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Veranstaltungsreihe „Frauenmärz“

02-17_frauenmaerz-LOGOVon HU-Gastbloggerin Laura

Seit 1986 findet der „Frauenmärz“ in Berlin-Tempelhof-Schöneberg statt. Was als kleines Projekt begann, wurde über die Jahre hinweg zu einer festen Institution rund um die Thematik „Frauenemanzipation“ und feiert dieses Jahr nun sogar schon den 30. Geburtstag. Das Motto wechselt jährlich und auch das Programm wird immer wieder neu gestaltet – Lesungen, Rundgänge, Diskussionen, Workshops, Musik für jeden Geschmack ist etwas dabei. Überwiegend ist die Teilnahme kostenlos und ohne Anmeldung möglich, vereinzelt gibt es Ausnahmen. Bestimmte Veranstaltungen sind speziell nur für Frauen („Ladies only!“) gedacht, doch Männer werden nicht gänzlich ausgeschlossen. Ermöglicht wird all das durch den Zusammenschluss von unterschiedlichen Verbänden, Einrichtungen, Musikschulen, Volkshochschulen und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Besonders der Organisation von Ute Knarr-Herriger, Leiterin der Dezentralen Kulturarbeit in Tempelhof-Schöneberg, ist es zu verdanken, dass der „Frauenmärz“ jedes Jahr ein Garant für ein vielfältiges und hochwertiges Programm ist. Weiterlesen

BEGiNE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V.

Geschrieben von HU-Gastblogger Florian

Seit 1986 sorgt die BEGiNE in ihren Räumlichkeiten für ein dichtes Veranstaltungsprogramm für Frauen. Ob Zerstreuung, Workshop oder Diskussion. Der Verein ist aus Berlins Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken und für viele Frauen unverzichtbar.

Fassade-BEGiNEGeschichte des Hauses
Es begann im Berlin der 80er Jahre, als die Stadt noch eine kapitalistische Enklave war, von der Welt vergessen und noch nicht so wirklich sexy. Zu viel Platz, aber zu wenig Lebensraum und Freiheit. Vor allem für Frauen. 1981, in einer Zeit von Hausbesetzungswellen, besetzten feministische Aktivistinnen einen entmieteten und maroden Altbau in der Potsdamer Straße 139. Sie hatten Glück und konnten sich mit dem Senat schnell auf Verträge einigen und initiierten autonome Wohnprojekte, ein Frauenkulturzentrum, Schutzräume für Frauen und das deutschlandweit erste Hilfsprojekt für Prostituierte, „Hydra“. In der feministischen Szene waren sie Heldinnen, in der Hausbesetzerszene wurden sie wegen ihres Arrangements mit dem Senat als Verräterinnen diffamiert. Heute beherbergt der U-förmige Altbau ein  Wohnprojekt jeweils für Mädchen und Frauen, ein Frauen-Reisebüro und die BEGiNE, bestehend aus Frauen-Kulturzentrum und Frauenkneipe. Alles in allem ist die 139 das Epizentrum der Frauenbewegung im Kiez. Die heldenhaften Verräterinnen von früher sind heute nicht mehr da. Sie zerstreuten sich peu a peu in alle Winde. Doch ihre Ambitionen haben hier Wurzeln geschlagen.

Autonomie und ein bisschen Eierkuchen
Barbara und Kathi empfangen mich in der rustikal eingerichteten Frauenkneipe. Gemütlich, mit Eckkneipen-Charme plus kleiner Bühne. Barbara arbeitet seit 22 Jahren in der Begine, Kathi seit 8 Jahren. Sie wirken wie ein eingespieltes Team. Natürlich gibt es zwischen ihnen und zwischen allen Frauen, die sich in der BEGiNE engagieren, gewisse unterschiedliche theoretische Verortungen. Doch zu Grabenkämpfen kommt es deshalb nicht. „In der gemeinsamen Betätigung werden die unterschiedlichen Verständnisse der Frauen überwunden“, erzählt Barbara. Das miteinander wird demokratisch und antiautoritär gestaltet. Sowohl gemeinsame Entscheidungen als auch Eigenverantwortlichkeit bei Projekten . „Hierarchien sind zwar immer da, aber sie werden verringert. Es ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen. Aber es ist anders!“

Kleine Revolutionen für Jederfrau
Kabarett, Lesungen, Diskussionsveranstaltungen, etliche Stammtische, Rechtsberatungen, Künstlerinnenberatungen, Tauschbörsen, Kartenspiele, handwerkliche Kurse, kreative Workshops und Strickkurse. An der großen feministischen Revolution wird hier nicht gehäkelt, doch für viele Frauen einen persönlichen Umsturz. Negative Alltagserfahrungen, Unsicherheiten und Leid können hier abgestreift werden. .„ Die Frauen haben hier ganz neue Möglichkeiten sich auszuprobieren und zu entfalten.“ Barbara hat schon viele Frauen in der geselligen Atmosphäre aufblühen sehen. Ob als Künstlerin, Projekteplanerin oder Konsumentin der Angebote.
Offen für absolut Jederfrau. Das klappt recht gut. In der BEGiNE wird fleißig über Klassengrenzen gehüpft. Die Harzt IV-Empfängerinnen spielen Skat mit den Wohlsituierten. Das hat etwas. Bei den Altersgrenzen wird nicht so viel herumgesprungen. „Junge Frauen sehen die Begine nicht als IHREN Ort. Andere Generationen haben oft andere Bedürfnisse.“, erzählen die Beiden. Der Feminismus entwickelt sich sehr schnell und differenziert sich stark aus.

BEGiNE


Frauen und Bewusstseinsschränkchen

Die Begine hat sich mittlerweile etabliert und ist eine Marke. Auch international. „In der Begine als Künstlerin aufgetreten zu sein ist nicht nichts.“ Anfragen aus England, Neuseeland oder Australien sind keine Seltenheit. Die Begine ist nicht nur ein Rückzugsort sondern Fabrik von Kreativität. Geschlechterrollen sind immer noch wirkmächtig und es macht einen Unterschied ob frau sich ausschließlich unter Frauen bewegt oder nicht. „Das fällt dann erst auf wenn man dabei ist. Da ist diese Energie.“ Barbara rudert dabei begeistert mit den Armen in der Luft, als ob sie in der Energie schwämme.“ „Da macht sich dann für alle Beteiligten ein Bewusstseinsschränkchen auf!“ Die Begine ist einer der wenigen Orte in Berlin, der ausschließlich für Frauen ist. Hartnäckige Nicht-Frauen, namentlich Männer, versuchen dennoch hin und wieder ihr Glück. Es kommt zu Diskussionen, auch das Wort „Diskriminierung“ fällt. Kathi hält das für Schwachsinn: „Die Begine ist keine Kneipe gegen Männer, sondern eine Kneipe für Frauen konzipiert. Frauen haben im Allgemeinen nicht die gleichen Möglichkeiten sich im öffentlichen Räumen zu repräsentieren.“. Bei Workshops die nicht in der Kneipe stattfinden sind auch Männer gern gesehen. Transsexuelle sind auch jederzeit willkommen. Für meine Wenigkeit war es auch kein Problem. Pissoirs gibt es trotzdem nicht. Und braucht es auch keine.

Zukunft der BEGiNE
Die engagierten Begine-Frauen haben durch ihre Arbeit viel erreicht und sind eine wichtige Institution im Kiez geworden. Bei der Verabschiedung deutet Barbara Hoyer aber noch einmal Befürchtungen an. Ein ungutes Bauchgefühl, ein halbleeres Glas, ein „man-weiß-ja-nie“ das im Kopf herum spukt.  Die finanzielle Unterstützung durch den Senat steht immer wieder auf wackligen Beinen. „In der Öffentlichkeit werden feministische Anliegen oft als überholt angesehen. Viele Leute glauben, dass die Forderungen nach Gleichstellung bereits erfüllt seien.“ Die BEGiNE muss auch in Zukunft in der Öffentlichkeit um ihre Existenzberechtigung kämpfen.

 

 

Tausche Perlen gegen Pony

Von HU-Gastbloggerin Jennifer Wilken , die auch für die neue Ausgabe von mitte(d)ran, der Kiezzeitung in Tiergarten-Süd schreibt, die im November erscheint.

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Solidarität - ( © Flickr/Jeff Bauche )

120 x 62mm Papier aus stärkefreier Baumwolle, oder auch 37,5 Gramm in jeweils 2,33mm dicken Nickel-Messing Scheiben, das sollen erwachsene EmpfängerInnen von Regelleistungen zur Grundsicherung (umgangsspr. Hartz IV) bald mehr in der Tasche haben. 5 Euro genau. Davon könnte man beim Netto in Höhe Lützowufer nach aktueller Preislage einen Brokkoli pro Woche mehr kaufen, jede zweite Woche eine Kiwi. Selbst ohne Transferleistungen wird es für viele Menschen immer schwerer ihren Lebensstandard zu bestreiten. 14% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, wie eine Studie des DIW 2010 ergab. Über 40% sind Alleinerziehende mit Kleinkindern, fast immer Frauen.

Ein Pony wird jedenfalls von 5 Euro nicht satt, und einen vernünftigen Haarschnitt gibt‘s dafür erst recht nicht. Mit einem Euro mehr könnte (Mit nur einem Euro mehr hingegen, kann sich Frau snicht nur frisieren lassen, sondern auch die Wohnung renovieren, Gitarre spielen, oder Französisch lernen – das ganze Jahr über. 6 Euro beträgt nämlich der Jahresbeitrag des Lesben- und Frauen-Tauschrings „Ladies Tauschtraum“ im Schöneberger Frauentreff BEGINE. Zumindest, wenn das Einkommen monatlich unter 750 Euro liegt. Wer mehr verdient, zahlt 12 Euro pro Jahr. Immer noch ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, wie vielfältig das Tauschangebot ist. Das Konzept ist nicht neu, aber aktueller denn je.

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Helping Hands (© Flickr/katerha )

Ladies Tauschtraum: „Jede Arbeit ist gleich viel wert“

„Zur Zeit sind wir ein Netzwerk aus ca. 50 Frauen. In letzter Zeit haben wir bei fast jedem Treffen mindestens einen Neuzugang“, erklärt Mahoney, die den Tauschring vor ca. 15 Jahren mit 3 anderen Frauen gründete. Die Idee dahinter war ein gemeinschaftliches Wirtschaften ohne Geld, bei dem keine Arbeit weniger wert ist als die andere.

Jede geleistete Stunde wird mit einer „Perle“ verrechnet, die man auf einem Konto gutgeschrieben bekommt und gegen eine andere Leistung aus dem Katalog online tauschen kann. Faires, bedarfsorientiertes Handeln, ganz ohne Geld.

„Die Frauen handeln die Details untereinander aus. Die Idee beim Tauschring ist ja auch, dass man miteinander kommuniziert, ein Netzwerk bildet.“ Arbeit soll nicht länger anonym und ohne menschlichen Bezug stattfinden, sondern wieder Spaß machen. Dabei gehe es auch immer um ein Stück Lebensqualität und Mitgestaltung, ganz unabhängig davon, wie viel Geld einem zur Verfügung steht. Deswegen wird jede neue Teilnehmerin darum gebeten nur Dinge anzubieten, die sie gerne macht.

„Ich bin zum Beispiel mal umgezogen. Ich musste nur den Transporter bezahlen. Eine andere Frau hat den Wagen geholt, wir haben die Kisten in einer Reihe die Treppe weitergereicht, zum Schluss wurde das Futon aufgerollt und zu zweit unter den Arm geklemmt, schon war alles oben. Am Ende haben wir dann alle gemütlich Pizza gegessen. Das war richtig schön so in einer neuen Wohnung anzukommen!“ erzählt Mahoney. Die Künstlerin bietet auch schon mal an zur Axt zu greifen, wenn es an‘s Brennholz machen geht. „Das kann sehr befreiend wirken.“

Die Tauschladies kommen längst schon nicht mehr ausschließlich aus dem Berliner Raum. Eine Frau bietet nach ihrem Umzug nach Frankreich nun zum Beispiel Übernachtungen an.

Und das Konzept funktioniert tatsächlich reibungslos?

„Einmal gab es einen Beschwerdebrief vom Steuerberaterverband: Steuererklärung gegen selbst gemachte Marmelade tauschen, das geht so nicht!“ erzählt Mahoney belustigt. Natürlich gebe es auch immer mal Frauen, die bestimmte Sachen besser können, aber letztendlich seien alle zufrieden. Über die Tauschregeln wird schließlich gemeinschaftlich abgestimmt.

Lesben- und Frauen-Tauschring: Ökonomische Nische oder ernsthafte Alternative?

Perlen statt Geld. Tausch und Hilfe statt unreflektiertem Konsum. Vielleicht nur eine Nische im Turbo-Kapitalismus. Auf jeden Fall eine, die immer mehr an Attraktivität gewinnt:

Tauschplattformen wie Kleiderkreisel werben in ihren Bannern mit dem „stilvollen Kampf gegen Verschwendung“. In Kreuzberg eröffnete in diesem Jahr ein neuer Umsonstladen, Nachbarschaftsgärten finden wieder vermehrt Zulauf, und das alternative Gesellschafts-Magazin „Oya“ widmet eine ganze Ausgabe (03. 2010) dem Schenken und solidarischen Wirtschaften.

Für die Zukunft ist bei den Tauschrausch Ladies ein Basar angedacht, ähnlich der Kleidertausch-Party, der jetzt schon regelmäßig in der BEGINE stattfindet. Einen Verleih von Fahrrädern, Werkzeugen und Büchern gibt es im Tauschring ohnehin schon.

Zusätzlich sollen wieder Grillfeste und Partys stattfinden, damit sich die Beteiligten gegenseitig kennen lernen.

Interessierte dürfen sich jedenfalls eingeladen fühlen, jeden 1. Mittwoch und 3. Freitag im Monat von 18-20:00h in der BEGINE mehr über den Tauschring zu erfahren. Dann werden auch Anmeldungen entgegen genommen.

BEGINE – Treffpunkt und Kultur für Frauen e.V.
Potsdamer Str. 139
10783 Berlin-Schöneberg
Tel. 030/215 14 14
Infos und Programm Klick