Schlagwort-Archiv: Arbeit

Reine KopfSache

Kopfsache - der neue LadenSeit einem guten Jahr ist KopfSache nun in dem neuen Laden in der Potsdamer Straße 114. Verkleinert von 250qm auf 120qm mit angeschlossenem Schulungsraum.

 

Welche Veränderungen hat es noch gegeben: „Ehrlich gesagt hat sich bei uns nicht soviel verändert außer der Adresse,“ sagt Mario Matalla, der das Geschäft weiterhin mit seinem Partner Oliver Strehle betreibt. „Die typische KopfSache-Potse-Atmosphäre mit den schweren Kronleuchtern ist nach wie vor da. Wir sind sehr froh, dass wir in der Potse bleiben konnten. Die Stammkunden sind alle mitgekommen und der Seitenwechsel hat viele neue Kunden hinzugewonnen.“

Übrigens kann man sich jetzt auf www.waitingsystem.com online von zu Hause aus auf die Warteliste setzen lassen. Wer die Zeitersparnis braucht, sollte diese Möglichkeit nutzen. Wer die Wartezeit aufgrund der entstehende Kiezgespräche schätzt, kann wie vorher einfach in den Laden gehen.

KopfSache - Strahlend

Im April 2013 beschrieb HU-Gastbloggerin  Laura KopfSache so: 

Die Potsdamer Straße ist geprägt von Vielfalt. Die Fassaden der Häuser sind ebenso divers, wie die Menschen, die an ihnen vorbeieilen. Doch eines scheint man hier immer wieder zu finden: Friseursalons. Allein in diesem Teil der Potse, zwischen Pohl- und Kurfürstenstraße, lassen sich drei solcher Geschäfte in nächster Nachbarschaft entdecken. Der Salon KopfSache von Oliver Strehl und Mario Matalla ist einer davon. „Wir wollen unsere Kunden mit Qualität, Freundlichkeit und fairen Preisen begeistern“ erklärt Strehl im Werbefilm auf der Internetpräsenz.

Quelle: www.facebook.com/friseur.kopfsache.tiergarten

Quelle: www.facebook.com/friseur.kopfsache.tiergarten

Im Jahr 2004 fing alles an. Mittlerweile beschäftigen die beiden Geschäftspartner rund 70 Mitarbeiter und bieten ihren Kunden in sieben Geschäften der Hauptstadt einen Anlaufpunkt für moderne Haarschnitte und Colorationen. Seit 2006 war KopfSache auch in der Potsdamer Straße 103 vertreten. Erstaunlich viel Platz gibt es hier. Auf einer Fläche von 250m2 stehen 15 Friseurstühle für die Kunden bereit, mit mehreren Föhnstationen zum selbstständigen Stylen der neuen Haarpracht. Und KopfSache denkt mit: eine Kinderecke bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für die kleinen Gäste. Weiterlesen

Eine engagierte Apothekerin in einem schillernden Kiez: Ulrike Schinagl und ihre Bülow-Apotheke

Von HU-Gastblogger  Christian

Auf halbem Wege zwischen grünem Hinterhof mit herrschaftlichem Altbau einstiger Besetzer und marodem Plattenbau mit 1-Euro-Shop im Erdgeschoss, zwischen Internationale-Lebensmittel- und Erotik-Shop, Deutscher Bank und Woolworth liegt – direkt an der Potsdamer Straße – die Bülow-Apotheke. Wie mag der Arbeitsalltag einer Apothekerin in einem solch vielfältigen Stadtviertel aussehen?

Eine Apotheke mit Kunststoff-Röhrendecke
Als ich die Bülow-Apotheke betrete, berät deren Inhaberin, Ulrike Schinagl, mit der ich zum Gespräch verabredet bin, gerade eine Kundin über Feuchtigkeitscremes für trockene Haut. Derweil sehe ich mich in der Apotheke um, was Frau Schinagl wohl nicht entgangen ist, denn kaum hat sie sich mir zugewandt, bemerkt sie mit einem kurzen Blick zur Decke: „Zum Glück schaut da kaum ein Kunde hinauf.“ Die Decke ist ein Meer von in den Raum hineinragenden Kunststoff-Röhrchen, ein typisches 70er-Jahre Design, in dem ich mich ziemlich wohlfühle. „Ja, die jungen Leute mögen das. Ich weniger“, kommentiert Frau Schinagl meine Begeisterung. Zugegeben, ich habe die 70er auch nicht erlebt. Jene Decke hat Frau Schinagl zusammen mit der dazugehörigen Bülow-Apotheke im Jahr 2009 gekauft, wohl auch, da zu dieser Apotheke ein treuer Kundenkreis gehört, den die Vorbesitzer seit den 50er-Jahren, damals noch in einem Gebäude zwei Häuser weiter, aufgebaut haben. Weiterlesen

Achilles Orthopädie Schuhtechnik – „die letzte Bastion“

Artikel von Gastbloggerin Anne geschrieben im Rahmen des Sommerkurses 2012 „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ am Career Center der Humboldt Universität

Vom Adidas-Sneaker-Nachbau bis zum Diabetikerschuh stellt die Achilles Orthopädie Schuhtechnik in der Kluckstraße eigentlich fast alles her, solange es vom Patienten benötigt oder gewünscht wird. Es wird nur auf Bestellung und nur auf Maß angefertigt. Dabei hat das Geschäft den Spagat zwischen traditioneller Handwerkskunst und modernster 3D-Technik zu meistern.

Die Anfänge des Ladens führen weit zurück bis in die Nachkriegszeit. Zunächst befand sich das Geschäft in der Augsburger Straße. Nach einem kriegsbedingten Umzug ist es seit den 50er Jahren in einem denkmalgeschützten Haus, das im Jahr 1872 erbaut wurde, in der Kluckstraße ansässig. Diese Lage wurde allerdings später problematisch für den Laden. Als Durchgangsstraße bot die Kluckstraße zunächst reichlich Laufkundschaft, aber um die Prostitution zu unterbinden, wurde eine künstliche Sackgasse zwischen Pohlstraße und Kluckstraße errichtet.

Arbeitsüberlastung trotz inzwischen etwas unvorteilhaft gewordener Lage in der Kluckstraße

Für Volkmar Dornick, der erst im Frühjahr 2011 die Geschäftsführung übernahm, ist sein Laden daher „die letzte Bastion in einer toten Straße“. Durch die Lage hat der Laden eine Sonderstellung in der Gegend inne und damit auch keinerlei Konkurrenz zu befürchten. Allerdings kann er schon lange nicht mehr mit Laufkundschaft im eigentlichen Sinne rechnen. „Wir versuchen uns daher mit Qualität zu etablieren. Damit gehört man schon zu der aussterbenden Gattung – und wir werden oft belächelt.“ Auf der anderen Seite kommt es durchaus auch vor, dass eine Kundin oder ein Kunde extra aus Hamburg anreist, um ihre oder seine Wunsch-Schuhe bei Achilles anfertigen zu lassen.

Werkstatt

Als Volkmar Dornick das Geschäft übernahm, war die Kunstszene der Gegend oder die dadurch stattfindende Aufwertung des Kiezes nicht von großer Bedeutung für ihn. Er schätzt den Kiez zwar als sehr bunt, aber lange noch nicht so alternativ wie man denken mag, ein. Vielmehr war die Arbeit des Vorbesitzers ausschlaggebend für ihn. Im Gespräch mit ihm habe ich den Gedanken, dass er seine Arbeit wirklich lieben muss, denn er erzählt mir von seiner 70 bis 80h-Woche. Trotz vier weiteren Mitarbeitern und zwei Halbtagskräften ist er ziemlich überlastet und Bürokratie sowie Organisatorisches nehmen viel Zeit ein. Er zeigt auf seine zwei Smartphones, ohne die sein Arbeitsalltag auch in dieser Branche kaum noch zu bewältigen wäre.

Skurrile und außergewöhnliche Schuhe wie nirgends sonst

Der Vorbesitzer Klaus Achilles war insbesondere für seine bunten, skurrilen Kreationen bekannt. „Das Skurrile war sein Markenzeichen“, erklärt Volkmar Dornick. Und so kam es nicht selten vor, dass Klaus Achilles eine Anfertigung mehrmals erledigen musste, denn nicht jeder bzw. jede war offen für seine eigenwilligen Kreationen. Mehr als 24 Jahre war Klaus Achilles der Geschäftsführer des Ladens und lebte zeitweise sogar in einer Wohnung hinter den Werkstatträumen. Auch heute noch zeugt die immense Auswahl an Leder in den unterschiedlichsten Farben und extravagantesten Mustern im Keller des Geschäfts von seiner Kunstfertigkeit.

Mehr als „nur“ Schuhe

Die Patienten kommen mit einem manchmal mehr, manchmal weniger schwerwiegenden Problem zu Volkmar Dornick. Oder er kommt eben zu ihnen, denn Hausbesuche stehen für ihn im Arbeitsalltag ebenso an der Tagesordnung. „Bei Hausbesuchen dringt man auch in die Privatsphäre der Personen ein und man lernt sehr viel von ihnen kennen. Teilweise ist es richtig finster.“ Die Beratung seiner Patienten steht für Dornick an oberster Stelle. Er erklärt, dass seine Arbeit bei vielen Patienten über das bloße Anfertigen von Schuhwerk hinausgeht und man häufig fast schon eine psychologische Betreuung leisten muss.

Von außen ist das Besondere an diesem Laden vielleicht nicht sofort auf den ersten Blick zu sehen. Mir wird bei meinem Besuch jedoch schnell klar, wie viel Akribie und Kreativität eigentlich in der Arbeit steckt, die in diesem Laden Tag für Tag ausgeführt wird. Der Laden in der Kluckstraße trägt viel an alter Tradition, aber auch an Individualität in sich. Es bleibt der Achilles Orthopädie Schuhtechnik zu wünschen, dass der Laden sich viele weitere Jahre als letzte Bastion in dieser Gegend halten kann – oder vielleicht gar nicht mehr die letzte Bastion sein muss.

Handwerksladen Klaus Geschke

Klaus Geschke hinter der Kasse

Artikel von Gastbloggerin Jana, geschrieben im Rahmen des Sommerkurses 2012 „Online-Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ am Career Center der Humboldt Universität

Dieser Laden hat Geschichte, denke ich erstaunt, als ich den Laden von Herrn Geschke betrete und den Blick durch die Räume schweifen lasse. Neben dem Stuck an der Decke entdecke ich auch originale Tapeten, deren Muster so alt scheinen, dass sie schon wieder modern sein könnten.

Besonders begeistert mich der Kassen- bzw. Eingangsbereich in dem nicht nur eine altertümlich anmutende Kasse steht. Hier befindet sich auch eine 30 Jahre alte Waage, wie ich sie bisher nur aus dem Tante-Emma-Laden in meiner Kindheit kannte und die für Messungen über ein Kilogramm mit Gegengewichten bestückt werden muss.

Farben selbstgemacht – wie vor 50 Jahren

Das Highlight des Handwerksladens befindet sich gegenüber der Waage: Ein Regal mit so kraftvoll leuchtenden Farbpulvern, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen habe. Ich erfahre, dass es sich dabei um Farbpigmente handelt, mit denen sich die Kunden ihre Farben vor Ort selbst zusammenstellen können. Völlig begeistert und ein bisschen neidisch, weil ich gerade keinen Grund habe meine Wohnung zu streichen, frage ich Herrn Geschke, ob es diese Möglichkeit schon immer gab.

Die Tradition wird aufrechterhalten

Mit einem Nicken bestätigt der Ladenbesitzer meine Vermutung und erklärt mir, dass er die Tradition  aufrechterhalten möchte und der Laden deshalb weitestgehend unverändert geblieben ist. Auf meine Frage, was sich denn überhaupt verändert hätte, antwortet er mir, dass die Nachfrage nach Teppichen, zugunsten von Parkett, zurückgegangen ist und er nun hauptsächlich Holzzuschnitte und Farben verkauft. Die Fragen und Probleme der Kunden seien aber immer noch die gleichen. Meistens würde er schief gesägte Platten und Leisten korrigieren und seine Kunden beraten, wenn ihnen nach dem Streichen die Deckenfarbe entgegenkommt. 

Alles in allem ist der Handwerksladen Klaus Geschke zwar keine Konkurrenz zum Sortiment der großen Baumärkte. Wer aber Wert auf persönliche Beratung legt oder einfach gern in besonderen Läden einkauft, für den lohnt sich ein Besuch der Großgörschenstraße 8. Hier bekommt man noch individuellen Service und erlebt eine seltene Idylle, die entsteht, wenn der Ladenbesitzer eben nicht von der Gier nach schnellem Geld angetrieben ist und sogar der Hausverwalter Kuchen vorbei bringt.

Yorck52: Café und Coworking Space in Grün

Von HU Gastblogger Ines Sieland

Die Yorckstraße scheint menschenleer, nur Autos rauschen in Massen an mir vorbei.  Ich bin auf dem Weg zum Yorck52, einem biologisch veganen  Café und Coworking Space, welches im Juni 2010 eröffnet wurde.

Es liegt nur circa fünf Minuten vom S/U-Bahnhof Yorckstraße entfernt. Von außen wirkt es klein und unscheinbar; gegenüber ist eine Baustelle. Dort wird ein Baumarkt mit einem Fußballplatz auf dem Dach und dahinter ein großer Park entstehen.

Yorck52

Ich trete ein. Mein Blick fällt auf eine gemütliche Couchecke und auf eine Vitrine mit leckeren belegten Brötchen, Kuchen und vielen gesund aussehenden Säften. Einige Gäste sitzen hier im Cafébereich vor ihren Laptops, andere unterhalten sich leise. Weiterlesen

Tausche Perlen gegen Pony

Von HU-Gastbloggerin Jennifer Wilken , die auch für die neue Ausgabe von mitte(d)ran, der Kiezzeitung in Tiergarten-Süd schreibt, die im November erscheint.

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Solidarität - ( © Flickr/Jeff Bauche )

120 x 62mm Papier aus stärkefreier Baumwolle, oder auch 37,5 Gramm in jeweils 2,33mm dicken Nickel-Messing Scheiben, das sollen erwachsene EmpfängerInnen von Regelleistungen zur Grundsicherung (umgangsspr. Hartz IV) bald mehr in der Tasche haben. 5 Euro genau. Davon könnte man beim Netto in Höhe Lützowufer nach aktueller Preislage einen Brokkoli pro Woche mehr kaufen, jede zweite Woche eine Kiwi. Selbst ohne Transferleistungen wird es für viele Menschen immer schwerer ihren Lebensstandard zu bestreiten. 14% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, wie eine Studie des DIW 2010 ergab. Über 40% sind Alleinerziehende mit Kleinkindern, fast immer Frauen.

Ein Pony wird jedenfalls von 5 Euro nicht satt, und einen vernünftigen Haarschnitt gibt‘s dafür erst recht nicht. Mit einem Euro mehr könnte (Mit nur einem Euro mehr hingegen, kann sich Frau snicht nur frisieren lassen, sondern auch die Wohnung renovieren, Gitarre spielen, oder Französisch lernen – das ganze Jahr über. 6 Euro beträgt nämlich der Jahresbeitrag des Lesben- und Frauen-Tauschrings „Ladies Tauschtraum“ im Schöneberger Frauentreff BEGINE. Zumindest, wenn das Einkommen monatlich unter 750 Euro liegt. Wer mehr verdient, zahlt 12 Euro pro Jahr. Immer noch ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, wie vielfältig das Tauschangebot ist. Das Konzept ist nicht neu, aber aktueller denn je.

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Helping Hands (© Flickr/katerha )

Ladies Tauschtraum: „Jede Arbeit ist gleich viel wert“

„Zur Zeit sind wir ein Netzwerk aus ca. 50 Frauen. In letzter Zeit haben wir bei fast jedem Treffen mindestens einen Neuzugang“, erklärt Mahoney, die den Tauschring vor ca. 15 Jahren mit 3 anderen Frauen gründete. Die Idee dahinter war ein gemeinschaftliches Wirtschaften ohne Geld, bei dem keine Arbeit weniger wert ist als die andere.

Jede geleistete Stunde wird mit einer „Perle“ verrechnet, die man auf einem Konto gutgeschrieben bekommt und gegen eine andere Leistung aus dem Katalog online tauschen kann. Faires, bedarfsorientiertes Handeln, ganz ohne Geld.

„Die Frauen handeln die Details untereinander aus. Die Idee beim Tauschring ist ja auch, dass man miteinander kommuniziert, ein Netzwerk bildet.“ Arbeit soll nicht länger anonym und ohne menschlichen Bezug stattfinden, sondern wieder Spaß machen. Dabei gehe es auch immer um ein Stück Lebensqualität und Mitgestaltung, ganz unabhängig davon, wie viel Geld einem zur Verfügung steht. Deswegen wird jede neue Teilnehmerin darum gebeten nur Dinge anzubieten, die sie gerne macht.

„Ich bin zum Beispiel mal umgezogen. Ich musste nur den Transporter bezahlen. Eine andere Frau hat den Wagen geholt, wir haben die Kisten in einer Reihe die Treppe weitergereicht, zum Schluss wurde das Futon aufgerollt und zu zweit unter den Arm geklemmt, schon war alles oben. Am Ende haben wir dann alle gemütlich Pizza gegessen. Das war richtig schön so in einer neuen Wohnung anzukommen!“ erzählt Mahoney. Die Künstlerin bietet auch schon mal an zur Axt zu greifen, wenn es an‘s Brennholz machen geht. „Das kann sehr befreiend wirken.“

Die Tauschladies kommen längst schon nicht mehr ausschließlich aus dem Berliner Raum. Eine Frau bietet nach ihrem Umzug nach Frankreich nun zum Beispiel Übernachtungen an.

Und das Konzept funktioniert tatsächlich reibungslos?

„Einmal gab es einen Beschwerdebrief vom Steuerberaterverband: Steuererklärung gegen selbst gemachte Marmelade tauschen, das geht so nicht!“ erzählt Mahoney belustigt. Natürlich gebe es auch immer mal Frauen, die bestimmte Sachen besser können, aber letztendlich seien alle zufrieden. Über die Tauschregeln wird schließlich gemeinschaftlich abgestimmt.

Lesben- und Frauen-Tauschring: Ökonomische Nische oder ernsthafte Alternative?

Perlen statt Geld. Tausch und Hilfe statt unreflektiertem Konsum. Vielleicht nur eine Nische im Turbo-Kapitalismus. Auf jeden Fall eine, die immer mehr an Attraktivität gewinnt:

Tauschplattformen wie Kleiderkreisel werben in ihren Bannern mit dem „stilvollen Kampf gegen Verschwendung“. In Kreuzberg eröffnete in diesem Jahr ein neuer Umsonstladen, Nachbarschaftsgärten finden wieder vermehrt Zulauf, und das alternative Gesellschafts-Magazin „Oya“ widmet eine ganze Ausgabe (03. 2010) dem Schenken und solidarischen Wirtschaften.

Für die Zukunft ist bei den Tauschrausch Ladies ein Basar angedacht, ähnlich der Kleidertausch-Party, der jetzt schon regelmäßig in der BEGINE stattfindet. Einen Verleih von Fahrrädern, Werkzeugen und Büchern gibt es im Tauschring ohnehin schon.

Zusätzlich sollen wieder Grillfeste und Partys stattfinden, damit sich die Beteiligten gegenseitig kennen lernen.

Interessierte dürfen sich jedenfalls eingeladen fühlen, jeden 1. Mittwoch und 3. Freitag im Monat von 18-20:00h in der BEGINE mehr über den Tauschring zu erfahren. Dann werden auch Anmeldungen entgegen genommen.

BEGINE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V.
Potsdamer Str. 139
10783 Berlin-Schöneberg
Tel. 030/215 14 14
Infos und Programm Klick

30 Jahre Hydra: Hurenkino Filmfestival

Von Gastbloggerin Jennifer Wilken

Hurenkino.jpg

Vorsicht, bissig! Der hochhackige Schlangenschuh steht für das selbstbewusste Auftreten von Hydra e.V. und ist bereits einen langen Weg gegangen: 1980 gegründet, feiert die autonome Hurenorganisation in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag mit einem eigenen Filmfestival. Vom 24.-25. September findet im Kino Eiszeit die Veranstaltung Hurenkino statt.

30 Jahre Hydra
Die Geschichte von Hydra war schon immer fest mit der Potsdamer Straße verknüpft. In den Anfangsjahren des in Deutschland bis dato einmaligen Beratungsangebots bezog der Verein seine Räume in einem besetzten Hau an der Potsdamer Straße 139. Während der 80er Jahre gehörte vor allem die Aids-Aufklärung am Straßenstrich Potsdamer-/Ecke Kurfürstenstraße zum Aufgabengebiet der engagierten Frauen. Und auch beim Protest gegen das geplante Laufhaus im ehemaligen Wegert-Haus gehörte Hydra e.V. zu den Parteien, die sich von Seiten der SexarbeiterInnen gegen das Bauvorhaben einsetzte. Beratung und Aufklärungsarbeit findet heute neben dem Büro an der Köpenicker Straße 187/188 in Kreuzberg zusätzlich auf der Straße statt.
Nach gekürzten Geldern im sozialen Bereich ist Hydra trotz allem nicht unterzukriegen, und das ist auch gut so! Denn die Lobby der Sexarbeiterinnen ist gering. Prostitution ist noch immer ein Tabuthema, auch wenn sie, wie beispielsweise an der Potsdamer Straße, schon immer das Straßenbild geprägt hat.

Zur Feier des 30. Geburtstags gab es bereits Anfang September eine Stadtrundfahrt zu markanten Punkten der Berliner Rotlichtszene und den einschlägigen politischen Entwicklungen. Vom 24. bis 25. September lädt Hydra e.V. nun zum Hurenkino Festival in das Kino Eiszeit ein.


Hurenkino: Internationales Sexworker -Filmfestival
Auf dem Programm stehen, na klar, Filme, die das horizontale Gewerbe kritisch und von Seiten der Sexworker betrachten. Neben Dokumentationen zur Situation in Chicago/“Turning a corner“, Rhode Island/Happy Endings“ und Kalkutta/“Tales of the night fairies“ werden am Samstag Kurzfilme von internationalen Sexworker-AktivistInnen gezeigt. Ergänzend zum Programm darf man sich auf spannende und interessante Diskussionsrunden und ExpertInnen-Gespräche mit den Hydra-Mitarbeiterinnen und den FilmemcherInnen freuen.

Freitag, 24. September
17:00h
Tales of the Night Fairies
Indien 74 min/ 2002 (Dokumentation)

19:00h
Turning a Corner
USA 2006 (Dokumentation)

Turning A Corner from Beyondmedia Education on Vimeo.

Samstag, 25. September 2010
17:00h
Happy Endings
USA 2009 (Dokumentation)

19:00h
Internationale SexWork Aktivismus Kurzfilme

im Kino Eiszeit, Zeughofstraße 20, Kreuzberg.

Studis bloggen die Potsdamer Straße

Ich möchte Ihnen StudentInnen des Kurses „Online Journalismus – Recherchieren und Bloggen“ des Career Center der Humboldt Universität vorstellen und diese ganz herzlich auf dem potseblog begrüßen.

Heute geht’s los und in den kommenden fünf Wochen arbeite ich mit den TeilnehmerInnen des Kurses als Fachfrau für journalistische, historische und familiäre Recherchen gebe.

In der ersten Woche sie werden sich gegenseitig interviewen und hier vorstellen. In der kommenden Woche sind wir an zwei Tagen vor Ort an der Potsdamer Straße. Wir haben unsere „Schreibtische“ im Freien Museum in der Potsdamer Straße 91 und werden von dort aus die Straße erkunden und Themen ausfindig machen. Dann werden Sie über die ersten Eindrücke der Studierenden an der Potsdamer Straße etwas erfahren.

In den darauf folgenden Wochen werden die Studierenden über Themen an der Potsdamer Straße recherchieren, Leute interviewen, sich Informationen beschaffen, um dann zu einem von ihnen gewählten Thema einen Artikel zu veröffentlichen.

Ich denke, wir können alle darauf gespannt sein, welchen Blick die StudentInnen auf die Potsdamer Straße werfen, welche Themen sie sich wählen, welche Orte und Menschen sie aufsuchen und wie sie darüber berichten. Ich lade Sie ein, dies unter der Kategorie „Gastblogger“ mit zu verfolgen.

Stillstand im Laufhaus

SDC11378.JPG Am 19. Mai 2010 entschied die 9. Kammer des Verwaltungsgerichtes Berlin, dass die Betreibung eines „Laufhauses“ an der Kurfürstenstraße/Ecke Potsdamer Straße in Berlin-Schöneberg gegen das Gebot der Rücksichtnahme verstöße und daher unzulässig sei. Die Baugehmigung wurde versagt.

Der Betreiber entschied in Berufung zu gehen. Das Verfahren ist damit beim Oberlandesgericht Berlin. Doch bevor es eröffnet wird, muss das Gericht entscheiden, ob die Berufung zugelassen wird. Hierbei werden bereits alle Fakten sorgfältig geprüft, da eine Nicht-Zulassung des Gerichtsverfahrens das Verfahren beendet.

Die Prüfung kann – laut Aussage der Pressestelle des OVG – noch mehrere Wochen, ja vielleicht bis Jahresende dauern.  SDC10577.JPG

Veganisch arbeiten

Manchmal geht’s am Schreibtisch einfach nicht mehr. Er ist zu voll, er ist zu leer. Man selber ist zu voll, oder zu leer. Und die Serotonin-Schublade ist auch leer.

Manchmal ist es einfach gut, sich nur ein Buch zu schnappen, sich dann irgendwohin zu begeben, wo man dann eben nicht noch die email, sms oder twitter-Dienste bedienen kann. Wenn’s dann noch lecker Milchkaffee gibt sind das Stunden der paradiesischen Effektivität.

Oder den Laptop schnappen, die Umgebung ändern, auf einmal sieht der Screen ganz anders aus.

Coworking ist das Zauberwort – und das gibt’s jetzt im Yorck52 – na ja, jetzt die Adresse anzugeben wäre oll. Doch auf der Webseite steht wie’s funktioniert.

Ein paar verführerische Leckerbissen hier vorne weg gestreut: inspirierende Arbeitsumgebungen, Ausleben der Kreativität, Coworking-Brunch zum Wochenanfang, Ermöglichen von Spaces.

und dann natürlich ganz wichtig: das leibliche Wohl: 100% vegan in diesem zertifizierten Bio-Betrieb.

Korrekte Veranstaltungen gibt’s dann auch noch. Zur Wasserdebatte.  Und Spontanes: RawFood Potluck

Kurz gesagt: ein neuer cooler Ort im Kulmer Kiez – in einer Ecke also, die ganz langsam immer mehr zum Blühen kommt.

Bis denne und dorten.