-Hand-Kleidung, Kompost, oder natürliche Kosmetika und Reinigungsmittel, für jede Lebenslage wird eine umweltfreundliche Alternative gefunden. Die Abfallreduktion und die Vermeidung von Energieverschwendung haben höchste Priorität. Als Ziel gilt es, die bestehende Wegwerfgesellschaft zu hinterfragen und umzuwälzen. 

Was in der Umsetzung problematisch erscheint, ist einfacher als gedacht. Die Bewegung ist auf dem Vormarsch und zahlreiche Online-Blogs geben Tipps und Anregungen wie jeder seinen Lebensstil wandeln kann, um die Rohstoffverschwendung zu boykottieren. 

Was kann ich tun? 

Plastiktüten, Kaffeebecher, Obstnetze – wer kennt es nicht? In der Eile vergisst man den Jutebeutel und greift doch auf die Schnelle zur Plastiktüte. Auch der Koffeindurst wird oft unbedacht im To-Go-Becher gestillt. Reflektiert man den eigenen Tagesablauf, so lassen sich zahlreiche Beispiele für die allgegenwärtige Rohstoffverschwendung finden. 

Jeder kann dazu beitragen, dass auf die weltweite Problematik aufmerksam gemacht wird. Mit kleinen Schritten, beispielsweise bei dem Kauf von unverpackten Lebensmitteln, werden große Fortschritte gemacht. Die nun vermehrt entstehenden Unverpackt-Läden haben sich darauf spezialisiert Lebensmittel ausschließlich ohne Verpackung anzubieten. Alternativ nimmt man seine Glasbehälter oder Tupperware von Zuhause mit und lässt sich Getreidegüter, Müsli, Obst oder Gemüse abwiegen und abfüllen. 

Harb GmbH 

Was als neues Konzept momentan vermehrt Anklang findet, hat bei Harb GmbH seit jeher Tradition. Das Familienunternehmen an der Potsdamerstraße 93 ist bekannt für seine bunte Vielfalt an orientalischen Spezialitäten und der erstklassigen Kundenberatung. Als Exporthandel im Jahr 1984 von Adib Harb gegründet, stieg der gebürtige Libanese bald darauf in den Einzelhandel ein. Mittlerweile wird das Geschäft von seinem Sohn Oliver Harb und seiner Tochter Theresa Harb mit viel Herz weitergeführt. 

Betritt man das farbenfrohe Geschäft mit der hohen Decke und der hellen Räumlichkeit, ist man zunächst gefesselt von der Auswahl an verschiedensten Gütern. Ob Süßes aus dem Süden, Textilien, Wasserpfeifen oder landestypisches Porzellan – das Sortiment lässt keine Wünsche offen.

Was mir jedoch ins Auge springt, sind die prall gefüllten röhrenartigen Behälter an der Wand. Sie beinhalten eine breite Auswahl an Getreidearten, Hülsenfrüchten, Nüssen und weiteren Köstlichkeiten. Daneben steht eine große Waage, der Kunde kann so sein präferiertes Lebensmittel abwiegen und in einem mitgebrachten Behälter füllen – ganz ohne Verpackung! Was momentan als Zero Waste Konzept Popularität gewinnt, ist für das Harb GmbH-Team alt bewährte Gepflogenheit. ,,Unsere Stammkunden nutzen dieses Angebot seit es den Laden gibt und legen kontinuierlich Wert auf die Möglichkeit der Selbstabfüllung.“ erklärt mir Theresa Harb. Es hat also nichts mit einem ökologischen Trend zutun, sondern mit einer langen Tradition. 

Getreide und Hülsenfrüchte zum Abfüllen

Ein System welches wir durchaus in Anspruch nehmen sollten, wenn man bedenkt, dass ein deutscher Durchschnittsbürger im Jahr 37 Kilogramm Plastikmüll produziert. 8 Millionen Tonnen dieses Rohstoffes landen jährlich in den Weltmeeren. Mikroplastik wird also zwangsweise von Fischen gefressen und gelangt so wieder auf unsere Teller. Ein Kreislauf wider der Natur. 

Auch das umweltfreundliche Harb-Team legt Wert auf den Schutz der Ressourcen und begrüßt die verpackungsfreie Variante.  Wenn sie also das nächste mal Begierde nach den schmackhaften Leckereien von Harb GmbH verspüren, denken sie doch mal darüber nach einen Behälter einzustecken. Der bahnbrechende Aufwand lohnt sich. Für die Umwelt und für das eigene Gewissen.

Von HU-Gastbloggerin Betty

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Betty

Alles außer gewöhnlich

„Es fällt mir schwer, Entscheidungen zu treffen“, lacht Betty. Zum Glück! Denn so kann Betty offen an Neues herangehen und sich die Zeit nehmen, herauszufinden, was sie wirklich begeistert. „Ich wollte ursprünglich Archäologie studieren und habe mich im letzten Moment doch für Geschichte und europäische Ethnologie entschieden“, erzählt die Anfang-Zwanzigjährige.  Eine Wahl, die ihr im vergangenen Semester Anregung für eine mögliche berufliche Zukunft gegeben hat. Der Kurs „Filmische Erinnerungen“ mit Fokus auf Rumänien und den Holocaust hat die Studentin berührt: „Die gezeigten Filme waren krass, die Interviews gingen einem sehr nahe.“ Für Betty ist es dabei interessant, wie Menschen international und authentisch über ein Thema diskutieren. Sie könnte sich vorstellen, später selbst einmal im Bereich der Erinnerungspolitik zu arbeiten. „Meine vielleicht größte Stärke ist, dass ich sehr gut zuhören kann. Man kann mir Dinge anvertrauen“, sagt Betty. Eine Fähigkeit, die für den Beruf unerlässlich ist und die die Studentin mit den wachsamen braunen Augen ihr Gegenüber schon nach wenigen Augenblicken spüren lässt.

Doch nicht nur für ihre Karriere lässt Betty sich inspirieren. Im Seminar „Florentinische Historiographie“ wurde ihre Neugier auf die Stadt Florenz geweckt. Und Betty zögert nicht, ihrem Wissensdurst nachzugehen: „Ich möchte noch in diesen Semesterferien dorthin reisen und die Stadt entdecken. Vielleicht fahre ich sogar allein, um schnell und zielgerichtet alles zu sehen.“

Wenn sie selbst gerade nicht verreist, folgt Betty in literarischen Werken anderen Reisenden. Am liebsten liest sie Seefahrtsgeschichten. In ihrem Studienort Berlin stillt Betty ihre Lust auf Neues zudem in Museen, die moderne Kunst ausstellen oder aber mit wechselnden Sportarten. Derzeit reizt sie besonders das Bouldern, also das Klettern an Felswänden. „Dieser Sport ist fordernd“, sagt Betty. „Man muss mit dem Kopf voll dabei sein.“ Als nächsten Schritt möchte sie hinaus in die Natur und sich an natürlichen Felsen versuchen. Eines ist sicher: Wenn Betty eine Entscheidung trifft, scheut sie die damit verbundenen Herausforderungen nicht – und diese dürfen auch gern außergewöhnlich sein.

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Schöneberg erstrahlt in neuem Glanz

Steinmetzstraße

Wer Schöneberg bereits eine Weile kennt und vielleicht in letzter Zeit durch den Bezirk geschlendert ist, dem wird eine deutliche Veränderung aufgefallen sein: Schöneberg wird bunter und lebendiger. So hat nicht nur im September die Urbane Kunst ihr erstes Zuhause in Deutschland in Form des Museums „Urban Nation“ bekommen, sondern auch viele Häuserwände erstrahlen durch die neu  gewonnenen Kunstwerke in einem neuen Glanz. Weiterlesen

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Henriette

Willst du unabhängig sein? Fühlst du dich reif genug, um von den Eltern auszuziehen? Schritt für Schritt musst du jetzt dein Leben neugestalten. Es ist ein langer Weg, den Henriette schon fast hinter sich hat.

Henriette ist 21 Jahre alt, sie studiert an der Humboldt Universität zu Berlin und wohnt mit ihrer Freundin in einer 2-Zimmer Wohnung im Prenzlauer Berg.  Mit 17 hat sie beschlossen, von den Eltern auszuziehen. Ihr Ziel war, sich selbstständig zu machen. Die eigene Wohnung war ihr erster Schritt. Henriettes Hauptkriterium war die geräumige Wohnung mit zwei gleichgroßen Zimmern, die sich entweder in Mitte oder im Prenzlauer Berg befindet.

Nach 1-jähriger Wohnungssuche hat sie die passende Variante gefunden. Henriette arbeitet jetzt beim Bundestag im Bereich Besucherservice 15 Stunden pro Woche und teilt zusammen mit ihrer Freundin die Wohnungsmiete.

„Die Wohnung war super schwierig zu finden“, sagte die Studentin. In Berlin ziehen immer mehr Menschen um und alle wollen den eigenen Wohnort haben.

Henriette sucht auch eine neue Wohnung. Ihre jetzige wird in kurzer Zeit verkauft und sie fürchtet, dass der neue Eigentümer den Mietpreis erhöhen wird. Die Anforderungen sind aber jetzt höher: „Die neue Wohnung soll auf jeden Fall größer, am liebsten mit 3 Zimmern sein“. Henriette möchte unbedingt im Altbau wohnen und fänd auch einen Balkon nützlich, „um sich zu entspannen und die Sonnenstrahlen im Frühling und Sommer zu genießen“. Unter solchen Bedingungen ist sie bereit, mehr dafür zu zahlen. Trotz der berlinerischen  Wohnungsschwierigkeiten ist Henriette sich sicher, dass sie früher oder später eine ideale Wohnung für sich finden wird.

In den drei Jahren seit ihrer Wohnungssuche und dem Auszug von zu Hause ist Henriette viel selbstständiger geworden.  Jeder kann lernen, unabhängig zu sein. Man muss sich nur bemühen und nie die Flinte ins Korn werfen.

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Belsazar, Aperitif, aber anders

Belsazar, einst babylonischer Kronprinz, jetzt zu finden in der Potsdamer Straße 91, in 10785 Berlin.

Der Name Belsazar stammt, wie schon gesagt aus dem babylonischen. Etwa fünfhundert Jahre vor Christus übernahm ein gewisser Bel-šarru-uṣur bzw. Belšazar die Regierungsgeschäfte seines Vaters Nabonid, während sich dieser in Arabien aufhielt. Nachdem, laut biblischer Überlieferung, dem Kronprinz an den Wänden seines Palastes eine nicht deutbare Schrift erschien, wurde der Prophet Daniel beauftragt, diese zu interpretieren. Dieses Unterfangen jedoch endete zu Ungunsten von Belsazar. Der Prophet las in der Schrift, dass Belsazars Tage der Herrschaft von Gott gezählt sein; er sei von Gott gewogen und für zu leicht befunden worden. Kurz darauf wurde Belsazar ermordet; sein Reich wurde aufgeteilt zwischen den Persern und Medern.

Inwiefern sich aus der Geschichte des Königs Parallelen zu dem gleichnamigen Unternehmen in der Potsdamer Straße im heutigen Berlin ziehen lassen, wage ich nicht zu beurteilen. Warum der gescheiterte Despot als Namensgeber für eine Firma herhalten musste, wissen nur Sebastian Brack und Maximilian Wagner, die beiden Gründer des jungen Unternehmens. Gerne hätte ich eine Antwort auf diese doch recht interessante Frage bekommen; für ein Interview waren die beiden jedoch nicht zu haben. Weiterlesen

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Not rund um die Bahnhöfe Yorckstraße

Vor den Eingängen der Bio Company an der Yorckstraße stehen dieser Tage zeitweise Sicherheitsbeamte, die Kundentoiletten sind verschlossen. Hinter der Bio Company und an anderen Stellen des Hellweg Parkplatzes vermüllen Kot, Spritzen, Tempotaschentücher und auch Kleidungsstücke die Ecken. In den U-und S-Bahn Stationen ekeln sich Benutzer*innen vor Uringestank und machen um die schlafenden Junkies einen großen Bogen. Anwohner*innen des Kulmer Kiezes beklagen sich über eingetretene Haustüren und Spritzen in den Kinderwägen.

Yorckstraße – der Hardcore-Bahnhof

Seit Mitte April 2017 veranstaltet das Quartiersmanagement Schöneberger Norden Kiezgespräche zum Thema „Drogenhandel und Konsum im KulmerKiez“. Unter dem Titel „Der KulmerKiez wünscht sich RESPEKT“ veranstalteten Träger und Nachbar*innen im Dezember 2017 ein Winterfest auf dem Vorplatz der U-Bahn. (Bericht des QM hier).

Beschwerden der circa 20 Anwohner*innen (30 Anwesende) beim 5. Kiezgespräch im Februar 2018 über mangelndes Engagement und Einsatz in dieser für sie unerträglichen Situation begegnete der BVG-Abgeordnete mit dem Verweis es gäbe im Vergleich zur Yorckstraße wesentlich schlimmere Bahnhöfe in Berlin.

Dies wurde nicht gern gehört. Doch hingewiesen sei hier auf eine umfangreiche Anfrage des Abgeordneten Florian Graf (CDU) vom 28. November 2017 zum Thema: „Kriminalität an den Bahnhöfen Tempelhof-Schönebergs.“ Aus der Antwort (Dezember 2017) geht hervor, dass die S- und U-Bahnhöfe an der Yorckstraße im Zeitraum 2012 bis 2017 in Bezug auf die registrierten Straftaten an den insgesamt 32 S- und U-Bahnhöfe im Bezirk Tempelhof-Schöneberg an vierter Stelle standen.

  • U-Bahnhof Wittenbergplatz = 1052 Straftaten
  • U-Bahnhof Nollendorfplatz = 968 Straftaten.
  • Tempelhof insgesamt 781 Straftaten (S-Tempelhof = 267 / U-Bahnhof Tempelhof = 514)
  • Yorckstraße insgesamt 775 Straftaten (S-Bahnhof Yorckstraße = 210 / S-Bahnhof Großgörschenstraße = 33 / U-Bahnhof Yorckstraße = 532)

Im Jahr 2017 wurden am S-Bahnhof Yorckstraße = 11, am S-Bahnhof Großgörschenstraße = 1 und an der U-Bahnhof Yorckstraße = 62 Straftaten registriert. Leider kann die beim Kiezgespräch anwesende Polizei keine Aussage darüber machen, ob die Kriminalität der Dealer und Junkies innerhalb des eigenen Milieus stattfände oder ob auch Menschen außerhalb des Milieus akut gefährdet seien.

Subjektives Angstgefühl versus Zahlen

Seit mehreren Monaten ist das QUTREACH Präventionsteam Schöneberg Nord im Gebiet unterwegs. Sie unternehmen sogenannte „Spritztouren“, um sich ein eigenes Bild über die Verhältnisse zu machen. „Liebe Leute,“ schreiben Sie am 30. Januar auf ihrer Facebookseite. „Heute waren wir auf Spritztour rund um den Hellweg Baumarkt in der Yorckstraße. Fazit: 132 Spritzen in 2h eingesammelt! Vor ca. 2 Wochen haben wir im selben Spot ca. 200 Spritzen gefunden.“

Die Streetworker Natalie, Dennis und Lars haben auch einige Gespräche mit Konsument*innen geführt und beschreiben sie als „aufgeschlossen, entspannt, relaxed“, besonders wenn sie gerade eine Droge konsumieren konnten. Viele sagten, sie würden in Zukunft mehr aufpassen, die Spritzen wieder verschließen und sogar entsorgen, hätten Verständnis gezeigt. Ob sie auch danach handelten beim nächsten Mal sei damit überhaupt nicht gesagt. Gleichzeitig seien ihnen auch Konsument*innen begegnet, denen all dies völlig egal sei.

Bild: Projekt

In den Monaten ihrer Arbeit hier im Kiez schockiert es Natalie am meisten, wie würdelos die Gesellschaft mit den Junkies umginge. Es seien kranke Menschen, sie bräuchten die Drogen und der gesamte Körper entspanne nach dem Setzen einer Droge und damit auch der Darm. Doch da sie in der Bio Company oder auch an anderen Orten nicht die Toilette benutzen dürften, müssten sie sich in die Büsche verkrümeln. Das sei beschämend und verschmutze die Umgebung.

Dennis hat neben der professionellen auch die „Papa“-Perspektive. Den „kurz mal checken-Blick“ bei den Besuchen auf den lokalen Spielplätzen mit seiner 6-jährigen Tochter. Auch diese sei darin schon sehr geschult und wisse ganz genau, auf was sie zu achten habe. Ihm „vermiese das manchmal die Sicht auf die Welt.“

Lars spricht von einem wachsenden Verständnis. Früher habe er die Konsument*innen nicht abgelehnt, sich aber weiter keine Gedanken um ihre Not gemacht. Gleichzeitig sieht er mit seinen geschulten Augen viel mehr Spritzen herumliegen, die ihm zuvor nie aufgefallen seien.

Alle drei haben Verständnis für abgenervte Anwohner*innen. Anwohner*innen denen es schwer falle bei bedrohlichen, plötzlichen Begegnungen zum Beispiel im eigenen Hausflur – eigentlich einer privaten Sicherheitszone – Wut mit Empathie, Ekel mit Toleranz zu ersetzen.

Frust, Sorge und Anklage

Und so ist auch das 5. Kiezgespäch zunächst durch Anwohner*innen geprägt, die sich ihren Frust, ihre Sorgen und ihrr Wut von der Seele reden. Denn das Sicherheitsgefühl vieler Anwohner*innen ist erschüttert, besonders auch wenn ihre Kinder alleine unterwegs sind. Andere vermissten eine sofortiges Erscheinen der Polizei, als sie in für sie brenzligen Situation den Notruf wählten.

Es hilft kaum zu hören, dass das Betätigen der Notrufsäule in den Bahnhöfen die Videoüberwachung triggert und damit sofort die BVG und die Polizei die Szene auf dem Bildschirm habe. Die Notrufe würden dann nach Priorität abgearbeitet. Außerdem sei die Polizei täglich vor Ort und ermittele auch verdeckt.

Zwei Einzelfallhelfer beschäftige die S-Bahn und bezahle sie aus eigener Tasche. Löblich möchte man sagen, doch die beiden sind in ganz Berlin unterwegs. Sicherheit flößt auch nicht das Wissen ein, dass der Zuständigkeitsbereich des S-Bahn Personals direkt am Ausgang, also an letzten Treppenstufe endet. Der nächste Schritt liegt im bereits im öffentlichen Straßenland und damit im Zuständigkeitsbereich der Polizei.

Die Streifen der BVG sind 2 bis 3 Mal in der Woche für längere Zeit präsent. Und führen mindestens einmal in der Woche mit der Polizei Doppelstreifen durch. Bis Anfang Februar hätten sie aufgrund von Beschwerden 25 Platzverweise an Obdachlose und Konsument*innen ausgesprochen, 15 Menschen aus der Trinkerszene des Ortes verwiesen und 3 Anzeigen wegen Land und Hausfriedensbruch ausgestellt.

Anwesende verweisen darauf, dass Sie als zahlende Nutzer*innen einen Anspruch auf eine saubere U- und S-Bahn hätten. Der Ruf wird laut nach Prämien für Kontrolleur*innen, die schwarzfahrende Konsument*innen erwischen. Die Forderung nach mehr Kameras, nach effektiver Vertreibung der Hehler und Konsument*innen.

Die Polizei weist auf die Gesetze in unserem Rechtsstaat. Auf die Tatsache, dass der Drogenkonsum stadtweit steige. Wenn er von der Yorckstraße vertrieben würde, tauche er eben an anderer Stelle wieder auf und käme irgendwann auch wieder zurück. Die U7 sei eine wichtige Transportstrecke für die Dealer und die Polizei ermittele verdeckt. Auch die Betäubungsmittelszene sei wachsend. Der Anblick wenn sich ein*e Konsument*in eine Spritze setze sei höchst unschön. Doch sei nur der Verkauf strafbar, nicht aber der Konsum.

Empathie, Strafvereitelung und Koexistenz

Nach einer Stunde Kiezgespräch, bei dem Schuldzuweisungen, Hilflosigkeit, Wut und Frustration von Anwohner*innen überwiege, schaffen es Lars und Dennis (Natalie kann nicht dabei sein) mit einer sehr persönlichen, empathischen und auch fragenden Beschreibung ihrer Arbeit und ihrer Herangehensweise, eine Atmosphäre von leichtem Verständnis und auch Interesse zu schaffen. Zumindest für die Situation der Konsument*innen. Denn die seien ganz unten. Die Dealer seien diejenigen, die Straftaten begehen, kriminell aggressiv sind.

Änderungen seien nicht kurzfristig zu erwarten. Doch was könnte helfen, was haben sie von anderen Orten wie z.B. dem Leopoldplatz für Anregungen. Sie wollen Spielplatzbelebungen, Drogenprävention, verweisen darauf, dass die Konsument*innen Fixerstuben durchaus annehmen. Dort könnten Krankenschwestern und Sozialarbeiter*innen tätig sein und langfristig eine Beziehung aufbauen. Doch da die Szene ständig wandere könne eine Mobile Fixerstube eine praktikable Antwort sein.

Schade, dass es dann zu einem kurzen Kompetenzgerangel durch die Vertreter*in der Suchthilfekoordination des Bezirksamts kam, die bis dahin geschwiegen hatte. Sie verwies mehrmals darauf, dass Profis diese Arbeit machen müssen und die Streetworker nicht zuständig seien. Dass wichtige und finanziell umfangreiche Anträge des Bezirks fast abgabereif seien und gute Aussichten auf umfangreiche finanzielle Hilfe beständen. Doch dass das Thema so komplex sein, dass dies nicht von heute auf morgen geht. Die Schwere des Verwaltungshandelns lähmt.

Doch dann bedanken sich einige Anwesende für die Kiezgespräche und für die bisher gelungenen Schritte, für das in Kontakt sein. So fühlen sie sich der Lage nicht vollständig ausgeliefert. Es ist doch eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen notwendig! Es ist schwierig genug, zum Einen den kranken Konsument*innen zu helfen und den kriminellen Dealern das Handwerk zu legen.

An diesem Abend ließen die Streetworker Lars und Dennis für kurze Zeit die Möglichkeit erahnen und erspüren, wie eine für alle einvernehmliche Koexistenz und damit ein Gewinn für die Nachbarschaft sein könnte. Dies geschah nicht traumtänzerisch oder naiv. Denn sie kennen ihre größte Angst bei ihrer Arbeit in den Straße um die Yorckstraße: eine*n Tote*n zu finden.

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