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Glitzer, Glamour und Pailletten – Schöneberg macht sich schick

Artikel von Gastbloggerin Jana, geschrieben im Rahmen des Sommerkurses 2012 “Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen” am Career Center der Humboldt Universität

Sie sind auf eine Hochzeit von Freunden aus der Türkei oder dem arabischen Raum eingeladen und fragen sich welcher Dress-Code gilt und worauf Sie bei der Wahl Ihrer Kleidung achten sollten? Ich habe mich mit der Ladenbesitzerin des Brautmodegeschäfts „Orient House“ unterhalten und einige interessante Tipps bekommen.

 Farbe, Farbe, Farbe…

Bei westlichen Hochzeiten tragen die Gäste meist schlichtere Cocktail-Kleider und Anzüge. Nichts wäre schlimmer, als ein Kleid zu tragen, das auffälliger als das Brautkleid ist. Da die meisten Frauen in Weiß oder sogenannten „off-white“ Tönen wie Creme, Champagner, Elfenbein etc. heiraten, gibt es für die Gäste zumindest für die Farbwahl kaum Einschränkungen. Nur nicht Schwarz. Schwarz ist in der westlichen Kultur die Farbe der Trauer und ist daher bei einer Hochzeit nicht passend. Wer nicht darauf verzichten will, sollte sein Outfit mit hellen Accessoires aufpeppen.

Als ich das „Orient House“ zum ersten Mal betrete, fallen mir sofort die vielen, bunten Abendkleider ins Auge. Auffällige Farben, viel Strass und Pailletten sowie glänzende Stoffe bestimmen das Bild. Ich erfahre, dass es im arabischen Raum und auch in der Türkei üblich ist, dass die Hochzeitsgäste immer in Abendgarderobe erscheinen. Schwarze Kleider kann ich überhaupt nicht entdecken. Zunächst interessiert mich jedoch die Braut und ihre Garderobe.

Erlaubt ist, was gefällt

Ich erfahre, dass es bei Frauen die kein Kopftuch tragen prinzipiell keine Unterschiede zu westlichen Bräuten gibt. Weiß ist die Farbe der Wahl und erlaubt ist, was gefällt. In letzter Zeit wären aber immer mehr Cremetöne gefragt. Da ich im „Orient House“ keine schmalen oder schlichten Brautkleider entdecken kann, frage ich nach. Die Antwort überrascht mich, denn hier achten nicht die Gäste darauf, der Braut nicht die Show zu stehlen, sondern die Braut achtet darauf, nicht in der Masse bunter und glitzernder Abendkleider unterzugehen. Dementsprechend findet sich an den Brautkleidern im Laden viel Strass und andere Applikationen.

Bei Frauen, die Kopftuch tragen, sieht es etwas anders aus. Sie achten traditionell darauf, dass außer dem Gesicht, den Händen und den Füßen keine Haut zu sehen ist. Auch hierfür gibt es im „Orient House“ tolle Abendkleider. Sie sind etwas schlichter gehalten, was Strass und andere Applikationen betrifft, stehen aber in der Farbpracht den anderen Kleidern in nichts nach. Seit einigen Jahren sei es jedoch üblich, dass mehr Haut gezeigt wird, erklärt die Besitzerin des „Orient House“. Kopftücher verdecken nicht mehr den Hals und die Ohren, sondern werden kunstvoll am Kopf drapiert und mit Nadeln befestigt.

Die Brautkleider sind die gleichen wie bei Frauen ohne Kopftuch. Jedoch meist mit langen Ärmeln oder einer Bolero-Jacke darüber getragen, in die das Kopftuch hineingesteckt wird.

Schleier ist Pflicht

Auf meine Frage, ob es Traditionen bezüglich Accessoires der Braut gibt, bekomme ich „Der Schleier ist ein Muss“ geantwortet. Der Brauch, dass die Braut etwas altes, etwas neues, etwas geliehenes und etwas blaues trägt, wird nicht gepflegt. Auch das Strumpfband ist eher selten zu finden.

Alles in allem kann man wohl sagen, dass türkische und arabische Hochzeiten viel bunter und deutlich größer ausfallen, als das bei westlichen Hochzeiten die Regel ist. Die Brautmode ist ähnlich, jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied für die Gäste: Wer auf eine türkische oder arabische Hochzeit eingeladen wird, braucht sich keine Sorgen zu machen, dass er bzw. sie „overdressed“ sein könnte.